Sonntag, 19. Januar 2014

Pseudo-Politik.


Nicht, daß das eine neue Erkenntnis wäre, aber die Deutschen sind einfach zu doof, um politische Themen, bzw Politiker zu beurteilen.
Kontinuierlich unter den fünf beliebtesten Politikern Deutschlands befindet sich die gewohnheitsmäßige Lügnerin von der Leyen.

Die ist so nett. So sympathisch. So unaufdringlich. Aber immer klar. Deutlich. Und vor allem: immer sachlich. Sie ist die große Umwälzmaschine im zarten Gewand: Ursula von der Leyen.   Sie hätte auch Umweltministerin werden können oder Verkehrsministerin. Dann wäre es die Umwelt, die familienfreundlicher werden müsste - oder die Autobahn. Es ist komplett egal, welches Ressort, Ursula von der Leyen hat eine Zauberformel für ihr politisches Wirken und die heißt "Familie ".
[….] Sie bringt die Truppen hinter sich. Wir kennen das aus der Geschichte: Wer regieren will, sollte das Militär im Rücken haben. Nicht vor der Brust.
Und wie geschickt sie das anstellt! [….]  Ursula von der Leyen kommt mit dem um die Ecke, das man am wenigsten erwartet. Hatte man bislang denken können, zum Töten bereitzustehen und Familie wären Gegensätze wie Krieg und Frieden, nimmt von der Leyen dem Übel "Bundeswehr" einfach seinen Schrecken durch das hübsche Wort "Familie".
Daraus entsteht eine Mischung aus Kasernenhof und Phantasialand: Frauen und Männer, die ihre Arbeitszeiten im Dialog mit den Vorgesetzen ihrer familiären Situation entsprechend ausrichten, betreten motiviert und gut gelaunt das Kasernengelände. Mit dem Fahrrad kommen sie morgens aus der angrenzenden Siedlung herbeigeradelt und bringen ihren Nachwuchs in die kaserneneigene Kinderbetreuung, die von 6 bis 22 Uhr geöffnet hat. In der Mittagszeit nehmen sie das Angebot der "Angehörigenstunde" wahr, auch die ein Teil des neuen Arbeitszeitmodells, und besuchen ihre demente Mutter. Sie wird gleich neben dem Hort im Altersheim liebevoll von estländischen Fachkräften und jungen Menschen im Sozialen Jahr betreut.[….]

Tatsächlich inszeniert von der Leyen sich mitfühlende Ministerin einer durch und durch guten Sache. Unsere Soldaten in Afghanistan!
12 Jahre sitzen sie dort jetzt und alles ist schlimmer denn je.
Eine ehrliche Analyse der Lage, also beispielsweise das Eingeständnis, daß der Einsatz völlig nutzlos, teuer und kontraproduktiv war, findet selbstverständlich nicht durch diese Ministerin statt. Sie benutzt wie Vorvorgänger zu Guttenberg die Bundeswehr als TV-Kulisse, um sich selbst im heimischen Fernsehen im schönsten Licht zu präsentieren.

Die Bundeswehr in Afghanistan war von Anbeginn ein Mythos. Und einen Mythos muss man vor der Entmythologisierung schützen und bewahren. Deshalb fliegen auch die Minister, Staatssekretäre, Abgeordnete aller Parteien, Tausendschaften von Journalisten immer wieder dorthin, bis kein deutscher Soldat mehr da ist.
Interessant: Sie alle behaupten, nach Afghanistan zu fliegen. In Wirklichkeit begeben sie sich wie ein Dieb in der Nacht in eine der Kasernen der Bundeswehr, die einen exterritorialen Flughafen haben. Nicht mal die Regierung in Kabul erfährt von der Reise der deutschen Repräsentanten. [….]
Der damalige deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière flog am 11. Dezember zu seinem traditionellen Weihnachtsbesuch nach Mazar-i-Scharif. D. h., er flog natürlich nicht in die afghanische Stadt, sondern in das außerhalb gelegene Camp der Bundeswehr. Ursula von der Leyen ließ die Gelegenheit nicht aus, einen Tag nach ihrer Ernennung als Verteidigungsministerin einen zweiten Weihnachtsbesuch in der Kaserne zu machen, sie nahm natürlich ein Team des ZDF und ein Team der ARD und vierzig Journalisten mit.

Frau von der Leyen sollte sich wirklich schämen ein militärisches Desaster so zur Eigen-PR zu missbrauchen.
Allerdings dürfte ihr Schamgefühl sehr fremd sein.
40 Journalisten läßt die Verteidigungsminister in ein Pseudo-Afghanistan einfliegen, um schöne Bilder zu produzieren, statt darüber aufzuklären, daß es blutiger denn je dort zugeht, daß die Übergabe der Macht an das afghanische Militär ein totaler Reinfall ist.
Ronja von Wurmb-Seibel beschreibt die Zustände gute ein Jahr nachdem das Feldlager Faisabad von der Bundeswehr im Oktober 2012 geräumt wurde. 2004 wurde das Lager in Boschan der Nähe der Hauptstadt der Provinz Badachschan eingerichtet.
85% von ihnen verließen nie das befestigte Lager. Die Taliban wurden nicht mal geschwächt, sondern in den acht Jahren der deutschen Stationierung sogar stärker.
Ab Oktober 2012 sollte Kommandeur Sardar Mohammad Hakimi  von der Bereitschaftspolizei ANCOP mit 350 Leuten die Aufgaben der Deutschen übernehmen. Davon sind kaum noch welche übrig, die meisten sind abgeschlachtet oder abgehauen.
Hakimi selbst wurde acht Mal angeschossen.

Als die Bundeswehr abzog, kämpften Militär, Geheimdienst und Polizei in acht der 27 Distrikte gegen Aufständische. Heute haben sich die Kämpfe auf zwölf Distrikte ausgeweitet. Manche waren wochenlang nicht erreichbar, weil Aufständische die Straßen sperrten. Zweimal kamen die Deutschen zurück nach Faisabad, mit Aufklärern, Hubschraubern und Sanitätern. Afghanische Regierung und Bundeswehr lobten den Erfolg ihrer gemeinsamen Operationen, aber in Wahrheit wurden die Aufständischen nur von einem Distrikt in den nächsten vertrieben. Ihre Macht in der Provinz wächst.
[…]  Zwei Monate später griffen die Aufständischen wieder an, sie töteten sechs Männer von ANCOP, verwundeten acht. Und sie blockierten die Straßen, Hakimis Leute saßen fest. Der Kommandeur schickte ein paar zivile Autos, um Fleisch und Reis von Faisabad nach Boschan zu schmuggeln. Nach 28 Tagen gelangte ein Rettungskonvoi wenigstens bis ins Nachbardorf. Die Männer am Checkpoint hatten drei Fahrzeuge. Darauf luden sie Waffen, Verletzte und Leichen und fuhren sie ins Dorf. Die restlichen 80 Männer gingen zu Fuß. "Wir haben die Checkpoints verlassen", sagt Hakimi, "und die Dorfbewohner haben sofort alles von dort mitgenommen, Türen, Möbel, Holz."
Der Konvoi bringt Hakimis Leute nach Faisabad. Auf dem Weg dorthin wird er erneut angegriffen. Wieder sterben laut seiner Schilderung sechs Polizisten, neun werden verwundet, drei entführt. Mitte Juni meldet die Bundeswehr: "Das militärische Engagement der ANSF in diesem ländlichen Gebiet der Provinz Badachschan zeigt, dass die ANSF ihrer Sicherheitsverantwortung auch abseits von urbanen Zentren gerecht werden wollen. Die registrierten sicherheitsrelevanten Zwischenfälle (SRZ) und Verluste aufseiten der ANSF im Zuge der Operationen im Warduj-Tal sind als Konsequenz des verstärkten afghanischen Engagements zu bewerten."
Im September können vier Distrikte in Badachschan nur noch mit dem Helikopter erreicht werden – die Straßen sind blockiert. Man bittet Kabul um Hilfe, die Regierung schickt zusätzliche Soldaten und beschließt im September eine groß angelegte sogenannte Clearing-Operation. Auch deutsche Soldaten kommen zur Unterstützung nach Faisabad zurück. "Unsere Armee hat es nicht geschafft, einen einzigen Aufständischen umzubringen", sagt Hakimi.

Wenn von der Leyen hübsche Bilder produziert, muß das dort geschehen, wo es keine echten Afghanen gibt.

Einerseits sollten unsere Soldaten dort keinen Krieg führen, es gab ja auch keine Frontlinien. Andererseits sind alle Afghanen außerhalb des Camps verdächtig. Außer den Kindern, denen deutsche Soldaten im Beisein von TV-Teams Schokolade oder Spielzeug zusteckten. Es gab und gibt keinerlei Verbindung mit dem Leben der Afghanen außerhalb der exterritorialen Weltraumkapsel, genannt Camp Marmal. […]  85 Prozent der Soldaten [haben] nie Berührung mit einem normalen Afghanen auf der Straße. Sie sollen dadurch Eindruck machen, dass sie in mauerbetonierten Riesenarealen Achtung gebietend einfach nur außerhalb-innerhalb Afghanistans da sind. Ihre Handys haben deutsche Nummern, ihr Bier ist ein deutsches Produkt, das so pünktlich kommt, dass niemand auf die zwei Dosen am Abend verzichten muss.
Als die Nato-Staaten auf die unsinnige Idee gekommen waren, überall Wachbataillone hinter großen Mauern und Palisaden im ganzen Land zu stationieren, suchte eine Prüfkommission des Bundesverteidigungsministeriums den sichersten Ort in dem relativ unsicheren Afghanistan. Der Vorgang war an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Sie fand ihn in Kundus. Die afghanischen Mitarbeiter auf den Baustellen der Grünhelm-Projekte in der afghanischen Provinz Karoq dachten, wir Deutschen seien verrückt.
Auf die Frage, warum die deutschen Soldaten ausgerechnet nach Kundus gingen, konnten wir ihnen nur sagen: weil die Bundesregierung der Überzeugung ist, Kundus sei der sicherste Platz in Afghanistan. Unsere Afghanen kratzten sich hinter dem Ohr und meinten etwas verlegen: "Aber wenn das doch der sicherste Platz ist, dann brauchen sie doch nicht dahin zu gehen mit ihren Waffen!?"[….]  In späteren Jahren wollte das keiner mehr glauben. Denn seit es diese ummauerte Festung bei Kundus gab, war das Camp für die deutsche Politik: Afghanistan. Kein Funktionsträger der deutschen Politik sollte sich "außerhalb des Mandatsgebietes der Bundeswehr" aufhalten.
                                                         
Aber es geht Frau von der Leyen auch erkennbar nie um ein politisches Sachthema. Sie benutzt alles nur als Selbstinszenierungsplattform und wird dafür vom Urnenpöbel geliebt.
Daß diese Politik vollkommen sinnlos ist, interessiert niemanden.

Der Politikwissenschaftler Philipp Münch hat kürzlich für das Afghanistan Analysts Network untersucht, welche Art von Krieg die Bundeswehr in Badachschan geführt hat. Sein Ergebnis: Den Deutschen mangelte es in drastischer Weise an Informationen, sie verfolgten keine konsistente Strategie und versuchten im Gegensatz zu anderen Nationen nicht, die bestehenden Machtverhältnisse in ihrer Region zu verändern.
Solange die Soldaten da waren, konnten sie Gewalt unterdrücken. Eine wirksame Regierung und schlagkräftige Sicherheitskräfte haben die Deutschen nicht hinterlassen.

Aber die CDU liegt in der politischen Stimmung mit ihrer grandiosen Mannschaft wieder bei 48%!
Absolute Mehrheit wie in Bayern.



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