Claudia Roth hat ja Recht:
Die gesellschaftlichen Mehrheiten für die Gleichstellung der Homoehe, gegen die
Herdprämie, gegen die Ausbeutung von Leiharbeitern, für den Mindestlohn, für
die Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung, gegen Waffenexporte, für
Finanzmarktregulierungen gibt es!
Leider ist der Urnenpöbel
zu doof entsprechend zu wählen.
Gregor Gysi hat ja Recht: Die Zeit der Ausschließeritis ist vorbei.
Die SPD klemmt sich
natürlich selbst die Hoden ab, wenn sie weiterhin auf Zuruf der
Union-Wadenbeißern Dobrindt und Co brav „Ich werde niemals den Linken die Hand
geben“ aufsagt. Das ist taktisch kaum noch zu verantworten, wenn damit immer
die CDU an der Macht gehalten wird.
Ein bißchen wird sich die
Linke dazu allerdings auch noch bewegen müssen. Denn Steinbrück und Co haben
natürlich Recht, daß eine Bundesregierung mit ihren vielen internationalen
Verpflichtungen nicht mit einer Linkspartei gebildet werden kann, die
kategorisch NJET zu jedem UN-Einsatz sagt.
Die sozialen Träume sind
mit dieser Wahl ausgeträumt.
Mal nicht taktisch
gesprochen:
Merkel, die massiv von unten nach oben umverteilt hat und Abermilliarden Steuermittel zu den Bankern und Stromkonzernen verschoben hat, bekommt heute schon fast allein die absolute Mehrheit. In einigen Hochrechnungen hat sie das auch noch. Dazu kommen noch mal fast zehn weitere Prozentpunkte deutlich rechts der Mitte zusammen; nämlich 4,9% für die AfD und noch mal 4,8 % für die FDP.
Merkel, die massiv von unten nach oben umverteilt hat und Abermilliarden Steuermittel zu den Bankern und Stromkonzernen verschoben hat, bekommt heute schon fast allein die absolute Mehrheit. In einigen Hochrechnungen hat sie das auch noch. Dazu kommen noch mal fast zehn weitere Prozentpunkte deutlich rechts der Mitte zusammen; nämlich 4,9% für die AfD und noch mal 4,8 % für die FDP.
Offensichtlich ist also
mit dem Versprechen von sozialer Politik kein Blumentopf zu gewinnen.
Linke,
SPD und Grüne haben alle Mindestlöhne in ihren Wahlprogrammen gehabt. Der
Wähler hätte das also ermöglichen können und wählt mit riesiger Mehrheit
dagegen. Sich über die Ausbeuterei in prekären Jobs zu beklagen, kann man
spätestens ab jetzt also getrost dem Wählerwillen zuordnen.
Taktisch analysiert bleibt
es dabei, daß zwar glücklicherweise nur rund zwei Prozent die Piraten gewählt
haben. Aber daran sieht man natürlich umso klarer, daß diese Wähler uns
(möglicherweise; ganz klar ist es noch nicht) eine absolute Unionsmehrheit beschert
haben. Durch die 2,2- Piratenprozente ist der Kuchen kleiner geworden, so daß
das CDU-Tortenstück schon (fast) allein zur Kanzlermehrheit reicht!
Wären die 2,2 %-Punkte an
die Grünen oder SPD gefallen, gäbe es keine absolute Mehrheit für Merkel und
RotGrün käme immerhin etwas mehr in die Nähe einer Mehrheit.
Die SPD hat ein
180-seitiges Wahlprogramm vorgelegt, in dem ihre gesamte Programmatik
durchdacht und durchgerechnet vorgelegt wurde. Kleinsteinkommen würden entlastet,
der Rechtsextremismus bekämpft und es gäbe bald einen Mindestlohn.
Die einzelnen Punkte habe
ich immer wieder aufgezählt. In allen Wahlkampfauftritten haben sich auch die
SPD-Kandidaten nach der „Klartext“-Vorgabe an diese rein inhaltliche
Argumentation gehalten.
Tatsache ist aber auch,
daß die Mehrheit des Urnenpöbels kein Interesse dafür aufbringen konnte und
lieber den absolut nichtssagenden CDU-Grinseplakaten, die vollkommen ohne eine
inhaltliche Festlegung daherkamen, folgte.
Es ist sogar noch
schlimmer; Nach einer ZDF-Umfrage bevorzugen fast zwei Dritten der verbliebenen
FDP-Wähler ebenfalls die CDU.
Bei Merkels Konterfei
beginnen die Menschen euphorisch zu klatschen und zu jubeln, können aber auch
bei hartnäckigem Nachfragen keinen Punkt nennen, weswegen sie das eigentlich
tun. Denn Merkel hat nicht eins ihrer Vorhaben von 2009 umgesetzt.
Sie ist als
Regierungschefin de facto nicht tätig geworden. Sie hat ein unbeschriebenes
Blatt hinterlassen. Und genau das schätzen die Wähler.
Die SPD konnte mit einem
Fakten-orientierten Wahlkampf nicht gegenhalten.
Hinzu kam natürlich, daß
sie mit einem zuweilen desinteressierten und dann auch noch quertreibenden
Parteichef verwirrte.
Von der völlig
ungeeigneten und religiotischen Wahlkampfmanagerin Nahles, die den unsäglich dummen
Spruch „Das Wir entscheidet“ ausgerechnet von einer Leiharbeitsfirma abgekupfert
hatte, will ich erst gar nicht sprechen.
Nahles, die ohnehin unbeliebt ist und
auf Parteitagen grottenschlechte Ergebnisse erzielt, ist eine zuweilen parteischädigende Person, die
DRINGEND aus ihrem Amt entfernt gehört.
Eins hat die Generalsekretärin
allerdings wahrheitsgemäß von sich gegeben: Frau Merkel ist am Zug. Sie muß
sich jetzt eine Regierung zusammen suchen. Die Freude über 7,5 Prozentpunkte
Zuwachs mag groß sein, aber ich nehme an, daß die Kanzlerin klug genug ist zu
wissen, daß ihr schwere Zeiten bevorstehen:
Merkel wird es mit einer
CSU zu tun haben, die aufgrund ihrer absoluten Mehrheit in Bayern wieder viel
aufmüpfiger werden wird. Crazy Horst hat nichts mehr zu verlieren und wird auf
seine Maut pochen.
Ihr größtes Problem lautet
allerdings Bundesrat. Dort gibt es nur noch zwei (von 16) ihr gesonnene
Regierungen, nämlich Sachsen und Bayern.
Das bedeutet, daß sie bei
jedem zustimmungspflichtigen Gesetz – und das sind die meisten – einer Zweidrittelmehrheit
in der Länderkammer gegenüber steht.
Auch Volker Bouffiers Kopf
wird wohl rollen. Seine CDU steht zwar mit rund 39% gut da, aber es wird sich
schlecht ein Koalitionspartner finden lassen. Merkel wird damit komplett zur
Dame ohne Unterleib. Stark im Bund, in den Ländern marginalisiert.
Und genau mit diesen
Ländern muß sie sich irgendwie einigen.
Da werden Kompromisse für
sie verdammt teuer und umso schwerer ihrer eigenen Partei zu verkaufen, da sie
jetzt nicht mehr den schwarzen Peter einer starken FDP zu schieben kann.
Merkel ist in ihrer Partei
zweifellos mächtiger als jeder andere CDU-Chef vor ihr.
Das hat Vor- und
Nachteile. Sie kann sich in den Gremien ohne jede Diskussion per order di mufti
durchsetzen.
Aber sie ist eben auch
alles, was die CDU hat. Zukunft hat das Modell nicht.
Mit dieser Wahl wird aus der Regierungszeit
Merkel eine Ära - die Ära des Merkelismus, einer Machtpolitik, der man das
Machtvolle nicht anmerkt. Die Bürger haben der Kanzlerin nicht nur einen Sieg,
sondern einen Triumph beschert. [….]
Und sie macht Macht zu einer
unspektakulären Angelegenheit. Das gefällt vielen Deutschen auch. So hat sie es
geschafft, dass die bescheidene Bilanz ihrer Regierungskoalition ihrer
Beliebtheit nicht geschadet hat: Was gut läuft, hat die Kanzlerin gemacht, was
schlecht läuft, die schwarz-gelbe Koalition.
[…] Merkel wird von dem wohligen Gefühl der Wähler
zum Wahltriumph getragen, dass es in fast ganz Europa drunter und drüber gehe,
nur nicht in Deutschland. [….]
Die früher so starke Garde der
CDU-Ministerpräsidenten existiert nicht mehr; derzeit besteht die CDU als
Merkel plus fast Nichts; Das ist die Schattenseite ihres Triumphs. Das wird
irgendwann die Chance der SPD.
Es gibt aber auch ein
Gutes an dieser Wahl:
Das
parteispendenorientierte Regieren der FDP hat seinen würdigen Abschluß dem
dreifachen Doppel-Aus innerhalb von acht Tagen gefunden:
FDP raus aus der Regierung und raus aus dem Landtag in Bayern
FDP raus aus der Regierung
und raus aus dem Landtag in Hessen
FDP raus aus der Regierung
und raus aus dem Bundestag.
Es wurde auch höchste
Zeit.
<iframe width="640" height="360"
src="//www.youtube.com/embed/FvMEgdn3h7U" frameborder="0"
allowfullscreen></iframe>
Die Minister Westerwelle,
Rösler, Zeil, Hahn und Co sind ab sofort alle arbeitslos.
Die gelbe Pest hockt nun
nur noch in einer Regierung, nämlich in Sachsen.
Die Staatsminister Sven
Morlok (Wirtschaft, Arbeit, Verkehr) und Jürgen Martens (Europa, Justiz) aus
dem Kabinett Tillich sind tatsächlich die letzten Minister der FDP; die es noch
in der Bundesrepublik gibt.
Immer noch zwei zu viel.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen