Vor zwei Wochen saß im „Internationalen Frühschoppen“, noch frisch unter dem Eindruck des Hamas-Gemetzels vom 07.Oktober 2023, der russische Journalist Konstantin Goldenzweig dem noch sichtlich geschockten Chefredakteur der Jüdischen Allgemeine gegenüber und berichtete, wie der Antisemitismus auch im Putin-Russland immer virulenter wird. Er selbst hatte im Juni 2015 auf der Bayerischen Elmau erlebt, wie schnell es notwendig sein kann, seine Heimat zu verlassen.
[….] Es ist Montag vergangener Woche im bayerischen Elmau, Konstantin Goldenzweig hängt mit seinem Fernsehteam etwas gelangweilt im Medienbereich des Gipfels herum. Es gibt wenig zu tun, weil Putin nicht dabei ist. G7 anstatt von G8, die Vorgeschichte ist bekannt. Am Morgen ist der letzte Beitrag gelaufen, es ging vor allem um die Proteste. G8-Gegner kommen zu Wort, die den Gipfel als Potemkinsche Dörfer kritisieren. „Der Gipfel ist umzingelt“ - steht über dem Beitrag. Goldenzweig hat seine Arbeit getan. Da spricht ihn jemand vom Sender Phoenix an – ob er nicht ein Interview geben könne über die Sichtweise der Russen auf den Gipfel. Goldenzweig sagt zu. Ein paar Minuten später steht er dann vor dieser grünen Bergwiese, im Anzug und mit dem Mikrofon in der Hand, und tut, was er nicht tun soll: Er sagt, was er wirklich denkt. Dass der russische Präsident beleidigt sei über die Nichteinladung, dass die heutige Situation in Russland mit jener in den späten 80er Jahren vergleichbar sei, einem „anderen autoritären System“, als man es sich auch nicht vorstellen konnte, dass es so schnell zusammenbrechen würde. Das Verhältnis Merkel-Putin vergleicht er mit den „pragmatischen“ Beziehungen zwischen Brandt und Breschnew. Und er spricht das offene Geheimnis über die Ukraine aus, das aber in Russland zumindest in den Medien keinen Platz haben darf: Putin habe ein großes Interesse daran, dass die Lage in der Ostukraine möglichst lange instabil bleibe, weil Moskau davon profitiere. [….]
Seinen Job verlor er innerhalb von 24 Stunden.
Rechts-Autokraten wie Putin, Trump oder Recep Tayyip Erdoğan nutzen Antisemitismus genauso gern aus, wie arabische Potentaten oder „Sieg Heil!“-skandierende gewählte AfD-Politiker.
Mit Antisemitismus läßt sich hervorragend Pogromstimmung erzeugen und von anderen Problemen ablenken, erklärte Goldenzweig in der Phoenix-Sendung.
Eine gute Woche vor dem Pogrom von Dagestan.
[….] Ein Mob stürmt ein Rollfeld, um ein Flugzeug zu überfallen. Randalierer schwenken Palästina-Flaggen, sie wollen Passagiere aus Israel lynchen. [….] Es war eben kein Friedensprotest auf dem Flughafen in Machatschkala in Dagestan, sondern ein antisemitischer Aufstand - den bisher übrigens niemand von offizieller Seite als antisemitisch verurteilt hat. [….] Der Kreml hat den Aufruhr so hingebogen, wie es ihm nützt: Er hat die Schuld dem Westen zugeschoben, der nichts anderes tue, als Zwietracht zu säen in Russland, im Nahen Osten, überall. [….] Statt Position zu beziehen nach den terroristischen Angriffen gegen Israel, versucht Putin den neuen Krieg zu nutzen. [….]
(Silke Bigalke, SZ, 30.10.2023)
Überall auf der Welt kommt es nun vermehrt zu antisemitischen Übergriffen.
Deutsche Juden trauen sich nicht, ihre Kinder in die Schule zu schicken, Gläubige verbergen ihre Kippa, verstecken die Kette mit dem Davidstern. Das ist schon lange Realität in Deutschland. Jüdische Einrichtungen müssen massiv geschützt werden, man kann keine Synagoge betreten, ohne durch einen Metalldetektor zu gehen.
SCHANDE ÜBER DEUTSCHLAND! Diese unentschuldbare Gefährdungslage wurde in den letzten drei Wochen noch einmal deutlich verschärft. Gut 80% der antisemitischen Straftaten in Deutschland werden dem rechtsextremen Milieu rund um den AfD-Sumpf zugeschrieben. Aber nun kommt auch noch die verzweifelte Empörung arabischstämmiger Migranten hinzu, die sich völlig zu Recht über das Schicksal Unschuldiger in Gaza aufregen.
Ok was Pogromstimmung wie im 19. Jahrhundert in Dagestan. Was kommt als nächstes? Ein deutsch-französischer Befreiungskrieg? Die Erfindung der Dampfmaschine? Die Pest?
(Max Czollek @rubenmcloop, 30. Okt. 2023)
Es ist völlig legitim die Politik der Netanyahu-Regierung scharf zu kritisieren. Wenn man aber zufällig in Deutschland lebende Juden (die womöglich säkular sind oder selbst Netanyahu verachten), jüdische Schulkinder oder Kultureinrichtungen für israelische Militärpolitik in Haftung nimmt, ist das purer Antisemitismus. Antisemitismus, der wie andere Formen des gruppenbezogenen Menschenhasses niemals zu rechtfertigen ist. Mein türkischer Kioskbesitzer ist nicht für ISIS verantwortlich, ich bin als Amerikaner nicht für Trumps Hass verantwortlich und ein zufälligerweise jüdisches Kind in Deutschland ist nicht verantwortlich für die Gräuel in Gaza.
Wow Pogromstimmung in Russland ich finde langsam reicht es echt mit der Wiederholung der Geschichte lass mal lieber weitermachen und was Neues erfinden die Vergangenheit war nämlich echt scheiße #dagestan
(Max Czollek @rubenmcloop, 29. Okt. 2023)
Verantwortlich für Antisemitismus sind aber einerseits nachsichtige Justiz und nicht handelnde Politiker, sowie andererseits rechte Regierungspolitiker, die Öl ins Feuer gießen.
Wollte mir ne Caption überlegen aber mir fällt nur ein: Das ist er, das ist der Take des Ex-Antisemiten #Aiwanger zu Antisemitismus in Deutschland. Besser kann man die deutsche Selbstentlastung über den Migrationsdiskurs kaum auf den Punkt bringen. #Versöhnungstheater
(Max Czollek @rubenmcloop 31. Okt. 2023)
Die vielleicht am meisten erschütternde Aussage der letzten drei Wochen, war für mich Konstantin Goldenzweigs sachliche Feststellung, er habe sehr viele jüdische Freunde, die sich in Berlin und anderen deutschen Orten niedergelassen hätten, Schreckliches in ihren vorherigen Ländern erlebt hatten und nun sehr damit haderten, ob Deutschland die richtige Entscheidung war. Wird auch hier die Vergangenheit wiederholt, kommt es zu Pogromen, muss man wieder seine Koffer packen?
Diese Verunsicherung aller Juden weltweit, erklärt auch, wieso Israel so immanent wichtig ist. Es gibt nur diesen einen wirklich sicheren Zufluchtsort für Juden auf diesem Planeten. Die gewaltige Mehrheit aus Milliarden Christen und Muslimen ist latent immer und überall dazu willens und fähig, Juden zu verfolgen, zu quälen, zu töten. Allein 150.000 Juden aus Ägypten, die Jahrhunderte dort lebten, mussten in den letzten Jahren nach Israel übersiedeln, weil sie nicht mehr sicher waren.
Israel muss also unter allen Umständen als sicherer Hafern erhalten bleiben. Auch aus diesem Grund ist es mehrfach tragisch, wenn Israels Sicherheit so wie am 07.10.2023 erschüttert wird.
Die Deutschen haben nicht nur allen Grund wegen ihrer Vergangenheit im 20. Jahrhundert das Existenzrecht Israels zur Staatsraison zu erheben.
Es gibt aber einen zweiten Grund, weswegen gerade wir Deutschen nicht an vorderster Front des Israel-Kritik stehen sollten. Der Judenhass ist historisch religiös bestimmt. „Juden als Gottesmörder“ sind seit 2.000 Jahren ein zentrales Element des Christentums. Die Bibel ist eine antisemitische Schrift.
„Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt, wie auch sie von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie – um ihr Sündenmaß stets voll zu machen – uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.“
– Paulus - 1 Thess 2,15-16
„Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“
Jesus – Joh 8, 43–45
Das Christentum ist der eigentliche Ursprung des Judenhasses.
[……] Wäre die Bibel ein aktuelles Buch, das heute erstmals veröffentlicht würde, müssten sich Autor und Verleger mit aller Wahrscheinlichkeit wegen Verletzung der Rassismusnorm verantworten. Die Verantwortlichen müssten mit einer Verurteilung rechnen. Das „heilige Buch“ enthält zahlreiche Aufforderungen zu Völkermorden. Rassistische Aussagen werden aber vor allem gegen die Juden gemacht. [….] Picken wir ein paar Beispiele heraus und beginnen mit Paulus. [siehe oben] (1 Thess. 2; 14-16). Mindestens in diesem Aspekt ist die Bibel prophetisch: Auch 2000 Jahre später wirkt der Fluch noch immer nach.
Die Unreinen und Ungläubigen aus dem Judentum werden an anderer Stelle so charakterisiert: „Denn es gibt viele Ungehorsame, Schwätzer und Schwindler, besonders unter denen, die aus dem Judentum kommen. Diese Menschen muss man zum Schweigen bringen, denn aus übler Gewinnsucht zerstören sie ganze Familien mit ihren falschen Lehren … Für die Reinen ist alles rein, für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein, sogar ihr Denken und Gewissen sind unrein. Sie beteuern, Gott zu kennen, durch ihr Tun aber verleugnen sie ihn; es sind abscheuliche und unbelehrbare Menschen, die zu nichts Gutem taugen.“ (Tit. 1; 10-16). […..]
Spezifisch deutsch ist aber der extreme eliminatorische Judenhass des Martin Luthers, den die evangelische Kirche ungeniert auch im Angesicht des Hamas-Terrors und der gegenwärtigen antisemitischen Übergriffe in Deutschland am heutigen Reformationstag feiert.
"Luthers Ratschläge
gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt."
(Karl Jaspers 1962)
Die deutschen Protestanten haben keinerlei Schamgefühl und sollten sich in Grund und Boden schämen, daß sie auch heute noch den neben Hitler größten Antisemiten der Geschichte feiern.
(…..) Martin Luther, die Ikone der Evangelen, war ein besonders blutrünstiger und kriegsgeiler Gewaltphantast. Sein rasender Judenhass inspirierte Adolf Hitler. Allerliebst aber auch seine Empfehlungen an die protestantischen Fürsten, als die leibeigenen Bauern es wagten aufzubegehren.
[….] »Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganzes Land mit dir. […] Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, bass, denn andre mit Beten […] Drum, liebe Herren, loset hier, rettet hier, helft hier, erbarmet euch der armen Leute, steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl dir, seliglichern Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst in Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls, Röm. 13,4, und im Dienst der Liebe, deinen Nächsten zu erretten aus der Hölle und Teufelsbanden.« [….]
(Martin Luther, Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern, Mai 1525 o.O., zitiert nach Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.), Martin Luther, Ausgewählte Werke, Bd.4, München 1923, S. 294ff; WA18,357-361)
Es ist der Kern monotheistischer Religionen, intolerant zu sein. Kommt wie beim Christentum auch noch die Missionierung hinzu, ist es geradezu eine Gebrauchsanweisung für Krieg. Und so war es auch in der Praxis. Im Namen des Christentums wurden unzählige Kriege geführt, Völker versklavt und Zivilisationen ausgelöscht.
[….] In seinem Buch „Die mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus“ (2003) hat der Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann die seither viel diskutierte These formuliert, wonach den monotheistischen Religionen insgesamt ein exklusiver Wahrheitsanspruch inhärent ist. Ihm gegenüber muss jede Abweichung als Irrtum oder Lüge erscheinen, die es – wenn nötig, gewaltsam – auszumerzen gilt. [….] Mit Blick auf die Frage, wie solche Säkularisate heutige Formen von Gewalt prägen, kommt Buc nicht umhin, dem Christentum eine dualistische bzw. manichäistische Weltsicht zu unterstellen, wonach die Wirklichkeit in Gut und Böse unterschieden ist.
Tatsächlich wurden in der Geschichte des Christentums zur Legitimation von Gewalt vorrangig solche biblische Texte rezipiert, die dualistische Tendenzen aufweisen. Bis in die jüngste Vergangenheit wurden das Johannesevangelium und mehr noch die Offenbarung des Johannes immer wieder dahingehend beansprucht, kriegerisches Vorgehen oder Gewalt gegen politische Feinde und Andersgläubige zu rechtfertigen. Im apokalyptischen Kampf gegen den Satan oder das „Reich des Bösen“ schien – und scheint – nahezu jedes Mittel erlaubt.
Zweifellos kennt das NT eine Metaphorik des Kampfes – etwa wenn es um die Standhaftigkeit im Glauben geht. Und nicht zu bestreiten sind Tendenzen in frühchristlichen Märtyrerakten, die jeweiligen Peiniger herabzusetzen, sie bisweilen gar zu dämonisieren. [….]
(Stimmen der Zeit Heft 1/2017)
Die evangelischen Christen, die besonders treu an der Seite Adolf Hitlers standen und auch heute noch mit Bernhard Felmberg das Amt des Militärbischofs ausfüllen, können sich nur deshalb als „Friedenskraft“ inszenieren, weil sie auf 2.000 Jahre Erfahrungen mit maximaler Heuchelei zurückblicken. (….)
SCHANDE SCHANDE SCHANDE über die evangelische Kirche!
«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).
Alle deutschen Protestanten haben am heutigen Reformationstag zu erklären, wieso sie während Raketen auf Israel niederregnen und Juden in Deutschland verfolgt werden, Martin Luther mit einem Feiertag ehren.
»Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.«
(Martin Luther, Tischreden, Nr. 1795)
Nicht nur taugt Luther offensichtlich nicht als Vorbild für einen Feiertag, sondern Lutherbotschafterin Käßmann verbreitet ungeniert Lügen, wenn sie diesen Mann zum Vorreiter der Menschenrechte und Aufklärung hochstilisiert. Schande über die deutschen Bischöfe!
Luther ist ein glasklarer Volksverhetzer; statt ihn heute auch noch zu feiern, sollten wir uns in Grund und Boden schämen.
Daß der Katholik Adolf Hitler den Ur-Protestanten Martin Luther so grenzenlos bewunderte, liegt nicht nur an der offensichtlichen Ursache, Luthers fanatischem und eliminatorischem Antisemitismus.
Darüber hinaus zeigte Luther „dem Führer“ beispielhaft, wie man Rücksichtslosigkeit und Destruktion mit nie dagewesener Radikalität praktizierte.
Luther. Ein widerlicher Geselle, ein Verbrecher an der Menschheit. Den haben wir noch nicht richtig aufgearbeitet. Wir gehen mit Luther um, als sei er ein „Heiliger“ der evangelischen Kirche. Er war aber ein für die damalige Zeit untypisch aggressiver Antisemit, Frauen verachtend bis ins Mark und vom Denken her völlig mittelalterlich. Teufel war sein Lieblingswort. Die Gesellschaft war sehr viel weiter.
(Richard David Precht, 22.01.2016)
Hitler lernte von Luther wie man jedes Maß-Halten hinter sich läßt und Bösartigkeit in einer ganz neuen Größenordnung praktiziert. Martin Luther verfasste schon im frühen 16. Jahrhundert detaillierte Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“. Hitler besaß die technischen und politischen Mittel Luthers genozidale Vision umzusetzen.