Manchmal bedauere ich es regelrecht, niemals Mitglied der Kirche gewesen zu sein, weil mich das um das Vergnügen des Austritts bringt. Sehr gern würde ich das obligatorische Gespräch mit dem zuständigen Pfaff führen, um ihm ein paar Stunden lang die Gründe zu nennen, wieso ich seinen Verein verlasse.
So ist es auch ein kleines bißchen schade, mich nie im Leben für Fußball interessiert zu haben. Sonst könnte ich jetzt die WM-Farce im Katar boykottieren und die Rückgrat-losen Spieler mit Nichtachtung strafen.
Da ich aber noch nie ein einziges Fußballspiel gesehen habe und diesen nationalistischen Multimillionärs-Sport ohnehin zutiefst verachte, macht es für mich keinen Unterschied, ob Turniere in Scharia-Emiraten oder liberalen Demokratien stattfinden.
Aber ich fühle ein gewisses Amüsement dabei zu beobachten, wie die hochkorrupten deutschen Funktionäre sich täglich noch mehr blamieren, so daß auch hartgesottene Fans vergrault werden und sich weigern, die erbärmliche Kommerzialisierung mitzumachen.
Uli Hoeneß, Beckenbauer, Rummenigge, Bierhoff, Egidius Braun, Gerhard Mayer-Vorfelder, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach, Reinhard Grindel, Fritz Keller – einer unsympathischer, als der nächste.
Alle stopfen sich die Taschen voll, fast alle sind politisch stramm rechts und in einem Maße korrupt, daß sie für Geld alles tun.
Sie alle sind die Woelkis des DFB, die durch ihre persönliche Widerlichkeit zahlende Vereinsmitglieder vertreiben.
Besonders widerlich ist ihre Inszenierung als Opfer der FIFA, als ob sie nicht selbst zur FIFA gehörten, genauso gekauft wie Infantino wären und ebenfalls mit fetten Rolex-Uhren am Arm aus Katar zurückkehrten, um fortan den Emir zu lobpreisen.
[….] ich habe einen viel großartigeren Traum. Und der geht so:
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat nach seinem Kniefall vor der FIFA doch noch in den aufrechten Gang zurückgefunden und lässt Kapitän Manuel Neuer wenn nicht mit der Regenbogen-, dann wenigstens mit der „One-Love“-Armbinde auflaufen. Der schreckliche Fifa-Präsident Infantino würde in seinem klimatisierten Stadion-Sessel hyperventilieren, wild rumgestikulieren und der Schiedsrichter müsste irgendwie eingreifen. Dann gäbe es diverse Möglichkeiten. Die hat Schiedsrichter-Legende Manuel Gräfe neulich im ZDF aufgezeigt: Von der gelben Karte bis zum Spielabbruch, weil die FIFA die „One-Love“-Armbinde für unerlaubte Propaganda hält. Und dann könnte es richtig lustig werden.
Ich träume weiter: Natürlich hätte sich der DFB vorher mit den sieben anderen Mannschaften verständigt, die allesamt jene Armbinde tragen wollten, jenen harmlosen Stoff-Fetzen der doch nur für Vielfalt, Offenheit und Toleranz werben soll. Zu diesen Mannschaften gehören die Größten des Weltfußballs, ohne die jede WM völlig wertlos wäre: Neben Deutschland auch England, Niederlande, Belgien, Frankreich, und Dänemark. Blieben die allesamt hart und konsequent – ich träume ja nur – müsste die FIFA mit jedem dieser Verbände bei jedem Match in den Clinch gehen. Der Spielbetrieb würde nachhaltig gestört, die Eskalation könnte bis zum Abbruch der jeweiligen Spiele und bis zur Abreise der Mannschaften führen. […..]
(Christoph Lütgert, 22.11.2022)
Meine einzige Verbindung zu Fußball besteht in meinem Stamm-REWE-Markt „Stanislawski und Laas“, der einem ehemaligen FC St. Pauli-Trainer und einem ehemaligen HSV-Spieler gehört.
Da trifft es sich nur zu gut, daß REWE, also ausgerechnet die Vollfußballer-Betreiber, die Reißleine zieht und nichts mehr mit dem DFB zu tun haben will.
[….] Die REWE Group steht für Diversität und Vielfalt. Und ist langjähriger aktiver Fußballsponsor: „Fußball ist für uns unter anderem Fair Play, Toleranz und Zusammenhalt – diese Werte halten auch wir hoch“, so REWE Group CEO Lionel Souque. „Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität. Diese Haltung leben wir und diese Haltung verteidigen wir – auch gegen mögliche Widerstände. Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel.“REWE hatte bereits im Oktober dem DFB kommuniziert, den langjährigen Partnerschaftsvertrag nicht weiterzuführen – dies ohne inhaltliche Verbindung zur Weltmeisterschaft. Nach den aktuellen Entscheidungen der FIFA sowie den Aussagen von FIFA Präsident Infantino allerdings sieht sich das Unternehmen aufgefordert, sich in aller Deutlichkeit von der Haltung der FIFA zu distanzieren und auf seine Werberechte aus dem Vertrag mit dem DFB- insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft – zu verzichten. Dies hat das Unternehmen dem DFB heute mitgeteilt. [….]
Fußballspiele gucke ich ohnehin nicht, aber die WM, die FIFA und der DFBG sind ein guter Anlass, um die REWE zu fahren und eine Menge Geld da zu lassen
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