Hamburgs Wachstum erfreut natürlich Ökonomen, Finanzpolitiker und
Unternehmer.
Immer mehr solvente Konsumenten, immer mehr Steuereinnahmen.
Sogar der katholische Erzbischof Heße ist froh. Der
prozentuale Anteil der Hamburger Christen nimmt zwar weiterhin ab, aber durch
die Bevölkerungsexplosion werden es in absoluten Zahlen sogar mehr
Beitragszahler im Erzbistum Hamburg, also auch mehr Geld für Heße.
Überhaupt liegt Kirchenfürsten bekanntlich nichts so sehr am
Herzen wie das Kopulieren. Immer mehr Schäfchen sollen gezeugt werden.
Geschlechtsverkehr betreibt man schließlich nicht zum Spaß, sondern zur
massenhaften Menschenproduktion.
Da sind sich alle abrahamitischen Religionen gleich. Ob
ultraorthodoxe Juden, streng religiöse Muslims oder Hardcore-Katholiken: Da
wird (ohne Verhütung!) gepoppt, was das Zeug hält und 10 Kinder sind für eine
Frau keine Seltenheit.
Ginge es nur nach der Reproduktionsrate, müssten die ultra-ultraorthodoxen
Juden längst die Mehrheit in Israel stellen. Zu ihrem Leidwesen lebt man dort
aber so eng mit normalen Juden, Säkularen und Atheisten zusammen, daß durch den
schädlichen weltlichen Einfluss auf die fundamentalistische Brut vier von
zehn Kindern an Internet, freie Liebe und Party verloren gehen.
Das Leben dieser Jung-Ultraorthodoxen ist nicht nur wegen
der strengen religiösen Vorschriften hart und entbehrungsreich. Da die Männer
grundsätzlich nicht arbeiten und den ganzen Tag in der Thora-Schule abhängen,
muss Muttern das Geld verdienen. Viel ist das nie, da solche Frauen nur
einfachste Schulbildung haben (ab 16 ist Kinderkriegen angesagt) und wegen der
dauernden Schwangerschaften zeitlich sehr eingeschränkt sind.
Die zehn Kinder leben also meist alle in einem Raum. Muttern
kocht und putzt und wenn der Alte abends heimkommt, muss sie sofort die Beine
breit machen, um noch mehr Kinder zu bekommen.
Kennt man keine anderen Verhältnisse, mag das akzeptabel
sein, aber in Israel lernt man in Schule oder Armee mit hoher
Wahrscheinlichkeit Gleichaltrige kennen, die viel weniger Geschwister, aber
Eltern mit viel mehr Geld haben und daher ein Leben in Luxus und mit allein
Freiheiten führen. Zumindest aus Sicht eines Siedler-Kindes, das sich mit einem
Dutzend Geschwistern zwei Betten teilt.
Ich schweife ab. Im säkularen Hamburg werden derartig
kinderreiche Familien nicht auf so engem Raum eingepfercht.
Man pfercht offenbar generell kaum Leute zusammen mit
anderen ein, wenn sie sich separate Wohnsitze leisten können.
Über 50% der Haushalte sind Singlehaushalte.
Wir werden nicht nur in absoluten Zahlen mehr Hamburger,
sondern auch in Relation zur Gesamtbevölkerung immer mehr Haushalte.
Also muss gebaut werden wie verrückt: 10.000 neue Wohnungen
wurden 2018 fertiggestellt. 2019 sollen es noch mehr werden.
Einigen Stadtplanern ist mittlerweile sogar aufgefallen, daß
man Häuserzeilen trotz des anschwellenden Verkehrs nicht einfach auseinanderschieben
kann, um mehr Fahrspuren einzurichten. Bauland ist so knapp, daß aberwitzig nachverdichtet
wird.
[…..] Also müssen Nachverdichtungen her, sprich Aufstockungen auf bestehende
Gebäude sowie die Bebauung von Hinterhöfen und Zwischenräumen. [….]
Bald sitzen wir alle im Dunkeln, weil die Häuser
im Abstand von einer Armlänge gebaut werden.
Wer mit dem Flugzeug nach Hamburg kommt, wundert sich über
die für Großstädte ungewöhnlich vielen Grünflächen.
Hamburg ist dünner besiedelt als die anderen Deutschen Millionenstädte
und verfügt in Relation zur Bevölkerung über viel mehr Bäume.
In Berlin und München leben fast doppelt so viele Menschen
auf einem Quadratkilometer.
Die Münchener Bevölkerung schrumpft deutlich, Köln wächst
langsam, Berlin stärker und am stärksten Hamburg.
Mit dem Boom Hamburgs verlieren wir Grünflächen.
Hanseaten wie mir ist das ein Graus; unsere Stadt soll nicht
do grau wie die anderen deutschen Millionenstädte werden.
Abgesehen von meinem ästhetischen Empfinden ist das
Verschwinden der Grünflächen eine Katastrophe für meine gefiederten Freunde,
die sich traditionell in keiner anderen deutschen Großstadt so wohl fühlen.
[…..] In Hamburg brüten so viele Vogelarten wie in keiner anderen deutschen
Großstadt - zugleich sind aber immer mehr der brütenden Paare gefährdet. Das
geht aus der "Roten Liste der Brutvögel" hervor, die Umweltsenator
Jens Kerstan am Dienstag präsentierte. "Der Bericht zeigt das Wohl und
Wehe unserer Vogelwelt", sagte der Grünen-Politiker.
Demnach sind in Hamburg 151 Arten mit einem Gesamtbestand von rund 450
000 Brutpaaren heimisch - 35 000 Brutpaare mehr als noch vor zehn Jahren.
Ursache sei der Zuzug zahlreicher Waldvögel in die Stadt. Aber auch der
Seeadler habe sich inzwischen dauerhaft niedergelassen. [….]
Großstädte wie Hamburg sind ein guter Platz für Vögel. Hier
gibt es viel Grün, es wird im Winter auf jedem zweiten Balkon gefüttert, in der
Stadt ist es deutlich wärmer als im Wald und zudem sind natürliche Feinde hier
sehr viel seltener.
Anpassungsfähige, vielseitige Vögel zieht es nach Hamburg
und ich staune immer wieder wie stoisch kanadische Graugänse, Reiher oder
Eisvögel beispielsweise in den Grünanlagen um die Außenalster ihr Leben leben
und sich kein bißchen vor den vielen Autos und Radfahrern fürchten.
Die spezialisierten Vögel, die auf ganz bestimmte
Nahrungsquellen oder Brutplätze angewiesen sind haben es in dieser
Dauer-Bau-Boom-Stadt schwer.
[…..] Dramatischer
Schwund Spatz und Star sind in Hamburg bedroht!
Der Verlust ihrer Lebensräume und das Sterben der Insekten macht den
Vögeln der Stadt zu schaffen. Hamburg hat jetzt als erste deutsche Großstadt
Spatz und Star auf die Stufe von gefährdeten Vogelarten gesetzt. Der Bestand
des Haussperlings hat sich laut Umweltbehörde in etwas mehr als zehn Jahren
fast halbiert!
Dabei war der Spatz bis in die 80er Jahre hinein noch die mit Abstand
häufigste Brutvogelart in der Stadt. Doch von 29.000 Brutpaaren im Jahr 2005
sind heute noch maximal 16.000 übrig geblieben. [….]
Das bricht mir Spatzenfreund das Herz. Die überall zu
sehenden Blaumeisen, die auch vor meinem Wohnzimmer in einem Nistkasten brüten,
sind wunderhübsch.
Aber der schlichte Sperling übt immer noch die größere
Anziehungskraft auf mich aus.
Die bauenden Hamburger müssen unbedingt dafür sorgen viel
natürliches Grün für unsere Fauna zu erhalten. Gerade als Städter hat man eine
besondere ethische Verantwortung, den kleinen Tieren, die wild zwischen uns
umher hoppeln/fliegen/kriechen/hüpfen/laufen ihren Lebensraum zu erhalten.
Unglücklicherweise stimmen nicht alle mit mir überein.
[….] Abschüsse
in Hamburg Jäger knallen 3400 Tiere ab
[….] Nutrias,
Füchse, Feldhasen – Hamburgs Jäger haben im vergangenen Jahr deutlich mehr
Tiere geschossen als in den Jahren davor. Das geht aus dem aktuellen
Wildnachweis der Wirtschaftsbehörde hervor. [….] Insgesamt
wurden laut Bericht 3398 Tiere von Jägern erlegt (Vorjahr 2710). Eine
Steigerung um fast 700 Tiere. Das liegt zum einen daran, dass Nutrias bisher
nicht in der Liste enthalten waren. Außerdem wurden deutlich mehr Enten,
Tauben, Gänse und Krähen geschossen.
678 Rabenkrähen mussten ihr Leben lassen. [….] Bitter:
Trotz intensiver Tierschutz-Kampagnen stieg die Zahl der getöteten Füchse
(394/353) und Feldhasen (415/357) weiter. [….]
Abschüsse in Hamburg im Jahr 2018/19
Stockente 1167
Rehwild insg. 1105
Ringeltaube 688
Rabenkrähe 678
Feldhase 415
Fuchs 394
Nutria 313
Wildkaninchen 310
Rehkitze 280
Wildschwein 155
Steinmarder 142
Marderhund 139
Fasan 138
Lachmöwe 63
Damwild 61
Dachs 40
Hauskatze 15
Höckerschwan 15
Waschbär 4
Iltis 1 […..]
Mein Kommentar zu den Hamburger Jägern ist nicht
zitierfähig.
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