Nein, so sozialistisch bin ich nicht, daß ich jemand
grundsätzlich seinen Reichtum missgönne.
Ich vermute sogar, daß ein gewisses Maß finanzieller
Heterogenität der Gesellschaft notwendig ist, um die Ökonomie nicht zum Erliegen
zu bringen.
Superreiche schaffen tatsächlich auch Arbeitsplätze, indem
sie sich Wünsche erfüllen, die besonderes Kunsthandwerk erfordern, teure Uhren kaufen, Intarsien in ihre
Möbel schnitzen lassen, Gartengestalter einstellen, Designer, Coiffeure, Stylisten,
Innenarchitekten, Personal-Trainer, Hauslehrer, Sekretäre, Chauffeure, Köche,
Patisseure, Caterer, Steuerberater, Advokaten einstellen.
Vermutlich würden weite Teile der Kunstszene ohne Mäzenatentum
zu Grunde gehen.
Es gibt die moderne Sage, nach der Rolls Royce-Fahrer in
China und den USA bewundert werden. Indem sie ihren Reichtum ausstellen,
inspirieren sie den gewöhnlichen Trottel auf der Straße dazu sich anzustrengen,
härter zu arbeiten, damit sie sich auch einmal so ein schönes Auto leisten
können.
In Deutschland verstecke man seinen Rolls Royce lieber in
der Garage und fahre mit dem Smart
einkaufen, weil man für ein Luxusauto gehasst wird. Die Karre wird einem
derartig missgönnt, daß sie mutwillig von Passanten zerkratzt wird.
Ich kann mich mit beiden Versionen nicht anfreunden, habe es
aber diesbezüglich auch leicht, da mich Autos nicht interessieren.
Die meisten Dinge, die allgemein als Luxus und erstrebenswert
angesehen werden, sind zufälligerweise für mich irrelevant. Ich habe noch nie
einen Designeranzug getragen, eine Cohiba geraucht, im VIP-Bereich eines Konzerts
gesessen, einen Sportwagen besessen, eine Rolex gekauft, die 1. Klasse eines
Fluges gebucht, einen 100 Jahre alten Wein getrunken, einen Diamantohrring
eingesetzt, in einem 5*-Hotel genächtigt, mit einer 5.000-Euro-Prostituierten
geschlafen, Koks durch einen Geldschein geschnüffelt oder ein mit Blattgold
überzogenes Steak gegessen.
Insofern wäre es ein leichtes Vergnügen für mich Sozialist
zu sein, aber in Wahrheit gibt für mich genauso wie für die meisten Menschen
einige Dinge, die ich lieber in der Luxusversion als in der einfachsten Funktionalen
verwende.
So besitze ich zwei sehr teure Füller mit goldener Feder,
achte bei Lebensmitteln immer mehr auf die Qualität als auf den Preis, trage
keine Unterwäsche mit Kunstfaseranteil, verwende in der Küche gut
funktionierende scharfe Messer.
Ein besonderes Faible habe ich auch für hochwertiges Papier,
sowie „Heimtextilien“; meine Geschirrhandtücher, Bettwäsche und Badelaken sind
von bester Qualität.
Dabei könnte man allerdings bezweifeln, ob das wirklich
Luxus ist, oder ob hier eher der Spruch „nur Reiche können es sich leisten billige
Klamotten zu kaufen“ zutrifft, weil meine guten Schweizer Halbleinen-Tücher zwar
deutlich teurer als das Zeug von IKEA sind, aber dafür auch ein Leben lang
halten.
Eine allgemein verbindliche Regel kann ich nicht ableiten,
wieso mir bei einigen wenigen Dingen Luxus wichtig ist und ich für anderes nur
Kopfschütteln übrig habe.
Hätte ich unendlich viel Geld, um Gutes zu tun und immer
noch etwas übrig, wüßte ich durchaus ein paar Dinge, die ich gern
kaufen/haben/besitzen würde.
Zum Beispiels eins dieser überdimensionalen
monochromen Pierre Soulages-Bilder.
Der gute Mann ist übrigens zwar schon 99 Jahre alt, aber
noch sehr fit. Womöglich könnte ich ihn sogar beauftragen extra für mich zu
malen.
Selbstverständlich wird höchstens einer von 1000 diesen
Wunsch nachvollziehen können, aber seit ich vor ca 30 Jahren das erste mal
seine Originale in einer Retroperspektive sah, bin ich ihm verfallen.
So ist Kunst; sie ergreift einen und lässt den nächsten
völlig kalt.
Kunst ist weitgehend auf ein paar sehr Reiche angewiesen und
ein bißchen Reichtum ist für jeden wichtig, um sich seine persönlichen
Luxusmomente ermöglichen zu können.
Ab und zu benötigt jedes Gehirn einen Endorphinausstoß seines Belohnungszentrums.
Also, ja, ich bin für Reichtum und Ungleichheit.
Das ist aber noch lange kein Grund, um Reichen und
Superreichen Privilegien einzuräumen, sie sogar besser zu stellen als
Normalverdiener.
Es darf nicht sein, daß Reichtum automatisch Macht gegenüber
der Legislative und Exekutive bedeutet.
Wer seine Millionen durch Nichtstun und Däumchendrehen
verdient, weil ein gewaltiger Milliardenberg an der Börse jeden Tag etwas
abwirft, darf nicht mit 25% Kapitalertragssteuer deutlich weniger vom
Finanzminister belangt werden, als jemand, der für sein Geld auch arbeiten
muss.
Im Gegenteil; diese Art des Reichtums, die einem ohne
eigenes Zutun in den Schoß fällt, weil man erbt, Immobilien besitzt oder
Aktienpakete hält, sollte als „leistungsloser Wohlstand“ klar höher besteuert
werden als Arbeitseinkommen, das die Krankenschwester oder der Lascher oder die
Marktfrau verdient.
Susanne Klatten und ihr Bruder verdienen einfach durch ihre Papiere mehr als drei Millionen Euro
pro Tag hinzu.
[…..] Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten erhalten von BMW in
Kürze 1,12 Milliarden Euro aufs Konto. Der Autokonzern hat im vergangenen Jahr
8,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Nach dem Vorschlag von Vorstand und
Aufsichtsrat sollen 30 Prozent davon als Dividende an die Aktionäre
ausgeschüttet werden.
Stefan Quandt besitzt 25,8 Prozent der Stammaktien und erhält nach der
Hauptversammlung 622 Millionen Euro Dividende, seine Schwester Susanne Klatten
bekommt für ihre 20,9 Prozent der Anteile 504 Millionen Euro. Für jeden Tag des
zurückliegenden Jahres erhalten die Großaktionäre zusammen also 3,07 Millionen
Euro. [….]
Schön für sie, aber kein Grund für den Staat sie auch noch
mit besonders niedrigen Steuersätzen zu belohnen
Kevin Kühnert ist ein Depp, weil er ohne Absprache mit dem
Willy-Brandt-Haus etwas herausposaunt, ohne daran zu denken, daß seine These
natürlich radikal zugespitzt vor dem Wahlkampf seine Partei in einen Hühnerhaufenmodus versetzt.
Deutsche mögen keine Veränderungen und
so sackt die SPD kurz vor der Europawahl dank Kühnert gleich dramatisch ab.
[….] SPD sackt nach Kühnert-Debatte deutlich ab.
In der Woche nach einem heftig diskutierten Interview mit Juso-Chef
Kühnert muss die SPD Federn lassen. Bei allen Zustimmungswerten im RTL/n-tv
Trendbarometer verliert die Partei deutlich. Zulegen können zwei Parteien.
Nach der Debatte um die Äußerungen des Juso-Chefs Kevin Kühnert fällt
die SPD im RTL/n-tv Trendbarometer um zwei Punkte auf 15 Prozent. Für die
Partei ist es der schlechteste Wert seit sieben Wochen. Kühnert hatte sich in
einem Interview mit der "Zeit" am 1. Mai offen gezeigt für eine
"Kollektivierung" von Großkonzernen wie BMW und dem dahinterstehenden
Gedanken einer "Überwindung" des Kapitalismus. In der Folge
entbrannte eine heftige Debatte um seine Äußerungen. [….]
Ein typischer Kühnert. Er hat ein gutes Herz, ist aber nicht
der Hellste. Das zeigte er schon während der Debatte um die Groko, als er
ebenfalls nur seinen Gefühlen folgte und die Realpolitikignorierte.
Er hatte keinen Plan, konnte keine Alternative nennen und
verkündete nur vehement, was er nicht will.
Das ist zu wenig.
Ja, selbstverständlich ist es völlig richtig Frau
Klatten höher zu besteuern, den Steuerflüchtlingen nachzustellen, eine
Millionärssteuer einzuführen.
Aber das muss konzertiert und durchdacht vorgetragen werden.
Argumente gäbe es genug.
(….) Warren Buffett zahlt weniger Steuern als seine Sekretärin Debbie Bosanek;
geschätztes Jahreseinkommen: 50.000 Dollar, für die sie etwa 36 Prozent Steuern
zahlt. Ihr Boss zahlt gute 14%.
Multimillionär Mitt Romney zahlte 12,9% Steuern auf seine 22 Millionen Dollar
Kapitaleinkünfte.
Das ist so offensichtlich
ungerecht, daß amerikanische Millionäre schon seit Jahren regelrecht darum
betteln mehr Steuern zu zahlen.
[….] "Erhöht die Steuern für Millionäre". Das fordern nicht etwa
linke Aktivisten, sondern 80 Vermögende aus New York. Unter anderem
unterzeichneten George Soros, Steven Rockefeller und Abigail Disney den offenen
Brief, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Das Schreiben ist an den demokratischen Gouverneur von New York, Andrew
Cuomo, gerichtet. Aus Sicht der Unterzeichner sollten Top-Verdiener mehr für
Schulen, Straßenbau oder Programme für Arme und Obdachlose bezahlen. […..]
Andere Superreiche denken
stattdessen lieber an ihr eigenes Wohl und spenden für Konservative.
Für ihr intensives Däumchendrehen
und konzentriertes Chillen wuchs beispielweise das Vermögen der Susanne Klatten,
geborene Quandt, im vergangenen Jahr um zwei Milliarden Euro.
Susanne Klatten gewinnt zwei Milliarden Dollar hinzu
[….] Schwer genervt ist Susanne Klatten, 54, wenn sie immer nur als die
reichste Frau Deutschlands tituliert wird. "Das beschreibt den Menschen
nicht, das beschreibt nur einen Status", klagte die Multimilliardärin im
vergangenen Sommer in der Zeit. [….] Umso
besser läuft es bei BMW. Gemeinsam sind die Geschwister - ihre Mutter Johanna
ist vor zwei Jahren gestorben - Großaktionär. Die Dividende wird erneut
angehoben, und die Quandt-Erben bekommen alleine etwas mehr als eine Milliarde
Euro ausgeschüttet. Auch viele andere Beteiligungen laufen gut, zur Freude
Klattens. Gerade wurde wieder die Liste der reichsten Menschen der Welt
veröffentlicht, berechnet von dem auf die Superreichen spezialisierten
US-Magazin Forbes. Für Susanne Klatten reicht es in der Hitliste auf Platz 38,
ihr Vermögen wird jetzt auf 20,4 Milliarden Dollar taxiert, immerhin knapp zwei
Milliarden Dollar mehr als 2016. Der jüngere Bruder Stefan Quandt liegt mit
18,3 Milliarden Dollar auf Platz 47. [….]
Ich bin übrigens gar kein
Linksradikaler, der Frau Klatten und Herrn Quandt alles wegnehmen will.
Reichtum an sich stört mich nicht. Ich halte es durchaus für möglich, daß
anständige Menschen, die sozial denken mit moralisch akzeptablen Methoden sehr
reich werden.
Meinetwegen kann Frau Klatten
gern Milliardärin bleiben.
Es stört mich nur, wenn
Superreiche steuerlich besser gestellt werden als Normalverdiener, daß es
offensichtlich möglich ist mit einem Heer von Anwälten und Steuerberatern die
Abgabenlast gen Null zu drücken.
Für Einkommens-Multimillionäre
sollte eine staatlich festgelegte Mindeststeuerquote gelten, von der nichts
abziehbar ist.
(Stichwort „Buffett-Steuer“)
Es ist darüber hinaus schon recht
ekelhaft, wenn wiederholt der Eindruck entsteht, die Quandt/Klatten-Familie
erhielte ihren jährlichen Geldsegen insbesondere durch ihre Finanzierung der
CDU.
[….] Eine Spende mit Geschmäckle: 690.000 Euro überwies die
BMW-Eignerfamilie Quandt der CDU, Kanzlerin Merkel erstritt Schonung für deutsche
Autokonzerne bei EU-Abgasnormen. [….] Die
drei Mitglieder der Quandt-Familie haben laut der Bundestagsverwaltung der CDU
am vergangenen Mittwoch insgesamt 690.000 Euro an Spenden zukommen lassen.
Gemeinsam halten sie 46,7 Prozent der Anteile an BMW. Die Spenden fallen
zeitlich mit einer brisanten politischen Entscheidung zusammen. Die
Bundesregierung kämpft seit diesem Sommer dafür, strengere Abgasnormen für
Autos in Europa später einzuführen als ursprünglich geplant. Mit Erfolg: Am
Montag verhinderte die Bundesregierung bei einem Treffen der EU-Umweltminister
vorläufig eine Einigung. Davon profitieren insbesondere deutsche
Oberklasse-Hersteller wie BMW, aber auch Daimler, Audi oder Porsche. [….]
Jedes Jahr überweist die
Quandt-Sippe sechsstellige Summen an CDU und CSU und; oh
Wunder; die Steuer- und Umweltschutzgesetze bleiben kontinuierlich sehr
Quandt-freundlich. (….)
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