Kürzlich
heiratete ein alter Bekannter von mir.
Da er
weiß, daß ich nicht zu den großen Fans dieser Institution gehöre, erzählte er
mir lachend:
Ein Gutes hat es auf jeden Fall. Als wir im Standesamt das Aufgebot bestellten, haben wir gleich die Gelegenheit genutzt beide aus der Kirche auszutreten.
Ein Gutes hat es auf jeden Fall. Als wir im Standesamt das Aufgebot bestellten, haben wir gleich die Gelegenheit genutzt beide aus der Kirche auszutreten.
Klar,
das hat mich auch gefreut. Er gehört zu den Menschen, denen ich seit Jahren
sage, er müsse endlich austreten aus dem Verein. „Bist Du da etwa immer noch
zahlendes Mitglied?“ fragte ich immer wieder, wenn wir auf das Thema kamen. Er
wollte auch schon lange austreten, aber scheinbar war es ihm einfach nicht
wichtig genug, um nicht doch zu prokrastenieren.
So etwas
höre ich öfter. Leute sind automatisch seit Geburt Kirchenmitglied, völlig
ungläubig, lehnen die Kirchen ab, aber treten nicht aus, weil irgendein Impuls
fehlt diesen – gebührenpflichtigen!!! - Verwaltungsakt zu tun.
Würde
wie bei Wahlen ein Formular an alle Haushalte geschickt, mit dem man dann nur
mit einem Kreuz aus der Kirche austreten könnte, wären schlagartig Millionen
Mitglieder weg. Insbesondere, wenn es dabei noch eine kleine Infobroschüre
läge, über die gewaltigen finanziellen Mittel, die den Kirchen zufließen und
die eben nur zu Bruchteilen in soziale Projekte fließen. Es könnten auch die
Bischofsgehälter und Pensionen ausgewiesen werden, die vom Staat bezahlt werden
und tabellarisch aufgelistet werden welches die homöopathischen Anteile der
Eigenfinanzierung von Schulen, KITAs oder Pflegeheimen unter kirchlicher
Trägerschaft sind.
Es gibt
selbstverständlich diesen harten Kern der Religioten, die wie Kauder, Gröhe
oder Nahles ihrem Verein immer treu bleiben werden.
Es sind
in Deutschland immerhin auch ein bis zwei Millionen Evangelikale, Piusbrüder,
Christdemokraten für das Leben, Forum deutscher Katholiken, Kath.net-Leser,
Gloria-TV-Gucker, Jesusfreaks und sonstige metaphysisch Getriebenen unterwegs.
Könnte
man aber ein Kirchenmitgliedschafts-Reset durchführen, so daß niemand mehr
Mitglied wäre und man erst aktiv wieder eintreten müßte, kämen EKD und RKK nach
meiner Schätzung auf insgesamt rund 5 Millionen Mitglieder in Deutschland.
Daß die
Hälfte der Kirchenmitglieder einfach zu träge zum Austreten ist, bestätigen
immer wieder Umfragen. Über eine berichtete gestern ausgerechnet das
Kirchenportal „idea“.
Mehr als die Hälfte
aller Mitglieder der beiden großen Kirchen (51 Prozent) überlegt bisweilen
auszutreten. Die Gründe, warum die meisten den Schritt nicht vollziehen, sind
vielfältig. Das geht aus dem am 10. August erschienenen Buch „Wie wir Deutschen
ticken“ hervor. Es ist ein Projekt des Meinungsforschungsinstitutes YouGov
(Köln). […] Von
den Kirchenmitgliedern, die über einen Austritt nachdenken, bleiben 46 Prozent
„aus Bequemlichkeit“ in der Kirche. 14 Prozent entscheiden sich aus „Angst vor
einem so radikalen Schritt“ gegen den Austritt, und vier Prozent geben an, dass
sie ihren Glauben wiedergefunden haben. […] Der Herausgeber und Diplompsychologe Holger
Geißler kommt zu dem Schluss, dass es eine große Distanz zu den Kirchen als
Institution gibt. So findet es nur jeder sechste Befragte richtig, dass der
Staat die Kirchensteuer einzieht. […]
Da
Kirchen diskriminatorisches Arbeitsrecht anwenden, ihre Mitarbeiter bei
Streikverbot schlecht bezahlen und Juden oder Muslime nicht in ihren
Pflegeheimen dulden, ist es schon aus demokratischen und sozialen Erwägungen
jeder Rückzug der Kirchen zu begrüßen.
Kirchen
sitzen wie Parasiten im Wirtskörper Staat, saugen ihn finanziell aus, während
sie gesellschaftlichen Unfrieden stiften und insbesondere den Kindern in ihrer
Obhut schwer schaden.
Kirchen
stehen
für einen „Wir sind besser als die“-Gedanken. Sie halten sich für allein
maßstabgebend. Die große irdische und finanzielle Macht der Kirchen wird
durch
ihre protzigen Gebäude gezeigt. Gebäude, in denen die Liebe zwischen
zwei
Menschen verdammt wird (wenn sie nicht kirchlich verheiratet oder
gleichgeschlechtlich sind). Gebäude, in denen Kinder Bedrückung,
Langweile,
Ohnmacht und Angst erfahren, in denen psychisch verklemmte Penisfixierte
erfahren wollen, wie oft sie onanieren. Die Gebäude zu entweihen,
entwidmen und
umzufunktionieren, ist eine Hoffnung für eine Gesellschaft, die tolerant
sein
ist und Kinder nicht mit Ängsten überfrachten will. Die Schließung der
teuren
Kirchen ist ein Glückfall für die Gemeinden, weil man die Mittel nun
endlich
sinnvoller ausgeben kann. Der Rückzug von Kirchen dokumentiert einen
glücklichen Fortschritt der Gesellschaft, die nicht mehr aufgrund von
Vorurteilen, uneheliche Kinder in Heime schickt, um sie dort zu quälen.
Geschlossene Kirchen stehen für eine tolerante Gesellschaft, die sich
Minderheiten zuwendet, Schwule und Lesben ganz selbstverständlich
akzeptiert und Jugendliche nicht mehr mit Schamgefühlen quält, nur weil
sie die Freuden
der Masturbation entdecken.
Zum
Glück gerät der Glaube, der Jahrtausende als Quelle für Unfrieden und Pogrome
diente, in Vergessenheit. So kann sich endlich echte Solidarität entwickeln,
wenn nicht mehr der Moloch Kirche Milliarden für sich selbst verschlingt.
Die Kirchen
als Symbole der Abschreckung, die bis heute ihre Türen fest vor der Not der Flüchtlinge verschlossen
halten, müssen endlich entmachtet werden. In den Kirchen findet
Hass statt. Dort wird gegen Anders- und Nichtgläubige gehetzt. Fremde, Schwule,
Muslims werden ausgegrenzt.
Fallen
die Privilegien der Kirchen, werden die 700 Milliarden Euro schweren EKD und
RKK ärmer und das Geld kann sinnvoller eingesetzt werden.
Ach ja –
zum Titel des Postings:
Das Hamburger Abendblatt, veröffentlichte gestern diese bizarre Ansicht:
Das Hamburger Abendblatt, veröffentlichte gestern diese bizarre Ansicht:
[…] Kirchen
[…] weisen über sich selbst hinaus
und stehen dafür, dass die Fragen, Sorgen und das Glück in dieser Welt nie
allumfassend sind. Der Himmel wird durch Kirchgebäude in Erinnerung gebracht,
so wird Raum gegeben für Glauben, Hoffnung und eine Liebe, die auch die
Mitmenschen, vertraute wie fremde, und sogar die Feinde mit einschließt.
Deshalb ist die
Schließung einer Kirche der GAU kirchlichen Handelns und für eine Gemeinde das
Schmerzlichste, das geschehen kann. Es ist das Ende von Hoffnung, sieht aus wie
die Abwesenheit von Glauben und tut weh, weil man sich fragt: Gibt es denn
niemanden mehr, der diesen Ort lieb hat und braucht? Kirchenschließungen
dokumentieren den Zustand einer Gesellschaft, die nicht mehr um den Wert ihrer
symbolischen Orte weiß. Der Glaube ist vielen fremd, und die finanzielle
Beteiligung via Kirchensteuer bringt nur noch solidarisch auf, wer eine echte
Beziehung zur Kirche hat.
[…] Die Kirchen können gastfreundliche, offene,
einladende Orte sein, an denen Menschen ausruhen können, Erzählungen loswerden
und von den großen Erzählungen der Menschheit hören. In Kirchen findet Liebe
statt: Nächste werden geheilt und versorgt, Trauernden zugehört, Tränen
abgewischt, Fremde werden heimatlich. […] In Kirchen kann man über sich selbst
hinausdenken. Der Mehrwert der Kirchen sollte unser Handeln leiten und der
Gesellschaft bewusst werden. Sonst werden wir wirklich arm.
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