Die
Bundeskanzlerin ist anders als ihr Vorgänger keine Macherin, sondern eine
perfekte Beharrerin.
Alles
soll so bleiben wie es ist, niemanden soll etwas zugemutet werden, man ergeht
sich in bräsiger Zufriedenheit, blendet eigenes Fehlverhalten aus und über die
Elenden der Gesellschaft redet man zwar mit Pathos in der Stimme, aber man
würde nie tatsächlich etwas unternehmen, um die Schuldigen an diesem Elend zu
verprellen.
Die
fromme Protestantin Merkel ist somit das ideale Vorbild für die Evangelische
Kirche in Deutschland.
Auch für
sie gilt: Mit minimalen Aufwand die größtmögliche Anziehungs-Trägheit zu
entfalten.
Daß sich
immer weniger Menschen Sonntags die Kirchen von innen ansehen, daß man
intellektuell verkümmert ist eher bequem als beunruhigend – solange die Kirchensteuermilliarden
weiterhin fließen und die Topkleriker ihre prestigeträchtigen Posten behalten.
Glücklicherweise
war ich noch nie auf einem evangelischen Kirchentag, aber die von dort via TV
übertragenen Events haben mich mit ihrer tumben Primitivsymbolik und der
erschreckenden kunst-antagonistischen akustischen Folter schwer verstört.
Schließlich leidet
die Evangelische Kirche nachhaltig unter dem intellektuell dürftigen Niveau
ihrer Top-Kleriker.
Offensichtlich
wird jeder, auch wenn er in der Schule nur Singen und Klatschen belegt hat, zum
Theologiestudium zugelassen und umso schneller zum Pastor gemacht, je
mangelhafter seine Allgemeinbildung ist.
(…….)
Möglicherweise
ist es tatsächlich so, daß der intellektuelle Niedergang der evangelischen
Theologie, der in Huber und Käßmann ihre Apotheose fand, die eigentlich noch
absurderen Katholiken (Zölibat, Primat des Papstes, Frauen-Ausschluss,..) in
Relation gut dastehen läßt.
Im aktuellen
SPIEGEL (15/2015 vom 04.04.2015) gibt es ein vierseitiges Doppelinterview mit
dem EKD-Chef Bischof Heinrich Bedford-Strohm und dem Präsidenten des
Zentralrats der Juden, Josef Schuster unter anderem zum Thema „militanter
Islam“.
Gratulation
auch an die morialogische Glanzleistung des SPIEGELS zum Thema Gewalt im Islam
von Juden und Christen nur ÜBER den Islam zu sprechen und nicht MIT ihm; ein
muslimischer Vertreter darf gar nicht erst mitreden.
An einen
Humanisten oder Atheisten wird ohnehin gar nicht gedacht.
Die Redakteure
Frank Hornig und Katja Timm stellen die üblichen harmlosen Fragen nach
Integration und Glaubensferne.
Ein
Freifahrtschein für die beiden Top-Religioten zu überzeugen und für sich zu
werben.
Schuster, als
Vertreter einer in Deutschland sehr kleinen Minderheit schlägt sich nicht
schlecht, fällt zumindest nicht durch besondere Doofheiten auf.
Aber der
Nachfolger von Huber, Käßmann und Schneider gibt Plattitüden von sich, daß man
immerhin wunderbar Heinz-Werner Kubitzas Essay wider die Theologie als
„Wissenschaft“ bestätigt bekommt.
Bedford-Strohm
ist Professor und demonstriert eine
Anti-Intellektualität, daß er jeden Denkenden aus der Kirche treiben muß. (…..)
(……….) Der
Niedergang des deutschen Protestantismus ist vermutlich unaufhaltsam.
Der Grund ist,
daß es einfach keine sympathischen Führungspersönlichkeiten in der EKD gibt.
Die Laien
werden von Politikern dominiert, die sich aus dem unsympathischsten Bodensatz
ihrer jeweiligen Parteien rekrutieren: Volker Kauder, Hermann Gröhe, Günther
Beckstein, Kathrin Göring-Kirchentag, Irmgard Schwätzer (FDP), Christoph
Matschie (SPD), Kerstin Griese (SPD), Josef Philip Winkler (Grüne), Pascal
Kober (FDP) oder Stefan Ruppert (FDP) sind die schlimmen Namen.
Bei den
Theologen der EKD sieht es sogar noch düsterer aus: Huber, Schneider, Käßmann,
Bedford-Strohm oder gar Petra Bahr heißen die Menschenschrecker, die meistens
in die Talkshows geschickt werden.
Kein Wunder,
daß die Gläubigen schneller aus der EKD flüchten als aus der zölibatären
Kinderficker-RKK. (………….)
Konsequenterweise
wurde Plapperista Käßmann als BILD-Kolumnistin
genau dort geparkt, wo sie intellektuell hingehört - bei F.J. Wagner und Kai Diekmann.
EKD-Chefphlegmatiker
Bedford-Strohm huldigt diesem Niveau-Limbo nun auch mit der neuen Denkschrift
„Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt.“
Möglichst
wolkig und mit dem erkennbaren Bemühenen niemand vor den Kopf zu stoßen haben die
EKD-Oberen einen Allgemeinplätzchenbrei zusammengerührt, den jeder zunächst einmal
unterschreiben würde, dann aber auch möglichst schnell wieder vergessen wird.
Zur
Sicherheit ist sie auch mit einer Schutzgebühr von € 5.99 versehen, so daß kein
kritischer Blogger per Zufall angesurft kommen kann und nachliest.
Das was
frei zur Verfügung steht, ist an Banalität nicht zu überbieten:
Es
hätten „evangelische Maßstäbe ethischer Verantwortung in der Arbeit für
aktuelle Entwicklungen in der heutigen Arbeitswelt“ zu gelten – wie ungeheuer
überraschend für ein EKD-Papier.
Gewerkschaften
seien „Akteure für eine menschengerechte Arbeitswelt“. Potzblitz. Kein Bundestagsabgeordneter
von Links bis CSU würde widersprechen.
Die „Würde
der Arbeit“ läge im „Gemeinschaftswerk
aller“ und müsse „in Selbstbestimmung, Kooperation und Solidarität erbracht
werden können. Nicht das rastlose Tätigsein als solches ist das Ideal des
Christlichen, sondern die sinnvolle Einbeziehung aller Menschen in eine Wirtschaft,
die mit allen geschieht“ – soweit EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Dr.
Heinrich Bedford-Strohm.
Mehr
blabla geht nicht, wollte ich gerade bemerken, aber dann läßt der EKD-Chef auch
noch den merkeligsten aller Merkel-Sätze fallen:
Im Zentrum der Arbeitsorganisation müsse der einzelne Mensch stehen!
Das hat er offenbar direkt vom Phrasenautomat der Merkel-Redenschreiber generieren lassen.
Im Zentrum der Arbeitsorganisation müsse der einzelne Mensch stehen!
Das hat er offenbar direkt vom Phrasenautomat der Merkel-Redenschreiber generieren lassen.
Und es
geht genauso einschläfernd weiter auf der EKD-Homepage:
Im Blick auf die
aktuellen Entwicklungen in der Wirtschaft kritisiert die Denkschrift vor allem
die gewachsene soziale Ungleichheit. Zwar sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt
insgesamt erfreulich.
[…]
Als problematisch
bezeichnet die Denkschrift die unterschiedliche Entwicklung von Kapital- und
Arbeitseinkommen sowie die gestiegene Einkommensungleichheit. Gerade in der
Arbeit gelte es weiter, Armut zu bekämpfen, so Bedford-Strohm. „Die Grenze ist
erreicht, wenn sich ein einzelner Mensch von seiner Vollzeitarbeit nicht
ernähren kann.“ […] Die Denkschrift betont auch die gemeinsamen
Aufgaben von Kirche und Gewerkschaften in der Umsetzung einer Gesellschaft der
„gerechten Teilhabe“.
Gähn,
man braucht wirklich starken Kaffee, um nach so einer Verbal-Tranquilizer-Attacke
wieder wach zu werden.
Daß die
Kirchen als zweitgrößter Arbeitgeber Millionen Arbeitnehmer entrechten, indem
sie ihnen Streik und die Einhaltung des gesetzlichen Arbeitsrechts verweigern, nach
diskriminierenden Maßstäben einstellen (Keine Juden in kirchlichen
Einrichtungen erwünscht!) und in ihren Einrichtungen unter Tarif bezahlen,
verschweigen die EDK-Herren mit ihrem fünfstelligen Monatsgehältern.
Was für
ein Elend.
Wie tief
kann die EKD eigentlich noch sinken?
Statt
auch nur einen aufrüttelnden Satz zu formulieren, mäandern die Lutheraner
konsequent unter dem Aufmerksamkeitsradar hindurch.
Diese
Denkschrift ist lediglich eine Schlafschrift und wird zu Recht in der Presse so
gut wie gar nicht erwähnt.
Eine
Diskussion löst sie garantiert nicht aus. Dazu ist sie zu rundgelutscht.
Es gibt
nichts, das zum Aufreger taugte.
Selbst
der superfromme SZ-Katholik Drobinski lässt so viel Langweile nicht durchgehen.
Die Denkschrift zur
Arbeit ist ein harmloses Stück Papier.[….]
Sie riskiert nichts, sie provoziert kein
Nachdenken. Sie hofft aufs Kopfnicken.
[….]
Dies aber ist kein Dokument, mit dem die
evangelische Kirche etwas bewegen will. Sie will befrieden. Sie sucht den
inneren Konsens, sie ist freundlich zu den Gewerkschaften, ohne die Arbeitgeber
zu vergrätzen. Sie geht nicht an den Rand, sie sucht die ruhige Mitte, und das
in einem Nominalstil, der Jesus gegraust und Luther erzürnt hätte.