Der gemeine Wähler
orientiert sich an zwei Prinzipien:
Dem St. Florians-Prinzip
und der Mir-das-meiste-Strategie.
Die Grünen erleben gerade
wie der Wähler tickt. Nachdem es in den Jahren 2010/2011 sogar im Bereich den
Möglichen schien, daß ein Grüner ins
Kanzleramt einziehen könnte, weil man in Umfragen locker die 20%-Marke nahm und
im tiefschwarzen Baden-Württemberg einen Ministerpräsidenten stellt, fand man
sich gestern in Bayern bei Achtkomma hinter den Freien Wähler wieder.
Wie konnte das passieren?
Ganz einfach; die Grünen
begingen den fatalen Irrweg den Wähler als vernünftig und einsichtig
einzuschätzen. Sie dachten, man könne mit Ehrlichkeit und Seriosität punkten.
Sie stellten ein
DURCHGERECHNETES Steuerkonzept vor, nach dem 90% der Menschen ENTlastet und die 10% Reichsten BElastet würden.
Das ist erstens
strategisch doof, weil sich mindestens 50% der Bürger zu den 10% der Reichsten
zugehörig fühlen und zweitens völlig überflüssig.
Viel besser kommt das CDU-Konzept beim Urnenpöbel an: Es wird das Blaue vom Himmel versprochen und kein Gedanke daran verschwendet woher die Mittel kommen sollen, indem man irgendwo hinten ins Kleingedruckte die Zauberformel „unter Finanzierungsvorbehalt“ schreibt.
Viel besser kommt das CDU-Konzept beim Urnenpöbel an: Es wird das Blaue vom Himmel versprochen und kein Gedanke daran verschwendet woher die Mittel kommen sollen, indem man irgendwo hinten ins Kleingedruckte die Zauberformel „unter Finanzierungsvorbehalt“ schreibt.
Mit dieser Strategie kann
man sich dann erlauben vier Jahre lang REIN GAR NICHTS aus dem Regierungsprogramm und der Koalitionsvereinbarung
umzusetzen und dennoch extrem beliebt zu sein.
Um beim Urnenpöbel auf Wohlgefallen
zu treffen, darf man nie konkret werden und sollte wie Horst Seehofer nach Lust
und Laune heute dies und morgen das Gegenteil dessen fordern. Der Wähler hört
dann nur das für ihn Angenehme heraus und schaltet anschließend sein Gehirn auf
„Standbye.“
Dieser erfolgreichen Methode folgend, läßt sich der CDU-Nachwuchs frühzeitig das Rückgrat entfernen.
Bayern hat bewiesen, daß
der Wähler nicht reif für vernünftige Entscheidungen ist.
Das bayerische Wahlsystem, welches ein doppeltes
Personenwahlsystem ist, bei dem man also im Stimmkreis und im Wahlkreis eine
Person wählt, aber alle Stimmen für die Landtagszusammensetzung relevant sind,
gibt dem Urnenpöbel durchaus die Macht einzelne Bewerber, die durch besondere
Fehlleistungen aufgefallen sind, abzustrafen.
Allein, es wurde nicht genutzt.
Alexander König (der Typ mit der Kamera), Beate Merk (Mollath) und Ilse Aigner
(Totalausfall in Berlin) bekamen allesamt Landtagsmandate.
Die schlimmsten Lügner,
Versager und Raffkes hatten allesamt keine Probleme wieder in den Landtag
einzuziehen.
Leslie Mandoki, Ex-Dschinghis-Kahn-Musiker,
wird wohl für die CSU zukünftig im Landtag sitzen. Seine Kollegen dürfen sich
auf ausufernde Redebeiträge freuen, dafür ist Mandoki berüchtigt. Er sei ein
Kandidat, "den man bei der CSU gar nicht erwarten würde", sagte
Harald Schwab, Chef des CSU-Kreisverbands Starnberg. […]
CSU-Spitzenkandidat Horst Seehofer hat den neu geschaffenen Stimmkreis
Neuburg-Schrobenhausen souverän erobert. Nach der Auszählung fast aller Stimmen
lag der alte und neue Ministerpräsident mit 63 Prozent unangefochten an der
Spitze. Im benachbarten Ingolstadt schaffte es seine Sozialministerin Christine
Haderthauer mit 45,7 Prozent. Die CSU legte dort zehn Prozentpunkte zu.
Ilse Aigner, Seehofers potenzielle Kronprinzessin der CSU, lag nach
Auszählung von zwei Dritteln der Stimmen in ihrem Stimmkreis Miesbach bei etwa
58 Prozent der Erststimmen. Damit hätte sie als Direktkandidatin gegenüber der
Wahl vor fünf Jahren etwa 15 Prozentpunkte für die CSU gutgemacht. […]
Die Schlagzeilen um einen kostspieligen Kamerakauf haben CSU-Fraktionsvize
Alexander König […] nicht das Mandat gekostet. [….] Im Stimmkreis Hof kam er bei den
Erststimmen laut vorläufigem Ergebnis auf 40 Prozent […] Sein SPD-Konkurrent Klaus Adelt schaffte
33,6 Prozent. König war in die Kritik geraten, weil er auf Staatskosten mit
Billigung des Landtagsamtes eine Luxuskamera im Wert von etwa 6000 Euro
angeschafft hatte. [….]
Seit etwa zehn Jahren ist Beate Merk bayerische Justizministerin, nun
ist sie erstmals als direkt gewählte Abgeordnete im Landtag. Die 56 Jahre alte
CSU-Politikerin holte im Stimmkreis Neu-Ulm 47,1 Prozent der Erststimmen, und
lag damit weit vor dem SPD-Bewerber Karl-Martin Wöhner (20,5 Prozent). Merk
wechselte im Herbst 2003 als Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin nach München und
hatte deswegen zunächst kein Landtagsmandat. Vor fünf Jahren kam sie über die
schwäbische Liste ins Parlament, nun trat sie erstmals als Direktkandidatin an.
Zuletzt stand Merk wegen des Falls Mollath massiv in der Kritik.
Ich behaupte, das
Urteilsvermögen der Wähler ist derart unterentwickelt, daß man es unbedingt bei
den Landtags- und Bundestagswahlen belassen sollte.
Bitte keine zusätzlichen
Plebiszite!
Unsere Abgeordneten, die sich professionell mit Politik beschäftigen und sich zumindest ab und an mit Fakten rumschlagen müssen, sind schon reichlich unterbelichtet und kommen ihrem Job mehr schlecht als recht nach.
Unsere Abgeordneten, die sich professionell mit Politik beschäftigen und sich zumindest ab und an mit Fakten rumschlagen müssen, sind schon reichlich unterbelichtet und kommen ihrem Job mehr schlecht als recht nach.
Diese ohnehin mangelhafte
Urteilskraft sollte man nicht noch zusätzlich verschlechtern, indem man
diejenigen, die wirklich gar nichts von der Materie verstehen und rein
egoistisch-intuitiv entscheiden, befragt.
In der Satiresendung „Extra
3“ gibt es die Kategorie „Realer Irrsinn“, in der Behördenpossen und kommunales
Regierungsversagen gezeigt werden.
Ein der letzten Folgen
zeigte die Unmöglichkeit ein dringend benötigtes Klohäuschen in Hannover
aufzustellen. Das „City-WC O140“ kostete 90.000 Euro und kann nicht benutzt
werden, weil dieser Plebiszitwahn um sich gegriffen hat. Jeder, der in der Nähe
eines potentiellen Standortes protestiert streng nach dem St. Floriansprinzip,
das Klo möge doch bitte nicht ausgerechnet vor seiner Tür stehen.
Und so stinkt es eben
weiter überall nach Pisse, weil die Stadt nicht mal mehr in der Lage ist ein Klo per order di mufti aufzustellen.
Diese „Posse“ verstehe ich
nicht als solche, sondern als eine Metapher für die Unmündigkeit des Bürgers.
Wenn schon so eine
Lappalie nicht funktioniert, wie sollte man dann bei wichtigeren Entscheidungen
auf Bürgerurteile vertrauen?
Es muß ein realer oder
erfundener Fall von sexuellem Kindesmissbrauch ein paar Wochen ordentlich von
der BILD und Co hochgejazzt werden und im Anschluß würde eine Volksbefragung
eine Mehrheit für die Todesstrafe ergeben.
Plebiszitäre Elemente
funktionieren mit aufmerksamen, rationalen und informierten Bürgern.
Solche haben wir aber in
Deutschland nicht.
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