Dienstag, 5. Juli 2016

Heterogenität!

Das war natürlich ein Fehler.
Ich sollte es besser wissen.
Mit den ccc sollte ich nicht diskutieren.
Meine Creepy Californian Cousins sind einfach zu borniert, zu ungebildet, zu arrogant, um mit ihnen ernsthaft über Politik zu sprechen.
Ihre Weltsicht ist ganz einfach: We do things right!
USA ist das beste Land der Welt, jeder muß rund um die Uhr bewaffnet sein, der liberal press kann man nicht trauen, Washington ist total verkommen und alle Demokraten sind schwule Kommunisten, die Amerika zerstören wollen.

Unglücklicherweise posten diese Menschen dann in ihrer Grundschulgrammatik auch ihre Ansichten über den Rest der Welt.
Dabei sind sie voll auf Trump-Linie. Deutschland ist dem Untergang geweiht, weil erstens sowieso alles Nazis sind und zweitens die verrückte Kommunistin Merkel das Land mit kriminellen Muslims flutet.

Am Brexit-Tag wußte Trump- und Farage-Fan J. natürlich Bescheid.

 
(Brits, bureaucracy – aber zwei Fehler in einem Satz sind schon recht gut für diese West-GOPer)
Ich konnte es mir dann doch nicht verkneifen und mußte dem Fettsack den Kopf waschen.
Natürlich hatte das zur Folge, daß seine Geschwister ihm beisprangen und das übliche Gepöbel losließen, daß ich gefälligst meinen US-Pass abzugeben hätte, weil ich bei den Nazis in Europa lebte und deswegen kein Recht hätte von den social benefits zu profitieren.
Das ist immer schön. Von Rechtsaußen als Nazi beschimpft zu werden und ausgerechnet von Deutschland aus die gewaltigen sozialen Wohltaten der USA zu verprassen.

Überraschend sprang mir aber einer meiner New Yorker Cousins bei, der offensichtlich Trump mindestens genauso verabscheut wie ich.
Schnell wandelte es sich in einen grundsätzlichen Kampf NY gegen L.A.

Das ist durchaus faszinierend. Weswegen westdeutsche Linke Amerika hassen – Turbokapitalismus, Dummheit, Rücksichtlosigkeit, Waffenwahn, Rassismus, Militarismus, Bildungsfeindlichkeit – wird von anderen Amerikaner noch viel mehr gehasst.
Was antiamerikanische Westeuropäer für Amerika halten, ist aber nur ein Teil Amerikas.
Ein Teil, der durch die Dauermedienpräsenz der republikanischen Vorwahlen leider viel zu sehr im Rampenlicht steht.
Vermutlich kennen das alle Menschen, die in den USA leben, oder die dort Verwandte haben, daß sich auch in der eigenen Familie die Leute politisch/gesellschaftlich nicht nur uneinig sind, sondern daß sie die jeweils andere Seite zutiefst verachten.

Es ist offensichtlich wichtig in Europa immer mal wieder daraufhin zu weisen, wie anders es in einigen Orten der U.S.A. zugeht.
Die meisten Deutschen wissen, daß es an den Colleges der Ostküste und natürlich in der schwulen Stadt San Francisco sehr liberal zugeht.

The city of San Francisco holds a unique and storied place in liberal America. It’s the place where radically liberal ideas that never see the light of day in the rest of the county come to fruition. Ten years ago, the city became the first municipality in the country to issue same-sex marriage licenses. It has among the strongest tenants rights in the whole country, the highest minimum wage at $10.68, and universal healthcare. A list of banned items in the city include: happy meals, plastic bags, the sale of tobacco products in pharmacies, and the mixing of compostable trash with regular trash. It’s the home of the beat movement, the Summer of Love and Harvey Milk.
In the 2003 runoff mayoral election, Matt Gonzalez, the Green Party candidate, earned 47 percent of the vote and scared the opposition (Gavin Newsom) so much so that one of Newsom’s financial backers, Walter Shorenstein, personally flew in Bill Clinton to campaign for Newsom. This is a town where perennial right-wing boogeyman Nancy Pelosi is considered a moderate and in some circles, a conservative. And if you need more reason to be convinced why San Francisco is America’s most important and iconic liberal city, then let me ask you this: Have you ever heard the term “New York Values” or “Seattle Values”?

Möglicherweise ist die Information auch schon veraltet, S.F. soll inzwischen konservativer werden.

Es gibt aber mehr sehr liberale und verrückte Städte in den USA.

Je weiter südlich, desto entspannter und gelassener der Lebensstil. Und diese Ruhe und Gelassenheit ist ansteckend, sagen die Menschen auf der Inselkette der Florida Keys.
[….] Nirgends in den USA ist das Leben freizügiger, sind die Menschen toleranter als auf Key West. Der südlichste Punkt der USA ist seit Hemingways Zeiten Anziehungspunkt für Aussteiger und Lebenskünstler. 1987 hat die Insel den USA den Krieg und sich selbst für unabhängig erklärt. Ein Mediengag, aber einer, der das Lebensgefühl der Bewohner widerspiegelt und bis ins Detail zelebriert wird. Das Filmteam hat den Staatssekretär der unabhängigen Conch Republic besucht, seinen Luftwaffengeneral beim Kunstflug über die Insel kennengelernt und an den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Mikronation teilgenommen. Einer der Höhepunkte: ein Zeitrennen von Dragqueens mitten durch die Straßen von Key West. Und das in den sonst für ihre Prüderie bekannten Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Conch Republic hat sich schon vor fast 30 Jahren für „unabhängig“ von der USA erklärt und frönt dem Anderssein.

Viel weiter entfernt von Key West als Portland, Oregon, geht es nicht.
Portland ist nicht weit entfernt von den tumben ccc, die mich mit ihren Waffen-Selfies auf Facebook nerven.
Wie Ingo Zamperoni letztes Jahr in einer netten Reportage zeigte, sind dort alle Klischees, die Linke vom bösen Amerika haben, in ihr Gegenteil verkehrt.
Hier gilt es Energie zu sparen, sich für die Umwelt einzusetzen und liberale Werte zu leben.

"Keep Portland weird - Portland bleibt anders!" lautet das Motto der Hauptstadt Orlandos. Hier lebt man gerne nackt und nachhaltig.



Sich so wie ich aus sicherer Entfernung über Trump, Ryan und Cruz zu gruseln, ist das eine.
Die armen Leute in San Francisco, Key West oder Portland, die mit den Trump-GOPern in einem Land leben müssen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen