Die
Ulmer Abiturientin Annette Schavan heimste kürzlich in Lübeck ihren fünften Ehrendoktortitel ein.
Volle 18
Jahre hatte die extrem fromme Katholikin, die täglich das Stundengebet
durchführt und nun als erste Nichtakademikerin von Merkel
mit dem Posten der Vatikanbotschafterin belohnt wird, die deutsche Bildungspolitik
geprägt.
Von
1995-2005 war sie Kultusministerin in BW, 2005 -2013 war sie Merkels engste
Kabinettsvertraute und Forschungsministerin.
In fast
zwei Dekaden verteilte die Plagiatorin viele Milliarden Steuerzahlergeld in das
deutsche Bildungssystem. Es ist also auch maßgeblich der Dauer Bildungsministerin
zu verdanken, daß wie in Deutschland eins der schlechtesten Bildungssysteme überhaupt
haben.
Ein
dreistufiges Selektionssystem, das dafür sorgt, daß arme Kinder gar nicht erst
Zugang zu höherer Bildung bekommen. Sollte ein Habenichts dennoch Abitur machen
und studieren wollen, wird er durch Studiengebühren und zerfallende Hochschulen
abgeschreckt.
In
keinem Land der OSZE hängt Bildung so sehr von Papas Portemonnaie ab.
Insbesondere
Migranten werden sogar aktiv aus der Bildung gedrängt. Herdprämie und mangelnde
Sprachkurse sorgen dafür.
Politik
à la Schavan bleibt nicht folgenlos.
Inzwischen
sind nahezu 20% der erwachsenen Menschen in Deutschland Analphabeten.
Jeder
Fünfte kann im Land der Dichter und Denker nicht richtig lesen und schreiben!
Bravo! Das muß ein Schulsystem erst mal hinkriegen!
Da erfordert es schon enormes Geschick die Geldmittel der Bildungs-, Forschungs- und Familienausgaben von Bund und Ländern in genau die falschen Kanäle zu leiten! Kindergeld für Millionäre und Ehegattensplitting für Kinderlose – dumm, dümmer, deutsche Bildungspolitik.
Da erfordert es schon enormes Geschick die Geldmittel der Bildungs-, Forschungs- und Familienausgaben von Bund und Ländern in genau die falschen Kanäle zu leiten! Kindergeld für Millionäre und Ehegattensplitting für Kinderlose – dumm, dümmer, deutsche Bildungspolitik.
[…]
Kategorie
eins. Das ist die niedrigste Stufe bei der PIAAC-Studie der OECD. Vor einem
halben Jahr ist diese kleine Schwester der PISA-Studie erschienen. Oder
vielmehr die große Schwester: Es ging um die 16- bis 65-Jährigen. Etwa 18
Prozent der Bürger im erwerbsfähigen Alter sind demnach "funktionale
Analphabeten". Sie können nicht oder kaum lesen und schreiben, ein paar
Worte vielleicht, ihre eigene Unterschrift, bestenfalls Kurztexte. Fast neun
Millionen Bürger, die Bevölkerung von Berlin, Hamburg, München, Köln und
Frankfurt zusammen.
Doch die Reaktion war
eine andere als bei der PISA-Studie, die Anfang des Jahrtausends den berühmten
PISA-Schock ausgelöst hat. Es gab ein PIAAC-Schöckchen, kurzzeitige Aufregung. [….]
Eine klare Reaktion
kam schon bald vom Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV), dem Dach für die
fast 1000 Einrichtungen bundesweit. Man sei inzwischen der "Hauptanbieter
für Grundbildung", hieß es. […]
[Andrea Kuhn-Bösch. Die Leiterin für
Grundbildung an der VHS München] unterrichtet zum Beispiel Schulabbrecher,
die einen Hauptschulabschluss nachholen. Bundesweit 50 000 Jugendliche, sechs
Prozent pro Jahrgang, schaffen keinen Abschluss. Viele von ihnen: funktionale
Analphabeten. Doch der Blick auf die junge Generation lässt auch hoffen. Bei
den unter 35-Jährigen fallen bei PIAAC nur 13 statt 18 Prozent in Kategorie
eins. Schulpolitiker führen das auch auf die Arbeit nach dem PISA-Schock
zurück. Ein PIAAC-Schock hätte wohl nicht geschadet.
Wenn
neun Millionen Menschen in Deutschland prinzipiell gar nicht für
Facharbeiterjobs oder gar akademische Berufe geeignet sind, wundert es wenig,
daß sich die Wirtschaft immer dringender suchend an das Ausland wendet.
SOS,
wegen massenhaft um sich greifender deutscher Verblödung werden nun griechische
Ärzte, spanische Ingenieure oder portugiesische Architekten angelockt.
Angesichts eines
drastischen Fachkräftemangels in technischen und naturwissenschaftlichen
Berufen wollen Hochschulen und Arbeitgeber systematisch Studenten aus dem
Ausland anwerben - und fordern dafür Unterstützung von Bund und Ländern ein.
Aktuell fehlten mehr als 50 000 Fachkräfte in Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik, den sogenannten MINT-Fächern, auch der
künftige Bedarf sei allein mit Deutschen nicht zu decken. Dies geht aus
Empfehlungen hervor, die das Nationale MINT-Forum auf einem Kongress am
Donnerstag in Berlin beschließen wird und die der Süddeutschen Zeitung
vorliegen. "Der Wohlstand des ganzen Landes steht auf dem Spiel",
sagt Ellen Walther-Klaus, Koordinatorin des MINT-Forums.
[…]
Die Unis [sollen] die Betreuung der neuen Zielgruppe
verbessern. 2013 hatte die Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes gemeldet,
dass ausländische Studenten oft kaum integriert seien. Walther-Klaus sieht
teils gar eine "Ghetto-Situation", die es zu vermeiden gelte. Zentren
für internationales Publikum sollen auf jedem Campus entstehen, fordert der
Kongress - für "eine Willkommenskultur" und den Übergang in den Beruf.
[….]
Ein
Armutszeugnis für das Billiglohnland Deutschland und eine langfristige
Katastrophe für die Länder, die ihre Jugendlichen ausgebildet haben und nun die
Besten ziehen lassen müssen.
Die
Deutsche Doofheit geht aber noch viel weiter über die systematische Entbildung
ihrer Jugendlichen hinaus.
Die
Studenten ohne deutschen Pass, die auf hiesigen Unis genau die Abschlüsse
machen, die so dringend nachgefragt werden, verscheucht man gleich anschließend
wieder.
Die neue Debatte hat
sich entsponnen, nachdem eine neue Studie über ausländische Studenten
erschienen ist. Die Untersuchung des Forschungsbereiches beim
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR)
beleuchtet, wie viele ausländische Master-Studenten und Doktoranden in den fünf
EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und
Schweden bleiben wollen, wie viele tatsächlich geblieben sind - und was ihre
Entscheidung beeinflusst.
Das Ergebnis: zwei
Drittel der gut 6200 Befragten würden gerne im Studienland bleiben, in
Deutschland sogar fast 80 Prozent. Tatsächlich aber lebt nur rund ein Viertel
weiterhin dort, in Frankreich verbleibt immerhin ein Drittel.
Tausende
in Deutschland ausgebildete Akademiker türkischer Herkunft gehen jedes Jahr
unfreiwillig nach Istanbul, weil deutsche Betriebe die Menschen mit falscher
Hautfarbe oder viele „ü“s im Namen nicht gerne einstellen oder gar ihnen
Wohnungen vermieten wollen.
Etwa 80 Prozent aller
Masterstudenten aus dem Ausland würden gerne nach dem Abschluss in Deutschland
arbeiten, doch tatsächlich bleibt nur knapp jeder vierte. So haben es Forscher
ermittelt. Es ist offensichtlich, dass da etwas nicht rund läuft zwischen den
internationalen Studenten und Deutschland, oder genauer: den deutschen
Hochschulen und Arbeitgebern.
[…]
Interessenten
aus dem Ausland gibt es reichlich, Deutschland nimmt international gesehen
inzwischen einen Spitzenplatz ein. Doch das hilft wenig, wenn die Leute nicht
bleiben. Hier sind vor allem die Unternehmen gefragt: Sie müssen früh um die
Studenten werben, und sie müssen attraktive Jobangebote machen. Denn daran
mangelt es oft, trotz des angeblich so großen Mangels an Ingenieuren,
Mathematikern und Naturwissenschaftlern.
Und die Hochschulen
sind gefordert, dort Erfolge zu liefern, wo am meisten Nachwuchskräfte auf der
Strecke bleiben: in den Universitäten selbst, durch viele Studienabbrecher.
Bessere Vorbereitung, bessere Betreuung, bessere Lehre, hier ist noch viel zu
leisten – für ausländische wie einheimische Studenten.
(Roland
Preuss, SZ, 06.05.2014)
Natürlich,
deutsche Schulen könnten auch früher ansetzen und die hier lebenden Kinder für
die MINT-Fächer begeistern.
Aber das
würde Geld kosten und selbiges stecken deutsche Politiker wie Annette Schavan
lieber überall dort hin wo es nichts nützt. Es fehlen 50.000 Lehrer in
Deutschland, Grundschullehrer sind dramatisch unterbezahlt und die Ausstattung
der Schulen ist indiskutabel. Neugier und Interesse kann so nicht frühzeitig
geweckt werden. Da mutet es verzweifelt an, wenn Hochschulen und
Volkshochschulen a posteriori in Aktionismus verfallen, um für technische
Studiengänge zu werben.
Doch woran liegt es,
dass der deutsche Nachwuchs ausbleibt, zumindest in der nötigen Masse? Der
konkrete Nutzen vieler MINT-Initiativen steht oft gar nicht fest. So haben
Wissenschaftler neulich erst begonnen, die Wirkung des Projekts „Haus der
kleinen Forscher“ zu evaluieren – nachdem dieses sieben Jahre läuft. Noch mehr
geraten die Schulen in den Blick: Trotz der Auslandsstrategie mahnt Ellen
Walther-Klaus, Koordinatorin des MINT-Forums, „die heimischen Potenziale nicht
aus den Augen zu verlieren“. Die promovierte Mathematikerin und Managerin sagt:
„Die jungen Leute sind zwar technikaffin, aber zu wenig neugierig. Und in den
Schulen wird diese Neugier oft nicht geweckt.“
So fehlten vielerorts
MINT-Lehrer; es gebe veraltete Geräte und Unterrichtskonzepte – und eine Art
Technik-Skepsis in der Gesellschaft. „Schlechte Leistungen in Mathematik oder
fehlendes Interesse für MINT-Fächer werden gemeinhin akzeptiert. Da ist es für
Jugendliche leichter, einen Bogen um die Fächer zu machen.“ Ähnliches schrieb
der Stuttgarter Mathematik-Professor Christian Hesse in einem SZ-Beitrag: Man
treffe „häufig auf Menschen, die damit kokettieren, dass sie in der Schule
immer schlecht in Mathe waren und dass dennoch etwas aus ihnen geworden ist“.
Einen Wandel in den
Schulen hatte das MINT-Forum bereits 2013 empfohlen, als man sich erstmals zu
einem solchen Kongress traf. Gefordert wurden Reformen in der Lehrerausbildung
– was freilich Zeit braucht. Nachwuchs aus dem Ausland kommt für den Arbeitsmarkt
im Zweifelsfall schneller.
(SZ vom 06.05.2014)
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