Man kann sich vieles vorstellen, ohne es emotional wirklich
nachvollziehen zu können.
Mir fehlen die speziellen Spiegelneuronen, um wirklich
fühlen zu können wie ergriffen und beseelt Tiefgläubige im katholischen
Gottesdienst empfinden.
Wenn man sich bewußt macht wie viele regelmäßige Kirchengänger und Pastoren ebenfalls Atheisten
sind, kann ich allerdings mit jeder Faser meines Körpers fühlen, wie es ihnen
beim Gottesdienst ergeht. Die unfassbare Langweile, der Druck dieses absurde
Schauspiel über sich ergehen zu lassen, mit den Zehen wackeln, das Gewicht auf
unterschiedliche Arschbacken zu verlagern, um das Stillsitzen zu ertragen, sich
gezielt mit gedanklichen Plänen abzulenken.
Zeit vergeht subjektiv so erstaunlich unterschiedlich.
Das erinnert mich immer an finsterste Kapitel der Uni. Da
gab es einerseits Professoren, die regelrechte Entertainer waren, die ihre
Stoff so spannend präsentierten, daß man gebannt an ihren Lippen hing und immer
völlig überrascht war, wenn 45 Minuten schon um waren.
Aber eben auch diese notorischen Zeit-Dehner, die schon nach
fünf Minuten so eine geistige Öde in jeden Winkel des Raumes strahlten, daß man
entweder mit bleierner Müdigkeit kämpfte, oder aber seine Phantasie Ereignisse
durchspielen ließen, die diese Pein endlich abbrechen würden: Feueralarm, Meteoriteneinschlag,
Alienangriff, Ausbruch der Zombiapokalypse, Herzinfarkt, Gebäudeeinsturz,
sowjetische Atomraketen, von einem schwarzen Loch verschluckt werden, Biss einer
Schwarzen Mamba, Endlich aus diesem Alptraum aufwachen, Zünden einer
Neutronenbombe, Gasaustritt aus den OC-Laboren – kurzum, alles, das angenehmer
wäre als weiter tumb dazusitzen und sich das Vorgetragene weiter anzuhören.
Bei dieser Art Vorlesungstortur war es zu allem Übel auch
nicht möglich einfach wegzulaufen, weil es Anwesenheitspflicht gab und gerade
diese extrem öden Professoren ein spezielles Sinnesorgan für abwesende
Studenten haben. Man würde das garantiert in der Prüfung hören: „Ich habe sie
übrigens vor sieben Wochen, am Dienstag um 16.15 Uhr in meiner Vorlesung
rausgehen sehen…“
So muss es auch Ungläubigen im Gottesdienst ergehen, die
nicht weglaufen können, weil sie damit sozialer Ächtung ausgesetzt wären oder
gar ihren Job verlören. Oder um es weniger brutal auszudrücken, vielleicht will
man auch nur die tiefgläubige neben einem sitzende Großmutter nicht enttäuschen.
Gibt es hingegen keinen (moralischen) Zwang, sind
katholische Hochämter, päpstliche Zeremonien oder Vorträge von Spinnern aller
Art besser zu ertragen, weil dann wenigstens die Flucht in den Zynismus bleibt.
Weihnachten oder Ostern im Fernsehen etwas katholisches
Gottesdienstbrimborium zu gucken, kann sogar ganz lustig sein, wenn man all die
homophoben aufgebrezelten Transen in ihren bunten Kleidern und brennenden
Handtäschchen umherwackeln sieht.
Das ist grundsätzlich viel lustiger als die spartanische evangelische
Version, bei der andauernd irgendwelche Laien Gitarre spielen, singen und
Kindergedichte vorlesen.
Das ist natürlich immer öde, weil da keine Show für das Auge
geboten wird und man kann sich auch nicht gehässig vorstellen, wie all die
Pfaffen in ihren CSD-Kostümen den Messdienern hinterherschmachten.
Das darf man nicht vergessen – gläubig oder nicht – diese festen
wöchentlichen Rituale im strengen Gemeindeverband sind für Kontrollfreaks,
Geschäftemacher und sexuell Perverse auch immer eine großartige Gelegenheit
Kontakte zu knüpfen und Druck zu entfalten.
Da nutzen Katholiban, die später vielleicht australischer
Kardinal oder Augsburger Bischof werden könnten, gleich mal aus, um ihren Penis den
Messdienern in die eine oder andere Körperöffnung zu stecken.
Ihre Unschuld haben die Men-only-Pfaffen schon lange
verloren. Inzwischen ist es nicht nur keine Überraschung mehr, wenn wieder ein
katholischer Pfarrer dabei ertappt wird Messdiener sexuell zu missbrauchen,
sondern Gegenstand der allermeisten Klerikerwitze.
Nicht nur, weil die moralische Fallhöhe so groß ist, sondern
weil die Pointe so gut funktioniert, wenn jeder im Publikum „Pädophilie“ und „Kinderquälen“
mit katholischen Geistlichen assoziiert.
Und warum auch nicht?
Sobald der Gedanke auftaucht, man wäre vielleicht etwas
ungerecht gegenüber rechtschaffenden Pfarrern, stolpert man über eine Meldung,
die das Ausmaß des weltweiten katholischen sexuellen Missbrauchs noch weiter
vergrößert.
Das betrifft übrigens auch die amerikanischen christlichen
Pfadfinder, die tausende ihrer minderjährigen Boyscouts vergewaltigt haben.
[….] Wir lesen täglich die
Berichte über die Hunderttausenden Kinder, die in den Strukturen der
katholischen Kirche von Geistlichen geprügelt, gefoltert und in jeder Hinsicht
missbraucht wurden.
Konservative Geisteshaltung,
Ausschluss von Frauen, Ächtung von Homosexualität und Religiosität führen aber
auch außerhalb der RKK zu massenhaften Kindesmissbrauch.
Zum Beispiel amerikanische
Pfadfinder. Die Boy Scouts, bei denen Millionen Christen im Alter zwischen 7
und 17 von ausschließlich männlichen Betreuern streng hierarchisch bespaßt
werden, sind der ideale Nährboden für das Kinderficken.
8.000 Boy-Scout-Betreuer haben
mindestens 12.000 kleine Jungs missbraucht.
[…..] The
Boy Scouts of America believed more than 7,800 of its former leaders were involved
in sexually abusing children over the course of 72 years, according to newly
exposed court testimony -- about 2,800 more leaders than previously known
publicly.
The Boy Scouts
identified more than 12,000 alleged victims in that time period, from 1944
through 2016, according to the testimony, which was publicized Tuesday by
attorney Jeff Anderson, who specializes in representing sexual abuse victims.
The numbers, Anderson
said, come from what the BSA calls its volunteer screening database -- a list of
volunteers and others that the Boy Scouts removed and banned from its
organization over accusations of policy violations, including allegations of
sexual abuse. [….]
Es ist genau wie in der
katholischen Kirche.
Die Opfer waren irrelevant, die
christliche Organisation funktionierte über viele Jahrzehnte nur als
Beschützerin der Pädophilen.
In dem Wahn alles zu verbieten,
das queer/weiblich/schwul/extravagant ist, schafft man einen Sumpf, zu dem sich
Pädosexuelle hingezogen fühlen.
Die Kirche und Boy Scouts
schaffen die Strukturen für Kindesmissbrauch und betreiben einen sagenhaften
Aufwand, um die Täter zu schützen. […..]
Wie geht man im Jahr 2019 unter Beobachtung der sozialen
Medien mit so einem gewaltigen Kindersexskandal um?
Nun, wie immer:
Vertuschen, abstreiten, abblocken, Opfer unter Druck setzen, lügen.
Vertuschen, abstreiten, abblocken, Opfer unter Druck setzen, lügen.
In Wahrheit ist alles viel schlimmer,
[…..] Die Boy Scouts of America (BSA) gibt es seit
109 Jahren, sie richten sich vor allem an Jungen und junge Männer. Mehr als 110
Millionen Amerikaner hatten in ihrem Leben irgendwann mit dieser Vereinigung zu
tun. […..] Seit Jahren ist bekannt, dass
Kinder und Jugendliche dort sexuell missbraucht worden sind. Nach einer
Untersuchung von Listen, die die Boy Scouts intern führten, deutet sich nun an,
dass alles noch viel schlimmer sein könnte als bislang befürchtet.
Die Los Angeles Times hatte vor sieben Jahren enthüllt, dass es bei den
BSA eine Art schwarze Liste mit den Namen von Erwachsenen gibt, denen während
ihrer Zeit als Angestellte, freiwillige Helfer oder auch schon als Bewerber
sexuelle Gewalt vorgeworfen wurde und die deshalb keinen Kontakt zu Kindern
haben sollten. Von 1900 Fällen war damals die Rede. Nun offenbart eine
ausführlichere Untersuchung der sogenannten "Perversion Files" das
wahre Ausmaß: Es soll im Zeitraum von 1944 bis 2016 insgesamt 7819 Verdächtige und
12 254 Opfer gegeben haben.
Wohlgemerkt: Das sind nur die Fälle, die in den internen Daten der BSA
auftauchen. Der Anwalt Paul Mones, der vor einigen Jahren für seine Mandanten
im US-Bundesstaat Oregon ein Schmerzensgeld von 20 Millionen Dollar von BSA
erstritten hat, schätzt, dass weniger als ein Viertel der mehr als 400 Klagen
seit den Enthüllungen im Jahr 2012 mit Tätern zu tun hatten, die in der
Datenbank vermerkt sind - was laut Mones zum einen daran liegt, dass die BSA
einige Listen gelöscht hätten, zum anderen daran, dass viele Fälle gar nicht
gemeldet worden seien.
[…..] Die Enthüllungen der Los Angeles Times im Jahr
2012 zeigten jedoch, dass die BSA in Hunderten Fällen versucht hatten, einen
größeren Skandal mit nicht gerade integren Mitteln zu vermeiden: Die
Organisation hatte Übergriffe nicht der Polizei gemeldet, sie hatte mutmaßliche
Täter nicht angezeigt, sondern lediglich zum Rücktritt gedrängt und die Spuren
sexuellen Missbrauchs verwischt. […..]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen