Nein, ich kann nicht loyal zu einem Staat sein, auch wenn es
sich um den Staat handelt, von dem ich zufälligerweise meine Ausweispapiere beziehe.
Ich habe keinen einzigen Tropfen Patriotismus in
mir und wenn man versucht „nationale Loyalität“ zu definieren, wird
es völlig absurd.
Gerade weil ich ohnehin nicht zu nationalen Gefühlen in der
Lage bin, hätte ich gern die Doppelstaatsbürgerschaft deutsch und amerikanisch.
Dann könnte ich eine Äquidistanz halten.
Mit Hinweis auf meine US-Staatsbürgerschaft würde ich mich
von der Mehrheitsgesellschaft der Deutschen distanzieren und mit Hinweis auf
die deutsche Staatsbürgerschaft, umginge ich die vielen Nachteile, die
Ausländer hier erdulden müssen.
(…..) Es scheint einhellige
Meinung zu sein, daß Migranten hier nicht benachteiligt oder diskriminiert
sind, sondern daß sie vielmehr Sonder- und Extrarechte genießen, die den Deutschen
verwehrt sind.
Das kann der Neid-Michl schon mal
grundsätzlich nicht leiden.
Daher sei es hohe Zeit den Türken
das Privileg der Doppelstaatsbürgerschaft
wegzunehmen.
Ein ähnliches Phänomen gibt es
beim eigenen Gehalt. Deutsche sind weniger an der absoluten Höhe interessiert,
als daran, daß es mehr als das vom Nachbarn sein soll.
Unbelastet von jeder
Faktenkenntnis hält eine Mehrheit der Deutschen die Doppelstaatsbürgerschaft
für schlecht.
In Wahrheit hängt Deutschland
rechtlich hinter allen zivilisierten Nationen zurück. Es herrscht immer noch
das Ius Sanguinis („Recht des Blutes“, Abstammungsprinzip) und nicht das Ius
Soli („Geburtsortsprinzip“) wie in den USA.
Im Jahr 2000 wurde immerhin eine
Übergangsregelung geschaffen. Die nach 2000 in Deutschlands geborenen Kinder
sollten Deutsche sein – auch, wenn ihre Eltern eine andere Staatsbürgerschaft
haben und dadurch zwei Pässe möglich werden. Es ist aber kein klares Ius Soli
wie in Amerika, sondern nach wie vor ist der deutsche Geburtsort nicht
ausreichend, um Deutscher zu sein. Die Eltern müssen seit mindestens acht
Jahren in Deutschland leben und eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung
besitzen. Nur dann gibt es einen deutschen Pass.
Das gilt aber nicht für immer,
sondern ist eine Gnade des deutschen Gesetzgebers. Mit 21 Jahren muß man sich
für eine von beiden Staatsbürgerschaften entscheiden („Optionspflicht“); nach
dem GroKo-Vertrag von 2013. (….)
Die politische Lage wird aber eine Doppelstaatsbürgerschaft
in absehbarer Zeit nicht zulassen, weil die „alten Parteien“ allesamt ihre
Testikel abgegeben haben und aus Angst vor dem AfD-Geschrei niemals den Millionen
Migranten, auf die Deutschland angewiesen ist, das Leben erleichtern würden.
Da ich mich aber auch nicht von den ewig-gestrigen CDUlern,
die eine Doppelstaatsbürgerschaft für „schizophren“ halten (Schäuble) unter
Druck setzen lassen will, wollte ich eigentlich Ami bleiben.
Inzwischen gibt es aber zwei gewichtige neue Argumente gegen
den US-Pass.
1.) Die unfassbare Peinlichkeit zu Trumpmerica zu gehören.
1.) Die unfassbare Peinlichkeit zu Trumpmerica zu gehören.
2.) FACTA (Pain In The Ass)
[…..] Der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) ist ein im Jahr 2010 in
Kraft getretenes US-Gesetz, das in den USA steuerpflichtige Naturalpersonen und
Unternehmen mit Sitz außerhalb der USA zur Mitteilung steuererheblicher Daten,
insbesondere von Auslandskonten gegenüber den US-Steuerbehörden verpflichtet.
Durch bilaterale Abkommen mit anderen Staaten wollen die USA den gegenseitigen
Datenaustausch gewährleisten. [….]
FACTA gibt es zwar schon seit 2010; es wird aber erst langsam
überall in nationales Recht umgesetzt.
FACTA zwingt außerhalb der USA lebende USAner wie mich, sich
in den USA steuerlich veranlagen zu lassen und dazu muss jede finanzielle
Aktion an die IRS gemeldet werden.
In der Praxis bedeutet das, daß alle Banken in Deutschland
(ich habe sogar bei der Schweizer UBS nachgefragt) grundsätzlich Amerikaner als
Kunden für Finanzprodukte ablehnen. Ich kann keine Aktie kaufen, kein
Wertpapier erwerben, keine Staatsanleihe zeichnen.
Kürzlich scheiterte ich sogar daran ein Mietkautionskonto zu
eröffnen.
Schon eine gewöhnliche Kontoeröffnung mit ein paar Hundert
Euro wird zu einem FACTA-Akt.
Die Bank verlangte erst einmal meinen Aufenthaltstitel, meine
Social Security number und die Taxpayer Identification Number
(TIN) vom US-amerikanischen Internal Revenue Service (IRS).
Ich habe aber keine TIN und kann somit noch
nicht mal mehr ein Konto in Deutschland eröffnen – nachdem ich ein halbes
Jahrhundert hier lebe.
Absurd.
So absurd, daß ich in den sauren Apfel
beiße und die deutsche Staatsbürgerschaft anstrebe.
Dazu erinnerte ich mich an den netten
Brief, den Olaf Scholz mir vor einigen Jahren schrieb.
Ich scannte meinen Ausweis ein, schrieb
eine höfliche Email in der ich kurz meine Situation erklärte und schickte alles
zusammen mit einer Kopie des Scholz-Briefes und der Bitte um einen Beratungstermin
an die angegebene Emailadresse.
Email-Adresse und Telefon sind aber abgeschaltet; meine
Mail konnte nicht zugestellt werden.
Nun druckte ich alles aus, steckte es in
einen Briefumschlag an das Einwohnerzentralamt.
Heute nun endlich die Reaktion: Die gesamte
Abteilung existiert offenbar nicht mehr.
Der Brief kam als unzustellbar zurück.
Und jetzt???
Endlich will ich Deutscher werden und nun ignoriert man das.
Endlich will ich Deutscher werden und nun ignoriert man das.
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