Das sind
immer wieder gute und richtige und auch erwartete Neuigkeiten, wenn die
deutschen Bistümer nach aktuellen Austrittszahlen befragt werden.
Schon die nackten Zahlen für 2014 waren bei den einzelnen Bistümern
sehr erfreulich.
Zum
Beispiel bei den Katholischen Bistümern:
Augsburg
12 090 Austritte
Freiburg
18 697 Austritte
Limburg
7 911 Austritte
München
und Freising 20 552 Austritte
Münster
11 859 Austritte
Paderborn
10 471 Austritte
Rottenburg-Stuttgart
18 169 Austritte
Trier
10 729 Austritte
Zum
Beispiel bei den evangelischen Landeskirchen:
Bayern
20 063 Austritte
Berlin-Brandenburg
12 408 Austritte
Hannover
20 705 Austritte
Hessen
und Nassau 13 702 Austritte
Norddeutschland
23 970 Austritte
Rheinland
19 005 Austritte
Westfalen
13 092 Austritte
Württemberg
14 700 Austritte
All das
sind Zahlen vor dem „Abgeltungssteuerschock“, der die Menschen 2015 noch
schneller aus den Kirchen treibt.
Angesichts
der verheerenden finanziellen und moralischen Wirkung der Kirchen ist es eine
äußerst erfreuliche Tatsache, daß sich die Menschen mit zunehmender Bildung von
den misogynen, homophoben und Kindersex-vertuschenden Multimilliarden-Konzernen
abwenden.
Es gibt
inzwischen viele Bundesländer, wo die Kirchenmitglieder (Katholiban und
Evangeliban zusammenaddiert) deutlich in der Minderheit sind.
Dort
dominieren die Konfessionen.
Berlin
27,9 %
Brandenburg
19,8 %
Bremen
50,5 %
Hamburg
39,7 %
Mecklenburg-Vorpommern
20,2 %
Sachsen
23,6 %
Sachsen-Anhalt
17,1 %
Thüringen
31,4 %
Freilich
sind Atheisten dennoch in den Landtagen und diversen Gremien wie Rundfunk- oder
Ethikräten nicht nur unterrepräsentiert, sondern oft überhaupt nicht vertreten.
Da gibt es noch viel zu tun, um der Krake Kirche ihren extrem
überproportionalen Einfluss zu entziehen.
Die
exorbitante Verankerung der Kirchen im Staat – auch dort, wo 80% Ungläubig
sind, liegt an ihrer eigenen ökonomischen Macht, ihren Lobbyisten in den
höchsten politischen Etagen und den nahezu kritiklosen Journalisten.
Kirchenferne
oder gar kirchenkritische Journalisten gibt es in so gut wie keiner Zeitung. Wie
selbstverständlich wird für alle Kirchenthemen bei ZEIT, SZ, Abendblatt, Tagespiegel
oder WELT immer ein frommer Gläubiger beauftragt, so daß diese Artikel immer
aus einer sehr wohlwollenden Perspektive geschrieben werden.
Werden
Kirchenaustritte zwangsläufig zum Thema, geschieht das stets mit einer absurd
parteiischen Wertung. Voller Bedauern lamentiert man über die verlorenen Schäfchen,
beklagt die „kulturelle Verarmung“ und diagnostiziert einen angeblichen „Werteverlust“.
Ein
Beispiel dafür lieferte heute die konservative „Rheinische Post“, deren Autor
Lothar Schröder offenbar während des Schreibens mit den Tränen kämpfte.
Eine
absurde Form des Journalismus, der in den Hochschulen als Negativbeispiel dafür
dienen könnte, wie man als Journalist NICHT arbeiten sollte.
[…] Der katholischen Kirche in Deutschland gehen jetzt auch die Senioren verloren. So hat sich die Zahl der Austritte von über 60-Jährigen 2014 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Dies ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter allen 27 deutschen Bistümern[…] Beispielsweise stieg im Erzbistum Hamburg die Zahl der Austritte in der Gruppe der über 60-Jährigen von 330 (2013) auf 886 im vergangenen Jahr. Ähnliche Zahlen vermeldet das Bistum Essen: Traten 2013 insgesamt 341 Senioren aus der katholischen Kirche aus, waren es 2014 bereits 764.
Von dieser
bedenklichen Kirchenferne auch älterer Katholiken bleiben sogar vermeintlich
glaubensfestere Bistümer in Süddeutschland nicht verschont: In der Erzdiözese
Freiburg entschlossen sich 2013 noch 950 Senioren zum Austritt, ein Jahr später
schon 2185. Die Daten weiterer Bistümer: Bamberg zählt 1470 Austritte (2013) zu
2074 (2014); Limburg 399 (2013) zu 537 (2014). Sogar in Bistümern wie Münster
wächst die Zahl der kirchenfernen Senioren rasant. […] Ein anderer Grund für den
Schritt aus der Kirche dürfte eine für manche Rentner beachtenswerte Änderung
im Finanzwesen sein. So leiten seit Anfang dieses Jahres Banken und Sparkassen
die Kirchensteuer auf Kapitalerträge oberhalb des Sparerfreibetrages direkt an
die Finanzämter weiter. Auch wenn davon nicht alle Senioren betroffen sind,
könnte dies in vielen Bistümern zum finanziell vorsorglichen Austritt motiviert
haben.
Beruhigend ist das
nicht. Vielmehr wird auch dies zum Beleg dafür, wie schwach die Kirchenbindung
mittlerweile auch bei älteren Menschen geworden ist, wenn ein vergleichsweise
flacher Grund ausreicht, einer Institution den Rücken zu kehren, deren Mitglied
man sechs oder sieben Jahrzehnte war. Und von der man sich gerade im Alter Für-
und Seelsorge verspricht – bis hin zur Beerdigung. […]
Spannend für die
Gegenwart ist zudem: Die christlichen Kirchen werden nach Zulehner zwar
deutlich kleiner und sich somit wieder "dem biblischen Normalfall
annähern" – ohne aber an gesellschaftlicher Bedeutung zu verlieren. Die Kirche
könne dann eine Art moralische Wächterrolle einnehmen, wie auf anderen Gebieten
heute etwa Amnesty International oder auch Greenpeace. […]
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