In den nächsten vier Dekaden sollen die beiden großen
Kirchen in Deutschland fast die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Das wäre noch zu verschmerzen,
aber das bedeutet auch, daß nur noch halb so viel Geld in die Kassen fließt.
Das tut den Bischöfen richtig weh.
[….] Was das "Forschungszentrum Generationenverträge" an der
Universität Freiburg den 20 evangelischen Landeskirchen und 27 katholischen
Bistümern in seiner Studie präsentiert, dürfte die Glocken in den christlichen
Gotteshäusern Alarm schlagen lassen: Die Mitgliederzahlen der beiden großen
Kirchen werden sich in den kommenden Jahrzehnten drastisch verringern. Bis zum
Jahr 2035 um 22 Prozent. Bis zum Jahr 2060 sogar um 49 Prozent - von nunmehr
44,8 Millionen Mitgliedern auf 22,7 Millionen Mitglieder. Zudem werden die
Kirchensteuereinnahmen um etwa die Hälfte einbrechen. […..]
Man soll mit Prognosen vorsichtig sein; insbesondere wenn
sie die Zukunft betreffen. Für mein Gefühl sind mehr als 20 Millionen
Kirchenmitglieder in Deutschland im Jahr 2060 verdammt viel.
Ich hatte eigentlich gehofft, daß die Bande noch zu meinen
Lebzeiten auf das Mitgliederniveau der FDP zusammenschnurrt.
Die weißhaarigen Geronten mit B10 (= knapp 13.000 Euro steuerfrei Monatsgehalt
lebenslang) an der Spitze der Kirchenhierarchie reagieren unbeeindruckt, weil
sie schon die Radieschen von unten betrachten werden, wenn der schöne
Milliardensegen abebbt.
[…..] Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal
Marx, sagte, man gerate ob der präsentierten Zahlen „nicht in Panik“. Die
katholische Kirche wolle ihre Arbeit
aber „entsprechend ausrichten“. Konkrete Maßnahmen wurden weder von Seiten der
EKD noch der Deutschen Bischofskonferenz angekündigt. [….]
Die traurig-larmoyanten Christibans unter den Journalisten
zerbrechen sich nun wieder den Kopf mit welchen moderneren Applikationsmethoden
man „Kirche“ wieder in mehr Köpfe hineinbekommen könne.
Onlinebeichte, Twitterpapst, aufgefrischter Gottesdienst mit
RAP-Musik, Frauenpriestertum, Zölibat abschaffen.
Ich mag dieses Herumdoktern an den Symptomen aus zwei
Gründen.
Einerseits bringt das die Kircheninternen Kritiker auf den
Plan, die befürchten mit diesen Erscheinungen aus dem 21. Jahrhundert vertreibe
man die wahren Christen aus der Kirche.
Lieber eine zahlenmäßig kleinere Christengemeinschaft, in
der dafür aber alle strenggläubig sind, war schon das Mantra des heute
schmerzlich vermissten Stahlhelmerzbischofs Johannes Dyba (1929-2000).
[….] Starke Worte hat er gern gewählt, und der Spitzname "Heilige
Axt" war ihm gewiss nicht unangenehm. Der Kirchenfürst und Militärbischof,
seit 1983 Erzbischof in Fulda, stritt radikal und eloquent, selbstbewusst und
eitel gegen alle vermeintlichen Sünden des modernen Lebens. Er provozierte die
Schwulen mit der Behauptung, sie bevorzugten "importierte
Lustknaben". Er bekämpfte Homo-Ehen, Feministinnen und die Abtreibung.
Auch aufsässige Laienorganisationen waren ihm ein Gräuel. Aidskranke nannte er
"Tote auf Urlaub". Seine zahlreichen Feinde sahen in Dyba einen
gefährlichen Inquisitor. Glaubensbrüder lobten ihn als humorvollen, integren
Barockmenschen. Dyba starb am 23. Juli überraschend in seinem Amtssitz. [….]
Joseph Ratzinger denkt ganz ähnlich und zischte etwa zu
derselben Zeit während des XV. Weltjugendtages in Rom (August 2000) als Präfekt
der Glaubenskongregation giftig Papst Johannes Paul II. an, nachdem dieser vor
zwei Millionen Jugendlichen gepredigt hatte: „Was nützen mir zwei Millionen
Katholiken, wenn anschließend die Wiese voller Kondome liegt?“
Seiher ist die Kurie tief gespalten zwischen der Ratzinger-Burke-Bertone-Gänsi-Fraktion
und den Modernisierern um Kaspar.
Bergoglio sitzt zwischen allen Stühlen.
Andererseits verhindern Diskussionen über die mehr oder
weniger moderne Darreichungsform des Kirchismus den Blick auf das eigentliche
Problem:
Die Kernbotschaft von einem allwissenden Gott, der Sklaverei, Antisemitismus und Minderwertigkeit von Frauen propagiert, seinen eigenen Sohn abschlachtet und diejenigen in die Hölle verfrachtet, die ihm nicht gehorchen wollen, ist ganz großer Mist.
Die Kernbotschaft von einem allwissenden Gott, der Sklaverei, Antisemitismus und Minderwertigkeit von Frauen propagiert, seinen eigenen Sohn abschlachtet und diejenigen in die Hölle verfrachtet, die ihm nicht gehorchen wollen, ist ganz großer Mist.
Das Christentum bekommt man nicht mit knalligen PR-Methoden
wieder in die Hitparaden.
Da müsste man schon die Bibel selbst gründlich ausräumen. Das
war Scheiße vom lieben Gott während des Holokausts tatenlos die Hände in den
Schoß zu legen. Die Erde ist auch nicht dazu da, sie sich untertan zu machen
und außerdem missfallen uns inzwischen Propheten wie Jesus, der sich bacchanalisierend
räkelt während die anwesenden Damen ihm mit ihren Haaren seine stinkigen Füße
abwaschen.
Das monotheistische Gottesmodell mit einem Chef, den man
lieben soll, weil man gar keine andere Wahl hat und bei Nichtbefolgung vom
Satan ewig gefoltert wird, ist Mist.
Die totale finanzielle und amoralische Unterwerfung unter
die Regeln der Kirche kann nur mit Angst und Erpressung funktionieren. Nur
solange die Menschen sich vor allem und insbesondere ihren Qualen nach dem Tod
fürchten, kann man sie zu kirchlichem Gehorsam erpressen. Je wissender und
selbstbewußter sie werden, desto weniger fügsam werden sie.
Frömmigkeit ist per Definition ein Gängelband für
Unselbstständige, denn sie entsteht nicht freiwillig, sondern ist nichts
anderes als „Gottesfurcht“.
Ein System der Furcht ist aber unverträglich mit
humanistischen Werten und damit in liberalen, pluralistischen, demokratischen,
aufgeklärten Staaten zum Scheitern verurteilt.
Das versteht jeder Atheist sofort. Eine auf Furcht und Qualen
basierende Ideologie ist zum Scheitern verurteilt.
Zum Glück sind aber die Kirchenoberen mit schweren
Inselverarmungen geschlagen und halten genau das Kernproblem des Christentums
für eine Kernkompetenz.
Deutschlands oberster Evangele Bedford-Strohm, HBS, besticht
wieder einmal mit besonders frappierender Ahnungslosigkeit.
[….] [….] Die Menschen müssen wieder stärker spüren,
welche Kraft von der Botschaft Jesu Christi ausgeht. Die Liebe und die
Hoffnung, von der wir sprechen, müssen wir selbst viel mehr ausstrahlen und aus
den Mauern der Kirchen raustragen. Ich nenne das ganz altmodisch eine
geistliche Erneuerung. Frömmigkeit - davon bin ich überzeugt - ist kein
Auslaufmodell, sondern ein Zukunftsmodell.
[….] Viele
Menschen wollen mit ihrer Kirchensteuer einen bewussten Beitrag dazu leisten,
dass wir in unserer Gesellschaft besser zusammenleben. [….]
Ich warte immer noch darauf, daß HBS sich die Maske vom Kopf
reißt und sich als Titanic-Redakteur zu erkennen gibt.
Frömmigkeit als Zukunftskonzept für das späte 21.Jahrhundert in
Deutschland. Kann man sich nichts ausdenken.
Der Mann ist einer meiner besten Mitarbeiter bei dem Projekt
die Kirchen zu schrumpfen.
Es ist offensichtlich wie er versucht durch geistige Sabotage
von innen heraus die Mitglieder aus der EKD zu verjagen.
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