[….] Mehr als 400 Seiten lang ist der Bericht,
ein dicker Packen, der die Dimensionen der Gewalt und des Missbrauchs bei den
Regensburger Domspatzen gut sichtbar macht. Weber, vom Bistum mit der Klärung
des Skandals beauftragt, sprach am Dienstag etwa 20 Minuten vor der Presse.
Aber um diesen Wahnsinn zu erfassen,
braucht es mehr Zeit. "Die Lektüre wird für viele Menschen nicht einfach
sein", heißt es in der fünften Zeile. Wer bis zum Ende durchhält, stellt
fest: Diese Warnung ist brutal untertrieben. […..]
Für mich
war es ein Zuchthaus schlechthin. Die Schläge, Prügeleien und Demütigungen usw. die dort die Regel waren,
das schlichte Eingesperrt sein, haben mich vor allem psychologisch belastet.*
Ich stelle
mir immer ein Nazi-Gefängnis so vor: eingesperrt sein, keine Rückzugsmöglichkeiten, ständige Kontrolle,
kein Briefgeheimnis, überzogen brutale Strafen.*
Doch die
Kindheit im Sinne einer schönen glücklichen Zeit war mit dem Eintritt bei den
Domspatzen vorbei. Ein regelrechter
Albtraum hatte begonnen. Es war die Hölle. Die Hölle, die
ein Priester und sein Helfer aufstieß.*
Es war schrecklich
wie in einem Todes-KZ. Horror.*
[….] Das Martyrium in Etterzhausen begann
frühmorgens im Waschraum: "Direktor M. stand an dem Hebel mit dem er das
Wasser 'steuerte'. Je nach Belieben machte er es eiskalt oder extrem heiß. Er
schrie und prügelte, wenn Kinder aus dem Wasserstrahl gingen." Danach hieß
es Antreten zur Hygienekontrolle. "Der Letzte, der in die Reihe trat
(...), bekam seine Packung Ohrfeigen ab als morgendlichen Muntermacher".
[….] Wer nicht aß, "bekam die kochend heiße
Suppe über die Hände gegossen". Wer sich erfolglos dazu zwang, um nicht
bestraft zu werden, sei manchmal genötigt worden, das Erbrochene zu essen.
"Der Direktor zwang ihm das Erbrochene wieder und wieder in den Kropf,
fütterte ihn gewaltsam", erzählt ein Schüler aus den Sechzigerjahren über
seinen Tischnachbarn.
[….] Ein Opfer aus den Sechzigern erzählt, wie
ihn der Krampus "in einen alten Kartoffelsack gesteckt" und "hineingeworfen"
habe in "ein Zimmer ohne Licht. Nach wenigen Minuten sprach mich ein
Junge, der das Schicksal mit mir teilte, in der Dunkelheit (...) an. (...) Mein
Mitschüler urinierte in die Hose. Wir hatten panische Angst, da wir nicht
wussten, was auf uns zukommt. Nach einer Stunde wurden wir aus der Dunkelheit
befreit."
All dies sind nur Ausschnitte aus
Etterzhausen und Pielenhofen - und längst nicht die schlimmsten, es gab auch
schweren sexuellen Missbrauch, den die Opfer im Bericht teils detailliert schildern.
[….] Ein Schüler aus den Achtzigern erzählt in
einer - noch relativ wenig expliziten - Passage über den Missbrauch:
"Geendet hat (...) alles damit, dass ich mich in der Dusche sitzen sehe,
nachdem in seinem Zimmer Dinge geschehen sind (...). Ich beobachte rot
gefärbtes Wasser, das im Sieb im Boden verschwindet. Ich erinnere mich, dass
ich aufstehen will, aber nicht kann." […..]
Der
Direktor prügelte mit hasserfülltem Gesicht auf mich ein. Ich kann mich erinnern
an Fußtritte und Fausthiebe ins Gesicht bzw.an den Kopf, in den Magen und auf
den Rücken, als ich schon am Boden lag. Ich hatte in diesem Moment totale Panik
und regelrecht Todesangst.*
"Das ist totaler Schmarrn. Das
ist einfach richtig gemein. In jeder Schule, in jedem Sportverein gibt es
dieses Phänomen und das wird es auch immer geben. Man geht gerne auf die Kirche
los und das ist ein gefundenes Fressen."
Neben
den einzelnen, schmerzhaften und demütigenden Mißhandlungen wiegen die Summe des Erlebten und die Erinnerung
an zwei Jahre in permanenter Angst vor der nächsten Attacke weit schwerer.*
Das ist eine
der Szenen, die ich erinnere, als wäre sie gerade eben, wie ich bei Herrn M. im
dunklen Zimmer stand
und er mich
dunkel anblickte und
sagte: ‚Ah, der Bettnässer.‘ [...] Schon spürte ich seine
Hand an meinem Penis und Hodensack. Er hielt beides in seiner Hand, knetete und
drückte mehr und mehr. Ich erinnere noch genau das unangenehme und auch
schmerzhafte Gefühl an den Hoden und empfand es trotzdem irgendwie als gerechte
Strafe für mein Einnässen. [...] Nach Weihnachten im neuen Jahr [...] beließ er
es nicht dabei, mehr oder weniger stark zu kneten, sondern drückte meinen Hodensack
immer so stark zusammen, bis ich leicht in die Knie ging und stöhnte, dann Filmriss,
völliger Blackout*
"In meiner Jugend waren Schläge
ein ganz normales pädagogisches Mittel, um mit frechen Kindern, wie ich eines war,
fertig zu werden."
Mein
Mitschüler [Name] wurde mir zum Ministrieren zugeteilt, da er Probleme mit den lateinischen
Gebeten und dem Ablauf der Messprozedur hatte.
Er war hypernervös, voller Angst, und
machte so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Als er bei der
Wandlung noch Direktor M. aus Nervosität Wein und Wasser über die den Kelch haltenden
Finger schüttete, rastete der Gottesmann
Direktor M. völlig aus und schlug meinen armen Mitschüler so heftig
links und rechts ins Gesicht, dass dieser bei laufender Messe vor voll
versammelter Mannschaft auf die Altarstufen stürzte und die Wasser- und Weinkännchen zerbrachen. Dann setzte Gottesmann M. nach
diesem teuflischen Gewaltausbruch seelenruhig die Messe fort und teilte die Kommunion
aus. Nach der Messe wurde [Name] wegen seiner ‚groben Missetat‘ vor – wie
üblich – in Zweierreihen angetretener Mannschaft mit Hand an der Hosennaht auf
das Übelste mit Stockschlägen auf den Hintern bestraft, um allen vor Augen zu
führen, was ‚Versagen‘ als Ministrant für Folgen hat.*
[…..] Gloria von Thurn und Taxis erhält vom Vatikan
eine hochrangige Auszeichnung. Der Papst habe [sie] zur "Komturdame mit Stern des St.-Gregorius-Ordens" ernannt.
[…..]
Der Orden werde direkt von Benedikt
XVI. verliehen und gehöre zu den höchsten Ehrungen des Heiligen Stuhls für
katholische Laien.
Die Regensburger Adelige sei eine
couragierte Katholikin und trete seit Jahren für den christlichen Glauben und
die Kirche ein, begründete Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller die
Auszeichnung. "Besonders beeindruckt ihr großes Interesse an der Lehre und
Tradition der Kirche sowie ihre selbstverständliche, natürliche Loyalität
gegenüber Papst und Bischof", sagte er. [….]
Einer
wurde in der Nacht von einer Schwester an den Haaren aus dem Schlafsaal auf den
Gang gezerrt und unter ihrem irren Schreien geschlagen und als er am Boden kauerte
ist sie dann auf ihm regelrecht ‚herumgesprungen‘*
[….] Liebe Regensburger Domspatzen, ich war einer
von Euch, [….] Natürlich hatte einer
von uns ein blaues Auge. In den 50er-Jahren schlugen Erwachsene Kinder. Mich
schlug ein Präfekt, ein Priester mit so einer Wucht, dass ich auf den Gang in
der Klasse fiel.
[….] Woran ich mich erinnere, ist die
Erleichterung, die ich empfand, als ich ins Gesicht geschlagen wurde. Es war
die Erleichterung, dass ich nicht ein zweites Mal ins Gesicht geschlagen
wurde. Ich nahm das als Strafe.
Der Schmerz des Schlages ist nicht
schlimm, einen Tag später spürt man nichts mehr. [….]. Wenn ich den Ton nicht traf, bekam ich eins auf die Fresse. […..]
Man
durfte nachts und beim Essen nicht sprechen. Wenn man es doch tat, kam Herr H. dann
nachts reingestürmt, hat das Bett vorgezogen, umgekippt und
die Schüler geschlagen und getreten,
auch in die Genitalien.*
[…..] Last year,
Francis denounced “the sin of covering up and denial.” He had promised reform
in 2015, including the creation of a tribunal to try accused bishops, but last
year he backed away from the promise under reported pressure by church
officials in Rome. […..]. Catholic Whistleblowers, a group of priests, nuns and other advocates for victims of abuse, said
it had sent the Vatican documentation on three particularly egregious prelates among
dozens under suspicion, and heard nothing back.
[…..]
Francis provoked outrage in Chile by
appointing the Rev. Juan Barros as a bishop, despite his closeness to a
notorious serial abuser who had been defrocked by the Vatican. The pope was
later caught on videotape dismissing objectors as “stupid” and “leftists.” Now Francis is without a trusted adviser because of a scandal he has
failed to confront at the highest levels. […..]
Bei einigen
Alpträumen und Flashbackerlebnissen sah
ich immer einen
schwarzen Mann, genau wie Herr M., mit steifem Penis aus seiner Hose
stehen und zudem wurde mir immer wieder flau im Magen und ich hatte das Gefühl
lauter Sperma im Bauch zu haben... Habe aber dazu keine konkret erinnerten Bilder
von damals. Als Junge habe ich das wohl irgendwie bewusst nicht mehr wahrgenommen.
Am besten ich erinnere es nie, will es echt nicht wissen, das bringt einen
um...*
[….] Entschuldigung - ein solches Wort ist weder
dem greisen Ex-Domkapellmeister Georg Ratzinger noch dem früheren Regensburger
Bischof Gerhard Ludwig Müller über die Lippen gekommen. [….]
(Sebastian Beck, 20.07.2017)
Auch musste
er die Hose
runterziehen nach der Messe in der Sakristei. Bei der sexuellen Gewalt
durch M. hatte [Name] keine Erektion. M. hat aber daran Spaß gehabt. Er hat
anders geatmet dabei und gesagt, ‚vor Gott darf man nicht riechen‘.*
[….] Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation,
Kardinal Gerhard Ludwig Müller, verlangt, dass sich der Missbrauchsbeauftragte
der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bei ihm entschuldigt. Im Interview
mit der PNP warf Müller diesem "Falschaussagen und falsche
Informationen" vor. [….] Müller
sagte der PNP: "Ich weise den Vorwurf der Verschleppung zurück, weil er
den Tatsachen diametral widerspricht. Herr Rörig sollte sich erst einmal die
neunseitige Chronologie der Aufarbeitung durch die Diözese anschauen – die er
auch kennt, deren Faktenlage er jedoch offensichtlich nicht akzeptieren will".[….]
Damals
hat er sich mit seinen Zimmerkollegen geschworen, wenn sie mal größer sind, H. und
M. umzubringen*
*alle
nicht gekennzeichneten Aussagen, stammen von Opfern kirchlicher Gewalt und sind
dem Abschlussbericht entnommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen