Mittwoch, 7. Mai 2014

Auf jeden Topf passt ein Deckel….

Der konservative Kolumnist Alan Posener ist schon richtig bei der WELT mit den Kollegen Broder und Matussek.
Ich schlage gelegentlich die Füße über dem Kopf zusammen, wenn ich seine politischen Ansichten lese.
Posener besticht allerdings durch eine zum Religiotismus reziproke Inselbegabung; er ist Atheist und betrachtet religiöse Führungsfiguren vorurteilsfrei und vernünftig.
Wenn man aber nicht durch die lila-farbige Religiotenbrille sieht, dann muß eine Figur wie der Evangelenheilige Martin Luther abstoßen.

"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams!"
(Martin Luther, Tischreden)

Daß sich Deutschlands beliebteste Bischöfin so für Luther (1483-1546), einen der übelsten Antisemiten der Weltgeschichte, dessen eleminatorischer Juden-Ausrottungswahn Hitler inspirierte, begeistert, sollte eigentlich verwundern, verwundert aber nicht.

So wenig wie sich Fleisch und Blut, Mark und Bein ändern können, so wenig können die Jüden sich ändern. Sie müssen bleiben und verderben.
(Martin Luther)

Im offiziellen Lebenslauf des Reformators, herausgegeben von der EKD, findet sich nicht ein einziger Hinweis auf sein Verhältnis zu den Juden, die er in zahlreichen Schriften zu vernichten trachtete.

Käßmann findet Luther toll.

Protestanten haben nach Ansicht der Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, viele Gründe, 2017 ein großes Reformationsjubiläum zu feiern.
Der Reformator Martin Luther habe Entscheidendes für die Sprachfähigkeit der Kirche, die Bildung und die Freiheit des Glaubens geleistet, sagte Käßmann am Freitag in Stuttgart beim "Kleinen Kirchentag". [….]

Luthers 7-Punkte-Plan zur Judenverfolgung: Originaltext
1.
"Erstlich, das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich Und solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien"
2.
“Zum anderen, das man auch jre Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre, Denn sie treiben eben dasselbige drinnen, das sie in jren Schülen treiben Dafur mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall thun, wie die Zigeuner, auff das sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande“
3.
“Zum dritten, das man jnen nehme all jre Betbüchlein und Thalmudisten, darin solche Abgötterey, lügen, fluch und lesterung geleret wird“
4.
“Zum vierten, das man jren Rabinen bey leib und leben verbiete, hinfurt zu leren“
5.
“Zum fünften, das man die Jüden das Geleid und Straße gantz und gar auffhebe“
6.
“Zum sechsten, das man jnen den Wucher verbiete und neme jnen alle barschafft und kleinot an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwaren“
7.
“Zum siebenden, das man den jungen, starcken Jüden und Jüdin in die Hand gebe flegel, axt, karst, spaten, rocken, spindel und lasse sie jr brot verdienen im schweis der nasen“
(Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen)

Es ist und bleibt eine Schande ersten Ranges, daß sich die protestantischen Kirchen nicht entschieden von diesem Apologten des Hasses distanzieren und immer noch stolz an jeder dritten Kirche „Lutherkirche“ prangen haben.

Darum wisse Du lieber Christ und zweifle nicht daran, daß Du nähest dem Teufel keinen giftigeren, bittereren, heftigeren Feind hast, denn einen rechten Juden.
(Martin Luther)

Nun werfen viele Lutheraner ein, ja gut Luther wäre am Ende seines Lebens ein Judenfeind, aber das mache doch nicht den ganzen Luther aus.

Richtig. Luther war auch in vielerlei anderer Hinsicht ein Arschloch. Hier kommt nun Posener ins Spiel, der diese Ansicht vor einem Monat in der WELT untermauerte.

Deutschland plant das Lutherjahr 1517 – und übersieht gern die dunkle Seite des Reformators: Fundamentalismus, Judenhass, Hexenwahn, Apokalyptik. […]
Die offiziöse Sicht auf den Reformator fasst die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Margot Käßmann, in ihrem Buch "Mehr als Ja und Amen" so zusammen: "Luthers Freiheitsbegriff hat große Konsequenzen nach sich gezogen. 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit' als Parole der Französischen Revolution hat im Gedanken der Freiheit eines Christenmenschen durchaus Wurzeln. Am Ende ist der Bogen bis zur Aufklärung zu spannen."
[…] Wie sein Biograf Richard Marius schrieb, bedeutete Luther "eine Katastrophe für die westliche Zivilisation".
1. Luther ist kein Aufklärer. Er ist ein religiöser Fundamentalist. . […]
"Wer den [Humanisten] Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig!"
Die Vernunft bezeichnet Luther als "des Teufels Hure". Die Astronomie des Kopernikus lehnt er ab, weil sie der Bibel widerspricht: "Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift zeigt, hieß Josua die Sonne stillstehen und nicht die Erde!" Wo Schrift und Verstand einander widersprechen, ist Luther immer für die Schrift und "will doch meinen Verstand gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi". Luther verhilft dem Fundamentalismus zum Sieg über den aufklärerischen Humanismus. […]
3. Luther hat die Frohe Botschaft in ihr Gegenteil verkehrt. […]. Luther will ja die totale Unterwerfung des Menschen, das Leben als Buße. Wie Luther schreibt: "Das ist die höchste Stufe des Glaubens, zu glauben, jener (Gott) sei gütig, der so wenige selig macht..."
4. Luther predigte einen eliminatorischen Antisemitismus.
[siehe oben] […]
Auch die Losung "die Juden sind unser Unglück" findet sich bereits bei Luther wieder: "Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist's um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen." […]
5. Luther identifiziert den Kapitalismus mit dem Wucher und den Wucher mit dem Judentum. […]
6. Luther begründet die Autoritätshörigkeit des Protestantismus.
[…] Mit Demokratie hat Luther nichts am Hut: "Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wusste Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand." Der große demokratische Aufstand des 16. Jahrhunderts ist der deutsche Bauernkrieg. Luther jedoch ruft im Interesse der Fürsten zum Kreuzzug "wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern" auf. "Man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss." Das Scheitern der Bauern begründet Deutschlands politische Rückständigkeit auf Jahrhunderte. […]
7. Luther hat den Hexenwahn und die Hexenverfolgung gefördert. […]
8. Luther sieht den Platz der Frau unter dem Mann – in jeder Hinsicht. […]
9. Luther ist nicht unser Zeitgenosse, sondern Prophet der Endzeit. […]
9,5. Ach und übrigens: Der Ablasshandel war eine gute Sache. […]

Es erscheint wie Darwins Rache, daß die EKD ausgerechnet die intellektuell unterbelichtete Theologin Margot Käßmann zur Lutherbotschafterin erkor.
Die in erster Linie von sich selbst begeisterte Ex-Bischöfin treibt denkende Menschen durch ihre geistige Schlichtheit regelmäßig zur Verzweiflung.
Daß die evangelische Kirche in Deutschland selbst ohne Zölibat, Missbrauchsskandale und Frauenpriesterverbot noch mehr Mitglieder als die katholische Kirche verliert, dürfte zum großen Teil auf das Konto von selbstverliebten Plaudertaschen wie Huber und Käßmann gehen.

Einer ernsthaften historischen und intellektuellen oder gar EHRLICHEN Debatte über Luther ist die Lutherbotschafterin Käßmann natürlich nicht gewachsen.

Lieber erklärt sie wie es 1989 zum Mauerfall kommen konnte.
Die Gebete haben es möglich gemacht.

Käßmann: Gebete haben 1989 die Mauer zu Fall gebracht
Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat die besondere Bedeutung der Kirchen für die friedliche Revolution vor 25 Jahren in der DDR hervorgehoben.
Damals hätten "Gebete die Welt verändert", sagte Käßmann am Sonntagabend im ersten Eisenacher Luthergespräch. Die Berliner Mauer sei "nicht einfach so gefallen". Durch eine friedliche Revolution, "die ihren Ursprung im Gebet hatte, wurde sie zu Fall gebracht".
[…]  Nach dem Vorbild vom Herbst 1989 und dem Ruf "Keine Gewalt!" gelte es im Blick auf die Situation in der Ukraine, "die Stimme des Friedens zu erheben".

Genau, Margot!
Der Atheist Gorbatschow hingegen hatte gar nichts mit dem Fall des Warschauer Paktes zu tun!
Und was die homophob und national von den Kirchen aufgepeitschten Osteuropäer in Russland und der Ukraine brauchen, ist mehr Christentum.

Wieso ist eigentlich immer noch so ein Chaos in Afghanistan, obwohl Käßmann schon intensiv für Frieden am Hindukusch gebetet hat??

Als Atheist wünsche ich mir mehr Theologen der Käßmann-Qualität. Umso schneller werden sich die Kirchen leeren!


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