Freitag, 1. Juli 2016

Impudenz des Monats Juni 2016

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Diesmal ist es leicht sich zu entscheiden. Großdummbatz des Monats ist natürlich England.
Nicht nur daß es ohne sich vorher zu informieren und ohne Not eine Entscheidung trifft, die das Land ökonomisch in den Abgrund stürzt und mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Lyse Großbritanniens führt, nein anschließend zeigt sich die Insel auch noch von der pestigsten Seite: Xenophob und feige.

Premier David Cameron erlebt jetzt in Brüssel wie es ist wenn man richtig gehasst wird.
Zehn Jahre ist er der gesamten EU mit seinen europafeindlichen Tiraden auf die Nerven gegangen und nun erwartet er Milde von denjenigen, die er in all der Zeit wie Dreck behandelt hat.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Nun dürfte er als der Premier in die Geschichte eingehen, der seinem Land wirtschaftlich so geschadet hat wie kein anderer Regierungschef vor ihm. Zusammen mit Tory-Finanzminister Osborne ruinierte er die fünftgrößte Wirtschaft des Planeten.

Schwer vorstellbar, dass jemand der Wirtschaft noch mehr schaden könnte als der Premier.

Gut möglich, daß England sich auch Jahrzehnte nicht ökonomisch erholen wird.
Aber man soll mit Prognosen vorsichtig sein – insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen.
Aber schon nach einer Woche sieht es böse aus.

 […] Viele Fragen sind offen eine Woche nach dem Referendum, nur eines ist sicher: die Unsicherheit. Die aber ist Gift für eine Volkswirtschaft. Unternehmen investieren nur dann, wenn sie wissen, woran sie sind. In Großbritannien wissen sie es nicht. Gerade hat Siemens auf der Insel für Aufregung gesorgt. Solange die Brexit-Frage nicht geklärt ist, wird der Münchner Konzern nicht mehr in seine Windanlagen-Produktion in der 250 Kilometer nördlich von London liegenden Hafenstadt Hull investieren. […]
Zum Beispiel sind es zu erwartende Preissteigerungen als Folge der jüngsten Pfundabwertung. Ein Faktor, der den Lebensstandard der Briten einschränken wird, weil die britische Volkswirtschaft stark auf den Import von Industriegütern angewiesen sind. Das andere ist die Furcht vor Zöllen der EU, die britische Produkte auf dem Weg von der Insel auf den Kontinent verteuern würden. Damit verbinden sich das Bangen um Arbeitsplätze und eine zunehmende Zurückhaltung bei den Verbrauchern. Erste Anzeichen sind schon sichtbar. Nach dem Referendum sind auf der Insel die Aktien von Immobilienfirmen besonders stark gefallen, einige um mehr als 25 Prozent. Zum Teil wurde der Handel der Aktien von Immobilienfirmen an der Londoner Börse sogar ausgesetzt. Man erwartet, dass die Häuserpreise sinken.
[…] Vor allem die Japaner sind alarmiert. Die Konzerne Nissan, Toyota und Honda haben Großbritannien bisher als Brückenkopf für Exporte in die gesamte EU genutzt. Sollten nach einem Brexit plötzlich Zölle für Einfuhren auf den Kontinent wirken, sind die europäischen Geschäfte direkt berührt.
[…]  "Das Referendum hat schlechte Aussichten in fürchterliche verwandelt", erklärte Analyst Samuel Tombs. "Wir erwarten nun, dass ein Zusammenbruch der Unternehmensinvestitionen, ein Einstellungsstopp und deutlich höhere Inflation die britische Wirtschaft in die Rezession stürzen werden." […]

US-amerikanische Comedians wie Samantha Bee reiben sich ungläubig die Augen.
Seit George W. Bush waren die Amerikaner sicher den Weltrekord in politischer Dummheit zu halten.
Ein Titel, der durch immer neue Morialogie-Talente fest in amerikanischer Hand blieb: GWB, Sarah Palin, Joe Barton, Rick Santorum, Christine O'Donnell, Herman Cain, Michele Bachmann, Ted Cruz und schließlich Donald Trump.

Nun aber machen Boris Johnson, Nigel Farage und die Brexiteers den Amis diesen Titel streitig.
Die Suppe, die er seinem Land eingebrockt hat, will er nun nicht mehr auslöffeln.
Er kneift und überlässt es anderen mit dem Desaster fertig zu werden.
David Cameron, sein Jugendfreund aus dem ultra-elitären Bullingdon-Club, hatte ebenfalls schon in den Sack gehauen.
Keiner will mehr englischer Premier sein.

Nicht nur die Führung der regierenden konservativen Partei befindet sich in heller Aufruhr, nein, die oppositionelle Labour-Partei zerlegt sich gleich mit.

Den englischen Wählern dämmert es nun, nach der Brexit-Abstimmung, daß sie sich selbst in den Orkus der Geschichte manövriert haben und wollen daher noch einmal wählen.
Der „Exit vom Brexit“, das „Bregret“ ist durchaus möglich.
Schließlich sei man verarscht worden, monieren diejenigen, die sich verwählt haben.

Das Referendum war keine 24 Stunden vorbei, als das Brexit-Lager zentrale Positionen seiner Kampagne kassierte - etwa die auf Bussen durchs Land kutschierte Irreführung, es flössen wöchentlich 350 Millionen Pfund von Großbritannien nach Brüssel, oder das Versprechen, die Einwanderung aus anderen EU-Staaten massiv zu senken. Die Behauptung, ein Brexit würde der britischen Wirtschaft nicht schaden, wurde von der Realität entkräftet: Das Pfund fiel auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, Großunternehmen erwägen den Abbau Zehntausender Arbeitsplätze, und die EU denkt gar nicht daran, den Briten nach einem Austritt den Zugang zum Binnenmarkt zu schenken.

Die Engländer offenbarem diese Woche aber nicht nur ihre Doofheit, sondern zeigen sich auch von der ganz häßlichen Seite.


Nach dem Brexit-Votum Briten machen Jagd auf Polen
[…] Neid, Wut, Hass, Rassismus: Nach dem Brexit zeigt Großbritanniens Gesellschaft ihre hässlichste Fratze. Rechtsextreme, aber auch stinknormale Bürger hetzen gegen Ausländer und Menschen mit ausländischen Wurzeln, machen teils regelrecht Jagd auf sie – ganz speziell auf Polen.
Mehr als 750.000 Menschen kamen seit dem EU-Beitritt des Landes 2004 auf die Insel, um zu arbeiten, eine bescheidene Existenz aufzubauen. Jetzt sind sie Ziel ausländerfeindlicher Angriffe. So giftete Nigel Farage, Chef der rechtsextremen UKIP-Partei, im Brexit-Wahlkampf gegen Polen, andere Ausländer und Muslime. Seit dem Entscheid über das EU-Aus der Briten geht seine Saat und die Hetze anderer Ausländerfeinde auf. Hunderte teils schwere Übergriffe gegen Zuwanderer wurden bisher registriert.
[…] Die britische Polizei bestätigte, dass seit  Donnerstag die rassistischen Übergriffe um 57 Prozent zunahmen. […]


Die Xenophobie greift um sich.
Auf den Straßen kommt es zu Jagdszenen auf Ausländer.

[…]  In Großbritannien ist nach dem Brexit-Votum die Zahl der registrierten Hassverbrechen deutlich gestiegen. Wie die Zeitung The Times unter Berufung auf Polizeiangaben berichtet, hat sich der Wert mehr als verfünffacht.
Demnach sind seit dem Referendum vor einer Woche 331 Vorfälle gezählt worden. Zuletzt lag der wöchentliche Durchschnitt bei 63. Führende Religionsvertreter kritisierten den Anstieg und warnten vor Fremdenfeindlichkeit. […]


1 Kommentar:

  1. Abwarten. Es gibt eine Reihe von Ländern, die nur darauf warten, Geschäfte mit England zu tätigen. Es würde micht nicht wundern, wenn England vom Austritt profitiert.

    Das Xenophobe betrifft nicht nur England. Denk mal an Sachsen. Da werfen sie sogar Molotov-Cocktails in Fenster.

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