Börsennotierte
Unternehmen sind manchmal so gierig, daß sie für die Dividendenausschüttung
ihre Existenz riskieren.
Im
Kostensenkungswahn wird so viel „Humankapital freigesetzt“, daß Toll-collect
Jahre in Verzug geriet, weil die Gründerfirmen Daimler und Telekom in den
Jahren zuvor zum Entzücken ihrer Aktionäre Myriaden Techniker und Ingenieure
gefeuert hatten.
Auf
seinen Lorbeeren ausruhen, die Gewinne verprassen und keinen Gedanken an Morgen
zu verschwenden, ist aber offenbar kein besonders taugliches
Wirtschaftskonzept.
Es gibt
ausführliche Studien, die zu dem frappierenden Schluß kommen, daß kleinere
Familienunternehmen innovativer und gesünder sind als Aktiengesellschaften.
Erstaunlich,
daß es dafür den geballten Sachverstand studierter Ökonomen bedarf.
Kann
sich das nicht auch Klein Fritzchen an fünf Fingern ausrechnen, daß es einer
Firma besser bekommt, wenn nicht laufend die Gewinne abgeschöpft und an
Aktionärsparasiten verteilt werden?
Wenn nicht kurzfristige Aktienkursausschläge Unternehmenspolitik sind, sondern der langfristige Erhalt der Firma? Wenn Gewinne in das Unternehmen investiert werden und damit Fachkräfte ausgebildet und eingestellt werden?
Wenn nicht kurzfristige Aktienkursausschläge Unternehmenspolitik sind, sondern der langfristige Erhalt der Firma? Wenn Gewinne in das Unternehmen investiert werden und damit Fachkräfte ausgebildet und eingestellt werden?
Nach den
weltdreisten Abgas-Manipulationen bei Volkswagen sollte den Größtaktionären
Porsche-Piech die Dividende auf 17 Millionen Euro gekürzt werden.
Der Groß-Clan,
der auf etwa 20 Milliarden Euro Vermögen sitzt, konnte das aber nicht
akzeptieren und setzte über den von ihm dominierten Aufsichtsrat durch, daß der
angeschlagene Konzern 300 Millionen Euro an Porsche ausschüttet.
„Nur ein paar
Millionen soll es dieses Jahr für uns geben, werden sie sich erbost gegenseitig
zugerufen haben. Das geht so gar nicht! Es gilt doch Haus, Jacht und Pferd zu
versorgen! Wir brauchen mehr Geld, noch mehr Geld!
[….]
Der Porsche SE-Vorstand hatte am Freitag
unter Leitung von Hans Dieter Pötsch vorgeschlagen in Anbetracht der hohen
Millionenverluste bei VW nur eine Mini-Dividende von gut 20 Cent auszuschütten.
Wolfsburg überweist in diesem Krisenjahr schließlich nur noch 17 Millionen Euro
zu Porsche, nach 719 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Menschen von
zurückhaltendem Charakter könnten angesichts diese Umstände vielleicht sagen:
Lass uns doch auch auf die Mini-Dividende verzichten! Gürtel enger schnallen,
das klappt schon, wir werden schon nicht verhungern.
Aber offensichtlich
ist das nicht die Mehrheitsmeinung im Aufsichtsrat, der von den Familien
dominiert wird, mit Wolfgang Porsche an der Spitze. [….] 308 Millionen Euro soll die PSE nun ausschütten. [….]
Wenn die
finanzielle Gier die Großkonzerne regiert, bleiben Innovationen aus.
Sie
trauen sich nicht mehr Weichen in die Zukunft zu stellen, die Shareholder-Value-Ideologie
blockiert langfristiges und nachhaltiges Denken.
Nach uns
die Sintflut.
Gerade
die deutsche Automobilindustrie muß zu ihrem Glück gezwungen werden. Von allein
werden die Karren immer nur größer, schwerer und stinkiger.
Die
Bankenlobbyisten Angela Merkel tut gern das, was ihr einstiger Ministerkollege
aus Kohls Kabinett Matthias Wissmann von ihr möchte.
Als
mächtigster Auto-Lobbyist Europas gibt er Anweisungen und Berlin folgt.
Verblüffenderweise
weiß Wissmann anscheinend nicht was gut für seine Industrie ist. Er kann nicht
weiter als bis zur Nasenspitze denken und ist besessen von kurzfristigen
Profiten.
Dabei
können politische Vorgaben der zunächst widerwilligen Industrie eine große
Hilfe sein.
Ich
erinnere mich noch gut an das Geschrei, als bleifreies Benzin eingeführt wurde,
weil politisch eine Katalysatorpflicht durchgesetzt wurde.
Da
war was los. Von verzerrenden Wettbewerbsnachteilen und technischen
Unmöglichkeiten war die Rede. Außerdem wären Autos mit Katalysator langsam und
lahm.
In
Wahrheit wollten die raffgierigen deutschen Autokonzerne einfach nicht
investieren, weil sie um ihre aktuellen Profite fürchteten.
In
Wahrheit war dieser politische Zwang aber ein Segen für die BMW, VW und Co.
Sie
behielten dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit. Anderenfalls hätten sie kaum noch
exportieren können, weil zum Beispiel die USA schon lange Katalysatoren
verlangte.
Bei
willfährigen Regierungen wie der jetzigen bleiben politische Vorgaben für
Wirtschaft und Industrie aus.
Im
Gegenteil, die Verhältnisse haben sich umgekehrt. Nun geben die Wirtschaftsbosse die
Richtung vor und die Regierung führt devot das Gewünschte aus.
Ideal
ist das nicht, denn ohne politischen Zwang haben deutsche Konzerne
beispielsweise die Entwicklung eines Rußpartikelfilters oder eines
Hybridantriebes lange Zeit verschlafen.
Das
betrifft vor Allem aber die fehlenden gesetzlichen Regelungen für weniger
Benzinverbrauch („Dreiliterauto“) und Abgasreduzierung.
Nun
stehen die deutschen Hersteller mit dem größten CO2-Flottenausstoß da.
Merkel
bewahrt die Hersteller vor unmittelbaren Folgen auf den Märkten.
Dies
kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß auf längere Sicht Autos deutlich
weniger verbrauchen MÜSSEN; weil die Ressource Erdöl nun mal endlich ist.
Dann
werden Toyota und FIAT große Vorteile haben. (….)
Inzwischen
ist Merkels Staatsminister von Klaeden auch offiziell und hauptberuflich
Auto-Lobbyist geworden. Auch Rösler ist wie alle anderen (lebenden)
FDP-Exminister Wirtschaftslobbyist.
Stattdessen
sitzt nun Sigmar Gabriel als Vizekanzler und Wirtschaftsminister an Merkels
Tisch.
Auch der
SPD-Chef verfährt gern nach dem Grundsatz auf den größten Haufen zu scheißen.
Die
versagende deutsche Autoindustrie möchte er gern mit zusätzlichen Steuermillionen
pampern.
Man weiß
ja, die Konzerne sind so arm und bedürftig.
Der Autobauer BMW
zahlt seinen Anteilseignern nach den Rekordergebnissen 2014 erneut eine
Rekorddividende und schlägt den Aktionären vor, je Stammaktie 2,90 Euro und je
Vorzugsaktie 2,92 Euro auszuschütten. [….]
Allein die drei
Großaktionäre Johanna Quandt, Stefan Quandt und Susanne Klatten halten zusammen
46,7 Prozent der Stammaktien und werden damit gemeinsam gut 815 Millionen Euro
kassieren.
Da den
Quandts die 815 Mios einfach so in den Schoß fielen und sie nicht umständlich
dafür arbeiten mußten, brauchen sie auch nur 25% Steuern, statt 46% wie normale
Menschen, zu bezahlen.
Für 2015
wird die Dividende noch einmal deutlich auf mindestens 3,20 Euro erhöht.
Susanne
Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt, die inzwischen die Anteile ihrer Mutter
dazu geerbt haben, werden dann über eine Milliarde Euro für’s Däumchendrehen
einstreichen.
Einer so
darbenden Familie muß geholfen werden, denkt sich Sigmar Gabriel und legt aus
dem Steuersäckel noch mal € 4.000,00 für jedes verkaufte Elektroauto drauf. Und
Gabriel wundert sich wieso seine SPD auf unter 20% sackt.
Angela
Merkel, die ohnehin noch in ihrer an Obama und Erdogan demonstrierten tiefgebückten
Haltung auf dem Boden rutscht, steuert zielsicher den Mastdarm der
Auto-Lobbyisten an.
[….]
Beim Gipfel im Kanzleramt will Angela
Merkel den Chefs der Autokonzerne ihre Unterstützung anbieten.
[….]
Für Merkel wäre das Treffen die große
Chance, den Managern endlich das Offensichtliche ins Gesicht zu sagen: Ihr habt
versagt, ihr habt betrogen und geschummelt. Und vor allem habt ihr euch von der
Konkurrenz abhängen lassen.
Denn das Auto der
Zukunft entsteht womöglich nicht in Deutschland. In den Vereinigten Staaten ist
ein Hype um die Elektroautos von Tesla entstanden. Apple und Google konzipieren
eigene Fahrzeuge. In Japan baut Toyota die saubere Hybridtechnik aus und darf
sich zusammen mit Hyundai aus Korea als Vorreiter bei Wasserstoffautos
bezeichnen.
[….]
Merkel könnte also fragen: Was habt ihr,
die Chefs von Volkswagen, BMW und Daimler, in den vergangenen Jahren eigentlich
gemacht? [….] Denn die Kanzlerin
persönlich trägt einen erheblichen Teil der Verantwortung für das deutsche
Autodesaster.
In all den Jahren
ihrer Regentschaft hat sie den Managern nach dem Mund geredet, anstatt die
Konzernpolitik wirksam zu hinterfragen. So unterstützte Merkel bestenfalls den
Status quo und die Bonuszahlungen der Konzernlenker, anstatt von der Branche
hartnäckig zukunftsfähige Fahrzeuge einzufordern und den Autostandort
Deutschland auf diese Weise langfristig zu stärken.
Deshalb ist Merkel
nicht die Auto-Kanzlerin. Sie ist die Anti-Auto-Kanzlerin. Sie trägt eine
erhebliche Mitschuld an der aktuellen Krise.
Ob Abwrackprämie,
CO2-Ausstoß oder Abgasregeln- stets brachte die Mauschelei Ergebnisse, die der
Industrie gefielen. [….] Ein weiteres Indiz für das politisch
geduldete Versagen der Autoindustrie war vor gut drei Wochen rund um den Globus
zu beobachten: Da standen Tausende Schlange für ein noch nicht gebautes Auto
des kalifornischen Start-up-Unternehmens Tesla. Inzwischen sind 400.000
Reservierungen für das Model 3 eingegangen.
Der Wagen ist das
ansprechend designte Versprechen auf eine saubere Zukunft - verkörpert also
auch eine gesellschaftliche Vision. Dass kurzfristig denkende Manager für so
etwas blind sein können, haben sie selbst immer wieder demonstriert. Doch als
Kanzlerin hätte Angela Merkel alle Freiheiten gehabt, diese Vision mit Härte
einzufordern. [….][….]
Wieder einmal
eine ökonomisch völlig falsche und kontraproduktive Aktion der Angela Merkel.
Eine
absurde Lenkungswirkung wird angestrebt, indem ausgerechnet die steinreichen
Autokonzern-Eigner mit Steuergeld zugeschissen werden.
Eine
absurde Entscheidung auch bezüglich des Umweltschutzes, denn ein Elektroauto
ist nicht sehr umweltfreundlich, wenn der Strom aus Braunkohle gewonnen wurde.
Würde
sich Gabriel tatsächlich um die Emissionen sorgen, sollte er die
Steuermillionen lieber in den ÖPNV investieren und diesen kostenlos zur
Verfügung stellen.
Es ist
aber auch eine sozialpolitische Idiotie in Zeiten von Altersarmut, Minijobs und
prekären Arbeitsverhältnissen ausgerechnet denen 4.000 Euro hinterher zu
werfen, die sich neue Autos für 40.000 bis 60.000 Euro leisten können.
Wer hat,
dem wird gegeben.
Die Kaufprämie ist
nichts weiter als Stückwerk, selbst Sigmar Gabriel nennt sie inzwischen nur
noch eine vertretbare Lösung. Nein, es ist keine vertretbare Lösung, wenn die
Allgemeinheit dafür bezahlt. Was richtig wäre: Wenn die Fahrer von großen und
teuren Spritschluckern dafür zahlen würden. Wir brauchen dringend eine Reform
der Kfz-Steuer, eine Ökologisierung der Kfz-Steuer. Wir sind der Meinung, dass
die Fahrer dafür bezahlen müssten, die mit Spritschluckern unterwegs sind, und
nicht die Allgemeinheit.
Mit dieser singulären
Lösung steht zu befürchten, dass die Autoindustrie immer noch nicht begreift,
was die Zeichen der Zeit sind.
(Anton
Hofreiter, 27.04.16)
Aber so läuft das eben in der GroKo: Wer richtig viel Geld hat, bekommt
noch welches dazu.
Wer ganz
wenig hat, dem wird noch etwas abgezogen.
[….] Die Autoindustrie macht in diesen Tagen
vor, wie Schwindel und Tricksereien im großen Stil ungestraft funktionieren.
Gesetzliche Abgasgrenzwerte, erlassen zum Schutz von Menschen und Umwelt,
hielten die Autos von fast zwei Dutzend großen Herstellern im Straßenverkehr
nicht ein. Und so rollen Hunderttausende Autos derzeit mit ungesund hohen Abgaswerten
über deutsche Straßen.
Davon, dass ihre
eigenen Autos Grenzwerte um bis zu 1000 Prozent überschreiten, ahnten die
Kunden bis Freitag nichts. Seit die Bundesregierung Ende der Woche die
Messergebnisse ihrer Abgaskontrollen veröffentlich hat, schlittert das Land in
einen der größten Umwelt-, Verbraucher- und Industrieskandale seit vielen
Jahren. Die großen Töne der Industrie entpuppen sich als lautstarke Irreführung.
[….] Angesichts hoher Abgaswerte in deutschen
Städten und Gesundheitsrisiken durch Stickoxide müsste die Bundesregierung
eigentlich durchgreifen. Doch sie tut es nicht. Sie müsste den Managern
eindringliche Fragen stellen. Doch es fragt niemand. Die Bundesregierung bleibt
erstaunlich zahm. Man freue sich über den freiwilligen Rückruf von 630 000
Autos, sagte etwa Verkehrsminister Alexander Dobrindt am Freitag. Die
Botschaft: Die Branche bringt das schon wieder in Ordnung. Strafen? Klärung vor
Gerichten, ob die Tricks illegal waren? Entschädigung? Fehlanzeige. [….] Erfolgreich
mahnten Spitzenmanager wie BMW-Chef Harald Krüger nun ausgerechnet auf dem
Höhepunkt der Abgasaffäre auch noch neue Finanzhilfen für die Industrie an. Nun
ist die Bundesregierung den Bitten gefolgt und hat ein Milliardenpaket auf den
Weg gebracht, das den Umstieg der Deutschen auf Elektroautos fördert.
Steuerzahler sollen eine Branche päppeln, die den Staat und seine Bürger für dumm
verkauft hat.
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