Heute möchte ich die Namen der Zentrumspolitiker Heinrich
Brüning
(1885–1970) und Franz von Papen (1879–1969), sowie des
Parteilosen Kurt von Schleicher (1882–1934) in die Runde werfen.
Sie waren die letzten drei Reichskanzler vor Adolf Hitler und
verstanden ihre Rolle als Konservative im Zweifelsfall eher an der Seite der
Demokratie-zerstörenden extremistischen Nationalisten. Sie stellten sich gegen
die Demokraten auf der linken Seite, stimmten für Hitler und protestierten
gegen die SPD, die als einzige gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte.
Die frommen konservativen Christen fühlten sich dem
Katholiken Hitler eher verbunden als den (damals noch) kirchenfernen
Sozialdemokraten.
Brüning regierte ohne die NSDAP, war aber bereit selbst
deutlich nach rechts zu rücken und Hitler Zugeständnisse zu machen, um ihn
einzuhegen.
Nachfolger und Rechtsaußen von Papen nahm schon drei rechtsextreme,
völkische Minister der „Deutschen Nationalen Volkspartei“ (DNVP) auf, deren Mitglieder
nach 1933 alle in die NSDAP übertraten.
Reichskanzler von Schleicher, der ehemalige General und
Reichswehrminister hielt sich aber nur wenige Wochen im Kanzleramt, bevor ihm
sein Vorgänger von Papen zusammen mit Adolf Hitler aus dem Amt kegelte. Erneut
hatte sich das katholische Zentrum mit den Nationalsozialisten gegen die
Demokratie gestellt.
Der konservative Paul von Hindenburg ernannte den baldigen Führer zum Kanzler einer Koalition aus
NSDAP und DNVP.
Während sich Sozialdemokraten immer grämend fragen was sie
womöglich irgendwann falsch gemacht haben könnten, haben Konservative a
posteriori nie Bauchschmerzen. Die CDU nahm nach 1945 die glühendsten
NSDAP-Politiker auf, ernannte sie zu Ministern und hatte in Herrn Kiesinger
sogar ein ehemaliges NSDAP-Mitglied als Kanzler und Parteivorsitzenden.
1990 fusionierte die westdeutsche CDU mit zwei
ehemaligen SED-Blockparteien, der Bauernpartei und der Ost-CDU, die beide immer
brav für Mauer und Schießbefehl eingetreten waren.
Auch dafür schämt sich die CDU bis heute nicht nur gar
nicht, sondern wagt es ausgerechnet der SPD Vorhaltungen wegen möglicher
Regierungsbündnisse mit den Linken zu machen.
Junge machtgeile Konservative wie Ole von Beust oder
Sebastian Kurz kennen immer noch und schon wieder keine Skrupel. Der eine ließ
sich 2001 in Hamburg von einem dubiosen Rechtsextremen zum Regierungschef
wählen; der Andere 2017 in Wien.
Skrupellos ließen Beust und Kurz ihren jeweiligen
extremistischen Stellvertreter die häßliche nationalistische Fratze zeigen und
gegen Minderheiten hetzten.
Sie saßen alle Peinlichkeiten aus, ignorierten die
internationalen Proteste, den gewaltigen Imageverlust, stellten sich nicht vor
Verfassung und Pressefreiheit.
Beide zogen erst dann die Reißleine, als sie persönlich um
ihre Macht bangten.
Beust und Kurz gingen aber auch dann nicht etwa in Sack und
Asche, schämten sich dafür die braunen Menschenfeinde in die Regierung geholt,
sie aufgewertet zu haben.
Nein, tolldreist inszenierten sie sich auch noch als Opfer.
DAS habe man nun wirklich nicht wissen können, wie sich
Schill/Strache entwickeln würden.
Das Appeasement mit Nazis, Hetzern und Rassisten liegt Konservativen
offenbar im Blut. Wir sehen das auch am Elend der GOP in den USA, die sich
nicht mit den Demokraten für Verfassung und Rechtstreue einsetzt, sondern im
Zweifelsfall immer mit Diktator Trump stimmt.
Anschließend, falls es noch ein „anschließend“ gibt, will
niemand etwas gewußt haben.
Strache und Gudenus sind Rechtsextreme?
Woher soll Bundeskanzler Kurz das gewußt haben? Das konnte ja keiner ahnen!
[…..] Selbst im rechtskonservativen Milieu finden sich nicht viele, die zuvor
tief in der Neonazi-Szene gesteckt haben. Die mit Kampfanzügen im Wald Krieg
gespielt haben oder von der Polizei festgenommen wurden, weil sie mit der
Wiking-Jugend marschiert waren - die wenig später wegen ihrer
Wesensverwandtschaft zu Hitlers NSDAP verboten wurde.
Als Heinz-Christian Strache in den 90er-Jahren, inzwischen gelernter
Zahntechniker, in der FPÖ aufsteigt, marschiert er nicht mehr mit Nazis, seine
Kontakte ins rechtsnationale Milieu aber bleiben bestehen. Das stramm Rechte
ist so etwas wie sein Markenzeichen in der FPÖ und außerhalb, und führt sogar
dazu, dass sein Vater - der die Familie in Straches früher Kindheit verlassen
hatte - seinen Nachnamen änderte. Er wollte nicht mit seinem Sohn in Verbindung
gebracht werden.
Über das rechte Gedankengut kommt es sogar zum Bruch zwischen Strache
und seinem einstigen Idol Jörg Haider, dem er vorwarf, dieses Klientel nicht
mehr genug zu bedienen. [….]
(Süddeutsche Zeitung, s.3, 20.05.19)
[….][…..] "Die jüngsten Ereignisse sind ein Schlag für uns, aber wir werden
aufrecht und kämpferisch in den Wahlkampf gehen", sagt ein ranghoher
FPÖ-Politiker, der seinen Namen nicht genannt wissen will, dem SPIEGEL.
"Ich gehe davon aus, dass wir uns weiter rechts positionieren werden, um
uns von der ÖVP abzugrenzen. Unsere Zukunft ist rechts."
[…..] Verkehrsminister Norbert Hofer […..] in der Sitzung des Bundesparteipräsidiums einstimmig zum neuen
Parteichef bestimmt worden sei. […..] Ideologisch
steht der zwar auch rechtsaußen, […..] auch
er hat in der Vergangenheit mit rechtsextremen Symbolen irritiert. Zeitweise
trug er die blaue Kornblume am Revers, einst Erkennungszeichen der
Nationalsozialisten. […..] Innenminister
Herbert Kickl. Seine Stärken: Poltern und feindselige Sprüche. Kickl, wie
Strache unter Jörg Haider in der FPÖ groß geworden, dann, nach Haiders Austritt
stets treu an der Seite von Strache, war von 2005 bis 2018 Generalsekretär der
FPÖ. Er ist der Erfinder von Sprüchen wie "Daham statt Islam" und
"Abendland in Christenhand". […..] Kickl jedoch ist in seiner Radikalität der ÖVP und vor allem Kurz ein
Dorn im Auge. Schließlich stand die Regierung Kurz immer wieder wegen Kickls
Eskapaden in der Kritik. […..]
[….]"Joschi", wie Gudenus von Parteifreunden genannt wird, kennt
Strache schon seit Jahrzehnten. Er war 15 Jahre alt, als er durch seinen Vater,
den FPÖ-Veteran und Holocaust-Leugner John Gudenus, dem sieben Jahre älteren
FPÖ-Bezirkspolitiker Strache vorgestellt wurde.
Der Ältere wurde sein Mentor, wies ihn ein in seine Burschenschaft
"Vandalia". Gudenus wurde Straches "Leibfuchs", sein
untergebener Verbindungsbruder. […..] So
sagte Gudenus 2013 bei einer FPÖ-Wahlkampfveranstaltung, sollte Strache
Bundeskanzler werden und die Partei den Innenminister stellen, heiße es bei
Bedarf "Knüppel aus dem Sack für alle Asylbetrüger, Verbrecher, illegalen
Ausländer, kriminellen Islamisten und linken Schreier".[…..]
Solche Leute sind also rechtsextrem? Das konnte ja keiner
ahnen!
Und so orakelt Kramp-Karrenbauers Sachsen-CDU weiter über eine Zusammenarbeit mit der AfD.
So schart sich die gesamte europäische Volkspartei und die
deutsche CDU hinter ihrem CSU-Spitzenkandidaten Weber, dessen Partei immer
wieder den FPÖ- und AfD-Fan Viktor Orban als Ehrengast bei ihren
Parteiveranstaltungen begrüßt und umjubelt.
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