In Hamburg von einer deutschen Mutter in eine deutsche Familie geboren, die seit Jahrhunderten ansässig ist, reichte nicht.
Über ein halbes Jahrhundert konnte ich von der deutschen Staatsbürgerschaft nur träumen, weil das Ius Sanguinis, Hitlers Blutrecht, mit Zähnen und Klauen von den C-Parteien verteidigt wurde. Schlimmer noch; relevant war zum Zeitpunkt meiner Geburt nur das männliche, väterliche Blut. Das Mutterblut hingegen juristisch wertlos. Und so blieb ich über 50 Jahre Ausländer im eigenen Land.
Endlich, 80 Jahre zu spät, wacht Deutschland dank der Ampel auf, schwenkt um zum IUS SOLI.
[….] Der Rechtsstaat verabschiedet sich damit - wenn auch verspätet - vom ius sanguinis, dem Recht des Blutes. Dieses leitet volle Zugehörigkeit zum Staatswesen von der Biologie ab und bemüht seit der Weimarer Republik den Begriff deutscher Volkszugehörigkeit. Er ist, vorsichtig ausgedrückt, problematisch.
Denn Volkszugehörigkeit behauptet eine naturgegebene, quasi mit Ewigkeitswert ausgestattete Abgrenzung "Deutschstämmiger" von "Fremdstämmigen". Im Nationalsozialismus wurde daraus völkischer Rassenwahn. Und trotz des Neuanfangs von 1945 gelangte der Begriff noch in Artikel 116 des Grundgesetzes. Die Wirklichkeit allerdings ist längst vorbeigezogen an rein ethnisch begründbarer Nationalität. Zum Wohl des Landes. Die Union mag leise greinen in diesen Tagen. Es gilt jetzt das ius soli, das Geburtsortprinzip, wer hier geboren ist, erhält automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. [….]
(Constanze von Bullion, 19.01.2024)
Wie lange müssen wir noch beobachten wie sich Menschen mit ihrem Volksreinheitswahn ruinieren?
Die Erfahrung zeigt, daß mannigfache kulturelle Einflüsse dem Wohl aller dienen, weil man weniger engstirnig denkt und das Beste aus vielen Welten adaptieren kann.
Ich halte es mit Peters Ustinov:
"Ich bin ethnisch sehr schmutzig und sehr stolz darauf."
Es ist nicht nur unsinnig, sondern falsch und sehr destruktiv, wenn konservative Politiker behaupten Kinder aus multinationalen Ehen müssten sich zu irgendwas entscheiden.
[…..] Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) will eine doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich nicht erlauben. Er sprach sich damit gegen Überlegungen in der SPD aus, den Doppelpass dauerhaft zuzulassen. […..] Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach ging noch einen Schritt weiter: "Wir wollen zurück zum alten Staatsangehörigkeitsrecht von vor 1999, weil es eben keine doppelte Loyalitäten bei der Staatsangehörigkeit geben kann", sagte er. […..]
Was für ein unglaublicher Schwachsinn, den Bosbach da von sich gab! Ich fühle keine Loyalität zu einer Nation, wüßte auch nicht wozu das gut sein sollte oder wer mich dazu zwingen könnte.
Daß zumindest Teile der CDU durchaus noch in völkischen, rassistischen Mustern denken, zeigen die christdemokratischen Schnittmengen mit Nazis und AfD bei der Wannseekonferenz 2.0, die unsäglichen Äußerungen des CDU-Alterspräsidenten Wansner im Berliner Abgeordnetenhauses, die Verbindungen des Berliner CDU-Abgeordneten Robbin Juhnke zur ultrarechten Schülerverbindung Iuvenis Gothia, oder die widerlichen braunen Versammlungen rund um den CDU-Exsenator Peter Kurth.
Diese völkischen Blutrecht-Ansichten der CDU sind populär in Deutschland; die meisten wollen es so. Diese aggressive Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft führte (nicht nur) bei mir zu einer Trotzreaktion.
(….) Ich bin stolz ein Nichtdeutscher zu sein, liegt es mir auf der Zunge zu sagen, aber ich bin grundsätzlich nicht stolz auf Dinge, die dem reinen Zufall unterliegen. Ich bin auch Rechtshänder, Rotgrün-Verwechsler und kann die Zunge rollen und komme ob dieser angeborenen genauso wenig in Wallungen des Stolzes, wie bei meinem Trumpmerica-Pass.
In einer globalisierten Welt, in der jeder mit jedem durch das Internet vernetzt ist, Kriege um national-egoismierte Fleckchen (Krim, Taiwan, Jemen) zu führen, ist erbärmlich.
Ich stelle mir ein grünhäutiges Tentakelwesen von Alpha Centauri vor, welches in Luhansk/Луганськ landet und versucht zu begreifen, was eigentlich der Unterschied zwischen Ukrainern und Russen sein mag, die da gerade mit gewaltigem Aufwand versuchen, sich gegenseitig abzumurxen.
Nationalitäten sind nichts, das man feiern sollte.
Nationalfeiertage sind ein Anachronismus.
Ich würde gern die Abschaffung der Nationalfeiertage feiern. (…)
(Post-Nationalismus, 03.10.2022)
Es erscheint mir geradezu amoralisch, aus dem bloßen Zufall des Geburtsort oder des Bluts, mit dem man geboren wurde, endgültige Privilegien gegenüber den Menschen mit weniger Glück bei der Geburtslotterie abzuleiten. Mein Credo lautet: Alle Grenzen auf.
Die zu geringe Migration nach Deutschland verursacht jetzt schon schweren ökonomischen Schaden. Wir brauchen viel mehr Ausländer.
Nicht nur, ist es moralisch und durch internationales Recht verpflichtend, Migranten in Deutschland auf zunehmen. Es ist auch ökonomisch dringend notwendig.
Zudem sind wir als europäische Industrienation einer der Hauptmitverursacher der Migrationsgründe. WIR fischen die Meere vor Afrikas Küsten leer, WIR ruinieren durch unsere protektionistischen Landwirtschaftssubventionen die Geschäfte afrikanischer Farmer, WIR beliefern die Krisenherde dieser Welt mit Waffen. WIR sind die Verursacher der Erderhitzung. WIR leisten nicht genug Wirtschaftshilfe. WIR lassen die Welthungerhilfe sträflich unterfinanziert. WIR verschließend die Augen vor den Kriegen, die wir mitverursacht haben.
Durch die unseligen Hepatisgelben in der Ampel, folgt das nun neue, immerhin verbesserte Staatsbürgerschaftsrecht, aus ökonomischer, finanzieller Sicht vernünftigen Gründen. Humanität hat da keinen Platz. Für die Lindneristen gilt: Wer nicht arbeiten kann und nicht zu unserem Reichtum beitragen kann, hat hier nichts zu suchen. Kategorien wie Mitleid oder Fürsorge, haben in diesem Denken keinen Platz.
[….] Eine Schande aber ist das erbarmungslose Leistungsprinzip, das die FDP dem Gesetz eingepflanzt hat. Denn es grenzt alle aus, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft erwirtschaften können und staatliche Unterstützung brauchen, dafür aber keine Verantwortung tragen. Wer etwa das Pech hatte, vom Baugerüst zu fallen, wer ein Kind mit Behinderung geboren hat oder chronisch krank ist und deshalb nicht in Vollzeit arbeiten kann, hatte bisher das Recht einzubürgern, trotz Sozialleistungen. Damit ist nun Schluss.
Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit können sich künftig nur noch als Härtefall für den deutschen Pass bewerben, eine mühsame Prozedur mit ungewissem Ausgang. Von der Schnelleinbürgerung nach drei Jahren bei besonderem Engagement sind sie ganz ausgeschlossen. Richtige Deutsche sind eben gesunde Kerle, das ist die Botschaft. [….]
(Constanze von Bullion, 19.01.2024)
In der FDP-Logik sollte man auch seine senilen Eltern, wie einst bei den Inuit, auf einer Eisscholle aussetzen und zum Verhungern abtreiben lassen. Die bringen ja nichts mehr. Wie wäre es mit Witwenverbrennung? Oder, schon etwas humaner, wie es im moderneren Indien der Fall ist: Wenn Mutter nicht mehr arbeiten kann, bekommt sie einen Tritt in den Hintern, wird aus dem Haus gejagt und kann als Bettlerin zusehen, wie sie zurechtkommt. Dem FDP-liberalen Leistungsgedanken entspricht auch eine ökonomische Maßnahme, die man beispielsweise im bitterarmen zentralindischen Distrikt Kalaburagi im Bundesstaat Karnataka, kennt. Wenn ein Familienvater mit seiner kleinen Landwirtschaft die Familie nicht mehr ernähren kann, sperrt er die Kinder in eine kleine Bambushütte, zündet diese an, um anschließend befreit von der Last zu stopfender Mäuler, mit seiner Frau in der nächsten Stadt als Tagelöhner neu anzufangen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen