„So treibt das Bedürfnis der
Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die
Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen
Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
(Arthur
Schopenhauer, Stachelschwein-Gleichnis)
Man soll nicht immer über die „Mainstreammedien“
meckern.
Natürlich produzierenden die sehr viel
Unterhaltungs-Einerlei auf niedrigstem Niveau, aber zu Nachtzeiten gibt es
genügend hochinteressante und lehrreiche Dokumentationen, die das öffentlich-rechtliche System rechtfertigen.
Gestern strahlte die ARG um 23.30 Uhr so eine Reportage aus, bei der mir die Ohren
schlackerten.
Es ging, im weiteren Sinne, wieder um das Thema „man will nichts abgeben!“
Das reiche Deutschland unterhält ohnehin schon einen gewaltigen Niedriglohnsektor, der zu einer massiven Importschwäche führte.
Das reiche Deutschland unterhält ohnehin schon einen gewaltigen Niedriglohnsektor, der zu einer massiven Importschwäche führte.
Aber Lohndumping ist noch lange nicht alles.
Hunderttausende Menschen in der Fleischindustrie, der
Prostitution und der Altenpflege werden regelrecht versklavt.
Wir Sklavenhalter – Ausbeutung in Deutschland.
"Sklaven und Zwangsarbeiter gibt es bei uns nicht", denken viele.
Keine Frage: Die Zustände in asiatischen Textilfabriken, auf den Kakao- und
Kaffeeplantagen oder in den Käfigen von Shrimp-Fischern im Pazifik sind auch
hierzulande inzwischen bekannt. Aber Sklaverei direkt vor unserer Haustür? Gibt
es das? Und wenn ja: Profitieren wir etwa alle davon?
Wo liegt die Grenze zu moderner Sklaverei?
Wir machen uns in Deutschland auf die Suche nach Menschen, die wie Sklaven
behandelt werden. Wir treffen Schlachtarbeiter, Pflegekräfte privater
Haushalte, Frauen, die nach Deutschland verkauft und prostituiert wurden, und
Flüchtlinge, die in Gefahr sind, Deutschlands nächste Schattenarbeiter zu
werden. Wir suchen nach Formen von illegaler Beschäftigung. Wir beschreiben die
Grenze zwischen schlecht bezahlten Jobs, Menschenhandel und moderner Sklaverei.
Wir sprechen mit Betroffenen, Helfern, Polizisten und Experten. […..] Weltweit leiden 20,9 Millionen Menschen
unter Zwangsarbeit, so schätzt die Internationale Arbeitsorganisation (IAO).
Dazu kommen laut Hilfsorganisationen mehr als 100 Millionen Menschen, die in
Sklaverei-ähnlichen Verhältnissen leben. Auch der Kinderhandel nimmt laut
UNICEF weltweit zu. Und Europa? 500.000 Menschen seien hierzulande von
Zwangsarbeit betroffen, so schätzt der Europarat. Wir wollen herausfinden: Wie
funktioniert das System der Ausbeutung? Und sind wir alle Profiteure dieser
Schattenwirtschaft?
Schockierend, natürlich. Absolut entsetzlich zu sehen,
wie grausam, raffgierig und ausbeuterisch die Fleischmafia Niedersachsens und
Bayerns ihre Arbeiter behandelt.
Es gibt mehr solche Beispiele, über die in der
Vergangenheit auch berichtet wurde: „Schleckerfrauen“ oder auch die brutal
behandelten Packer in den gewaltigen Amazon-Lagern.
Schockierend natürlich, daß „die Politik“ so unter
Lobbydruck der Industrie steht, daß Nahles‘ Gesetze gegen diese Ausbeutung so
verwässert werden, daß man Leiharbeiter eben doch neun Monate ausbeuten darf.
Wer also seine geliehenen Billig-Arbeiter alle neun Monate tauscht, kann für
immer und legal weiter ausbeuten.
Schockierend aber insbesondere auch wir alle. Wir
Deutschen, wir Verbraucher, wir Käufer.
Wir kennen doch diese Zustände und unterstützen diese
mit unserer maßlosen Billig-Gier. Es muß natürlich dreimal am Tag Fleisch und
Eier geben, die aber nichts kosten dürfen.
Man ignoriert die inhabergeführten Einzelhändler, die
ihre Mitarbeiter anständig bezahlen und guten Service bieten und trägt sein
Geld lieber zu dem ohnehin schon viertreichsten Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff
Bezos, der natürlich auch keine Steuern in Deutschland zahlt.
Die Verbraucher missbrauchen ihre Macht, indem sie
durch ihr Konsumverhalten sklavenartige Zustände in mehreren Branchen fördern.
Man kaufe also bitte keine Trump-Produkte mehr (Ivanka
Trump verlagerte gerade die Produktion ihrer Luxus-Schuhe von China nach Äthiopien,
weil es dort noch weniger Arbeitsschutz gibt) und überlege sich gründlich, ob
man BWM und Telekom-Kunde sein möchte, wenn diese Firmen ihre Einnahmen für Werbung bei den Chefrassisten von Breitbart
ausgeben.
(…) Wer nicht das Glück hat zum reichsten Viertel der
Bevölkerung zu gehören, gibt vier- oder gar fünfstellige Beträge nicht sehr oft
aus.
Dazu fallen mir auf Anhieb nur Computer und Autos ein.
In diesen Fällen überlege ich sehr gründlich, wem ich
solche Summen überlasse.
Aber noch mehr Geld gibt man für die Alltäglichkeiten,
wie Lebensmittel aus.
Auch dort hat man durchaus die Möglichkeit politische
Statements abzugeben.
Statements, die durchaus mächtig sein können.
Anton Schlecker kann davon ein Lied singen.
Die Drogerieartikel, die jeder braucht – Seife,
Waschmittel, Shampoo, Zahnbürste – bekommt man in vielen Geschäften. DM,
Budnikowsky, Rossmann oder Schlecker – all die großen Ketten bieten ein
reichhaltiges Grundsortiment an.
Daß Schlecker einging, lag tatsächlich an einem
Kundenboykott.
In den letzten fünf Jahren haben angeblich bis zu vier
Millionen Menschen weniger pro Jahr eine Schleckerfiliale betreten und sind
stattdessen zur Konkurrenz gegangen.
Es war offenbar nicht so sehr ein viel besseres
Angebot der anderen Anbieter, sondern eine aktive Flucht.
Das Schlecker-Image war ins Bodenlose abgerutscht. Mit
der Zeit wußte die Majorität der Kunden, daß die Angestellten dort miserabel
bezahlt, ausgespäht und drangsaliert werden. Solche Methoden wollte man nicht
länger unterstützen.
In Hamburg tobt gerade ein Tarifstreit bei den
Lebensmitteleinzelhändlern.
Die Gewerkschaft ist richtig sauer, weil so viele
Verkäuferinnen und Kassiererinnen mit Tricks untertariflich bezahlt werden.
Im Focus des Streits steht die Edeka-Kette.
Nun kaufe ich jede Woche mehrmals bei Edeka ein und
darf dennoch zufrieden in den Spiegel gucken, denn die Edeka-Filialen, die ich besuche
bilden ausdrücklich ruhmreiche Ausnahmen.
Die meisten der rund 80
selbstständigen Edeka-Filialen in Hamburg bezahlen nach Angaben der
Gewerkschaft Ver.di ihren Mitarbeitern weniger als den Tariflohn. Nur die Kette
Niemerszein bilde eine Ausnahme, sagte Ver.di-Fachbereichsleiter Arno Peukes. "Eine
langjährig tätige Verkäuferin bei Niemerszein verdient einen tariflichen
Stundenlohn von rund 12,60 Euro, eine vergleichbare Beschäftigte in einem nicht
tarifgebundenen Markt erhält lediglich 6,60 Euro", kritisierte Peukes.
Edeka verwies darauf, dass allein die selbstständigen Partner für die
Arbeitsbedingungen zuständig seien.
Ich kenne einige Niemerszein-Angestellte mittlerweile
ganz gut und habe sie auch genau danach befragt.
Nach meinen Recherchen sind sie tatsächlich sehr
zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen und das merkt man auch als Kunde!
Ich fing vor 10 oder 12 Jahren an hauptsächlich bei Niemerszein zu kaufen, als eine neue
Filiale direkt in meiner Straße aufmachte und ich BEGEISTERT feststellte, daß
Niermerszein grundsätzlich auf Musikberieselung verzichtet!
Es gibt ja nichts, das ich noch mehr hasse, als die
laute Radiobeschallung beim Einkaufen. Besonders grauenvoll ist es bei „Sky“,
wo ein penetrant zu laut gestelltes „Kundenradio“ einen auch noch mit
unterirdisch schlechten Werbesprüchen zudröhnt.
In meinem Auto lag aus diesem Grunde immer eine
Packung „Maxx Earplugs“, weil ich solche Läden sonst nicht betreten kann.
Aber seit ich Niemerszein entdeckte bin ich das
Problem los und kaufe nun gezielt dort ein, weil ich außerdem weiß, daß die
Geschäftsleitung eine soziale Ader hat und ihre Mitarbeiter sehr gut behandelt.
Das Konzept „höhere Löhne“ und „keine akustische
Kundenverarschung“ kommt offenbar an. Mittlerweile hat Dieter Niermerszein acht
Filialen in ganz Hamburg, die nach meinem Eindruck sehr gut laufen. Dort ist es
nie leer.
Gerade heute war ich auf dem Rückweg nach Hause noch
schnell um 21.00 Uhr bei Niemerszein und dort klickerten noch all Kassen und es
war voller Kunden.
Budnikowsky, die
Drogeriekette, die auch hauptsächlich in Hamburg beheimatet ist, ist ein
ähnliches Beispiel. Die rund 150 Filialen werden ebenfalls von einer Familie
betrieben, die bekannt dafür ist soziale Standards groß zu schreiben.
Die Wöhlkes haben ihr 100 Jahre altes Unternehmen
beispielsweise so organisiert, daß jede einzelne Filiale eine Patenschaft für
ein soziales Projekt übernommen hat, für das die Angestellten über ihre
Arbeitszeit hinaus privat engagiert sind – sofern sie möchten.
Als Kunde merkt man die Zufriedenheit der Belegschaft.
Die Einkaufsatmosphäre ist viel besser als bei den anderen großen Ketten.
Ich bin sicher, daß es in jeder Stadt möglich ist
solche Unternehmen zu finden, die die Artikel des täglichen Bedarfs anbieten
und ihre Angestellten gut behandeln, mit ihnen zusammenarbeiten.
Es betrifft zwar nicht ganz den „täglichen Bedarf“,
aber auch die Juwelierkette „Wempe“
ist so ein sozial geprägtes Familienunternehmen, welches seine Mitarbeiter
übertariflich bezahlt, wo es einen persönlich haftenden Eigentümer gibt, der
nicht an der Börse zockt und der deutlich überdurchschnittlichen Kundenservice
bietet.
Wer sich mal eine schöne Uhr oder einen Trauring
kaufen möchte, sollte zu Wempe gehen und nicht zum Schmuck-Multi „Christ“, der
nur ein Teil der Douglas-Konzerns ist, welcher wiederum mit feindlichen
Übernahmen zockt und die Mitarbeiter der Buchkette „Thalia“ (ebenfalls zum
Douglas-Konzern gehörend) drangsaliert.
Ein schlechtes Beispiel ist auch die Café-Kette
„Starbucks.“ (……)
Extrem abstoßend an Wir Sklavenhalter – Ausbeutung in Deutschland waren die
Schilderungen der ultrabrutalen Methoden der Zuhälter von Zwangsprostituierten.
Aber auch hier gilt: Es überrascht mich nicht von der
Existenz einiger krimineller Sadisten zu hören, die vielleicht nicht nur aus
Raffgier, sondern auch aus Spaß Frauen quälen.
Aber das ist in der Tat ein Justizproblem. Diese
Methoden sind natürlich nicht legal; solche Zuhälter gehören auch nach
geltender Rechtslage in den Knast.
Das Multimilliarden-Prostitutionsgewerbe mit vornehmlich
extrem jungen Osteuropäischen Zwangsprostituierten ist nicht wegen der
sadistischen Zuhälter so erfolgreich, sondern wegen der Millionen Freier, die
anscheinend durch die immer bizarrere und brutalere Internetpornowelt selbst
auch immer schäbiger und brutaler werden.
Nein, ich bin nicht Alice Schwarzer und lehne
Prostitution nicht grundsätzlich ab.
Ich halte es erstens für undurchführbar „das älteste
Gewerbe der Welt“ abzuschaffen und zweitens ist Sex zwischen Erwachsenen auf
freiwilliger Basis niemals moralisch zu bewerten.
Aber was sind das für widerliche Männer – insbesondere
in den grenznahen Gegenden Sachsens und Bayerns – die den brutalen Druck der
Zuhälter ausnutzend rüber nach Tschechien fahren, um dort für 10 Euro extrem
grausame Sexpraktiken mit Frauen durchzuführen, die das ganz offensichtlich eben
nicht freiwillig machen?
Es gibt in Deutschland vermutlich 500.000 bis
1.000.000 Frauen, die zumindest teilzeitlich der Prostitution nachgehen.
Das Statistische Bundesamt bezifferte dem Umsatz im
Jahr 2012 auf etwa 15 Milliarden Euro in Deutschland – ohne Dunkelziffer.
5,5
Milliarden Euro Umsatz in Bordellen
3 Milliarden
Euro in der Straßenprostitution
3,8
Milliarden Euro bei Hostessendiensten
2,7
Milliarden Euro für sonstige Prostitution
(nicht
eingerechnet die Ehe)
Das wären also mehr als 40 Millionen Euro, die
deutsche Männer pro Tag bei Prostituierten ausgeben.
Rechnet man dabei ein, daß es einige „Leistungen“ auf
dem Straßenstrich schon für 10 Euro gibt, dürfte die Zahl der Freier täglich
bei rund einer Million Männern liegen.
[….] Es gibt nur
Schätzzahlen wie die von 1,2 Millionen Kundenkontakten pro Tag. Die wenigen
Daten, die es gibt, kursieren seit Jahren, jeder schreibt vom anderen ab. Die
einzige quantitativ-empirische Untersuchung geht von 18 Prozent Dauerkunden
aus, das wäre also fast jeder fünfte Mann. Die Studie ist aber mehr als 20
Jahre alt. [….]
Prof. Gerheim vertritt die These, dass die meisten Freier die Frauen freundlich und respektvoll behandeln
und sie sogar bewundern.
Allerdings gibt es auch eine Gruppe von Freiern mit destruktivem Motivmuster, bei
denen es darum geht, Gewalt und Frauenhass auszuleben.
Da es ein Überangebot von Prostituierten gibt, können
auch solche Männer billig zuschlagen.
Eine durchaus ekelhafte Vorstellung, daß so viele von über
einer Million Deutschen pro Tag offenbar so geizig und skrupellos sind, daß
Ihnen die Freiwilligkeit der Angelegenheit egal geworden ist.
Und wie soll man bei solchen Reportagen nicht zum Misanthrop
werden?
Das ist doch das Mindeste.
Wie kann man die Spezies Homo Sapiens mögen?
Misanthropie (von griechisch μισεῖν miseín ‚hassen‘, ‚ablehnen‘
und ἄνθρωπος ánthrōpos ‚Mensch‘) beschreibt die Sichtweise einer Person, welche
die Menschen hasst oder zumindest deren Nähe ablehnt. Eine solche Person wird
Misanthrop („Menschenhasser“, „Menschenfeind“) genannt.
Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein
Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches
Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des
etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff
der Philanthropie, mit dem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die
Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Bei extremen Fällen von Abscheu dem
Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein
Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu
zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden
menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.
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