Doch,
doch, ich lebe ja gern in dieser Stadt.
Natürlich
ist deswegen nicht alles gut in Hamburg. Auch in der schönen reichen
Elbmetropole drehen die Menschen gelegentlich durch.
Die 19%,
die Ronald Schill am 23.September 2001 nach einer massiven Pro-Schill-Kampagne
der SPRINGER-Zeitungen holte, kann ich auch 16 Jahre später diesen Bürgern
nicht verzeihen.
Immerhin
sahen die Hamburger im Gegensatz zu den Bürgern anderer Bundesländer ihren
Fehler schon nach zwei Jahren ein und gaben dem Penis-Schwenker mit dem Hitler-Herpes
bei den vorgezogenen Neuwahlen einen gewaltigen Tritt in den braunen Hintern.
Am 29.
Februar 2004 erreichte die Pro DM, der Schill beigetreten war 3,1 % und seine
ehemalige Partei „Rechtsstaatliche Offensive“ stolze 0,4 %.
Gelegentlich
werden einige Hamburger immer noch ekelig.
2014
begannen einige Anwohner der Sophienterrasse,
gelegen im allerfeinsten Stadtteil Harvestehude gegen eine geplante
Flüchtlingsunterkunft zu stänkern.
Statt
wie sonst üblich den Verfall der eigenen Grundstückspreise zu beklagen, wurden
die Harvestehuder noch einen Schritt perfider und argumentierten scheinbar mit
den armen Flüchtlingen mitfühlend, daß diese sich bei ihnen gar nicht ernähren
könnten, weil alles viel zu teuer wäre.
Lieber
sollten die Heimatvertriebenen in die randständigeren Stadtbezirke, wo es
aufgrund der Armut auch mehr Lidls
und Aldis gäbe.
Der Fall
machte bundesweit Schlagzeilen und der Hamburger Senat bekam große Probleme
sich durchzusetzen, weil die Anwohner der Sophienterrasse die besten und
teuersten Anwälte in Marsch setzten.
Die
vermögenden Xenophoben scheiterten allerdings gerade wegen ihrer Macht und
Professionalität. Der relativ neue SPD-Senat konnte schon aus Prinzip nicht
nachgeben und zudem begannen sich eine Reihe Harvestehuder für ihre klagenden Freunde
zu schämen. Wer will schon gern das Image als fremdenfeindlicher Schnösel mit
seiner Adresse verbunden wissen?
In der Folge setzten sich viele Anwohner ganz besonders intensiv für die zukünftigen Flüchtlinge in der Unterkunft Sophienterrasse ein.
In der Folge setzten sich viele Anwohner ganz besonders intensiv für die zukünftigen Flüchtlinge in der Unterkunft Sophienterrasse ein.
Nun,
nachdem die Nachbarn die Neu-Harvesterhuder kennengelernt haben, ist es auf
einmal doch vorstellbar, daß eine afghanische Familie durch das edle
Pöseldorf-Center spaziert. Die Integration ist zur Erfolgsgeschichte geworden.
Man hilft und versteht sich.
Der
Verein Flüchtlingshilfe
Harvestehude ist besonders aktiv und effektiv.
190 Flüchtlinge
wohnen nun in dem Nobelstadtteil und alle sind zufrieden.
[….]
"Die Vorurteile nehmen automatisch
ab"
Der Widerstand gegen
ein Flüchtlingsheim im noblen Hamburg-Harvestehude war entschlossen. Eine
Studie zeigt nun: Plötzlich sind die meisten Anwohner froh über die Nachbarn.
[….]
Die Ansichten der Anwohner sind enorm positiv,
die Zustimmung zu dem dortigen Flüchtlingsheim liegt bei mehr als 80 Prozent.
Ein Viertel der Befragten findet es sogar gut, dass die Menschen hierherkommen,
damit ihre Nachbarn mal mit der Realität konfrontiert werden. [….] Ein Großteil der Harvestehuder sieht
schlichtweg die Verpflichtung, etwas für die Schutzsuchenden zu tun.[….]
Eine
Erfolgsgeschichte zweifellos, aber auch eine Geschichte mit erstaunlich wenig
Strahlkraft.
Das im
äußersten Westen an der Elbe gelegene Blankenese produziert schon lange
widerliche Schlagzeilen. Flüchtlinge? OK; irgendwie schon, aber bitte nicht in
ihrem schönen reichen Blankenese, sondern beim armen Plebs in Billstedt und
Jenfeld. Dabei gibt es in Blankenese ein geradezu ideales Stück Land, auf dem
Flüchtlinge wirklich keinen Menschen stören könnten.
[….]
Die Kampfzone haben sie inzwischen
abgesperrt. "Gesichertes Objekt" steht an den Bauzäunen rund um den
hügelig-kargen Sandplatz in Blankenese, als lagerten dort seltene Bodenschätze.
Um Rohstoffe geht es am Björnsonweg im noblen Westen von Hamburg aber nicht. Es
geht um Menschen.
Albrecht Hauter, ein
weißhaariger Herr in rotem Rentnerjäckchen, spaziert an diesem Herbsttag den
Zaun entlang, er macht ein düsteres Gesicht. "Hier könnten längst Häuser
stehen", raunt er, "dann könnten die Flüchtlinge bald einziehen,
Kinder würden auf der Straße spielen." Doch außer Sand und Gestrüpp ist
hinter der Absperrung nichts zu sehen, dank einiger gewiefter Nachbarn: Erst
verhinderten sie im April den Bau der Unterkünfte mit einer Straßenblockade,
dann zog ein Anwohner vor Gericht. Seitdem liegen die Juristen im Dauerstreit.
In Blankenese
verweigern wohlhabende Menschen Hilfsbedürftigen die Solidarität. [….]
Die
juristischen Auseinandersetzungen dauern an.
Viel
Geld, Vorurteile und Juristen machen es möglich.
Das
Elend der stetig zunehmenden Bürgerbefragei, der Plebiszitwahn macht es
möglich, daß einzelne Stinkstiefel immer mehr dem Gemeinwohl schaden können.
Im
ebenfalls sehr reichen Eppendorf, dem Nachbarstadtteil Harvestehudes geht es
auch gerade los.
Man
sorgt sich um den Wegfall der benötigten Parkplätze.
In
Eppendorf sind Parkplätze offensichtlich wichtiger als Menschen. Dabei hatte
nicht etwa der rotgrüne Hamburger Senat per order di mufti über diesen Standort
entschieden, sondern der Verteilungsschlüssel ergibt sich aus einer langen
Diskussion mit flüchtlings-kritischen Bürger-Initiativen.
[…..]
Rund 26.500 Flüchtlinge leben derzeit in
120 Folgeeinrichtungen, die über ganz Hamburg verteilt sind – zumindest fast.
Denn in Eppendorf gibt es noch keine einzige Flüchtlingsunterkunft. Auch der
dritte geplante Standort wird von massiver Kritik der Anwohner begleitet. Dabei
reichen die Einwände von wegfallenden Parkplätzen bis hin zu einer allgemeinen Störung
des feinen Stadtbildes.
Der schmale
Grünstreifen grenzt an die U-Bahngleise und wird durch Parkplätze und die
Loogestraße von den wenigen Wohnhäusern getrennt, die sich auf der
gegenüberliegenden Seite befinden. Hier, so der „Zentrale Koordinierungsstab
Flüchtlinge“ (ZKF), sollen Unterkünfte für 104 Flüchtlinge entstehen. Drei
Container sollen aufgestellt werden. Es ist einer der wenigen Plätze in
Eppendorf, die noch infrage kommen. Denn eigentlich müsste dieser wohlhabende
Stadtteil insgesamt 415 Flüchtlinge aufnehmen. Das besagt der
Verteilungsschlüssel, der nach mühsamen Verhandlungen mit der „Initiative für bessere
Integration“ ausgehandelt wurde. Und während in Blankenese, Volksdorf oder
Harvestehude nun endlich auch Flüchtlinge leben, ist Eppendorf offenbar immer
noch weit entfernt davon.
[….]
Das
ständige Gejammer nach „Bürgerbeteiligung“ ist zu einer echten Geißel geworden.