Zorn und Unzufriedenheit allein
genügen nicht,
so etwas muss praktische Folgen
haben.
Bertolt Brecht
Fragte
man Marcel Reich-Ranicki nach den besten Schriftstellern aller Zeiten, fielen
die Namen Goethe und Shakespeare.
Bei
seinen persönlichen Vorlieben nannte er stets Thomas Mann, Bertolt Brecht,
Thomas Bernhard, Sarah Kirsch und Ingeborg Bachmann.
Brechts
Theaterstücke machen seinen Ruhm aus, aber MRR hielt ihn als Lyriker für
unterschätzt.
Ich
glaube Brechts Gedanken kennen mehr Menschen, als seinen Namen.
Viele
werden gar nicht ahnen wie viele sprichwörtliche Aussagen auf Brecht zurückgehen.
Erst kommt das
Fressen, dann die Moral.
Alle großen Ideen
scheitern an den Leuten.
Es ist schlimm, in
einem Lande zu leben, in dem es keinen Humor gibt. Aber noch schlimmer ist es,
in einem Lande zu leben, in dem man Humor braucht.
Wir stehen selbst
enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen.
Wer kämpft, kann
verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Ja, mach nur einen
Plan, sei nur ein kluges Licht, und mach dann noch 'nen zweiten Plan, geh'n tun
sie beide nicht.
Bankraub ist eine Unternehmung von
Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.
Alles
Brecht, alles zeitlos gut.
Ein
besonders berühmtes Brecht-Zitat ist
allerdings veraltet.
Seine
Zorneszeilen, die er nach dem DDR-Aufstand vom 17. Juni 1953 in den „Buckower
Elegien“ schrieb:
Nach dem Aufstand des
17. Juni
Ließ der Sekretär des
Schriftstellerverbands
In der Stalinallee
Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen
war, daß das Volk
Das Vertrauen der
Regierung verscherzt habe
Und es nur durch
verdoppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht
doch einfacher, die Regierung
Löste
das Volk auf und
Wählte
ein anderes?
So sehen
es wohl viele Linke und Piraten noch heute in Deutschland:
Der
Regierung ist nicht zu trauen, daher bedarf es mehr plebiszitärer Elemente.
Das Volk
muß wieder mehr mitreden.
Leider
stimmt nur die Hälfte der Theorie.
Ja, der Regierung ist tatsächlich nicht zu trauen.
·
Der
Vizekanzler gibt sich öffentlich TTIP-kritisch, wird aber hinter den Kulissen TTIP fördern.
·
Der
Finanzminister zwingt Griechenland zu Schritten, die seine Partei für Deutschland empört zurückweist.
·
Der
Innenminister kapituliert vor dem rechten Mob und
übernimmt den Abwehr-Duktus der Nazi-Terroristen.
·
Zehn
Jahre Merkel zeigen sich unterdessen in totalem Staatsversagen, wenn es um die
kriminellen NSA-Tätigkeiten geht: Die
Regierung Merkel kuscht, der Bundestag ist stumm, die Bundesanwaltschaft dreht
Däumchen.
·
Nebenher
sorgte die Kanzlerin mit ihrer katastrophalen EU-Politik dafür,
daß weltweit wieder vom „häßlichen Deutschen“ gesprochen wird;
sie zertrampelt aus Desinteresse und nationalem Egoismus die über Jahrzehnte
mühsam gepflegten Beziehungen zu unseren Nachbarn.
·
Merkel macht sich sogar mitschuldig am rechten Terror gegen Schwache und Minderheiten in
Deutschland.
·
Merkel
führt mit ihrer Crash-Diplomatie Deutschland wieder in konfrontatives Fahrwasser, in
dem Aufrüstungen und Eskalation herrschen.
·
Die
ganze Regierung verhält sich gegenüber dem eigenen Volk unehrlich, indem sie
suggeriert es flössen großzügig Milliarden an das griechische Volk, obwohl mit diesen Milliarden in Wahrheit nur deutsche Banken
großzügig bedacht werden, damit Millionäre noch schneller
noch reicher werden können.
Doch,
doch – diese Regierung ist Mist.
Während
aber Brecht durch seinen berühmten ironischen Satz noch suggerierte, das Volk
wäre mit so einer Regierung so unzufrieden, daß es eine Neue wählen würde, kann
davon im Deutschland des Jahres 2015 keine Rede sein.
Dieses
Wochenende waberten Meldungen durch die Medienwelt, die Kanzlerin gedenke die 16 Jahre voll zu machen.
Der
deutsche Urnenpöbel ist mittlerweile so verblödet, daß er Merkel sogar mit noch
mehr Stimmen überhäufen würde, wenn jetzt gewählt würde.
Absolute Mehrheit für die CDU im Bundestag – dank des Merkel-Effekts. (Nur Oberclown wußte es bereits
vor vielen Jahren, daß Merkel länger als Kohl bleiben würde.)
[…]
Wenn am Wochenende Bundestagswahl wäre,
dann hätte die Union gute Chancen auf einen Sieg. Einer Umfrage zufolge könnten
CDU und CSU gemeinsam sogar eine absolute Mehrheit erreichen.
Die Bild am Sonntag
zitiert in ihrer aktuellen Ausgabe aus einer Emnid-Umfrage von Ende Juli.
Demnach würden CDU und CSU zusammen 43 Prozent aller Stimmen erhalten. […] Die SPD mit 24 Prozent, Linkspartei mit neun und die Grünen mit zehn
Prozent würden zusammen ebenfalls 43 Prozent erreichen. Nicht im Parlament
vertreten wären dem Meinungsforschungsinstitut zufolge die FDP mit vier sowie
die AfD mit drei Prozent der Stimmen - beide würden an der Fünf-Prozent-Hürde
scheitern. […] Auch aus dem
"Deutschlandtrend" der ARD lässt sich eine zunehmende Popularität der
Union ablesen. […]
Der
einzige sinnvolle Kommentar zu Merkels vierter Amtszeit bis 2021 und ihrer
mutmaßlichen absoluten Mehrheit stammt ebenfalls aus der Süddeutschen Zeitung:
Alles andere als ewiger Machterhalt Merkels wäre eine Überraschung. Sie will
und ihr in die Verblödung gesendetes und geschriebenes Volk jubiliert.
Die
Wahlen 2017 gibt es nur noch pro forma. Ein anderes Ergebnis als eine
strahlende Siegerin Merkel ist nicht vorstellbar. Selbst eine kämpferische SPD
hätte es schwer etwas auszurichten gegen Merkels tumbe Wohlfühlmasche.
Aber da
sich Gabriel und die meisten anderen SPD-Toppolitiker bereits freiwillig die eigenen Hoden abschnitten,
hat Merkel noch nicht einmal Wahlkampfgegner.
[…]
Das Sommerloch gebiert jedes Jahr aufs
Neue erstaunliche Meldungen. So auch an diesem Wochenende. Da meldet ein
Magazin, Angela Merkel habe sich "offenbar" entschieden, 2017 noch
einmal anzutreten. Ein überzeugender Beleg für diese eh schon vage Aussage wird
nicht genannt. Trotzdem beginnt der Blätterwald mehr zu rauschen als die Bäume
am windigen Strand.
Seit Monaten gehen
alle Parteienversteher davon aus, dass Merkel 2017 noch einmal antritt. Sogar
Horst Seehofer hat längst erklärt, er rechne mit einer Spitzenkandidatin
Merkel. Nur das Gegenteil wäre also eine Nachricht. […]
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