Dienstag, 19. September 2017

Enabler

Bis ins Jahr 2016 bin ich nie in die Verlegenheit gekommen republikanische Propagandisten in den USA sympathisch zu finden.
Barack Obamas Hautfarbe triggerte dann allerdings die rassistischen Teebeutler aus ihren Löchern, die dann 2015/2016 in der Apotheose des politischen Grauens – Donald Trump – mündeten.

Das parteipolitische Koordinatensystem ist derartig rechtsverschoben, daß herkömmlich konservative Leute wie Ana Navarro, 45, und Tara Setmayer, 41, richtig erfrischend die Trumpisten unter Feuer nehmen.


Sie empören sich darüber wie die fortwährenden rassistischen und misogynen Sprüche die tumbe Basis dazu animieren solchen Gefühlen nachzugeben.
Navarro empört sich daher zu Recht insbesondere über ihre eigenen Parteifreunde, welche die dreisten Lügen und die Hetze Trumps hinnehmen, ohne laut und deutlich zu widersprechen. Wer innerlich grollt, Trump verachtet, aber öffentlich zur Trump-Regierung steht, sei ein „Enabler“, also jemand, der Trump erst möglich macht.

[…..]  That's what's part of the problem. He is surrounded by enablers that do nothing, but shake their heads and nod their heads in agreement with everything that he says. They have got to stop. They have got to stand for democracy, for freedom of the press. This is just going way too far. The President of the United States is inciting violence against the free press. And America, we cannot stand for it." [….]

Enabler sind eine widerliche Spezies, von der es leider auch in Deutschland jede Menge gibt.
Nur durch Enabler, die öffentlich zum AfD-Rassismus schweigen, die tausendfache Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte achselzuckend hinnehmen, wird der Nazismus wieder salonfähig.

[…..]  Nun, da die braune Ernte eingefahren wird, lohnt es sich, an all die Tagelöhner zu erinnern, die in den vergangenen Jahren eifrig den Boden gedüngt haben, auf dem der Mist gewachsen ist.
Thilo Sarrazin, natürlich, der Pate der rechten Revolution, mit dessen halsbrecherischen Statistiken ein schmieriger Muslimhass in Deutschland sein bürgerliches Gesicht bekam.
Das Magazin "Cicero", in dem der Regisseur Oskar Roehler seine "Wutrede eines Enttäuschten" schreiben darf, in der er Merkel vorwirft, keine "Wurzeln in meinem Land" zu haben. Roehler verfilmt gerade ein Buch des Autors Thor Kunkel, der seinerseits inzwischen für die Werbekampagne der AfD verantwortlich ist.
Rüdiger Safranski, der freundliche Volkszornversteher, der gesagt hat: "Die Politik hat die Entscheidung getroffen, Deutschland zu fluten" - und damit die Menschen meinte, die vor dem Bürgerkrieg hierher geflüchtet sind. Safranski bekam neulich in der Frankfurter Paulskirche, mithin der Wiege der deutschen Demokratie, den Ludwig-Börne-Preis. Die Laudatio hielt Christian Berkel, ein in Berlin berühmter Schauspieler, der im Hause Springer wohlgelitten ist.
Beim Springer-Verlag wiederum - der jede Nähe zur AfD weit von sich weisen würde - ist der Publizist Henryk M. Broder beschäftigt, der mit seinem Blog "Achse des Guten" eine Spielwiese für Rechtsausleger eingerichtet hat. Zum Beispiel für Vera Lengsfeld, die mal für die CDU im Bundestag saß, nun aber gemeinsam mit Frauke Petry öffentlich auftritt. [….]

Enabler sind auch die ZEIT und die FAZ, die rechtsradikalen Islamophoben wie David Berger Seiten freiräumen, damit er ungeniert seine Giftsaat legen kann.

Enabler sind die Redaktionen von Will, Maischberger, Illner und Plasberg, die AfD-Hetzer überproportional oft einladen und schon mit ihrer Themensetzung AfD-Werbung betreiben.


[…..] Ich habe über 200 politischen Talkshows der öffentlich-rechtlichen Medien u.a. auf ihre Themenvielfalt untersucht und ein krasses Missverhältnis zwischen bestimmten Themen festgestellt. So wichtig einige Themen sicher waren und sind, niemand kann rechtfertigen, dass in 1,5 Jahren jede vierte Sendung speziell das Thema Flüchtlinge behandelt und sich fast jede zweite Sendung generell mit dem Themenkomplex Flüchtlinge, Islam, Terror/IS, Populismus/Extremismus befasst hat. In nur sechs von 204 Sendungen wurde über Armut und Ungleichheit diskutiert. Wichtigen Themen wie NSU, Rassismus und rechte Gewalt wurde zum Beispiel jeweils nur eine Sendung gewidmet. Klimawandel kam sogar gar nicht vor. Das ist nicht nur bedenklich, sondern prägt die öffentliche Debatte sehr einseitig. Die Themenauswahl spiegelt absolut nicht die tatsächlichen Probleme in unserer Gesellschaft wider und stellt damit ein Zerrbild der Wirklichkeit dar. [….]


Enabler sind CSU-Politiker wie Dobrindt, Seehofer, Söder und Scheuer, die manisch von Flüchtlingskriminalität und Abschiebungen sprechen.



Und natürlich ist Merkel Enablerin, denn sie lässt das zu, entfernt Hetzer wie Spahn und de Maizière nicht aus ihrer Regierung.

[…..] Wenn eines Tages Bilanz gezogen wird über diese Kanzlerin und ihre Amtszeit, dann wird dies auf der Soll-Seite stehen bleiben: Angela Merkel ist die Mutter der AfD. Sie hatte die Wache, als die Nazis in den Bundestag kamen. Allein dafür würde Angela Merkel die Abwahl verdienen. […..] Nazis. Hartes Wort. Verharmlost man damit nicht die Judenmörder und Weltkrieganzettler des "Dritten Reichs"? Nein. Der AfD-Mann Jens Maier fürchtet die "Herstellung von Mischvölkern" und will den deutschen "Schuldkult" beenden. Sein Kamerad Wilhelm von Gottberg zitierte einst voller Zustimmung einen italienischen Neofaschisten mit den Worten: "In immer mehr Staaten wird die jüdische Wahrheit über den Holocaust unter gesetzlichen Schutz gestellt". Und die Äußerungen des Spitzenkandidaten Alexander Gauland, eine deutschtürkische Politikerin sei in Anatolien zu "entsorgen", und wir hätten das Recht, "stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen", die haben ja gerade die Runde gemacht.  Sigmar Gabriel hatte recht, als er neulich sagte, in naher Zukunft würden "zum ersten Mal nach 1945 im Reichstag am Rednerpult echte Nazis stehen". [….]



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