Aufgrund
seiner geographischen Lage, nah an zwei Meeren und der Geschichte als
Hansestadt, die nie von Adeligen beherrscht wurde, entwickelte sich Hamburg zu
einer bedeutenden, multikulturellen Handelsstadt.
Hamburg hat
mit fast 100 Konsulaten zusammen mit Hong Kong und New York eins der größten drei Konsularcorps der Welt.
Hamburgs
Wirtschaft wird wesentlich durch seine internationalen Beziehungen und dem zweitgrößten Containerhafen Europas geprägt.
In Relation zur Größe Hamburgs – mit 1,7 Millionen Menschen
sind wir gerade mal die Nummer 134 in Liste der größten Städte der Welt,
liegen hinter Wien, Bukarest, Mossul, Basra, Sapporo etc – sind wir durch die
lange Handelsgeschichte und den Hafen ohnehin extrem international aufgestellt.
Hamburg hat die zweitmeisten [oder drittmeisten? – T.] Konsulate der Welt und
40% der Hamburger haben einen sogenannten „Migrationshintergrund“.
(Olympi-Nein, 19.11.2015)
(Olympi-Nein, 19.11.2015)
Dessen muß man sich bewußt sein als Hamburger. Wir sind eine
schöne und große Stadt, aber wir spielen selbstverständlich noch lange nicht in
der Weltstadt-Liga mit.
Das merkt man beispielsweise an der derzeit aufgeheizten
Immobilienjagd aufgrund der Mikrozinsen.
Die Wohnungen werden teurer, aber nicht exorbitant, weil
die sprichwörtlichen reichen Russen und reichen Scheichs und reichen Chinesen
sich keine Buden an der Außenalster, sondern in London oder New York kaufen.
In der Morgenpost von heute verrät Edel-Makler Björn Dahler („Dahler
and Company“, 42 Niederlassungen), daß man in Hamburg „Durchschnittspreise von
5.500 – 6.500 Euro den Quadratmeter“ zahle. Das könnten sich auch normale Leute
leisten. Die Obergrenze für Wohnungspreise läge bei etwa 9.000 Euro und nur an
wirklich extrem exklusiven Einzelstandorten (Elbphilharmonie oder Blick über
die Außenalster) munkele man von „18.000 bis 35.000 Euro pro Quadratmeter“.
Peanuts, verglichen mit Manhattan oder Tokio.
Mal ausrechnen. Kleinfamilie mit zwei Kindern benötigt
mindestens 80 qm für vier Zimmerchen. 80 mal 6.000 Euro (Durchschnitt laut
Dahler) + 15% Gebühren (Notar/Grunderwerbsteuer/Maklercourtage) = EUR 552.000.
So viel hat also ein Durchschnittsverdiener auf der hohen Kante.
Wer keine halbe Mio irgendwo in der Sofaritze versteckt hat, muß
entweder mieten oder sich eine Bleibe in einem günstigeren Umfeld suchen.
Nordfriesland. Oder MeckPomm.
Wieso sollte man in Hamburg bleiben, wenn man anderswo für
einen Bruchteil der Kosten unterkommen kann?
Dafür gibt es Gründe. In Hamburg sind die Jobs, bei denen man deutlich besser als in Anklam oder Pinnow verdient. Darüber hinaus gibt es enorme Vorteile bezüglich der Infrastruktur, der kluturellen Angebote, der medizinischen Versorgung und des sozialen Lebens.
Dafür gibt es Gründe. In Hamburg sind die Jobs, bei denen man deutlich besser als in Anklam oder Pinnow verdient. Darüber hinaus gibt es enorme Vorteile bezüglich der Infrastruktur, der kluturellen Angebote, der medizinischen Versorgung und des sozialen Lebens.
Und des Todes.
Nirgendwo kann man so schön begraben werden wie in der
zweitgrößten Stadt Deutschlands. Der Ohlsdorfer Parkfriedhof ist weltweit
einzigartig.
Der Friedhof Ohlsdorf
ist der größte Parkfriedhof der Welt. Unter alten Bäumen können Sie hier den
grünen Reichtum genießen, für den er zu Recht berühmt ist. Mit seinen 391
Hektar ist er zugleich Hamburgs größte Grünanlage. Hier gedeihen 450 Laub- und
Nadelgehölzarten, die Teiche und Bäche sind von Wasservögeln belebt.
Zu jeder Jahreszeit
ist der Parkfriedhof eine Oase der Ruhe inmitten der belebten Metropole.
Besonders empfehlenswert: ein Spaziergang zur Rhododendronblüte Anfang Juni. Es
werden auch zahlreiche Führungen über den Ohlsdorfer Friedhof angeboten.
Auf dem Ohlsdorfer
Friedhof kann sich jeder beisetzen lassen, unabhängig von Wohnort und
Konfession.
Von Grünen verantwortete Umweltpolitik ist normalerweise ein
Grauen und gerade als ich mich ausnahmsweise mal über den Grünen Senator Jens Kerstan
freute, weil er die Mittel für Baumpflanzungen verdreifachte
und ein beeindruckendes
Online-Baumkataster einführte, will der Mann Ohlsdorf an den
Kragen.
Pfui.
Ohlsdorf ist nicht mehr ausgelastet genug, weil sich zu viele
(auch aufgrund der horrenden Gebühren) lieber einäschern und anonym beerdigen
lassen.
Kerstan erkennt hier ein Problem, in das er sofort
hineingrätscht.
Als
1877 der Ohlsdorfer Friedhof eröffnet wurde, hatte Deutschland noch einen
Kaiser und Ohlsdorf lag weit entfernt von den besiedelten Hamburger
Stadtteilen. Seitdem sind auf dem mit fast 400 ha größten Parkfriedhof der Welt
rund 1,4 Millionen Menschen beigesetzt worden, darunter viele prominente
Einwohner Hamburgs. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings die
Bestattungskultur stark verändert: immer mehr Menschen werden in einer Urne
statt in einem Sarg beerdigt, Beisetzungen außerhalb von Friedhöfen, z.B. auf
See, nehmen zu während die Zahl der Großfamilien abnimmt.
Wie
kann die Zukunft des Friedhof Ohlsdorf vor dem Hintergrund rückläufiger
Belegungszahlen langfristig gesichert werden? Welche Chancen ergeben sich durch
eine neue Nutzung von Teilen der Grünfläche?
Ein Friedhof dürfte so ziemlich der einizige Ort sein, dessen
Sinn und Zweck es ist gerade nicht lärmig, laut und spaßig zu sein.
Hier wird üblicherweise der Toten gedacht, oder aber man
nutzt die besondere Ruhe und bedeutungsschwangere Athmosphäre zur
Kontemplation.
Hamburg ist schön, aber auch schön voll.
Am Wochenende oder generell bei gutem Wetter sind die großen
Parks – rund um die Außenalster, Stadtpark, Elbstrand – grauenvoll überbevölkert.
Am schlimmsten ist es an der Außenalster; dort sind
Spaziergänge am Tag fast unmöglich geworden, da Myriaden kläffender Hunde, abertausende Radfahrer und zudem ein unendlicher Pulk widerlich nach Schweiß stinkender
Jogger normales Gehen unmöglich machen. Es ist vielmehr ein einziges
Ausweichen, Spießrutenlaufen.
Zudem ist Hamburg, die 134. größte Stadt der Welt dem Wahn
verfallen unablässig irgendetwas zu veranstalten. Eine aberwitzige
Eventisierung der gesamten Innenstadt hat sich durchgesetzt. Kein Wochende, an
dem nicht die Straßen gesperrt sind, weil Alstervergnügen, Schlagermove, CSD,
Marathon, Cyclassics, Triathlon, Weinfest, Dom, Harleydays oder
Motorradgottesdienste das Stadtbild in den immer gleichen lärmigen Klaumauk aus
Bierbuden, Würstchen und Humpta-Musik verwandeln.
Einfach unerträglich.
Und den einzigen, den letzten verbliebenen Ort der Ruhe, den
Friedhof, will nun der offensichtlich wahnsinnig gewordene Grüne Umweltsenator auch noch eventisieren?
Ich empfinde das als direkten Angriff auf die Ruhe der Toten und mein psychisches Wohlempfinden – ja auch meine Vorfahren gehören zu den 1,4 Millionen in Ohlsdorf Begrabenen.
Ich empfinde das als direkten Angriff auf die Ruhe der Toten und mein psychisches Wohlempfinden – ja auch meine Vorfahren gehören zu den 1,4 Millionen in Ohlsdorf Begrabenen.
Gibt es auf
dem Friedhof Ohlsdorf bald Yoga-Kurse und Obstwiesen?
Erst
mit der Kutsche an schönen Grabmalen vorbeifahren, dann frisch geerntete Äpfel
von der Friedhofs-Obstwiese kaufen und zum Schluss noch einen Kino-Film in
einer Kapelle sehen – all dies könnte in Ohlsdorf Wirklichkeit werden. Denn: Es
gibt zu wenig Bestattungen – der Friedhof wird zum Freizeit- und Öko-Park. [….] Die Umweltbehörde will gut die Hälfte der
400 Hektar großen Fläche nicht mehr als Friedhof, sondern als Naturraum
entwickeln. „Ohlsdorf 2050“ nennt sich das Vorhaben.
Rund
20 Fachleute für Stadt- und Grünraumplanung sowie Friedhofs-Experten und
Kulturschaffende haben sich vergangene Woche getroffen. Ziel: die Entwicklung
neuer Konzepte für den Friedhof. [….] Weitere Ideen:
Neue Obstwiesen und der Verkauf der Früchte sind denkbar. Der Friedhof würde gerne Kutschfahrten über das Gelände
anbieten, Kino in Kapellen, eine offene Steinmetzwerkstatt, Museumsräume für
besonders geschützte Grabmale und vieles mehr. [….]
Aber
es gibt auch Gegenwind für „Ohlsdorf 2050“. Frater Rafael, ein Seelsorger
orthodoxen Glaubens, will die Pläne mit einer Petition stoppen. Er hat bereits
500 Unterschriften übergeben.
(Simone Pauls, MoPo, 15.02.16)
Jetzt treibt dieser Grüne mich Atheisten in die Arme des
orthodoxen Fraters Rafael.
Wer hätte gedacht, daß ich so konservativ bin, aber die
Vorstellung, daß Kerstan den Ohlsdorfer Friedhof und somit auch mein
Familiengrab der allgemein Party-Bespaßung anempfiehlt macht mich wütend.
Was maßt der Mann mit dem mickrigen auf vier Jahre
ausgelegten Mandat sich an eine 139-jährige Institution zu zerrockern?
Ein absolutes Ausschlußkriterium für die Wahl der Grünen in
Hamburg.
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