Freitag, 27. Januar 2023

Undiplomatin

 

Wenn Menschen, deren Beruf es ist, öffentlich zu reden, sich mal verhaspeln, wie Dagmar Berghoff bei ihrem berüchtigten „WC-Turnier“, ist das den Protagonisten in dem Moment sehr peinlich, aber es folgen keine beruflichen Konsequenzen. Der Zuschauer findet es eher sympathisch.

Natürlich gibt es auch verbale Aussetzer, die tieferliegende Charakterlosigkeit offenbaren und ein Nachspiel haben müssen.

Ich erinnere an Trierer Pfarrer, der am 04.08.2013 in der Begeisterung über seine, wie er fand, gelungene Messe von der Kanzel ein beherztes „Sieg Heil“ skandierte.

[…] Bistumssprecher André Uzulis bestätigt auf TV-Anfrage: "Es sind mehrere Beschwerden beim Bistum eingegangen." Nach bisherigen Erkenntnissen habe der emeritierte Professor für Kirchengeschichte die nationalsozialistische Grußformel "Sieg Heil" in einem Vergleich verwendet und nicht als Ausruf.
Was sagt der Zelebrant selbst? "Das ist mir so herausgerutscht, ohne etwas dabei zu denken", erklärt der Priester. "Ich war so begeistert bei dieser Messe, da ist mir diese Formulierung so blöd über die Lippen gekommen." Er betont: "Meine Eltern waren keine Nazis, im Gegenteil. Und ich entschuldige mich für diesen dummen Ausrutscher."
[….]

(Trierer Volksfreund, 13.08.2013)

Politiker reden besonders viel öffentlich und die bekannten Bundespolitiker stehen dabei unter enormen Stress, kämpfen mit Schlafmangel und an ihn zerrenden widersprüchlichen Forderungen.

Daher bin ich gern bereit, ihnen auch mal sinnlose Formulierungen oder Peinlichkeiten wie Annalena Baerbocks „Kobold“ statt „Kobalt“ zu verzeihen.

Anders verhält es sich natürlich, wenn man wie Boris Palmer, Rechtsblinker Friedrich Merz oder der schwer ins antisemitische Verschwörungstheoretiker-Milieu abgerutschte Hans-Georg Maaßen, im Wochentakt extremistische Hetze betreibt.

Dann handelt es sich offenkundig nicht um „Missverständnisse“ und „unglückliche Formulierungen“, sondern verdammenswerte Absicht.

Ein Sonderfall sind Diplomaten. In ihrer Welt ist Sprache kein allgemeines Werkzeug, welches 24/7 ganz selbstverständlich dahinplätschert, sondern ein Präzisions-Skalpell, mit dem äußerst umsichtig gearbeitet werden muss. Schon Nuancen in den Formulierungen können Krisen auslösen.

Diplomaten dürfen als einzige Menschen nicht achtlos dahin plappern und das gilt selbstverständlich erst Recht für die Chefdiplomatin, Außenministerin Baerbock.

Sie ist sicherlich eine der sympathischeren Amtsinhaberinnen der deutschen Geschichte, aber als Fachfremde und Berufsanfängerin bedauerlicherweise immer mal wieder zu vorlaut auf der Weltbühne. Anders als ihr folgenloses „Kobold“ im Wahlkampf, als sie bloß die Abgeordnete und Spitzenkandidatin war, hat dies nun allerdings meistens ein böses Nachspiel. Nach Heiko Maas zog eine gewisse Schludrigkeit ins Außenamt ein.

[…] Afrika: Warum der Kontinent genug von europäischer Arroganz hat

[…]  Das Twitter-Team des Auswärtigen Amts hat einen kleinen Scoop gelandet, zumindest was die Reichweite betrifft. Fast zwei Millionen Mal ist dieser Tweet schon angezeigt worden:  Der russische Außenminister sei diese Woche nach Afrika gereist, nicht um Leoparden zu sehen, sondern um seine Propaganda zu verbreiten, heißt es darin. Der Leopard ist als Tier-Emoji dargestellt, die Social-Media-Verantwortlichen des Ministeriums fanden das wohl witzig.

Doch quer über den afrikanischen Kontinent wundert man sich mal wieder: Welches Bild hat »der Westen« eigentlich von uns? Eine Sprecherin der Afrikanischen Union fragte auf Twitter, ob Annalena Baerbock wohl auch nur nach Afrika reise, um Tiere zu besichtigen. »Ist der afrikanische Kontinent (…) ein Witz für Sie?«

Als ein deutscher Diplomat ihr antwortet, es handle sich möglicherweise um ein Missverständnis – das Leoparden-Emoji meine den Panzer und nicht das afrikanische Tierleben, keilt sie zurück: »Ich habe es schon richtig verstanden. Ein Außenministerium, das widerliche koloniale Klischees bedient, um geopolitische Punkte zu machen.« Autsch. […]  

(SPIEGEL, 27.01.2023)

Der Brüsseler taz-Korrespondent Journalist Eric Bonse wurde im letzten Presseclub gefragt, wieso es beim Ukrainekrieg eigentlich gar keine diplomatischen Initiativen gäbe. Müsste das nicht eigentlich aus Deutschland kommen, wenn wir schon die neue Führungsmacht Europas sein sollen, an Putins Gas hängen und schwere Waffen liefern?

Das könne er sich auch nicht erklären, wieso Baerbock da so gar nicht aktiv wird, sprach er.

Offenbar ist die Grüne mit dem Megakonflikt überfordert und sieht sich selbst schlicht und ergreifend als Opfer Putins. Daher auch ihr absolut fataler Satz, „wir befinden uns im Krieg mit Russland.“ Das ist viel mehr als ein Faux pas. Fast ein Rücktrittsgrund.

[….]  Außenministerin Baerbock steht für ihre Aussage, Deutschland kämpfe einen Krieg gegen Russland, in der Kritik. Nun verlangt Sachsens Ministerpräsident Kretschmer eine Klarstellung.  […..]

(Spon, 27.01.2023)

Einen größeren Propagandaerfolg hätte die deutsche Außenministerin Putin zusammen mit der Leopard-Lieferung gar nicht bereiten können.

[….] Baerbocks Steilvorlage für Putin […]  Dummerweise hat Baerbock aber, auf Englisch, gesagt, die Europäer sollten die Ukraine zusammen unterstützen und sich nicht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen überziehen, weil "wir einen Krieg gegen Russland führen und nicht gegeneinander". Angesichts der aufgeheizten Debatte ist das nicht nur ein blöder Versprecher, sondern eine grob fahrlässige und gefährliche Steilvorlage für die russische Propaganda, die sich sofort auf die Äußerung gestürzt hat. […]  ber Medien und Politiker in Deutschland sollten auch Sorgfalt walten lassen und nicht Videoschnipsel weiterverbreiten, die nur den einen Satz enthielten, ohne jeden Kontext. Eine Sorgfaltspflicht trifft aber auch die Außenministerin in der Wahl ihrer Worte, und der ist sie hier leider zum wiederholten Male nicht gerecht geworden. [….]

(Paul-Anton Krüger, 27.01.2023)

Leider sind dies nicht die ersten Totalaussetzer Baerbocks.

Da ist schon ihr erbärmliches Verhalten gegenüber den von Frontex Gequälten.

So langsam fragt man sich, ob ihre kleinen Schummeleien beim Lebenslauf, ihr plagiiertes Buch und ähnliche Wahlkampf-Schludereien ein grundsätzliches Problem einer nicht genügend ernsthaften Politikerin waren und nun auf die Amtsführung in der Weltpolitik durchschlagen. Es häuft sich.

Auch zu den katastrophalen Zuständen im Iran versagte Baerbock, fand keine Worte.

[….]  Bei "Maischberger" kritisierte Natalie Amiri die Reaktion der Bundesregierung und auch speziell Annalena Baerbocks auf die Proteste im Iran sowie auf das Agieren des Mullah-Regimes. Annalena Baerbock hatte vor ihrem Antritt als Außenministerin explizit eine feministische Außenpolitik gefordert.  Dass die Grünen-Ministerin bereits mehrmals den iranischen Botschafter einbestellte, bringt laut Amini "überhaupt nichts". "Wenn Annalena Baerbock möchte, dass die Frauen gleichberechtigt sind im Iran, wenn sie wirklich umsetzen möchte, was sie verspricht, dann darf man dieses Regime nicht stärken", so Amini. Die Reaktion auf das Mullah-Regime sei eine "Haltungsfrage", die jede Politikerin und jeder Politiker stellen müsse. [….]

(Watson, 19.01.2023)

Baerbock ist sicher kein Totalausfall wie Wissing oder Buschmann und Stark-Watzinger, aber unter den Roten und Grünen ist sie die schwächste Ministerin.

[…..]  Im russischen Staatsfernsehen läuft allabendlich eine unsäglich niveauarme Polittalkshow namens „Wetscher“ des Moskauer Chefpropagandisten Wladimir Solowjow. Dieser präsentierte in einer aktuellen Ausgabe die deutsche Außenministerin Baerbock mit einem in diesem Fall nicht verfremdeten Originalzitat, in dem sie einen Journalisten öffentlich belehrt, dass „wir einen Krieg gegen Russland führen und nicht gegeneinander“. Solowjows bezeichnete Baerbock daraufhin als „Miss Ribbentropp“, in Erinnerung an den NS-Außenminister, im Amt als Deutschland zuletzt einen Krieg gegen Russland führte. Baerbocks Ausspruch war die perfekte Bestätigung für Solowjows lange gepredigtes Bild, nicht etwa Russland habe heimtückisch die Ukraine überfallen. Nein, es wehre sich nur gegen einen aggressiv von dort erklärten Krieg des Westens gegen Moskau. [….]   Man kann es nur als geistiges Schlafwandeln bezeichnen, wenn die deutsche Chefdiplomatin just in diesem Moment auf einer öffentlichen Veranstaltung in ein Pressemikro von einem eigenen Krieg gegen Russland redet und damit zentralen Worten ihres Chefs Olaf Scholz widerspricht: „Wir müssen immer ganz klarstellen, dass wir das Nötige und das Mögliche machen, um die Ukraine zu unterstützen, dass wir aber gleichzeitig eine Eskalation des Krieges zu einem Krieg zwischen Nato und Russland verhindern, und dieses Prinzip werden wir weiter immer beachten.“ Nein, Annalena Baerbock hat es hier nicht beachtet und damit eine Eskalation des Krieges zu einem zwischen der NATO und Russland befördert.  […]

(Der Freitag, 26.01.2023)

Die Außenminister-Schuhe sind zu groß für Baerbock.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen