Eine der besonders unschönen Erscheinungen meine Teenie-Jahre, war die Gründung der rechtsextremen „Republikaner“ (Rep), die 1983 in Bayern aus dem Fleisch der CSU entstanden. Ab 1985 prägte der besonders radikale Ex-CSU- und Ex-SS-Mann Franz Schönhuber die Partei. Bereits vor 40 Jahren verpuffte also das FJS-Dogma der Nichtexistenz einer Parlamentspartei rechts der CSU.
Die CSU reagierte, indem sie selbst immer rechtsradikaler wirkte. Der große Dieter Hildebrandt erfand dafür das Verb „schönhubern“. Wie so ziemlich alles, das sich die CSU-Führung ausdenkt, funktionierte auch dieser Plan nicht. Sie verschafften den Repsen nur mehr Aufmerksamkeit. Sie zogen 1989 mit 7% ins EU-Parlament ein, übersprangen die 5%-Hürde in Berlin und zweimal in Baden Württemberg.
Die Partei existiert immer noch, spielt aber bei Wahlen keine Rolle mehr.
Der Grund dafür war ein Spezifikum aller rechtsextremer Parteien weltweit: Ihre Parteiführer und Abgeordneten sind nicht nur dümmer und weit krimineller als die anderer Parteien, sie sind auch menschlich zutiefst unanständig.
Wenn der Anführer reich und mächtig ist, beugen sich die anderen prominenten Parteifiguren. Aber es gilt als sicher, daß die alten republikanischen Senatoren wie Mitch McConnell oder Lindsey Graham ihren offiziellen Messias mit dem orangen Teint hassen. Da sie aber selbst zutiefst verlogen sind, sagen sie das nicht öffentlich. Bibi Netanjahu ist ein weiteres Paradebeispiel. Er ist privat raffgierig, schamlos und aggressiv, gewinnt aber mit offen rechtsradikaler Politik Wahlen.
[….] Niemand mag Bibi. Nicht einmal seine eigenen Anhänger mögen ihn. Aber man muss die Gnadenlosigkeit anerkennen, mit der er um seine Macht ringt. Er kämpft, als ginge es um sein Leben. [….]
(Ehut Olmert, israelischer Ministerpräsident 2006-2008)
Franz Schönhuber, 1923-2005, konnte diese Erfolge nicht liefern, daher wurden die menschlichen Abstoßungskräfte nicht übertüncht.
Das rechtsextreme Lager verteilte sich auf drei Pole. Neben den Repsen, gibt es noch den seit 1964 existierenden NSdAP-Klon NPD und es gab ab 1971 die vom rechtsradikalen Multimillionär Gerhard Frey finanzierte Deutsche Volksunion (DVU), die 2011 in der NDP aufging. Der Oberpfälzer Frey (1933-2013) war 38 Jahre lang Vorsitzender und persönlich ebenfalls so extrem unangenehm, daß selbst die anderen Nazis von NDP und Rep nichts mit ihm zu tun haben mochten. Alle diese rechtsradikalen Parteien hatten ein paar kleine und mittlere Erfolge. Die NPD saß Ende der 1960er Jahre in sieben westdeutschen Landesparlamenten und zog in den 2000ern jeweils zweimal in die Landtage von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ein.
Die DVU übersprang insgesamt neun Mal die 5%-Hürde bei Landtagswahlen. Besonders erschreckend waren die 12,9 % ei der 1998er Landtagswahl von Sachsen-Anhalt.
Kein einziger rechtsextremer Politiker vollbrachte jemals eine sinnvolle Tat in einem Parlament. Die Abgeordneten blieben stets eine chaotische Trümmertruppe, die sich alsbald gegenseitig bekriegten und aufspalteten. Rep-, DVU- und NPD-Parlamentarier taugen bestenfalls dazu, sie kräftig auszulachen.
Solange es eine 5%-Hürde gibt, sind die mehrere miteinander konkurrierende Nazi-Parteien Glück im Unglück, wenn sie sich gegenseitig Stimmen wegnehmen und es am Wahltag niemand ins Parlament schafft.
Erst mit der AfD gelang es der Rechten, sich bundesweit einheitlich zu formieren. Sie marschierte in alle Landesparlamente, den Bundestag und das EU-Parlament. Erfolg verbindet. Die hohe Kriminellen- und Arschgeigen-Dichte sorgte aber auch in der AfD für Dauer-Zank und Chaos. Drei Bundesvorsitzende – Lucke, Petry und Meuthen – verließen die eigene Partei im Streit.
Fast alle Landtagsfraktionen sind in verschiedene Lager zerfallen, die sich spinnefeind sind. Auch das ist immerhin ein kleines Glück im Unglück für die Demokratie. Denn durch Chaos und Unfähigkeit, können die AfD nichts umsetzen. Zögen sie diszipliniert immer an einem Strang, sähe das womöglich ganz anders aus.
[….] Die zerstrittenen Lager in der AfD können kaum noch vernünftig miteinander arbeiten. Bald darf die Fraktion einen der anstehenden Untersuchungsausschüsse im Landtag stellvertretend leiten - doch dafür müsste sie in Eintracht einen Vertreter wählen. [….]
Verschärfen könnte die angespannte Lage der AfD, die völkisch hetzende Sahra Wagenknecht, die es sehr geschickt versteht bei ihren Auftritten in Talkshows, bei BILD-TV und ihrem eigenen Videokanal, Vorwürfe gegen sie mit einer Mischung aus geheuchelter Empörung, minimaler Einsicht und einer gewaltigen Dosis Whataboutism, zu parieren.
Raffiniert nutzt sie sie diffuse Vorurteile, Ängste und Fehlinformationen, um Anhänger um sich zu scharen.
Sie ist zweifellos intelligenter und eine weitaus begabtere Demagogin, als alle AfD-Abgeordneten. Daher wäre sie ein enormer Gewinn für die persönlich so abstoßenden Figuren Storch und Weidel.
Allerdings ist Sahra Sarrazin eben niemals in erster Linie einer Sache verpflichtet, sondern handelt aus persönlicher Eitelkeit und der Lust an Destruktion. Nachdem ihr Mann und sie die Linke fast vollständig zerstört haben und auch ihr Ego-Projekt „Aufstehen!“ direkt ins Klo fuhren, wird die Gründung einer „Liste Wagenknecht“ als wahrscheinlichste Option für die Zukunft betrachtet.
Womöglich könnte der kollektive Austritt der Weidelknechte, der LINKEn eine allerletzte winzige Überlebenschance bieten.
Für die AfD wäre das ein Alptraum, da sie um dieselben Wähler konkurrieren: Die Arschlöcher und Idioten Deutschlands.
[….] Doch Wagenknecht sorgt längst nicht nur in der Zentrale ihrer Partei für Unruhe. Auch an einem anderen Ort in der Hauptstadt wächst die Nervosität. Zumal seit Wagenknecht immer häufiger damit liebäugelt, eine eigene Partei zu gründen. Was, wenn sie es tatsächlich tut? Wie sehr würde sie uns schaden? Diese Fragen stellen sie sich derzeit bei der AfD. Alice Weidel, Partei- und Fraktionschefin der Partei, hat bereits eine Antwort. "Frau Wagenknecht bekommt aus großen Teilen unseres Wählerumfeldes großen Zuspruch", sagte Weidel t-online. "Selbstverständlich ist da eine gewisse Konkurrenz entstanden, mit der wir uns auseinandersetzen müssen."
Weidel sieht gerade in Ostdeutschland, wo die AfD am erfolgreichsten ist, ein Risiko durch eine Wagenknecht-Partei: "Sie ist wahnsinnig populär und spricht besonders im Osten dieselben Wähler an wie wir: Jene, die die Folgen der Energiekrise besonders hart spüren, die genug haben vom linksgrünen Mainstream und dem Versagen der Regierung." [….]
Ein weitere völkisch-populistische Partei wäre ein Armutszeugnis für Deutschland.
Aber es könnte immerhin die Chance bestehen, daß AfD und Liste SS sich gegenseitig so bekriegen, daß am Ende beide unter 5% landen.
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