Jaja, Corona, stöhnen die Hamburger Krankenhausbetreiber. Mit den Covid-Fällen werde man gegenwärtig noch fertig, viel schlimmer sei aber die Personalkrise. Überall mangelt es an Pflegern, Physiotherapeuten, Reinigungskräften. Genug Betten hätte man, aber die können nicht alle belegt werden, weil sich niemand um die Patienten kümmern könne.
[….] Zwar hält sich auch die Zahl der schwer Erkrankten, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, in Grenzen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den großen Hamburger Kliniken ergab. Dennoch steigt in den Krankenhäusern aufgrund von corona-bedingten Personalausfällen die Belastung. Auch würden andere saisonale Erkrankungen derzeit dazu führen, dass die im Dienst verbliebenen Kollegen zusätzliche Aufgaben übernehmen müssten, sagte ein Sprecher der Asklepios Kliniken.
Krankheitsbedingte Personalausfälle meldete auch das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). "Dies betrifft alle Bereiche des UKE", sagte eine Sprecherin. "Im Monat September befanden sich rund 330 positiv auf SARS-CoV-2 getestete Mitarbeitende von mehr als 14 400 Beschäftigten in Isolation. Derzeit sehen wir eine wieder steigende Tendenz." Schon seit Beginn der Pandemie hätten immer wieder geplante und nicht dringliche Operationen verschoben und Betten gesperrt werden müssen. [….]
Personalmangel erzeugt mehr Personalmangel. Die Hamburger Klinken nehmen gerade deutlich mehr bettlägerige Bewohner aus Pflegeheimen auf, die dort nicht mehr versorgt werden können, weil – ÜBERRASCHUNG – die Kombination aus Covid-Fällen und genereller Unterbesetzung, einen drastischen Personalmangel erzeugt.
Besonders dramatisch ist die Lage wenig überraschenderweise in den Kinderstationen, da diese noch personal intensiver sind.
[….] Das ist brandaktuell die bittere Realität in Hamburger Kinderarztpraxen. Viele haben einen Aufnahmestopp verhängt [….] .Junge Väter und Mütter gondeln mit kranken Babys durch die halbe Stadt. In einigen Quartieren gibt es gar keine Möglichkeiten mehr für eine zeitnahe ambulante Behandlung oder die vorgeschriebenen U-Untersuchungen für die Kleinsten. Und weil das alles zusammenfällt mit den gravierenden Folgen der Corona-Pandemie für etliche Kinder und einer beispiellosen Welle an Infekten sowie einer unverständlichen Gesundheitspolitik, haben Hamburgs Kinderärztinnen und -ärzte einen Brandbrief geschrieben. [….] Daran ändert auch die erschreckende Bestandsaufnahme des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg nichts. Die Verbandsvorsitzende Dr. Claudia Haupt sagte dem Abendblatt, in einigen Quartieren sei die Situation „wirklich krass“. So heißt es in dem Brief von vergangener Woche: „Wir sehen uns als Träger der pädiatrischen Versorgung in unserer Aufgabe und Existenz bedroht. Dadurch ist die medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt akut gefährdet.“ [….]. Wirklich bitter klingt dieser Befund: „Die Auswirkungen der Coronapandemie und die Flüchtlingsbewegung haben die ohnehin schon stark angestiegene Zahl an Kindern und Jugendlichen mit Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten, Essstörungen, Ängsten, Depressionen und Schulverweigerung noch einmal deutlich erhöht. Den Mangel an entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Angeboten können wir zeitlich und fachlich nicht kompensieren!“ [….] [….] Hamburgs Kinderkrankenhäuser sind überfüllt mit kleinen Kindern. Das berichtet Prof. Philippe Stock, Ärztlicher Direktor des Altonaer Kinderkrankenhauses (AKK). „Momentan ist bei uns wirklich viel los“, sagt er dem Abendblatt. Bis unters Dach sei das Haus gefüllt. Und in anderen Kliniken der Stadt sehe es genauso aus. „Wir bekommen täglich kleine Patienten aus dem Wilhelmstift oder dem Helios Mariahilf gebracht, weil die vollkommen überfüllt sind.“ Das seien Zustände, wie man sie unbedingt verhindern wolle.
Der Grund für die vielen kranken Kinder ist das sogenannte RS-Virus, das sich derzeit besonders unter den ganz Kleinen ausbreitet. „Die Kinder erkranken vor allem in ihren ersten beiden Lebenswintern an diesem Virus“, so Stock. Bereits im vergangenen Jahr sei die RS-Viruswelle heftig ausgefallen. „Aber in den vergangenen zwei Wochen haben wir das noch einmal übertroffen.“ [….]
Dier Personalchefs können sich schon lange nicht mehr die Bewerber aussuchen. Sie müssen jeden nehmen, der arbeiten will und da das immer noch keineswegs ausreicht, müssen sie ihre Fühler nach geeigneten Mitarbeitern gezielt in die Ferne strecken. Pendeln ist das New Normal, da die Mieten in Hamburg für Krankenschwesterngehälter ohnehin zu hoch sind.
Es ist ein Drahtseilakt, den die Krankenhausbetreiber ohnehin verlieren.
In Altona, Hamburgs westlichem Bezirk, liegt das gewaltige Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) mit 206 Betten und 31 teilstationären Tagesbetten. Das 1859 gegründete Haus gehört heute zur Uniklinik (UKE), ist rund um die Uhr geöffnet und die Anlaufstelle schlechthin, wenn ein Kind plötzlich krank wird.
Wegen der beschriebenen Engpässe in den Kinderarztpraxen, werden die knapp 1.000 Mitarbeiter des AKK; darunter 150 Kinderärzte; mehr denn je gefordert.
Man könnte meinen, der Hamburger Senat blicke voller Wohlwollen und Hilfsbereitschaft auf die Pädiater und Kinderkrankenschwestern. Das gilt sicherlich für den SPD-Bürgermeister Tschentscher, der selbst als habilitierter Mediziner am UKE arbeitete. Das gilt sicherlich auch für die SPD-Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard. Das gilt aber ganz offenkundig nicht für den Grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks, dem es nur um seinen ideologischen Kreuzzug gegen das Auto geht. Er will alle Autos, auch wenn sie elektrisch sind und mit 100% Windstrom fahren, aus der Stadt verbannen.
Eins seiner Vehikel dafür ist das Anwohnerparken, das in der Theorie nicht grundsätzlich schlecht ist und in reinen Wohngebieten sinnvoll sein kann. In einer begrenzen „Parkzone“ werden alle Parkplätze kostenpflichtig und die Parkzeit auf beispielsweise maximal zwei Stunden begrenzt. Nur die direkten Anwohner kommen deutlich billiger davon, indem sie eine Plakette für die Zone erwerben. In meiner Gegend sind dafür 90 Euro jährlich im Gespräch. Ich bin nicht davon begeistert, weil ich seit dem letzten Jahrtausend einen Garagenplatz miete und keinen öffentlichen Raum dauerhaft wegparke. Ich müsste aber dennoch eine Anwohnerplakette kaufen, um beim Bäcker oder Gemüsemann zu halten. Das wäre eine finanzielle Zusatzbelastung, aber zu verkraften. Richtet man aber Anwohnerparkzonen in den Gegenden ein, in denen die Menschen arbeiten, wird es absurd, weil die Pendler keine Plakette erwerben dürfen und gar nicht mehr dauerhaft dort parken können.
Nun gibt es aber auch Anwohnerparken rund um das Kinderkrankenhaus Altona. Ein Alptraum für die 1.000 Beschäftigten. Die vom Grünen Senator empfohlenen Alternativen – kommt doch mit dem Rad oder ÖPNV – klingen für diejenigen, die von weit außerhalb Hamburgs pendeln, wie der reine Hohn. Die Strecken sind viel zu lang für das Fahrrad und da dort selbstverständlich rund um die Uhr gearbeitet wird – Krebskranke Kinder müssen auch nachts, am Sonntag und Ostern versorgt werden – müssen die Pfleger auch zu nachtschlafenden Uhrzeiten, wenn kein Bus fährt, ankommen können. Eine Maximalparkzeit von drei Stunden und 12-Stundenschichten passen ebenfalls nicht wirklich zusammen.
Von den ohnehin viel zu wenigen Mitarbeitern, sehen sich einige gezwungen, zu kündigen, da sie keine Möglichkeit mehr haben, an ihrem Arbeitsplatz zu parken.
Die Not ist so groß, daß AKK und UKE beschlossen, gegen die Hamburger Tjarks-Behörde zu klagen.
[….] Was mal mit vier Anwohnerparkzonen begann, ist inzwischen auf über 40 Bereiche angewachsen. Gleichzeitig gibt es deswegen immer wieder Ärger. In einer Zone kocht der Streit aber besonders hoch: Das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) hat jetzt gegen die neue Parkregelung Klage eingereicht. Und auch die Polizeigewerkschaften wollen das Anwohnerparken in ihrem Umfeld in Alsterdorf verhindern. [….]
Dem grünen Behördenchef sind die Nöte der Polizisten, Krankenschwestern und Kinderärzte aber offenkundig völlig egal. Er denkt gar nicht daran, Ausnahmegenehmigungen für sie zu erteilen.
[….] Am Altonaer Kinderkrankenhaus führt das seit Einrichtung der Parkzone A109 zu großen Problemen. Es gab sogar bereits Kündigungen, weil Mitarbeiter keine Parkmöglichkeiten in der Nähe finden. Von 9 bis 20 Uhr gelten die Parkbeschränkungen in dem Gebiet. Drei Stunden darf man dort maximal parken, die Gebühr je Stunde liegt bei drei Euro. Die Klage richte sich gegen die Einrichtung der Bewohnerparkzone, erklärte eine Sprecherin des Krankenhauses und bestätigte damit einen Bericht des Hamburger Abendblattes vom Mittwoch. Alternativ fordere man Ausnahmeregelungen für die Mitarbeiter. „Unsere dringende Bitte, eine Ausnahmeregelung für Berufsgruppen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit ihren Dienst für die Allgemeinheit tun, zum Beispiel die Beschäftigten in Krankenhäusern, Polizei und Feuerwehr, wurde einfach ignoriert“, berichtet Christiane Dienhold, die Geschäftsführerin des Altonaer Kinderkrankenhauses. Es seien zudem bisher keine geeigneten Lösungsvorschläge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgestellt worden. Der Verweis auf den öffentlichen Nahverkehr sei für viele der Krankenhausbeschäftigten keine echte Alternative: Mindestens 376 Mitarbeitende seien aufgrund ihres weiten Arbeitsweges von mehr als 20 Kilometern zwingend auf das Auto angewiesen. [….]
Wohlgemerkt, es geht nicht etwa um Leute, die dort nach feiern, sondern die zum Schichtdienst antreten. Sie chillen nicht bei privaten Shopping-Touren, sondern verrichten einen Dienst an der Allgemeinheit. Und zwar genau in den Bereichen, die an extremster Personalnot leiden. Genau diesen Menschen sticht der grüne Senator nun noch ein Messer in den Rücken.
Aber nicht nur das; die Behörde verhöhnt sie auch noch, indem sie ihr Personal mit in einer multiplen Megakrise ausschwärmen lässt, um Parkplätze zu zählen.
So kann Tjarks‘ Amt nun bis auf die Nachkommastelle genau den Prozentsatz der besetzten Parkplätze, mit und ohne Anwohnerparken aufsagen. Er hält die Parkzone A109 hartnäckig für einen großen Erfolg.
[….] Nach Ansicht der Behörde auch mit Erfolg: "Durch die Einführung des Bewohnerparkgebiets Ottensen wurde die Parksituation und damit auch die Verkehrssicherheit deutlich verbessert", sagte der Sprecher der Verkehrsbehörde t-online. "Die Auslastung der vorhandenen Parkplätze ist tagsüber von 96,8 vor Einführung des Bewohnerparkgebiets auf 89,6 Prozent zurückgegangen." Dadurch reduzierten sich gleichzeitig "regelwidrige und verkehrsgefährdende Parkvorgänge". Die Mitarbeiter des Altonaer Kinderkrankenhauses teilen die Begeisterung nicht: Weil sie keine Anwohner sind, müssen sie fürs Parken zahlen, wenn sie keinen Platz auf dem Mitarbeiterparkplatz des Krankenhauses finden – oder weite Wege in Kauf nehmen. "Die Kollegen sind enttäuscht und frustriert. Vor einem Jahr wurde für sie applaudiert, jetzt hindert man sie, ihre Arbeit auszuüben", sagte Pflegedirektor Ibrahim Bölad zu "Bild". [….]
Na schön, die Pädiater und Kinderpfleger müssen nun kündigen, die kranken Kinder können sehen wo sie bleiben, aber Tjarks hat seine 89,6%. Statt 96,8%! Welch ein Erfolg.
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