Freitag, 9. November 2018

Durch die Homo-Brille

Nun haben sich die drei Möchtegern-Merkel-Nachfolger also erstmal gemeinsam präsentiert.

[….] Einen Monat vor dem CDU-Bundesparteitag in Hamburg nimmt das Rennen um die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel Fahrt auf. Bei der Frauen Union in Berlin präsentierten sich die drei Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz am Freitag zum ersten Mal gemeinsam. Wie stellen sie sich die Zukunft ihrer CDU vor? Jens Spahn will den Zusammenhalt im Land stärken, Friedrich Merz zu alter Stärke zurückkehren, und Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer setzt auf die Stärke der Frauen. Alle drei betonten ihren Willen zu einem fairen Wettkampf um den Parteivorsitz. [….]

Bitte drei Mal fünf Euro in das Phrasenschwein. Was soll so ein redundanter Sinnlos-Satz?
Welcher Kandidat würde auch für einen unfairen Wettkampf plädieren?
Selbst derjenige, der vorhat nicht fair, sondern mit schmutzigen Tricks zu agieren, wird das kaum zugeben.

Ich bin recht zufrieden mit der Kandidatenauswahl, weil alle drei mindestens ein schweres Manko haben. Das macht mir als politischer Gegner der CDU das Leben leichter.
Kramp-Karrenbauer gilt als wenig charismatisch und Mini-Merkel. Sie wird die von der Politik Enttäuschten sicher nicht zurückholen.
Merz ist zu alt, zu offensichtlich von Rache getrieben und als Lobbyist von Hedge-Fonds und Cum-Ex-Betrügern der Traumgegner aller Linken.
Spahn ist zu jung und durch seine ständigen Attacken auf Minderheiten und die Schwachen der Gesellschaft einer der unbeliebtesten Bundespolitiker überhaupt.

Träte Spahn als Kanzlerkandidat gegen Robert Habeck an, hätten die Grünen Grund zu Jubeln.
Ein Kanzlerkandidat Merz bekäme sicher viel Zustimmung von der Generation 60+, aber wie sollte ein Multimillionär mit rechtslastigen Absichten seines Alters Begeisterung bei allen anderen entfachen?
Kramp-Karrenbauer würde um die Merkel-Wähler buhlen, könnte mit asymmetrischer Demobilisierung vermutlich auch viele Geringverdiener und schlecht Gebildete davon abhalten zur Wahl zu gehen, um gegen die CDU zu stimmen.
Aber ihr fehlt das „Sie kennen mich!“-Argument. Sie ist auf der nationalen Bühne kein Schwergewicht; schon gar nicht auf der Internationalen.

Die ehemaligen Saarländische Ministerpräsidentin ist zwar innerhalb der CDU beliebt, weiß aber um ihre mangelndes Charisma und droht jetzt schon zwischen den ICH-ICH-ICH-BIN-DER-GEILSTE-Alphamännern Spahn und Merz unterzugehen.

Ihre Rettung ist ein bißchen Homophobie, die sie gestern wieder aufwärmte. Homoehe findet sie bähbäh, das würde Tür und Tor zu Inzucht und Polygamie öffnen.
Bei den liberaleren Menschen kommt das nicht so gut an, aber das wird sie kaum stören, denn die wählen eh nicht CDU.


Ein smarter Move, da sie bereits vor dreieinhalb Jahren wegen ihrer Ansichten zur Homosexualität eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung kassiert hatte, sind ihre neuerlichen homophoben Attacken sehr glaubwürdig.
Der Zeitgeist ist stramm rechts. Das zeigen die Wahlergebnisse in ganz Europa, in Deutschland und auch die Begeisterung für Merz. AKK tut also gut daran sich auch möglichst rechts zu positionieren und wenn sie dabei Schwule diskriminiert, hat das den praktischen Nebeneffekt, daß ihr der viel rechtere Jens Spahn auf dem Weg nicht folgen kann, weil er zufällig selbst schwul ist.
Die Betonkonservativen der CDU-Basis werden es auch als Dog Whistle gegen den mit einem Mann verheirateten Gesundheitsminister verstehen.
Sie versetzt also ihrem jüngeren Rivalen einen Tiefschlag, ohne damit ein großes Risiko einzugehen. Die „Ehe für alle“ war nämlich nie ein wahlentscheidendes Kriterium. Seit Jahren sind CDU und CSU (und neuerdings auch die AfD) die einzigen Parteien, die sich noch gegen die „Homogleichstellung“ wehren, obwohl es dafür eine breite Mehrheit in der Bevölkerung gibt.
Dessen unbeschadet wurde Angela Merkel bekanntlich trotzdem ständig zur Bundeskanzlerin gewählt.
Guido Westerwelle hatte im Bundestag stur gegen jede Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gestimmt und wurde dennoch mit einem Rekordwahlergebnis Vizekanzler und Außenminister.

Friedrich Merz, der auch gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hatte, ist ebenfalls ein scharfer Gegner der „Ehe für alle“.


Und Merz liegt bei den Buchmachern ganz vorn.

Die schwulen Kommentatoren bei Queer.de irren aber, wenn sie sich nun auf die Seite Spahns schlagen, nur weil AKK sich in ihrer Perspektive recht widerlich darstellt.

[……] Daraufhin behauptete Kramp-Karrenbauer, dass sie gegen Diskriminierung sei, aber: "Ob die Diskriminierung wirklich darin besteht, ob es Partnerschaft oder Ehe heißt – ich hab da eine andere Meinung dazu. Und für mich gehört zum Konservativen auch dazu, zu einer Meinung, von der ich überzeugt bin, auch zu stehen, selbst wenn sie vielleicht dem Zeitgeist widerspricht." Sie habe dafür entsprechende Kritik erfahren, stehe aber zu ihrer Überzeugung, sagte die überzeugte Katholikin stolz.
[….] Außerdem kultivierte sie weiter ihren gefühlten Opferstatus und behauptete, ihr würden bei dieser Frage die Worte im Mund umgedreht [….] Für sie sei es auch ein "Lackmustest", dass sie bei ihrer Position bleibe.
[….] Politikberater Michael Spreng, [….], erklärte daraufhin, der Polygamie- und Inzest-Vergleich der CDU-Politikerin sei nicht konservativ, sondern reaktionär. [….] LGBTI-Aktivisten haben wiederholt davor gewarnt, dass homophobe Aussagen wie die der CDU-Politikerin die Stimmung gegen Schwule und Lesben anheizt. Indirekt könne dies zu einem Anstieg der homophoben Straftaten oder des Mobbings gegen sexuelle Minderheiten führen. [……]

Man sollte sich davor hüten den Bundesgesundheitsminister zum Liberalen und Moderneren der CDU zu stilisieren, nur weil er in dieser einen Frage nicht so reaktionär wie seine Parteifreunde ist.
Das liegt aber lediglich daran, daß er rein zufällig selbst schwul ist und sich selbst als sexuell aktiver Mann nicht diskriminieren lassen will.
Seine Positionen bezüglich jeder anderen Minderheit, seine sprungbereite Energie  Vorurteile gegen Arme, Ausländer, Muslime, Dunkelhäutige zu schüren, zeigt wie bösartig und illiberal er ist. Spahn, der offen mit Rechtsradikalen und völkisch denkenden Politikern flirtet, der erste war, der Sebastian Kurz zu seiner braunschwarzen Koalition gratulierte, der mit den rechtsradikalen und radikal antisemitischen Verschwörungstheoretiker Bannon befreundet ist, privat mit dem protofaschistoiden Trump-Epigonen Richard Grenell verkehrt und sich sogar rühmt den irren Kriegstreiber John Bolton in Weißen Haus zu treffen, ist der deutlich gefährlichere Mann!
Spahn wird genauso wenig wie der Pipi-Blogger David Berger zu einem guten Menschen, nur weil er privat zufällig lieber Penisse als Vaginen anfasst.

[….]  Spahn sucht Nähe zu Grenell
Gemeinsames Abendessen in Berlin-Mitte, Selfies mit Partnern, eine private Führung durch den Reichstag – während andere deutsche Politiker eher Berührungsängste zum neuen US-Botschafter Richard Grenell haben und SPD-Politiker Martin Schulz sogar die Abberufung verlangt, sucht der amtierende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn offensichtlich dessen Nähe. 
Spahn, [….] traf sich Ende Mai bereits in Berlin Mitte zu einem Abendessen mit Richard Grenell – und führte den Amerikaner dann in einer privaten Führung durch den Reichstag. Von dem Abendessen – sowohl der Botschafter als auch der CDU-Politiker aus Ahaus kamen mit ihren Lebenspartnern bzw. Ehepartnern – wurden eifrig Bilder im Internet veröffentlicht. Auch der Hund des Botschafters war darauf zu sehen. [….]

Jens Spahn würde die Tür zu Koalitionen mit der AfD öffnen und dann Gute Nacht, Deutschland.

Spahn und Merz wären mir als CDU-Vorsitzende/Kanzlerkandidaten lieber, weil sie einfachere Gegner sind.
Sollte einer der drei Kandidaten tatsächlich Kanzler werden, würde ich selbstverständlich jeden ablehnen.
Aber Kramp-Karrenbauer wäre am wenigsten schlimm, weil sie nicht ganz so fest in der Hand radikaler Lobbyisten steckt. Merz wäre übler, bringt aber immerhin eine leichte Flexibilität mit wie seine heutige Distanzierung von einem Europa-Papier zeigt, das er erst vor zwei Wochen unterschrieben hatte, um Merkel zu ärgern. Spahn wäre das größte Übel, da er ein Fanatiker ohne irgendwelche Scheu vor Rechtsextremen ist.

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