Die
liberalen Medien sind schuld an Trumps Aufstieg.
Das ist
ausnahmsweise nicht nur das übliche Gejammere der ganz rechten GOPer, sondern
auch die Klage seriöser Politikwissenschaftler und Medienbeobachter.
Die
amerikanischen Journalisten hätten Trump längst inhaltlich stellen müssen und
ihn knallhart auf seine ständigen Widersprüche festnageln sollen.
„Go
after him“ heißt das im Medien-Englisch.
Stattdessen
freuten sich die Sender und Zeitungen von links bis rechts über die Aufmerksamkeit
und Quoten, die Trump ihnen bescherte.
In aller
Ausführlichkeit wurde jede noch so sinnlose Tat von ihm weiterverbreitet,
medial multipliziert.
Hunderte
Reden, tausende Statements und über ein Dutzend offizielle Fernsehdebatten
bestritt Trump ohne jemals konkret zu werden. Er muß sich noch nicht mal Mühe
geben seine Unwissenheit zu kaschieren, sondern wirbelt mit Füllstanzen wie „and
many more“, „and so many other things“ um sich, wenn es darum geht, was er
eigentlich tun würde als Präsident.
Devot
ließ sich die gesamte Journaille über ein halbes Jahr damit abspeisen, er werde
später mal eine außenpolitische Rede halten.
Als seine
außenpolitische Grundsatzrede im Washingtoner Mayflower-Hotel endlich, diese
Woche gehalten wurde und sich als die erwartete Karikatur aus vollkommen
undurchführbaren und paradoxen Absichten herausstellte, kümmerte es immer noch
niemand.
Klar, im
Ausland gibt es schon mal einen Journalisten, der wenigstens versucht aus
Trumps wirren Hetzreden Konkretes abzuleiten.
So! Oder so! Oder
anders!
[….]
Trump wirft Obama vor, alte Verbündete
verprellt zu haben und droht dann damit, die Nato-Partner der USA zu einem
stärkeren finanziellen Engagement zu zwingen. Er sagt, er wolle "raus aus
dem Business", anderen Staaten die Demokratie beizubringen, um ein paar
Sätze später zu betonen, wie wichtig es sei, in der Welt "für die Erfolge
der westlichen Zivilisation" zu werben. Er meint, Amerika müsse wieder
"unberechenbarer" werden, aber verspricht den Freunden der USA, künftig
wieder ein verlässlicher Partner zu sein.
Trump will das
Verhältnis zu den Chinesen verbessern, aber auch einen Handelskrieg mit ihnen
anfangen. Er ist gegen Interventionismus, und wirft Obama vor, dabei
zuzuschauen, wie der "Islamische Staat" Christen abschlachte. Er
beklagt, die USA hätten "jahrzehntelang in das Militär investiert, um
Europa und Asien zu verteidigen" und spricht wenig später von der
Notwendigkeit, "das Militär neu aufzubauen".[….][….]
Im
Spektakel-Amerika des Jahres 2016 bedeuten aber massive Fehltritte und Lügen keine
Konsequenzen mehr.
Immerhin
in diesem Punkt hatte Trump recht: Er könnte vermutlich wirklich jemand auf der
Straße in Manhattan erschießen, ohne daß es ihm schadete.
Teebeutlertum
und flächendeckend verboulevardisierter Journalismus haben eine solche
Wähler-Indolenz bewirkt, daß Skandale, verbale Ausfälle, größtdenkbare „insults“
ohne Konsequenzen bleiben.
Man
wundert sich kaum noch, wenn konservative, fromme Parteifreunde übereinander herfallen.
So
abartig Trump auch sein mag; sein Konkurrent Ted Cruz ist schlimmer und wird in
weiten Teilen seiner eigenen Partei noch mehr gehasst, als die Beleidigungsmaschine
Trump.
„Ich habe
demokratische Freunde und republikanische Freunde. Ich komme mit fast jedem
aus, aber ich habe niemals mit einem schlimmeren Hurensohn zusammengearbeitet.“
So redet der
Republikaner und ehemalige Sprecher des amerikanischen Repräsentantenhauses,
John Boehner, über den Republikaner und Präsidentschaftskandidaten Ted Cruz.
Cruz sei „der leibhaftige Teufel“ („Lucifer in the flesh“), und für alle, die
es bis dahin nicht verstanden hatten, fügte der 66-Jährige am Mittwoch in
Kalifornien hinzu: „Nur über meine Leiche wird er Präsident werden.“
Ein
interessantes Niveau, welches die moralischen, bibeltreuen Republikaner an den
Tag legen.
Wie
Donald Trump selbst sein Credo „Make America Great Again“ auslegt, kann man
unter anderem in den „Panama Papers“ nachlesen.
Ein
Großskandal. Der vor zehn oder 20 Jahren das sofortige Aus im Rennen um die
US-Präsidentschaft bedeutet hätte.
Aber
heute ist das egal.
[….]
Der mögliche US-Präsidentschaftskandidat
taucht in den Panama Papers auf. Er verdient Millionen mit einem
Luxus-Hochhaus, in das sehr viel Geld aus Briefkastenfirmen fließt.
[….][….]
Trump, vor allem wegen seiner Hochhäuser
in Manhattan bekannt, entdeckte gerade Mittelamerika. Panama kannte er, weil er
dort ein paar Jahre zuvor seinen Schönheitswettbewerb "Miss Universe"
ausgerichtet hatte. Nun war die Zeit reif für ein größeres Projekt, also für
ein Bauprojekt: Trump Ocean Club International Hotel and Tower, 70 Stockwerke,
500 Wohnungen, 370 Hotelzimmer. Ein Symbol des aufstrebenden Lateinamerika. [….]
Trumps Verbindungen zu den Klienten
Mossack Fonsecas sind allenfalls indirekt, aber sein Projekt Ocean Club war
unter diesen Klienten durchaus begehrt.
Wie begehrt, zeigen
die Panama Papers: Mossack Fonseca hat etlichen Interessenten dabei geholfen,
Wohnungen im Trump Ocean Club zu kaufen und damit selbst eine Menge Geld
verdient. Die Juristen in Panama-Stadt kümmerten sich um die Formalitäten,
forderten Unterlagen an und besichtigten im Auftrag ihrer weltweit verstreuten
Klienten die Immobilien. [….][….]
In mancher Hinsicht erinnert der Turm in
Panama zudem an die politische Karriere Donald Trumps, der sich dieser Tage um
die Nominierung der Republikanischen Partei für das Weiße Haus bewirbt. Es geht
darum, mit einem großen Namen Aufmerksamkeit zu erregen und sich großen Ertrag
zu sichern, ohne aber ein allzu großes Risiko einzugehen. Und sollte die
Unternehmung am Ende schiefgehen, stehen genügend Partner oder Sündenböcke
bereit, um die Kosten und die Schuld zu tragen. In Wirtschaft wie Politik kann
es ein Erfolgsrezept sein, dass man einerseits wie die Überfigur wirkt, sich
andererseits aber nicht zu sehr verstricken lässt.
[….]
[….][….][….]
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