Donnerstag, 2. Mai 2019

Mitarbeiter der Woche.


In den nächsten vier Dekaden sollen die beiden großen Kirchen in Deutschland fast die Hälfte ihrer Mitglieder  verlieren. Das wäre noch zu verschmerzen, aber das bedeutet auch, daß nur noch halb so viel Geld in die Kassen fließt. Das tut den Bischöfen richtig weh.

[….] Was das "Forschungszentrum Generationenverträge" an der Universität Freiburg den 20 evangelischen Landeskirchen und 27 katholischen Bistümern in seiner Studie präsentiert, dürfte die Glocken in den christlichen Gotteshäusern Alarm schlagen lassen: Die Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen werden sich in den kommenden Jahrzehnten drastisch verringern. Bis zum Jahr 2035 um 22 Prozent. Bis zum Jahr 2060 sogar um 49 Prozent - von nunmehr 44,8 Millionen Mitgliedern auf 22,7 Millionen Mitglieder. Zudem werden die Kirchensteuereinnahmen um etwa die Hälfte einbrechen. […..]

Man soll mit Prognosen vorsichtig sein; insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. Für mein Gefühl sind mehr als 20 Millionen Kirchenmitglieder in Deutschland im Jahr 2060 verdammt viel.
Ich hatte eigentlich gehofft, daß die Bande noch zu meinen Lebzeiten auf das Mitgliederniveau der FDP zusammenschnurrt.

Die weißhaarigen Geronten mit B10 (= knapp 13.000 Euro steuerfrei Monatsgehalt lebenslang) an der Spitze der Kirchenhierarchie reagieren unbeeindruckt, weil sie schon die Radieschen von unten betrachten werden, wenn der schöne Milliardensegen abebbt.

[…..] Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sagte, man gerate ob der präsentierten Zahlen „nicht in Panik“. Die katholische Kirche wolle  ihre Arbeit aber „entsprechend ausrichten“. Konkrete Maßnahmen wurden weder von Seiten der EKD noch der Deutschen Bischofskonferenz angekündigt.   [….]

Die traurig-larmoyanten Christibans unter den Journalisten zerbrechen sich nun wieder den Kopf mit welchen moderneren Applikationsmethoden man „Kirche“ wieder in mehr Köpfe hineinbekommen könne.
Onlinebeichte, Twitterpapst, aufgefrischter Gottesdienst mit RAP-Musik, Frauenpriestertum, Zölibat abschaffen.

Ich mag dieses Herumdoktern an den Symptomen aus zwei Gründen.

Einerseits bringt das die Kircheninternen Kritiker auf den Plan, die befürchten mit diesen Erscheinungen aus dem 21. Jahrhundert vertreibe man die wahren Christen aus der Kirche.
Lieber eine zahlenmäßig kleinere Christengemeinschaft, in der dafür aber alle strenggläubig sind, war schon das Mantra des heute schmerzlich vermissten Stahlhelmerzbischofs Johannes Dyba (1929-2000).

[….] Starke Worte hat er gern gewählt, und der Spitzname "Heilige Axt" war ihm gewiss nicht unangenehm. Der Kirchenfürst und Militärbischof, seit 1983 Erzbischof in Fulda, stritt radikal und eloquent, selbstbewusst und eitel gegen alle vermeintlichen Sünden des modernen Lebens. Er provozierte die Schwulen mit der Behauptung, sie bevorzugten "importierte Lustknaben". Er bekämpfte Homo-Ehen, Feministinnen und die Abtreibung. Auch aufsässige Laienorganisationen waren ihm ein Gräuel. Aidskranke nannte er "Tote auf Urlaub". Seine zahlreichen Feinde sahen in Dyba einen gefährlichen Inquisitor. Glaubensbrüder lobten ihn als humorvollen, integren Barockmenschen. Dyba starb am 23. Juli überraschend in seinem Amtssitz. [….]

Joseph Ratzinger denkt ganz ähnlich und zischte etwa zu derselben Zeit während des XV. Weltjugendtages in Rom (August 2000) als Präfekt der Glaubenskongregation giftig Papst Johannes Paul II. an, nachdem dieser vor zwei Millionen Jugendlichen gepredigt hatte: „Was nützen mir zwei Millionen Katholiken, wenn anschließend die Wiese voller Kondome liegt?“
Seiher ist die Kurie tief gespalten zwischen der Ratzinger-Burke-Bertone-Gänsi-Fraktion und den Modernisierern um Kaspar.
Bergoglio sitzt zwischen allen Stühlen.

Andererseits verhindern Diskussionen über die mehr oder weniger moderne Darreichungsform des Kirchismus den Blick auf das eigentliche Problem:
Die Kernbotschaft von einem allwissenden Gott, der Sklaverei, Antisemitismus und Minderwertigkeit von Frauen propagiert, seinen eigenen Sohn abschlachtet und diejenigen in die Hölle verfrachtet, die ihm nicht gehorchen wollen, ist ganz großer Mist.

Das Christentum bekommt man nicht mit knalligen PR-Methoden wieder in die Hitparaden.
Da müsste man schon die Bibel selbst gründlich ausräumen. Das war Scheiße vom lieben Gott während des Holokausts tatenlos die Hände in den Schoß zu legen. Die Erde ist auch nicht dazu da, sie sich untertan zu machen und außerdem missfallen uns inzwischen Propheten wie Jesus, der sich bacchanalisierend räkelt während die anwesenden Damen ihm mit ihren Haaren seine stinkigen Füße abwaschen.
Das monotheistische Gottesmodell mit einem Chef, den man lieben soll, weil man gar keine andere Wahl hat und bei Nichtbefolgung vom Satan ewig gefoltert wird, ist Mist.
Die totale finanzielle und amoralische Unterwerfung unter die Regeln der Kirche kann nur mit Angst und Erpressung funktionieren. Nur solange die Menschen sich vor allem und insbesondere ihren Qualen nach dem Tod fürchten, kann man sie zu kirchlichem Gehorsam erpressen. Je wissender und selbstbewußter sie werden, desto weniger fügsam werden sie.
Frömmigkeit ist per Definition ein Gängelband für Unselbstständige, denn sie entsteht nicht freiwillig, sondern ist nichts anderes als „Gottesfurcht“.
Ein System der Furcht ist aber unverträglich mit humanistischen Werten und damit in liberalen, pluralistischen, demokratischen, aufgeklärten Staaten zum Scheitern verurteilt.
Das versteht jeder Atheist sofort. Eine auf Furcht und Qualen basierende Ideologie ist zum Scheitern verurteilt.

Zum Glück sind aber die Kirchenoberen mit schweren Inselverarmungen geschlagen und halten genau das Kernproblem des Christentums für eine Kernkompetenz.
Deutschlands oberster Evangele Bedford-Strohm, HBS, besticht wieder einmal mit besonders frappierender Ahnungslosigkeit.

[….]  [….]  Die Menschen müssen wieder stärker spüren, welche Kraft von der Botschaft Jesu Christi ausgeht. Die Liebe und die Hoffnung, von der wir sprechen, müssen wir selbst viel mehr ausstrahlen und aus den Mauern der Kirchen raustragen. Ich nenne das ganz altmodisch eine geistliche Erneuerung. Frömmigkeit - davon bin ich überzeugt - ist kein Auslaufmodell, sondern ein Zukunftsmodell.
[….]  Viele Menschen wollen mit ihrer Kirchensteuer einen bewussten Beitrag dazu leisten, dass wir in unserer Gesellschaft besser zusammenleben. [….]  

Ich warte immer noch darauf, daß HBS sich die Maske vom Kopf reißt und sich als Titanic-Redakteur zu erkennen gibt.
Frömmigkeit als Zukunftskonzept für das späte 21.Jahrhundert in Deutschland. Kann man sich nichts ausdenken.
Der Mann ist einer meiner besten Mitarbeiter bei dem Projekt die Kirchen zu schrumpfen.
Es ist offensichtlich wie er versucht durch geistige Sabotage von innen heraus die Mitglieder aus der EKD zu verjagen.

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