Gerade
schäme ich mich ein bißchen, weil ich in letzter Zeit sehr viel auf die SPD, aber auch auf
die anderen beiden Parteien aus der R2G-Gang
eingedroschen habe.
Dabei
ist die SPD keine Partei, in der ich nur zähneknirschend Mitglied bin.
Die
haben auch gute Leute. Erwin Sellering, der aus dem Rheinland zugewanderte
MeckPomm-Chef ist so einer.
Ein Netter,
der genau richtig für seinen Job ist.
Lymphdrüsenkrebs
ist natürlich scheiße. Verständlicherweise muß Sellering jetzt sein Amt als
Ministerpräsident aufgeben.
Die
Bundes-SPD reagiert auf diese Nachricht mit einer Rochade. Schwesig auf
Sellerings Posten, Barley af Schwesigs Posten und Heil auf Barleys Posten.
Zwei
Fliegen mit einer Klappe. Die dritte Fliege ist leider wieder entwischt.
Die SPD
vollzieht damit einen Generationswechsel, bekommt eine junge Frau als
Ministerpräsidentin und Landesvorsitzende. Das ist ein positives Signal, zumal Schwesig zweifellos qualifiziert ist und jedes
Bundesland mal ein neues Gesicht an der Spitze benötigt.
[….]
Der richtige Job zur falschen Zeit und
unter höchst unerfreulichen Umständen - so könnte man aus Schwesigs Sicht den
Sprung von Berlin nach Schwerin zusammenfassen. Die 43-Jährige, die sich als
Bundesfamilienministerin den Ruf erworben hat, nie lockerzulassen in ihren
Kämpfen um Chancengleichheit in Beruf und Familie, nie nachzugeben ohne Not und
selbst über der Weihnachtgans im Restaurant noch ausdauernd über
Lohngerechtigkeit zu referieren, war lange vorbereitet auf einen Stabwechsel in
Schwerin - nur eben zu einem viel späteren Zeitpunkt. […]
Bei
Katarina Barley plagen mich Beißhemmungen, weil ich sie wirklich sympathisch
finde und ihre politischen Ansichten schätze.
Ich
werde ihr ewig dankbar sein, daß sie sich als neue Generalsekretärin den Zorn
von SPRINGER und Co zuzog, als sie sich zunächst mit der
atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung traf.
Die
letzten drei Landtagswahlen und das das thematische Vakuum im Willy Brandt-Haus
haben aber gezeigt, daß sie offensichtlich keine begnadete Wahlkampforganisatorin
ist. Außerdem ist Barley eindeutig ein Gewächs Sigmar Gabriels. Eine nicht
optimale Situation unter dem neuen Parteichef Schulz, da es traditionell die
ureigene Aufgabe des Vorsitzenden ist, sich einen General auszusuchen.
Barley
ins Kabinett zu schicken stellt daher
eine elegante Lösung dar, um sie nicht zu feuern und dennoch die SPD-Zentrale
in eine kampfkräftige Wahlmaschine zu transformieren.
Bis
hierhin also zwei von drei für die SPD.
Nun noch
ein guter neuer Generalsekretär.
Hier
verließ die Genossen leider das Händchen. Ausgerechnet während ihr „Schulzzug“
auf das Abstellgleis rattert, holt sich Herr Schulz dreieinhalb Monate vor der
Bundestagswahl den denkbar ödesten Kandidaten, der zudem auch noch
bewiesenermaßen Wahlkampf nicht kann.
Hubertus
Heil, der niedersächsische Phlegmat, der schon für die trüben Bärtigen (Beck
und Platzeck) Wahlen verlor, wird jetzt die neue Barely.
[….]
Als Generalsekretär kehrt Heil zurück ins
Willy-Brandt-Haus. In die Parteizentrale hatte ihn 2005 der SPD-Chef Matthias
Platzeck schon einmal geholt. [….] Die Aufregung war bis zum Parteitag nicht
verflogen: Heil hielt eine denkwürdig schlechte Rede und fuhr mit 61,7 Prozent
ein ebenso denkwürdig mieses Ergebnis ein.
[….]
Nach Gabriels Wechsel ins Auswärtige Amt
wäre Heil ein möglicher Nachfolger im Wirtschaftsministerium gewesen - und
wurde wieder nichts.
[….]
Immerhin ist jetzt überhaupt mal jemand
an führender Stelle in der SPD, der Erfahrung mit einem Bundestagswahlkampf
hat. Auch wenn es bei Heil der von 2009 war. An dessen Ende landete die SPD bei
23 Prozent. […]
23%
also. Offensichtlich ist das die Zielmarke, die #Chulz anstrebt.
So ist
das als SPD-Mitglied. Kaum macht die Partei mal etwas halbwegs Vernünftiges,
haut irgendein Spitzengenosse was richtig Kontraproduktives raus.
Sogar
Herr Schulz nimmt sich meine Kritik zu
Herzen und entdeckt jetzt schon mal ein zweites Thema.
[….]
Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler
Sigmar Gabriel hatten vorgelegt, nun hat auch Martin Schulz in die Kritik an
US-Präsident Donald Trump eingestimmt. Europa sei der beste Schutz für die
Demokratie, für die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt: "Deshalb ist
das Gebot der Stunde, sich diesem Mann mit allem, was wir vertreten, in den Weg
zu stellen, übrigens auch seiner fatalen Aufrüstungslogik, die er uns
aufzwingen will", sagte der SPD-Kanzlerkandidat bei einer Veranstaltung
seiner Partei in Berlin. […]
Wenn er
jetzt noch ein bißchen am Timing arbeitet, könnte das noch was werden.
Als Kanzlerkandidat sollte Schulz natürlich selbst die Themen setzt und der erste sein, statt gemächlich hinter Merkel und Gabriel hinterher zu trotten.
Als Kanzlerkandidat sollte Schulz natürlich selbst die Themen setzt und der erste sein, statt gemächlich hinter Merkel und Gabriel hinterher zu trotten.
Merkel gibt
so gut wie nie irgendwo die Richtung vor. Da sagt sie einmal einen Satz von
inhaltlicher Substanz, aber ist immer noch schneller als Schulz.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen