Vor fast
genau 30 Jahren wurde Boris Becker 18 Jahre alt und verkündete der erstaunten
deutschen Öffentlichkeit, er müsse nicht zur Bundeswehr gehen, er habe
schließlich genug für Deutschland geleistet.
Ich
erinnere das noch sehr genau, weil ich zur selben Alterskohorte gehöre und
viele meiner damaligen Freunde sich mit Wehrdienstverweigerung und Zivildienst
plagten.
Damals
war das „Verweigern“ durchaus noch nicht akzeptiert und auch nicht für jeden
möglich, weil die „Gewissensprüfung“ oft schief ging. Man kann das alles sehr
gut in Sven Regeners „Neue Vahr Süd“ nachlesen, wenn man ein Zeitkolorit der
damaligen Bundeswehr/Zivi-Generation erleben will.
Der Zivildienst
Anfang der 1980er Jahre dauerte übrigens 20 Monate (Grundwehrdienst 15 Monate)
und sollte zum 01.06.1989 sogar auf 24 Monate verlängert werden.
Die nachfolgende
Generation kann sich vermutlich gar nicht mehr vorstellen wie lästig es ist
nach der Schule erst mal zu zwei Jahren Dienst verdonnert zu werden; ein
Dienst, der durchaus an der Waffe sein konnte, wenn die Gewissensprüfung
misslang.
Boris
Beckers Einlassung, er müsse nicht zur Bundeswehr stieß bei seinen Altersgenossen,
die zufällig keine millionenschweren Superstars waren nicht auf viel Gegenliebe.
Ich
meine nach wie vor, Becker unterlag da einem fundamentalen Missverständnis: Er
war schon über alle Maßen privilegiert! Konnte durch die Welt reisen, war als
Teenager schon Multimillionär und Liebling der Massen.
Wenn man
schon so viele Vorteile genießt, ist dies kein Grund deswegen noch mehr
Belohnungen zu verlangen.
Wofür?
Etwa dafür, daß er auf einem kleinen Stück Rasen stundenlang hinter einem
kleinen Filzball hinterher rennt?
Das war
doch seine Entscheidung sich damit zu beschäftigen, es war nicht
Verteidigungsminister Manfred Wörner, der Becker darum gebeten hätte.
Höchstprivilegierte
Menschen sind in der Fußballernation Deutschland natürlich die Nationalspieler.
Kaum
einer von ihnen brachte es je auf mehr Bildung als den Hauptschulabschluss und
doch verdienen sie alle mindestens siebenstellig.
OK, sie
leiden alle am Smallpenis-Syndrom; das zeigen die grotesken Lamborghini- und
Ferrari-Flotten auf den Clubparkplätzen.
Anders
als die zumeist studierten Minister, die nur ein Bruchteil eines
Fußballergehaltes verdienen, wird den Rasenrabauken ihr absurder Reichtum aber
nicht geneidet.
Nein,
sie werden überall bewundert und adoriert.
Als
höchste Ehre bei ihnen gilt es Mitglied der Nationalmannschaft zu werden. Dann steigt
der Marktwert ins Unermessliche, dann wird der Ruhm verewigt.
Nun
könnte man annehmen ein Mensch, der höchst geehrt wird und Millionen Euro
dafür bekommt Tore zu schießen, würde das erst Recht tun, wenn er im Fokus der
Weltöffentlichkeit steht.
Aber
weit gefehlt. Getreu des Prinzips „der Teufel scheißt immer auf den größten
Haufen“ verteilen DFB und Innenministerium weitere Millionen als Siegprämien,
um die Gripsbefreiten mit den strammen Waden überhaupt in Gang zu setzen.
Der Deutsche
Fußball-Bund und die Nationalspieler haben sich auf die Prämien für die WM 2014
in Brasilien geeinigt. Im Falle eines Triumphs bei der Weltmeisterschaft erhält
jeder Kicker 300.000 Euro.
Der Spielerrat der
deutschen Fußball-Nationalmannschaft um Kapitän Philipp Lahm hat mit dem
Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Prämien für die Weltmeisterschaft im kommenden
Sommer in Brasilien ausgehandelt. Bei einem Aus in der Vorrunde und im
Achtelfinale würden die DFB-Stars leer ausgehen. Erst bei Erreichen des
Viertelfinales bekommt jeder Spieler 50.000 Euro, für den Halbfinaleinzug
100.000 Euro und für die Endspielteilnahme 150.000 Euro. Die gleiche Regelung
hatte es bereits bei der Europameisterschaft 2012 gegeben.
Auf der DFB-Homepage
sagte Präsident Wolfgang Niersbach: "Die Spieler bekennen sich mit dieser
stark erfolgsabhängigen Regelung wieder ganz klar zum Leistungsprinzip. Ich
danke besonders Helmut Sandrock und Philipp Lahm für dieses gute
Ergebnis."
Ohne die
300.000 Euro pro Nase hätte einige offenbar gar nicht gewußt wofür sie nach
Brasilien fliegen sollten.
Die Prämien des
Trainerteams um Joachim Löw sind nicht bekannt, dürften sich aber in einem
ähnlichen Rahmen bewegen. Im Fall des
Titelgewinns würde der DFB insgesamt fast sieben Millionen Euro an Prämien
ausschütten.
Bis zu 22 Millionen
Euro kann den DFB das WM-Unternehmen kosten.
Die Einnahmen durch
den Weltverband FIFA richten sich nach dem sportlichen Erfolg der DFB-Auswahl.
Der Weltmeister
kassiert 35 Millionen Dollar (25,5). Jeder der 32 teilnehmenden Verbände erhält
von der FIFA zudem einen Kostenzuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Dollar (1,1).
Die Höhe der FIFA-Preisgelder beläuft sich auf insgesamt 358 Millionen Dollar
(261,1).
Profisportler
sind Menschen, die sich freiwillig dafür entscheiden sich nur ihrem eigenen
Ruhm zu verschreiben.
Irrigerweise
meinen sie, dafür gebühre ihnen Dank.
Das
haben sie mit anderen Egomanen gemein, die ohne Sinn und Verstand
beispielsweise aus Flugzeugen springen, Meeresarme durchschwimmen, Berge
erkraxeln, durch Höhlen robben, sich zu Fuß durch die Arktis schleppen oder mit
dem Fahrrad nach China fahren.
Ich
frage mich warum.
Niemand
hat sie gezwungen.
Sie
können das ja alles gerne tun, aber es ist ihr Privatvergnügen.
Solche
sportlichen Leistungen mögen zwar im physischen Sinne durchaus bemerkenswert
sein, aber es sind auch Leistungen, die purem Egoismus entspringen und
keinerlei Sinn für die Allgemeinheit haben.
Es sind
also Leistungen, die als allerletztes auf der Liste der vom Staat belohnten Dinge
stehen sollten.
Ihnen
stünde Lob und Anerkennung zu, posaunen nun Sportskanonen nach dem NEIN zu Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Spiele
2024 aus.
Das ist
reine Hybris!
Ein Hamburger Desaster - welche Vision von sportlicher Zukunft verfolgen die Menschen in dem Land für das ich kämpfe überhaupt noch? Der Vision von McDonalds und unbeweglichen Kindern, von dicken Kindern? Wahrscheinlich. Und was ist mit Geld? Geld? Ein oder zwei Milliarden - lächerlich wenn wir Hunderte von Milliarden in andere Länder investieren um deren Zukunft zu retten? Oder so ähnlich... Ich bin maßlos enttäuscht. Wirklich. Viel Spaß noch.(Diskus-Olympiasieger Robert Harting, 30.11.15 Facebook, 12.565 anderen gefällt das.)
Harting
findet es angesichts der Tausenden deutschen Soldaten im Kosovo, in Afghanistan
und nun bald auch in Syrien also angebracht zu sagen, ER kämpfe für Deutschland
und das solle Deutschland auch mal ein bis zwei lächerliche Milliarden wert
sein?
Harting kämpft
FÜR SICH!
Für
Deutschland ist es völlig irrelevant, ob so ein Wurstpellenkleidungs-Fetischist
irgendwelche Metallklumpen über den Acker schmeißt oder nicht.
Möglicherweise
haben ihm Steroide die Synapsen verklebt, daß er sich anmaßt irgendjemand wäre
ihm dafür zu Dank verpflichtet.
Deutschland
müßte gar 11,2 Mrd rausprassen, damit er noch mehr im Rampenlicht stehen kann?
Herr
Harting, Sie sind bereits reich und berühmt: Das Internet ist voller Bilder von
Ihnen. Und das alles wegen eines Egotrips ohne Mehrwert.
Reicht
es nicht?
Wenn
Deutschland eine Diskussion darüber führen sollte welchen Menschen man für „ihren
Kampf“ zu einem 11,2-Milliarden-Euro-Dank verpflichtet ist, fallen mir Millionen
andere ein, bevor ich an so eine Muskel-Hulk denke, der manisch seine Nippel
präsentiert.
Zum
Beispiel jede einzelne Altenpflegerin, die 10 Stunden pro Tag für ein albernes
1000-Euro-Monatsgehalt umhersaust, um hilflose Senioren zu waschen.
Zum
Beispiel jeder Straßenkehrer, der bei Wind und Wetter jeden Morgen loszieht, um
die Feierrückstände zu beseitigen, die Partydeutschland auf den Straßen
hinterläßt, wenn ein Fußballspiel gewonnen wurde.
Zum
Beispiel jeder Krankenpfleger, der unter rasant steigendem Kostendruck auf den
Stationen rotiert und versucht Menschen in Not beizustehen.
Zum
Beispiel jeder freiwillige Helfer, der sich am Hauptbahnhof verängstigter
Flüchtlinge aus Syrien annimmt.
Zum
Beispiel jeder Bäcker und Gemüsemann, der um 4.00 Uhr aufsteht, um dafür zu
sorgen, daß wir alle mit frischen Lebensmitteln versorgt sind.
Herr
Harting soll sich bitte ganz hinten anstellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen