John Edwards
scheiterte fürchterlich.
Das war
vor acht Jahren. Als der Frommste der demokratischen Präsidentschaftskandidaten
wollte er wie der fromme Erdnussfarmer Carter die Christen hinter sich
vereinen. Edwards, Südstaatler, Prediger und klar gegen Samesex-marriage
positioniert hätte 2008 zum US-Präsidenten gewählt werden können.
Aber
mitten im Wahlkampf vögelte er fremd. Es flog natürlich auf, weil ein Potus-Kandidat
immer total durchleuchtet wird und so flog Edwards aus dem Rennen.
Es gibt eine Sache, die den
Allgemein-Amerikaner so brennend interessiert wie nichts anderes:
Wo
steckt ein Politiker seinen Penis hinein?
Natürlich
sind dabei die Penisse am interessantesten, die den religiösesten Typen
gehören.
[…]
Wer
könnte das besser wissen, als Senator John Edwards, der beide Seiten der
Medaille kennt: Er vertrat Bill Clinton 1999 als Anwalt vor dem
Untersuchungsausschuß beim Impeachmentverfahren.
Edwards
kandidierte 2004 und 2008 selbst für das Präsidentenamt, war 2004 als
Vizepräsident unter Kerry nominiert.
Edwards
betrog aber auch seine Frau mit der 43-jährigen Video-Produzentin Rielle Hunter
- wie er jetzt tränenreich und zerknirscht einräumen mußte.
Zu
allem Übel ist Elizabeth Edwards wegen ihres mutigen Kampfs gegen ihren Krebs
in den USA auch noch sehr beliebt. Das Paar hat drei Kinder, ein weiterer Sohn
kam im Alter von 16 Jahren bei einem Autounfall ums Leben.
Damit
ist die politische Katastrophe für ihn nur noch größer. Selbst seine engsten
Weggefährten beben nun vor Wut über ihn.
Heuchler
allüberall - aber man fragt sich schon wie man DERARTIG DUMM sein kann?
Abgesehen
davon, daß Edwards selbst nun natürlich politisch tot ist, hätte er womöglich
damit auch noch den blöden GOPsen die Präsidentschaft auf dem Silberteller
serviert, wenn er selbst Kandidat geworden wäre, oder von Obama als Vize
nominiert worden wäre.
Und
DAS finde sogar ich unverzeihlich.
Um das
klar zu stellen: Meiner Ansicht nach sind die sexuellen Vorlieben und
Abwechslungen eines Menschen völlig irrelevant für seine Eignung als
Toppolitiker.
Ein amerikanischer
Politiker, der nicht weiß, daß meine Ansicht eine absolute Minderheitenposition
ist, der darüber hinaus glaubt er könne mitten im Fokus der amerikanischen und
Weltöffentlichkeit Vögelei mit anderen Menschen geheim halten, ist dumm. Es ist
aber nicht nur dumm, sondern gefährlich. Denn mit so einem Verhalten kann man
(in den USA) die ganze Partei in den Abgrund reißen und dem politischen Gegner
den Sieg schenken.
Das ist
eben keine Frage der Moral, sondern eine Frage der elementaren politischen
Klugheit.
Wie kaum
ein anderer Beruf ist der des Politikers von Macht, Aufmerksamkeit,
Öffentlichkeit und Stress gekennzeichnet. Ich halte es für völlig natürlich,
daß unter diesen Bedingungen Promiskuität und Drogen viel verbreiteter als
beispielsweise bei Förstern ist.
Glücklicherweise
sind Deutsche oder auch Franzosen weiter als Amerikaner und erachten eheliche
Treue kaum noch als Kriterium für die Wahl eines Politikers.
Bei
Drogen sind wir allerdings nicht weiter als Amerikaner. Ich glaube zwar
durchaus, daß auch in Deutschland trotz der weitgehenden Illegalität eine
Majorität der Bürger alle Augen inklusive Hühneraugen zukneifen würden, wenn es
um etwas Gras ginge, aber das ist bei Substanzen mit einem derart verheerenden
Image wie Crystal Meth anders.
Beck ist
ein Blödmann, wenn ihm nicht klar ist welches Risiko er eben nicht nur für
sich, sondern für die ganze Partei eingeht.
Er ist
einer der prominentesten Grünen überhaupt, er wird in Berlin überall erkannt
und er ist jemand, den alle Rechten ohnehin auf dem Kieker haben, weil er a)
nie ein Geheimnis daraus machte schwul zu sein und b) seit vielen Jahren (berechtigt
oder nicht) diese Kindersex-Befürworter-Gerüchte aus grauer grüner Vorzeit an
sich kleben hat.
Wenn nun
dieser Super-Promi Beck, den es seit Jahrzehnten in die Talkshows, auf die
Bühnen und in Zeitungen drängt, eine gute Woche vor für seine Partei extrem
wichtigen Wahlen in drei Bundesländern mitten in der deutschen Hauptstadt persönlich
zu einem Meth-Dealer spaziert, um sich dort Stoff zu kaufen, ist das sagenhaft
dumm.
Es ist,
genau wie bei Edwards damals sehr dumm und gefährlich.
So ein
Risiko kann sich keine Partei leisten und Beck verliert daher völlig zu Recht
seine Parteiposten; sollte sogar sein Bundestagsmandat zurückgeben.
Beck
steht doch seit 20 Jahren unter Dauerattacke der rechten Medien.
Er muß
doch wissen wie eine Zeitung wie die BILD reagiert, wenn er beim
Crystal-Meth-Kauf erwischt wird.
Unter
einem Hitler-Vergleich tut es SPRINGER nicht.
Und das
ist, ganz wie für die Zeitung von Angela Merkels bester Freundin Friede
Springer zu erwarten, noch keineswegs alles.
Die BILD
legt sofort nach und sieht generell die Berliner Schwulen im Sumpf der „Hitler-Droge“.
Man kennt ja die Homoperversen – tun den ganzen lieben langen Tag nichts
anderes als Rudelbumsen im Drogenrausch.
Deutschland
diskutierte und auch wir fragten uns, ob die Bild
mit dieser Überschrift den Boden des schlechten Geschmacks erreicht hatte.
Spätestens ab heute wissen wir: Nein. Es geht noch tiefer. Viel tiefer. Frei
nach dem Motto „Bad publicity is good publicity" zaubert die Bild ein
richtiges Sahnestück aus dem redaktionellen Hut: Hitler-Droge flutet die Schwulenszene.
Darin wird dem Leser zunächst klar zu machen versucht, dass Chemsex-Partys der
heißeste Scheiß in der hauptstädtischen Schwulenszene sind.
Was
für ein Novum DER Hitler-Drogen-Trend wirklich ist, zeigt allein schon unser
Artikel aus dem Jahr 2014 mit dem Titel: „Crystal Meth ist schon längst in
Berlins schwuler Clubszene angekommen".
Der vermeintlich
Aufhänger ist also Bullshit, für Bild
aber nötig, um im weiteren Verlauf des Textes die schmierige Nummer abzuziehen,
die sie sich vorgenommen hat. Schon gestern hat sie höchst suggestiv mit einer Reductio ad Hitlerum den Ruf von Volker
Beck zu diffamieren versucht.
1. Adolf Hitler ist
schlecht
2. Adolf Hitler nahm Pervitin/Crystal Meth
3. Volker Beck nahm Crystal Meth
-----------------------------------------
4. Es folgt: Volker Beck ist schlecht
Im jüngsten Artikel
geht die Bild
noch einen Schritt weiter; sowohl was die Diffamierung des grünen Politikers
anbetrifft als auch die Subtilität, mit der sie es anstellt. Nachdem also Crystal Meth erstmal
zum neuesten Trend in der Schwulenszene erklärt wurde, geht die Redaktion dazu
über, die verdorbenen Praktiken auf den ominösen „Chem Partys" dem
treuen Bild-Publikum
zu beschreiben. Die Infos hierfür hat man sich vom szene-erprobten Stadtmagazin
Zitty eingeholt: [….]
Ich
wundere mich, daß die vielen Verteidiger Becks, die es durchaus auch in den
Redaktionen gibt, auf der mangelnden Beweislage, der Doppelmoral, der
juristisch kaum greifbaren kleinen Menge von 0,6 g herumkauen, wenn sie Becks
Abgang bedauern.
Volker Beck lebt. Das
sollte man nicht vergessen. Denn wenn man derzeit auf seine Facebook-Seite
geht, liest es sich mitunter ganz anders. Da sind die Leute "traurig und
betroffen", sie schreiben: "Danke für alles", "ein trauriger
Tag", "du wirst sehr fehlen" und "der Respekt für deine
Leistungen wird bleiben". Eine frühere grüne Bundestagsabgeordnete wird
von der "Süddeutschen Zeitung" mit den Worten zitiert, man
"verliere" einen der "Allerbesten". So viel anders würden
die das alle nicht formulieren, wenn Beck einen tödlichen Skiunfall gehabt
hätte - aber nein, er hatte eine andere Art von Unfall, wenn man so will.
Stokowski
hat Recht, schreibt aber am Thema vorbei.
Natürlich
sind 0,6 g eine winzige Menge und natürlich ist es doppelmoralisch Meth so viel
mehr als alle anderen Drogen zu verteufeln.
Trotzdem
bleibt Beck ein Blödmann, weil er den Shitstorm hätte ahnen müssen und trotzdem
riskierte Winfried Kretschmann im viel konservativeren Baden Württemberg die Wahl zu versauen. Shame on you, Beck!
Hinzu
kommt noch, daß Beck selbst ein Moralist ist, also oft moralisch argumentiert.
Da ist wie beim frommen Edwards und der
ehelichen Untreue die Fallhöhe größer.
Nun ist der Moralist
Volker Beck mit einer nennenswerten Menge eines offenbar harten Rauschgifts
erwischt worden. Der Konsum solcher Drogen steht aus guten Gründen unter
Strafe; Crystal Meth ist kein Feierabend-Joint. Zwar darf Beck juristisch
deswegen nicht härter angefasst werden als der durchschnittliche
Crystal-Junkie. Aber dennoch wiegt bei ihm so eine Verfehlung schwerer als bei
anderen - aus moralischen Gründen.
Es darf nicht sein,
dass sich Crystal-Kids herausreden wollen mit dem Satz: "Die in Berlin
machen das doch auch." Als relativ prominenter Politiker, zumal als
Politiker mit einem meilenhohen moralischen Anspruch, wird Beck nicht so sehr als
fehlbarer Mensch wahrgenommen, sondern er ist auch ein Symbol für die Grünen
und die Politik. Beck ist dies bewusst, er hat all seine politischen Ämter
niedergelegt. […..]
Der politische Typus des linken
Moralisten stößt bei Rechten auf Verachtung ("Gutmenschen" ist noch
die freundlichste Schubladisierung), bei Konservativen mit Manieren auf
arrogante Nachsichtigkeit und bei solchen, die sich selbst als Liberale bezeichnen,
auf Ablehnung. Die FDP versucht ihren Wiederaufstieg auch als
Anti-Moralisten-Partei.
Ich glaube
nicht, daß Beck sich von diesem Rückschlag politisch erholen wird.
Schon
einmal rutschte er verdammt tief ab, als die Pädophilen-Vorwürfe aufkamen. Nun
auch noch das Zeug aus „Breaking Bad“, das BILD und die Rechten auf Facebook
fleißig mit wüsten schwulen Sexorgien in Verbindung bringen.
Die „Pädogeschichte“
halte ich für nicht genügend belegt und zu lange her, um Beck als Politiker zu
diskreditieren und das Meth sollte seine Privatsache sein.
Aber so
ist die reale politische Welt nun einmal nicht. Das muß man wissen als Berufspolitiker
und soll sich nicht wundern, wenn man sich damit selbst aus dem Rennen nimmt.
Auch
wenn für mich die eine Sache nicht bewiesen und die andere zumindest moralisch
irrelevant ist, weine ich Beck keine Träne nach.
Ich
lehne ihn als Politiker aus drei Gründen ab:
1.
Becks
ausgesprochene Religiösität. Er ist, bzw war, religionspolitischer Sprecher
seiner Fraktion, setzte sich immer für Privilegien der Kirchen ein und gab dem
Papst Ratzinger im Bundestag Standing Ovations. Beck applaudierte also dem
Mann, der als Bischof selbst bekannte Pädophile in neue Gemeinden schickte, der
als Inquisitor dafür sorgte, daß weltweit kinderfickende Priester nicht den
Behörden gemeldet wurden und der als Papst demonstrativ den größen
Kinderficker-Aufklärungsverhinderer Bischof Müller zum Chef der Glaubenskongregation
erhob.
Diesem
Ratzinger, der sich zudem immer wieder schwer homophob äußerte und
Holocaustleugner rehabilitierte, applaudiert man nicht stehend im Bundestag,
Herr Beck.
2.
Meiner Ansicht nach darf jeder seinen Penis ab- oder beschneiden, ihn
tätowieren, piercen, operieren wie er will – vorausgesetzt man ist über 18!
Kindern darf man nur am Penis rumschneiden, wenn es aus medizinischen Gründen
notwendig sein sollte.
Man darf
nicht an Penissen rumschneiden, um wie einst Herr Kellogg damit die vermeidlich
unmoralische Masturbation zu verhindern, man darf nicht bei den jährlich rund
40.000 in Deutschland geborenen Babys mit unklarem Geschlecht den Penis
amputieren, um sie zu Mädchen zu machen, weil eine überkommene Moral ein
eindeutiges Geschlecht verlangt und schon gar nicht darf man aus religiösen
Gründen Vorhäute von Kindern und Säuglingen abschneiden.
Herr
Beck gehört zu den intensivsten Verteidigern der Säuglingsbeschneidung,
argumentiert dafür irrerweise im Bundestag, indem er aus der mörderischen Genesis
vorträgt und lügt darüber hinaus auch noch in perfider Weise über die Gefährlichkeit
solcher Eingriffe.
„In den
USA, wo die Beschneidung übliche Praxis ist, sterben mehr Jungen an der
Zirkumzision als am plötzlichen Kindstod. Ganz zu schweigen von den 1.000
schwer verletzten Jungen, die jedes Jahr in den USA ihre ganze Eichel
verlieren. Beschneidung ist richtig gefährlich – auch dann, wenn sie angeblich
kunstgerecht durchgeführt wird.“
(Christian Bahls)
„Bei der Abwägung muss auch die
Bedeutung des Eingriffs bewertet werden. Er ist in der Tat irreversibel, aber
doch vergleichsweise gering – eine gesundheitliche Schädigung ist nicht die
Folge..“
(Bundestagsrede von Volker Beck, 19.07.2012)
Beschnittene Männer berichten in Psychotherapien darüber, dass sie unter dem
Gefühl leiden, es sei ihnen ohne ihr Einverständnis etwas weggenommen worden.
In der Tat hat die Vorhaut wichtige erotische Funktionen: Sie erleichtert die
Penetration und erhält die sexuelle Erregbarkeit. […] Die Entfernung der
Vorhaut von Säuglingen ist buchstäblich einschneidender als die von Erwachsenen
oder älteren Kindern. Da Vorhaut und Eichel bei fast allen Neugeborenen noch
fest verwachsen sind, ähnlich wie Fingernägel mit dem Nagelbett, müssen diese
beiden Strukturen zunächst einmal auseinandergerissen werden. Danach wird - je
nach Methode - die Vorhaut längs abgeklemmt und eingeschnitten, mit einem
Beschneidungsinstrument rundum für mehrere Minuten gequetscht und schließlich
mit einem Skalpell amputiert. Die gesamte Operation dauert bis zu zwanzig
Minuten. Obwohl in medizinischen Studien bewiesen wurde, dass die Neugeborenen
extreme Schmerzen erleiden, ist eine adäquate Betäubung auch heute noch eher
die Ausnahme als die Regel.
(Prof. Wolfgang Schmidbauer)
Becks
Feldzug gegen intakte Kinderpenisse ist zudem doppelt verwerflich, weil sie der
UN-Kinderrechtskonvention widerspricht und gerade als Politiker, der
Pädophilie-Legalisierungs-Vorwürfe an sich kleben hat, sollte sich nicht auch
noch über die physischen Unversehrtheit von kleinen Jungs hinwegsetzen.
3.
Beck
greift in der persönlichen Auseinandersetzung zu perfiden Methoden.
So ein
Verhalten mir gegenüber würde ich nicht zum generellen Kriterium gegen einen
Politiker machen, aber in dem Fall ging Beck anschließend vor die Presse und an
das Rednerpult des Bundestags um in unerträglicher Larmoyanz zu beklagen wie
gemein alle zu ihm im Netz wären, obwohl er derjenige war, der so austeilte,
daß ich fassungslos um einen Shitstorm gegen ihn
bitten mußte.
Becks übliche
Gegner wie Erika Steinbach, AfD und sonstige stramm Konservative sind auch
meine Gegner.
Daß ich
rein zufällig wie Beck auch für eine extrem liberale Drogenpolitik und für
völlige rechtliche Gleichheit homosexueller Menschen eintrete, kann nicht meine
Ablehnung seiner anderen Positionen wider das Kindeswohl und für die Kirche
kompensieren.
Beck ist
weg? Gut so.
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