Samstag, 17. März 2018

Die Sache mit dem Älterwerden

Da ich inzwischen zur ältesten Generation meiner Familie zähle, stelle ich an mir auch die Veränderungen des Alterns fest.
Würde ich in eine Zeitmaschine stiegen und in mein altes Ich von vor drei Dekaden reisen? Den Körper von damals hätte ich gern wieder. Und auch wenn ich damals schon grüblerisch und introvertiert war, sorgte ich mich damals viel weniger und um weniger.
Tauschen würde ich aber dennoch nicht, weil ich in den folgenden 30 Jahren so viel gelernt habe, daß ich dieses Wissen nicht mehr aufgeben möchte.
Mal abgesehen von dem physischen Verfall, der jeden trifft, auch wenn es heute enorm viele Möglichkeiten gibt das Unvermeidliche zu kaschieren, bleibt der geistige Aspekt des Alterns der Entscheidende.
Das ist sehr eigenartig und wenig vorhersagbar.
Meine Mutter war eine der intelligentesten Personen, die ich kannte. Sie wurde zudem immer scharfsinniger, zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Vergesslichkeit oder gar Demenz. Bis ganz zum Schluss, als der Körper schon so gut wie ganz tot war, war sie völlig klar und behielt die Übersicht.
Bei meinem gleichaltrigen Vater das genaue Gegenteil. Schon etwa zehn Jahre vor seinem Tod wurde er immer desinteressierter und vergesslicher. Das war keine ausgewachsene Demenz; er erkannte jeden, wußte wo er war, aber das Hirn verlor offensichtlich an Kapazität. Wenn ich ihn dazu brachte mal eine halbe Stunde am Stück eine TV-Sendung anzusehen, war das schon eine enorme Leistung.

In der öffentlichen Welt gibt es/ gab es hochintelligente Menschen, die mit zunehmenden Alter immer weiser werden und mit über 90 auf so einen gewaltigen Wissensschatz verfügen, daß sie jeden Gesprächspartner mit ihrem virtuosen Umgang mit all den Erkenntnissen verblüffen.
Es ist wohl tatsächlich diese Kombination aus Intelligenz und Neugier, die es in einigen Fällen möglich macht bis ins Greisenalter immer schlauer zu werden.
Die Altersforschung an über 100-Jährigen ergibt unter anderem die Erkenntnis, daß diese Menschen gar nicht wie eigentlich erwartet besonders gesund sind, sondern durchaus von schwersten physischen Einschränkungen durch ihr Alter betroffen sind. Sie empfinden das aber weniger lästig, als die meisten anderen Menschen, die unter objektiv gleichen Beschwerden leiden.
Sie lehnen sich nicht dagegen auf und neigen nicht zum Selbstmitleid. Sie verströmen eine gewisse Gelassenheit.
Vielleicht kann man das auch auf den geistigen Aspekt übertragen; wer gelassen und offen weiterhin neugierig auf die Welt ist, bleibt auch im Kopf gesünder, als diejenigen, die verbissen an Vorurteilen, Religionen und anderen geistigen Einschränkungen festhalten.

Marion Gräfin Dönhoff, Nelson Mandela, Marcel Reich-Ranicki, Peter Scholl-Latour, Helmut Schmidt und Egon Bahr sind solche Fälle.

(….) Es gibt so eine besondere Klasse von intellektuellen Menschen, die im sehr hohen Alter (>90) immer noch schlauer und interessanter werden.

Sie haben ihr Gehirn auf eine solche Weise zu benutzen gelernt, daß sie kontinuierlich Informationen aufsaugen und dadurch permanent ihren Horizont erweitern. 
Man kann sie schon ein Dutzend mal in TV-Diskussionen oder Interviews gesehen, bzw gehört haben und sie sind immer wieder faszinierend.
Dazu gehören Egon Bahr, Marion Dönhoff, Carl-Friedrich von Weizsäcker, Freya von Moltke, Helmut Schmidt, Loki Schmidt, Margarethe Mitscherlich, Sebastian Haffner und Marcel Reich-Ranicki.
Zu einer solchen Intellektuellen, die heute vor 90 Jahren geboren wurde, habe ich persönlich ein sehr enges Verhältnis. Sie ist nur nicht bekannt, oder gar prominent. Es gibt aber eben auch solche hellwachen Denker, die nie an die Öffentlichkeit streben.

Hildegard Hamm-Brücher, 91, die zu dem einen Promille der besten Nachkriegspolitiker gehört, räumte kürzlich bei einem gemeinsamen Auftritt mit der kurz danach verstorbenen Mitscherlich ein, daß sie sich sehr auf ihre Kernthemen Freiheit und Demokratie konzentriere und immer nur dann ihr Wort erhebe, wenn sie „ihre Themen“ bedroht sehe. Ihre Fixierung darauf würde aber innerhalb ihrer Familie zu Stirnrunzeln führen. Die eigenen Kinder könnten es manchmal gar nicht mehr hören und verdrehten inzwischen die Augen, wenn Mutti wieder „damit“ anfange.

Die meisten normalen Menschen werden im Alter „im Kopf“ leistungsschwächer. So wie man auch körperlich kontinuierlich abbaut.
Das bedeutet natürlich auch, daß diejenigen, die in ihrer „aktiven“ Berufszeit schon keine großen Leuchten waren, nicht durch weiße Haare und Falten im Gesicht zu Intellektuellen mutieren.

Genscher, Scheel, Kohl oder Bernhardt Vogel sind heute genauso uninteressant wie damals.

Joschka Fischer und Bill Clinton waren schon mit 60 Jahren weltweit geachtete „Elder Statesmen“, denen man in Washington, genauso wie in Moskau oder Jerusalem zuhört.

Vollkommen versagt das „Altersweisheitskonzept“ als Produkt aus Intellekt und Alter, wenn der Multiplikant zwar gigantisch groß ist (zB 107 = Jopi Heesters), aber der Multiplikator Null bleibt.

Guido Westerwelle, George W. Bush oder Fipsi Rösler werden im Alter von 90 oder 70 Jahren genauso verblödete Deppen wie mit 30 oder 50 sein. 

Schließlich gibt es eine Kategorie der Alten, bei denen sich die natürlich zunehmende Demenz in Form von politisch immer abwegigeren Äußerungen und Verbohrtheit äußert. Selbst wenn man sie ursprünglich mal durchaus geschätzt hat, kann man sie jetzt leider nicht mehr ernst nehmen. 

Beispiele für diese verfallenden Geister sind Klaus von Dohnanyi, Ralph Giordano, Rolf Hochhuth, Arnulf Baring und Charlotte Knobloch. (…..)

Als Beispiel für ein sehr schlichtes Gemüt präsentiert sich Bundesinnenminister Seehofer, der bereits mit 68 Jahren als der senile uneinsichtige Opa des Kabinetts dasteht.

Obwohl spätestens bei der letzten Bundestagswahl bewiesen wurde, daß die Unions-Landesparteien, die sich am stärksten an die AfD heranwanzten auch am stärksten verloren, versucht es Geronto-Horst nun erneut damit Gauland nachzuplappern.

Wie nennt man die Typen, die immer wieder gegen die Wand laufen, sich dabei schwere Kopfschmerzen holen und es dennoch immer wieder versuchen, weil sie ein anderes Ergebnis erwarten?

(…..) Von 16 Bundesländern gibt es zwei, deren Regierungen deutlich ungenierter als andere braune AfD-Parolen übernahmen.
Einerseits die sächsische CDU-Regierung, die stramm rechts agiert, völkisch redet und enge Kontakte zu Nazis pflegt.
Andererseits natürlich die CSU-Regierung in München. Außer den Sachsen-CDUler hat niemand so dezidiert fremdenfeindliche Politik betrieben wie die CSU-Spitzen.

Es ist ein tiefsitzender Reflex des rechten Randes der CDU/CSU beim Auftauchen Rechtsextremer selbst auch rechtsextremer werden zu wollen.
Wie Pawlowsche Hunde schworen heute Herrmann, Dobrindt, Seehofer und Scheuer nun aber die „offene rechte Flanke“ zu schließen und noch mehr Härte gegen Einwanderer zu praktizieren.

Was dieses Heranwanzen an die AfD wahlpolitisch bringt, konnten wir gestern sehen.

Von allen ostdeutschen Bundesländern hat Sachsen das höchste AfD-Ergebnis.
In Sachsen konnte die AfD auch am stärksten zulegen, nämlich um ungeheuerliche 20,2 Prozentpunkte, von 6,8% auf 27%.
Mit 27% ist Gaulands faschistoide Gang sogar stärkste Kraft in Sachsen.
Die CDU verlor sagenhafte 15,7 Prozentpunkte, stürzte von 42,6% auf 26,9%.

[….] Die AfD ist die strahlende Siegerin der Bundestagswahl in Sachsen. Für die seit der Wende dominierende CDU setzte es dagegen eine schallende Ohrfeige der Wähler. Denn sowohl bei den Erststimmen als auch bei den Zweitstimmen feierte die AfD Erfolge. [….] Sowohl im Wahlkreis Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge (SSOE), als auch in Görlitz und Bautzen holten sich AfD-Kandidaten Direktmandate.  Am deutlichsten setzte sich AfD-Chefin Frauke Petry durch. Sie erzielte im Wahlkreis (SSOE) 37,4 Prozent der Stimmen und deklassierte damit ihren Konkurrenten, den bisherigen CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig. [….] Auch aus den Wahlkreisen Bautzen I und Görlitz schicken die Wähler AfD-Kandidaten direkt in den Bundestag.[….]

 In Westdeutschland erzielte die AfD ihren größten Zugewinn in Bayern.
Die AfD gewann in Bayern seit 2014 ungeheuerliche 632.594 Wählerstimmen hinzu und holte mit 12,4% ihr bestes Ergebnis aller westdeutschen Bundesländer. Den größten Absturz gab es im Wahlkreis Ingolstadt, der Heimat Seehofers, mit Einbußen von 13,9 Prozentpunkten.
Wenn das in dem Bundesland passiert, dessen Regierungschef sich so brutal und unversöhnlich wie niemand anders gegen Merkels Flüchtlingspolitik stellte, bestätigt das die simple Regel „man wählt lieber das Original“.

Die AfD nachzuäffen hat Tillich und Seehofer die höchsten Verluste an die AfD beschert.

[….] Dann muss sich Joachim Herrmann aber auch die Frage nach seiner eigenen Rolle und der Ausrichtung der CSU in den vergangenen Monaten gefallen lassen. Nur wenige Tage vor der Bundestagswahl hat sich der bayerische Innenminister mit falsch interpretierten Zahlen zu Sexualdelikten und Flüchtlingen heftige Kritik eingehandelt, weil es ein misslungener Annäherungsversuch an AfD-Sympathisanten war. [….]

Es bleibt das Geheimnis der CSU wieso sie nach diesem wuchtigen Aufprall von Kopf auf Wand diese gescheiterte Strategie weiter ausbauen zu wollen.

Auf die Frage, wie er sich eigentlich eine Koalition mit der CSU vorstelle, die unisono ankündigte weiter nach rechts zu rücken, sagte Jürgen Trittin gestern in der ARD, diese Strategie sei eben „genau falsch“.
Recht hat er, der Trittin. Ganz offensichtlich.
Ob ihm Seehofer da inhaltlich folgt ist allerdings fraglich.

Zur Freude Storchs und Weidels plapperte Seehofer gleich am ersten Tag als Bundesminister das AfD-Sprech nach, beharrte auf christliche Kultur und sagte der Islam gehöre nicht zu Deutschland.

Die Bundeskanzlerin gab ihm eine zwar richtige, aber nicht hinreichende Antwort.

[….]Die Prägung des Landes sei "sehr stark durch das Christentum" sowie das Judentum erfolgt, sagte Merkel am Freitag in Berlin. "Aber inzwischen leben vier Millionen Muslime in Deutschland." Diese Menschen übten in Deutschland ihre Religion aus. "Und diese Muslime gehören auch zu Deutschland. Und genauso gehört ihre Religion damit zu Deutschland, also auch der Islam", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven. [….]
(Tagesspiegel, 16.03.2018)

Opposition und SPD äußern sich wesentlich empörter über den devoten Knicks des Innenministers vor den Rechtsradikalen.

[….] Der innenpolitische Sprecher der SPD, Burkhart Lischka, erinnerte Seehofer an seine eigenen Worte: "Er hat mal gesagt, dass es im Berliner Politikbetrieb zu viele Mundwerker, aber zu wenig Handwerker gebe. Vielleicht sollte er diesen Satz beherzigen." Seehofer solle sich um die "wirklich wichtigen" Themen in seinem Haus kümmern.
Widerspruch kam auch vom Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. Nach einer Serie von Angriffen auf muslimische Einrichtungen und einer anonymen Morddrohung gegen ihn selbst seien Seehofers Worte bedrückend. Der Innenminister sei "offensichtlich schon jetzt überfordert", sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der Süddeutschen Zeitung. "Als Verfassungsminister hätte er wissen müssen: Vor dem Grundgesetz sind alle Religionen gleich gestellt." Als Heimatminister wiederum sei es nicht klug, "unser Land in Gruppen aufzuteilen, von denen die einen dazugehören und die anderen nicht". Dies bringe Menschen gegeneinander auf. "Zum Auftakt seiner Amtszeit betreibt Horst Seehofer rechte Hetze und bekommt prompt den gewünschten Applaus von Rechtsaußen", sagte Linken-Chefin Katja Kipping.
Gemeint war die AfD, deren Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch den Innenminister auf Twitter lobte: "Horst Seehofer liest das Programm der AfD".[….]

Der geistig offenbar schon sehr eingeschränkte Seehofer liegt so offensichtlich falsch, daß es ärgerlich ist überhaupt darauf zu reagieren. Was gibt der Mann erst von sich, wenn er 90 oder 95 ist?

[….] Da kann Minister Horst Seehofer sagen, was er will - der Islam gehört natürlich zu Deutschland. Ohne ihn wüssten wir Deutschen gar nicht, wer wir sind. Und am wenigsten wüssten es die Rechten.
Stellen Sie sich vor, das Telefon klingelt, Sie heben ab und ein Meinungsforschungsinstitut will Ihre Sicht der Dinge erfahren: "Gehört das Judentum zu Deutschland?" Ja? Nein? Warum werde ich das überhaupt gefragt? Werden Sie natürlich nicht. Diese Umfrage hat es, zum Glück, noch nie gegeben. Ebenso wenig wie zum Buddhismus, zur serbisch-orthodoxen Kirche oder zur Heilsarmee.
Zum Islam allerdings schon. Sehr oft sogar. Bei der Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, antwortet seit Jahren eine Mehrheit der Befragten mit "Nein". Das ist eigentlich faszinierend, denn es wirkt wie ein pathologischer Abwehrreflex gegen eine unangenehme Tatsache.
Denn wenn der Islam nicht zu Deutschland gehört, wie kann er das erste Thema der neuen Bundesregierung sein? Warum nahm der Islam im Kanzlerduell so viel Raum ein? Warum ist eines der prägendsten Bilder vom Wahlkampf eine Karikatur der Rechten, die Angela Merkel verhüllt in einem schwarzen Niqab zeigt?
Der Islam beschäftigt die Deutschen. Fast schon zwanghaft. Er ist Teil ihrer Identität geworden: Die Abgrenzung zum Islam macht das Deutschsein erst aus. Nur so lässt sich erklären, warum ein ständiger Gegensatz zwischen "Deutschen" und "Muslimen" hergestellt wird, obwohl das der gesellschaftlichen Realität widerspricht: Ein großer Teil der hier lebenden Muslime sind Deutsche.
Und es gibt eine Gruppe, die dem Islam besonders viel verdankt: Was wären die Rechtspopulisten ohne ihren Islam? Ihrem Feindbild Nummer eins. Der Islam ist in ihren Augen das Böse, der Antipol zu Demokratie und westlichen Werten. Wären nur Geflüchtete aus christlichen Ländern gekommen - die AfD wäre vermutlich weiterhin eine Splitterpartei. So gesehen gehört der Islam zur AfD, wie das Holzbein zum Pirat. […..]

Was SPD, Kanzlerin und Ataman aber vergessen sind zwei weitere Aspekte.

1.)

Das Christentum ist eine derart destruktive Religion, daß es über 1000 Jahre alles zerstörte, was unsere Wurzeln ausmacht.
Wie verdanken das Wissen um unsere eigene Geschichte und unser geistiges Fundament ausdrücklich dem Islam, der rettete, als das Christentum nur zerschlug und vernichtete.

Zum Glück gibt's den Islam
 […]  Das echte "finstere Mittelalter" Europas lag etwa zwischen dem vierten und dem achten Jahrhundert nach Christus. Damals hatte das Christentum sich in weiten Teilen Europas verbreitet, und seine Verfechter und Verteidiger begannen mit etwas, das man heute eher mit den Taliban assoziieren würde als mit dem christlichen Abendland: der systematischen Vernichtung von Kulturgütern.
Christliche Herrscher und Kirchenführer sorgten beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa massenweise Bücher verbrannt wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren Ehre Gottes. Alles Wissen jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen galt als gefährlich, weil es den Glauben hätte in Frage stellen können. Viele Schriften griechischer Philosophen und Dramatiker, natur- und geisteswissenschaftliche Abhandlungen konnten nur überleben, weil Gelehrte in den Osten flohen, Wissen und Bücher mitnahmen. "Über diese verschlungenen Pfade sollten also Araber Aristoteles und all die Schätze der griechischen Wissenschaft erben", schreibt Peter Watson in seiner grandiosen Welt-Kulturgeschichte "Ideen".
Aristoteles' Dialektik etwa sei im christlichen Denken geächtet worden, "weil ein Dialog mit Gott schlicht als unvorstellbar empfunden wurde". So kam es, "dass Aristoteles' Werke - mit Ausnahme von zwei seiner Abhandlungen über die Logik - aus dem Abendland verschwanden und uns nur erhalten blieben, weil sie von arabischen Übersetzern gehortet wurden". Andere Werke verschwanden vollständig. Sophokles etwa hat wohl mindestens 123 Dramen geschrieben - ganz erhalten sind gerade einmal sieben davon, ebenso wenige von Aischylos.
Die christlichen Kulturvernichter leisteten ganze Arbeit, auch später noch einmal, als im Zuge des byzantinischen Bilderstreits im achten und neunten Jahrhundert massenweise Kunstwerke zerstört wurden, weil die aktuelle religiöse Doktrin sie als Götzenbilder verdammte. […] Hätten Araber und Perser nicht viele antike Schriften gerettet, noch weit mehr von der Geistesgeschichte des Abendlandes wäre verlorengegangen. Zu unserem Glück flossen die Ideen und das Wissen schließlich aus dem arabisch-persischen Raum zurück nach Europa. […] Anders als im christlichen Abendland herrschte in der arabischen Welt damals nämlich vergleichsweise weitgehende religiöse Toleranz. […]
Nichtmuslime standen sogar unter dem Schutz der jeweiligen Herrscher, solange sie sich an bestimmte Regeln hielten. […]

(…..) „Der Islam“ war tolerant und duldete nicht nur Andersgläubige, sondern fühlte sich verpflichtet sie aus Gastfreundschaft zu schützen.
Das berühmteste Beispiel dafür ist sicherlich die Maurische Hochkultur in Spanien, als unter Islamischer Kontrolle Wissenschaft und Kunst aufblühten, weil Christen und Juden akzeptiert waren. Dadurch konnten sich im schönsten Multikulti die Wissenschaften gegenseitig befruchten. Daher waren Astronomie, Mathematik und Medizin in Islamischen Herrschaftsbereich Jahrhunderte vor dem Christentum in Nordeuropa.

Die iberische Halbinsel erlebte in den sieben Jahrhunderten maurischer Herrschaft eine beispiellose kulturelle Blüte, bevor mit Isabella der Katholischen alles zerschlagen wurde, Inquisition und Judenverfolgung das Bild bestimmten.
Blüte ist durchaus wörtlich zu verstehen - die islamischen Einwanderer hatten nämlich auch den Blumentopf erfunden und brachten bunte Pflanzen nach Spanien. Sie legten Gärten an.
Ebenfalls aus Arabien importiert wurde die Gitarre - man stelle sich den Flamenco ohne Gitarren und bunte Stoffe vor - so sähe er wohl heute aus, wenn Spanien nur unter Christlichen Einfluss gestanden hätte.

Weitere heute nicht mehr wegzudenkende islamische Errungenschaften sind:
Mehrstöckige Architektur, Burgenbau, Liedgut, Farbige Stoffe, Zuckerrohranbau, Schulwesen, Übernahme der Papierproduktion aus China, Brieftaubenkommunikation, Schach, Kristallglas, golddurchwirkte Stoffe, Muster.


Die Christen sind beleidigt, ob ihrer eigenen Doofheit.

Die Araber brachten eine derartige Hochkultur hervor, daß die wissenschaftsfeindlichen Christen im Vatikan dies als eine Bedrohung ansahen, auf die sie mit Gewalt reagierten.

Die Kirche fängt an, Forschung mit arabischen Grundlagen zu verbieten und lässt Forscher deswegen in den Kerker werfen oder sogar mit dem Tod bestrafen.
Die Kirche beginnt ihre Weltzensur gegen die überlegene islamische Lebensweise und technische Entwicklung.

500 Jahre Krise nannte Sebastian Schoepp seine feuilletonistische Analyse dieses destruktiven Christlichen Debakels in Spanien. (….)

2.)

Unser heutiges Deutschland ist noch mehr von der Aufklärung als durch das Christentum geprägt.
Die meisten Werte, die in unserer Verfassung gepriesen und geschützt werden, mußten erst gegen den erbitterten Widerstand des Christentums erkämpft werden.
Seehofer weiß das alles trotz seiner 68 Lebensjahre immer noch nicht.
Das wird wohl auch nicht mehr besser. Für ihn habe ich alle Hoffnungen verloren.
Für die anderen noch einmal:

(….) Christliche Werte sind nicht der Motor unserer westlichen Gesellschaft, sondern bremsen uns bis heute aus.

(….) Es geht nicht amoralischer als kirchlich.
Nahezu sämtliche moralischen und gesellschaftlichen Fortschritte des Humanismus mußten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden. Kirchen, die mit weltlicher Macht ausgestattet Genozide, Massenmorde, Auto-Dafés, Missionierung, Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Sklaverei, Inquisition und Pogrome veranstalteten.

Gestern mußte ich mal wieder an den stets gut gelaunten Seth McFarlane denken, der immer mal wieder bei Bill Maher zu Gast ist und dort einst einen schlauen Satz über den kirchlichen Widerstand gegen die Homoehe tat.

Seine These lautete, daß die Kirchen mit ihrem Widerstand gegen Aufklärung ihre Zeit verschwenden.
Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus, Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden.

Die Kirchen waren dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.
Glücklicherweise hat sich der kirchliche Widerstand üblicherweise als Mißerfolg erwiesen, weswegen Seth Macfarlane es als Zeitverschwendung betrachtet auf Seiten der Kirche zu stehen:

It is a huge waste of time; if you look back in history every civil rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to fight the advance on any particular minority-group is going to lose - whether it is now, whether it is 20 years from now.
They are wasting their time.

Kirche ist ekelhaft. Wieso wird das nicht erkannt?

Ist es nicht offensichtlich, daß 99% der Nazis Christen waren? Daß in den Kirchen für Hitler gebetet wurde, daß Kirchen Waffen segnen, daß Militärbischöfe noch heute Soldaten auf den Krieg einstimmen, daß Luther der Stammvater aller protestantischen Antisemiten ist, daß sich gerade die "C"-Parteien immer mit ausländerfeindlichen Parolen ins Gespräch bringen, daß christlich erzogene Jugendliche mehr Vorurteile haben und weniger teilen, daß Christen weit überdurchschnittlich Prügelstrafe, Folter und Militäreinsätze befürworten, daß alle gesellschaftlichen Liberalisierungen wie Frauenwahlrecht oder das Verbot von Vergewaltigung in der Ehe gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden mußten, daß Kirchen die eifrigsten Unterstützer von faschistischen Mörderregimen in Südamerika waren, daß die katholische Kirche bis 1975 fest an der Seite der Franco-Diktatur stand, daß es die Kirchen sind, die massiv in Osteuropa und Russland gegen Schwule und Lesben hetzen, daß in christlichen Kinderheimen Hundertausende Kinder verprügelt, ausgebeutet und missbraucht wurden, daß deutsche Bistümer noch heute an den Börsen Geld mit Waffenproduzenten verdienen, daß Kardinal Woelki und Bischof Bohl als erstes von Ausweisungen sprachen, daß die evangelische Kirche in Sachsen Pegida in Schutz nimmt, daß Petrys Ex-Ehemann Pfarrer ist. Daß Beatrix von Storch bibeltreue Christin ist. Daß Christen vier Kontinente kolonialisiert und ausgebeutet haben, daß Christen den Tod von 100 Millionen indigenen Menschen in Nord- und Südamerika anzettelten, daß die Päpste das bis heute als „glückliche Schuld“ schönreden, daß Kirchen die Welt mit Konfessionskriegen, Inquisition und Kreuzzügen überzogen haben, daß Religionen die Hautursache für Gewalt in der Geschichte der Menschheit sind.
Daß die katholische Kirche nach 1945 die KZ-Schlächter vor der alliierten Justiz in Sicherheit brachte, daß sich die Kirchen in Argentinien bemüßigt fühlte Adolf Eichmann zu beschützen, daß Papst Pius XII pauschal alle Angehörigen der Armee, die Auschwitz BEFREITE exkommunizierte, aber hingegen für Hitler nach seinem Tod noch ein Requiem veranstaltete, ihn bis heute nicht exkommunizierte.
Daß der Vatikan bis heute die UN-Menschenrechtskonvention nicht akzeptiert, daß Kirchen in Afrika für die Todesstrafe auf Homosexualität kämpfen, daß Kirchen den sexuellen Missbrauch von Kindern in der ganzen Welt vertuschten.

Nein, auch im Jahr 2017 sind „die Kirchen“ gut und Atheisten werden laufend als moralisch zweifelhaft dargestellt. (….)

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