Neiddebatten
sind die Knallerbsen unter den politischen Diskussionen.
Laut,
nervig, sinnlos.
Es zeigt
nur, daß Menschen nicht über ihren Tellerrand hinausdenken können, wenn sie
Politikern ihre Dienstwagen und Flugzeuge missgönnen.
Eine
nicht funktionierende Regierungslogistik aus Angst vor den Neidgefühlen der
eigenen Wähler ist Missachtung des Amtseides.
Natürlich
sollen Bundesminister eine funktionierende Flugbereitschaft haben.
Lange Jahre
saßen Fischer und Schröder immer wieder irgendwo fest, weil der uralte
Regierungs-Airbus aus Honeckers Zeiten mal wieder verreckt war. Auf
Landstreckenflügen mochten die Firmenchefs nicht in der Kanzlermaschine
mitfliegen, weil die zu langsam war und dauernd zwischenlanden mußte, während
die Firmenjets 20 Jahre jünger waren.
Gerhard
Schröder ließ sich nach Gipfeln in Südamerika und Asien gelegentlich von
anderen Staatschefs mitnehmen, wenn er schnell wieder in Berlin sein mußte.
Es ist
eine der ganz wenigen Taten der Bundeskanzlerin Merkel, die ich wirklich
begrüße, daß sie auf das Genöle in der Presse pfiff und neue Jets für die
Bundesregierung anschaffen ließ.
(Das
bedeutet freilich nicht, daß sämtliche 600 Bundestagshinterbänkler auch nach
Herzenslust in der Welt herumfliegen sollen!)
Für Minister
ist Fliegen lästig und kein Vergnügen, wie es der Urnenpöbel missdeutet.
Da
schließen sie von sich auf andere. Sie verkennen, daß prominente
Bundespolitiker allesamt eben gerade nicht wegen des Geldes in der Politik
sind.
Mit
ihrer Bekanntheit könnten sie mit einem Bruchteil der Anstrengung ein
Vielfaches verdienen.
Bizarrerweise
kritisieren Linke auch genau das, wenn jemand abgewählt wird.
Politiker
sollen demnach also gar nichts verdienen – weder als aktiver Politiker, noch danach
in der freien Wirtschaft. Absurd.
Etwas
anderes ist es natürlich, wenn Ex-Politikern hochdotierte Posten in
Staatsbetrieben verschafft werden – etwa für Ronald Pofalla oder Otto Wiesheu,
die siebenstellige Summen im Bahnvorstand kassieren.
Etwas
anderes ist es natürlich, wenn Ex-Politiker nachgelagerte Bestechung annehmen
und wie von Klaeden oder Hildegard Müller Jobs bei denen Firmen annehmen, für
die sie zuvor als Merkels Staatsminister passende Gesetze gemacht haben.
Wer
Kanzlern ihren Verdienst missgönnt und meint sie bekämen zu viel Geld, kann
sich ja gerne mal selbst um das Kanzleramt bemühen, wenn er meint, das wäre so
ein lockerer Job.
In
Wahrheit lachen Manager natürlich über die kleinen Gehälter der Bundesminister.
Kein
Dax-Vorstand würde für Gabriels und Schäubles Gehalt morgens aufstehen.
Ich wäre
natürlich offen für eine Begrenzung von Managergehältern.
Zumindest
würde ich mir wünschen, daß diese a) offengelegt werden und daß Manager b) auch
mit ihren Einkünften haften, wenn sie die Firma ruinieren.
Etwas
anderes sind die hohen Gehälter in den Chefetagen der kommunalen Unternehmen.
Als Olaf
Scholz 2011 Regierungschef in Hamburg wurde, legte er als erster Ministerpräsident
überhaupt die Gehälter der Geschäftsführer öffentlicher Unternehmen offen.
Man
staunte nicht schlecht.
Er
selbst steht als Regierungschef mit rund 170.000 Euro im Jahr weit hinter dem
Hochbahnchef (360.000 Euro), dem Flughafen-Chef (355.000 Euro) oder gar dem UKE-Chef
Martin Zeitz mit 455.000 Euro Grundgehalt ohne Zuschläge.
Deutlich
mehr als Olaf Scholz kassieren auch die Geschäftsführer der Saga, von Hamburg
Wasser, der Hafenverwaltung HPA oder der Messe, die schon mit ihrer festen
Vergütung alle klar oberhalb von 200.000 Euro liegen:
255.000
Michael Beckereit, Hamburg Wasser, 185.000 Bernd Aufderheide, Hamburg Messe und
Congress, 230.000 Willi Hoppenstedt, SAGA Hamburg, 265.000 Lutz Basse, Saga
Hamburg. (Zahlen von 2012)
Da es
sich hier um öffentliche Unternehmen handelt, kann man ein Missverhältnis
diagnostizieren. Entweder die Jungs verdienen zu viel oder Bürgermeister und
Kanzlerin mit der ungleich größeren Verantwortung verdienen zu wenig.
Auch
hier ist eine Neiddebatte allerdings kaum angebracht, da die Summen insgesamt
zu vernachlässigen sind – verglichen mit den 9- und 10- und 11-stelligen
Summen, die durch falsche politische Entscheidungen und Steuergeschenke
verprasst werden.
In
Hamburg wehrte sich Hans-Jörg Schmidt-Trenz besonders lange gegen die
Veröffentlichung seines Gehaltes.
Hier bin
ich, als ZWANGSMITGLIED der Hamburger Handelskammer gewissermaßen direkter
betroffen, denn Schmidt-Trenz ist Handelskammerchef.
Zur
Erinnerung: Mein direkter Bundestagsabgeordneter Johannes Kahrs (SPD)
kämpft seit vielen Jahren intensiv gegen diese Zwangsmitgliedschaften in
Innungen und Kammern, scheiterte aber immer an CDU und FDP, die auf diesen
planwirtschaftlichen Prinzipien (Meisterzwang u.ä.) beharren.
Diese
Woche stellte sich heraus, daß Schmidt-Trenz mindestens 475.000 Euro im Jahr
verdient – aufgebracht von den Zwangskammermitgliedern wie mir – das sind mehr
als doppelt so viel wie Merkels Gehalt und das dreifache Gehalt von Scholz.
Und das
alles für….
An
dieser Stelle muß ich passen. Ich weiß tatsächlich nicht was ein Handelskammerchef
eigentlich tut. Offenbar nichts Weltbewegendes, wenn ich das als Kammermitglied
noch nie bemerkt habe.
Zeit für
eine Neiddebatte?
Da sei das konservative Abendblatt vor, das sich in seinem heutigen Leitartikel vor Schmidt-Trenz stellt.
Da sei das konservative Abendblatt vor, das sich in seinem heutigen Leitartikel vor Schmidt-Trenz stellt.
„Kein
Grund für Neid" prangt in großen Lettern über dem Leitartikel von Oliver Schirg.
Man müsse auch die Leistung und Verantwortung
beachten!
Der Präses der
Handelskammer, Fritz Horst Melsheimer, veröffentlichte an diesem Tag die
Einkünfte seines Hauptgeschäftsführers Hans-Jörg Schmidt-Trenz. 370.000 Euro
verdient der Manager demnach im Jahr. Bis zu 105.000 Euro können als Tantiemen
hinzukommen.
Nun ist die Debatte
darüber, was ein anderer verdient, stets eine heikle Angelegenheit. [….]
Es überrascht nicht,
dass einer der einflussreichsten Interessenvertreter der Hamburgischen
Wirtschaft ein so hohes Einkommen erhält. Schließlich ist die Handelskammer ein
wichtiger und notwendiger Faktor bei der politischen Willensbildung in Hamburg.
Zudem arbeitet die Kammer unabhängig und ist damit natürlich frei, über die
Bezahlung ihrer leitenden Angestellten zu entscheiden.
[….] Führungskräfte, das ergaben Untersuchungen,
sind sehr von dem Gedanken des Leistungsprinzips durchdrungen. Sie
rechtfertigen ihr Einkommen unter anderem damit, dass sie überdurchschnittlich
viel Verantwortung für andere Menschen tragen. Das hohe Einkommen empfinden sie
daher als Belohnung für ihre besondere Rolle und ihre Tätigkeit.
Unabhängig davon, wie
man im Einzelfall die Leistungen des Hauptgeschäftsführers der Handelskammer
bewerten mag: Wer darüber diskutiert, der sollte das Leistungsprinzip im
Hinterkopf behalten. Denn dieses Prinzip ist für eine demokratische
Gesellschaft unverzichtbar. In letzter Instanz bedeutet dieses Prinzip das
Versprechen, dass Anstrengung sich lohnt und belohnt wird.
Sehr
geehrter Herr Schirg; es tut mir Leid, aber Sie sind ein Depp.
Die
Handelskammer ist eben nicht die „freie Wirtschaft“, sondern ein
Zwangskonstrukt, in das jeder Kioskbetreiber oder Ein-Mann-Fensterputzer
gezwungen wird.
Schmidt-Trenz
generiert sein Gehalt aus den Zwangsabgaben der Pflichtmitglieder, die
weitüberwiegend Kleinstunternehmer sind.
Die
Lobbyistenleistung Schmidt-Trenz‘, der beispielsweise die Einführung des
Mindestlohns von € 8,50 als viel zu hoch kritisiert, ist erkennbar nicht
dreimal so viel wert wie die des Wirtschaftssenators Horch (knapp € 130.000
jährlich).
Völlig
absurd ist Schirgs Hinweis auf die hohe Verantwortung des Handelskammerchefs.
Im Vergleich zur Privatwirtschaft muß sich die Handelskammer eben NICHT auf dem
Markt behaupten und sie ist auch NICHT insolvenzfähig. Schmidt-Trenz trägt überhaupt
gar kein unternehmerisches Risiko.
Er hat
keine „hohe Verantwortung“, sondern er ist geradezu völlig verantwortungslos.
Zudem
verdient die Führungsriege der Handelskammer Hamburg mit insgesamt über zwei
Millionen Euro weit mehr als die Kollegen in allen anderen Städten.
Dieser
Leitartikel ist wirklich absurd.
Man muß
schon ideologisch ziemlich verblendet sein, wenn man sich wie
Abendblatt-Redakteur Schirg willfährig vor den Mann stellt, der auf Kosten der
Kleinsten eine knappe halbe Millionen im Jahr einstreicht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen