Gelegentlich
wird mir vorgeworfen viel zu mild dem Islam gegenüber zu schreiben.
Stattdessen
wäre ich überproportional auf das Christentum fixiert.
Nun, da
ist etwas Wahres dran.
Ich
äußere mich in der Tat vergleichsweise selten kritisch über den Islam, weil es „den
Islam“ nicht gibt.
Natürlich
gibt es auch sehr unterschiedliche christliche Konfessionen, aber Bibel-Exegese
ist eine homogene Angelegenheit wenn man sie mit Korandeutungen vergleicht.
Promiske,
drogenkonsumierende Rapper, unauffällige Hausfrauen, Kalifatskämpfer und
säkulare Karrierefrauen, die Jeans und Bikini tragen verstehen sich allesamt
als Muslime.
Der Islam hat sich in den letzten 1000 Jahren
extrem heterogen entwickelt. Es gab das weltoffene, tolerante,
wissenschaftsfördernde und homofreundliche Kalifat, die tolerante, integrierende
Mauren-Herrschaft genauso wie Wahabiten, die das diametrale Gegenteil davon
predigten.
Insbesondere
gibt es aber in dem Islam keine
allseits respektierten Führerfiguren wie Franziskus oder Kyrill.
Mit
Schrecken erinnere ich mich an den völlig verblödeten EKD-Chef Bedford-Strohm,
der mit seiner Forderung nach „flächendeckenden Islamunterricht“ eindrucksvoll
seine gewaltigen Bildungslücken offenbarte.
(….)
Selbst wenn man diesen naiven Denkansatz folgte, kommt man allerdings nicht
weiter als bis zu Nasenspitze, denn Bedford-Strohm wurde offensichtlich bisher
noch nicht mitgeteilt, daß es „den Islam“ gar nicht gibt.
Es
gibt keinen Muslimischen Papst oder einen Sunnitischen Zentralratsvorsitzenden,
der für den Islam spräche.
96%
der Muslime in Deutschlands gehören überhaupt keinem Verband an, der Staat hat
eben keinen adäquaten Ansprechpartner.
Es
gibt an die vier Millionen Muslime in Deutschland und die größten Verbände sind
der Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD) mit rund 10.000
Mitgliedern und die aus Ankara gesteuerte Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion e. V. (DİTİB), die wiederum rund 900 selbstständige Moschee-Vereine
locker betreut.
Der
EKD-Chef fordert hier also eine Abmachung mit einem nicht existenten
Vertragspartner, die dazu führen soll, daß ebenfalls nicht existente deutsche
islamische Theologen flächendeckend in Schulen eingesetzt werden.
So
weit, so doof. (…..)
Ich
schließe mich also auch deshalb nie den pauschal Islam-verurteilenden
Statements nach IS-Anschlägen an, weil „der Islam damit wirklich nichts zu tun
hat“ – und zwar in dem Sinne, daß es keinen allgemeinen Islam gibt.
Die
türkischstämmige Muslimin, die in Köln als Lehrerin oder Polizistin arbeiten,
hat tatsächlich keine Gemeinsamkeiten mit Omar Mateen oder Mohammed Atta.
Ganz
offensichtlich sind die Erscheinungsformen des Islam eine Frage der Kultur.
Je ärmer
und je ungebildeter, desto archaischer und radikaler das eigene Islambild.
Das ist
aber gerade kein Islam-typischer Zusammenhang, sondern bei allen Religioten der
Fall.
Je
ungebildeter und dümmer der Christ, desto bösartiger und gewalttätiger seine
Handlungen gegenüber Gynäkologen, Schwulen oder Ungläubigen.
Man mag
einwenden, daß unter den islamischen Terroristen erstaunlich viele Ingenieure
und Studenten sind, aber auch das ist typisch für alle Religionen und
andere extremistische Ideologien:
Das radikale Fußvolk wird gerne von einzelnen „Führern“ gekapert, um bestimmte politische oder gesellschaftliche Ziele durchzusetzen.
Das radikale Fußvolk wird gerne von einzelnen „Führern“ gekapert, um bestimmte politische oder gesellschaftliche Ziele durchzusetzen.
Der
Anführer kann ebenfalls verblödet sein, wie Lutz und Michele Bachmann, wie
Trump oder Palin.
Das muß
aber nicht sein. Führungsfiguren, die Hass-Ideologien und Religionen für ihre
Zwecke benutzen, können auch selbst gebildet sein, wie beispielsweise Boris
Johnson oder David Berger.
Das fiese Furienquartett aus Birgit Kelle, Hedwig
Beverfoerde, Gabriele Kuby und Beatrix Storch ist in Wahrheit auch gebildeter
als es die verbal ausgerülpsten Fäkalien ahnen lassen.
Sie sind
aber nicht in erster Linie so destruktiv und antihumanistisch, weil sie alle
Christinnen sind, sondern weil sie zufällig Arschlöcher sind.
Sicher
half das Christentum so eine hohe Arschlochquote unter seinen Anhängern zu
generieren, aber man darf nicht so weit gehen jedem einzelnen der zwei Milliarden
Christen Boshaftigkeit wie Mixa, Kuby oder Haas zu attestieren.
Wenn man
nun im Westen dazu übergeht pauschal „de Islam“ für alles Schlechte in der Welt
verantwortlich zu machen – und dazu neigen leider auch meine Komplizen aus der
linke und atheistischen Ecke – geht man Trixi Storch auf den Leim, die schon
lange frohlockt im Anti-Islamismus „ein Knallerthema“ gefunden zu haben, um die
AfD stark zu machen.
Man geht
sogar allgemein der religiotischen Maxime „Wir sind besser als die“ auf den
Leim, indem man den christlich-islamischen Antagonismus betont.
So
spalterisch und verlogen agieren (nicht nur) deutsche Konservative gern:
Die
(guten) christlich-jüdischen Werte versus die (schlechten) muslimischen
Ansichten.
Indem
jeder gegen den Islam in Stellung gebracht wird, erhöht sich automatisch der
moralische Wert der „christlich-jüdischen“ Seite.
Dabei
ist das natürlich blanker Unsinn.
Die
meisten bundesrepublikanischen gesellschaftliche „Werte“ sind in Wahrheit gerade
nicht unser „christlich-jüdisches Erbe“, sondern wurden gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Kirchen langwierig durchgesetzt.
Über
viele Jahrhunderte lebten Islamische Herrscher die weitaus moderneren und liberaleren Werte als Christen.
Daran
ändert auch die Tatsache nichts, daß ich gegenwärtig natürlich lieber in einem
christlich geprägten Land lebe als in Saudi-Arabien oder Pakistan.
Obwohl
man nicht vergessen sollte, daß ultrahomophobe und ultrafrauenfeindliche Staaten
wie Uganda oder das südliche Nigeria christlich sind.
Ich
lasse mich ungern gegen den Islam einspannen, da ich nicht das Spiel der
rechten AfDler und Dunkelkatholiken mitmachen will, die auf diese Weise das
Christentum groß machen wollen.
Man
sollte alle Religionen gleichermaßen zurückdrängen.
Vielleicht
ist das Judentum etwas sympathischer, weil dort nicht missioniert wird, aber
die ultraultraorthodoxen Juden sind genauso gefährlich wie ihre
Fanatikerkollegen unter Christen und Muslimen.
Man wird
wenig Erfolg im Kampf gegen die Religionen haben, wenn man immer nur die Finger
ausstreckt und auf die anderen zeigt, die noch schlimmer wären.
Man
sollte vor seiner eigenen Haustür kehren.
Ich lebe
in einer christlich geprägten Gesellschaft, regiert von einem Bundeskabinett,
das zu 100% aus überzeugten Christen besteht,
Die
christlichen Kirchen verfügen in Deutschland über gewaltige Privilegien und
werden jedes Jahr mit Milliarden aus dem Steuersäckel überhäuft.
Daher
sind die christlichen Kirchen auch diejenigen, auf die ich zuerst zeige, wenn
ich Religion kritisiere.
In den
letzten Monaten fällt mir aber eine Eigenschaft an „den Muslimen“ türkischer
Abstammung auf, die mich rätseln läßt.
Kann es
sein, daß es religiös bedingt ist, daß gerade Menschen türkischer Abstammung
dazu neigen sehr schnell persönlich beleidigt zu sein, sich angegriffen fühlen
und um ihre Ehre fürchten?
Oder ist
das ein psychologisches Phänomen aller Menschengruppen, die wie die ehemaligen
türkischen Gastarbeiter seit 50 Jahren diskriminiert und nicht voll anerkannt
werden?
Vielleicht
muß man etwas durch besonderen Stolz und Pflege seiner angestammten Kultur
überkompensieren, wenn man in Schule und Beruf immer abfällig behandelt wird.
Was auch
immer die Ursachen sind: Es ist mir schon sehr fremd, daß sich offenbar sogar
eine große Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken persönlich verletzt
fühlt durch die Armenien-Resolution oder das Böhmermanngedicht.
Wer
Erdogan beleidigt, beleidigt damit alle Türken?
Wer die
Massaker an den türkischen Armeniern im Jahre 1915 Völkermord nennt, beleidigt
im Jahr 2016 in Deutschland lebende Türken?
Um das
klar zu stellen: Als im Exil lebender Amerikaner habe ich nicht das
allergeringste dagegen, wenn amerikanische Präsidenten geschmäht und beleidigt
werden, es stört mich auch nicht im Geringsten, wenn amerikanische Massaker wie
in Vietnam oder auf den Philippinen, wie der Landraub an den „Native Americans“
oder die rassistische Internierung aller Japanisch stämmigen Amerikaner im
zweiten Weltkrieg, wenn die Sklaverei mit den härtesten Worten verurteilt wird.
Ich
fühle mich sogar immer noch partiell verantwortlich für diese Verbrechen – und zwar
in dem Sinne, daß man sie eben nicht vergessen sollte.
Aber
nichts davon könnte mich persönlich beleidigen.
Muß ich
etwa dem konservativen stellvertretenden Abendblatt-Chefredakteur Iken in
dieser Sache Recht geben?
Viele Muslime haben
ein Problem mit der Selbstkritik – die aber gehört zu Deutschland.
[…]
Die Junge Islam Konferenz [ist] kein reines Muslimtreffen. Als bundesweites
Forum bietet sie religiösen und nicht religiösen Jugendlichen mit und ohne
Migrationshintergrund eine Plattform für die "Debatte über die Rolle des
Islam in Deutschland". Da sollte man ein paar kritische Fragen erwarten
dürfen – zumal die Junge Islam Konferenz ein Projekt der Stiftung Mercator und
der Berliner Humboldt-Universität ist.
Aber wer die
Verlautbarungen betrachtet, findet eine selbstkritikfreie Zone. […] Einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin zufolge lehnen 13
Prozent der Christen in Europa Schwule ab, aber fast 60 Prozent der Muslime. […]
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