Schrecklich, ganz ganz schrecklich.
Man sollte als Parteimitglied nicht allzu viel Zeit
den SPD-Foren der sozialen Medien verbringen.
Wie bei allen Parteien, sind auch unter den einfachen
Sozi-Mitgliedern eine Menge Idioten. Keine Idioten mit radikalen Ansichten wie
in der CSU.
Keine Idioten mit bösartigen Charakteren wie in der
AfD. Keine Idioten, die aus Dünkel und Überheblichkeit andere verachten, wie in
der FDP.
Aber eben immer noch Idioten, mit denen man nicht
endlos diskutieren kann, ohne zu verzweifeln.
Bekanntlich halte ich die ultrafromme, designierte
Fraktionsvorsitzende Andrea
Nahles für eine schlechte Politikerin.
Wagt man das aber intern zu sagen, wird einem geraten
die SPD-Basisgruppe zu verlassen, unterstellt man sei ein Seeheimer oder auch
gleich Faschist.
Chat vom 26.09.2017, 22.30 Uhr:
Julius F.: Die
Seeheimer gehoeren nicht in die SPD. Die sind neoliberaler als Merkel. Es ist
Zeit, dass sie ausgegrenzt werden.
(….)
Hildegard R.: Es
muss zwei Seiten geben links und auch ein wenig wirtschaftlich
(….)
Julius F.:
Schon, aber die rechte Seite darf
nicht allein ueber die Verteilung der Posten entscheiden. Wenn es immer nur
einen Kanddatenfuer jede parteiinterne Position gibt und die Seeheimer allein
darueber bestimmen, dann besitzen sie eine Filterfunktion, die
dieSozaldemokraten benachteiligt. Es sollteimmer Wahlen mit mehreren Kandidaten
geben.
(….)
Tammox: Die Seeheimer bestimmen ja auch nicht.
Würden sie vielleicht gern.
(….)
Julius F.:
Sie sitzen an den entscheidenden tellen und sehen zu, dass nur
Einzelkandidatenaufgestellt werden, die ihre neoliberalen Wrte verkoerper. Dass
sie keine Mehrheit in der Basis haben, ist mir klar. Deswegen ist die jetzige
Praxis der Kandidatenauftellung faschistoid.
(…..)
Tammox:
Ich wohne im Wahlkreis von Johannes
Kahrs, der hier seit 19 Jahren direkt gewählter Abgeordneter ist.
Ich weiß sehr gut über seine problematischen Seiten Bescheid. Das Klüngeln,
die Militär- und Waffenlobby-Affinität. etc.
ABER Kahrs ist eben auch ein sehr engagierter Abgeordneter, der sich
vorbildlich um seinen Wahlkreis kümmert, ständig präsent ist.
In Berlin ist er als Haushälter absolut kompetent und ich kenne wirklich
keinen anderen Sozi, der so klar spricht. Kahrs spricht frei im Bundestag und
wenn er in Talkshows auftritt, spricht er absolut druckreif. Nie irgendwelches
blabla. Das ist schon eine Wohltat.
Und wenn er sich mal aufregt, wie zB nach bei seiner Attacke auf Merkel bei
der "Ehe-für-alle"-Abstimmung, dann sitzt das aber!
Also: Ja, er ist Seeheimer-Chef mit problematischen Seiten, aber eben auch
ein begabter und kompetenter Abgeordneter. Es ist wichtig, daß wir breit
aufgestellt sind und unterschiedliche Meinungen vereinen.
Julius F.:
Typisch moderne neoliberale Sichtweise: Der Blender, der sich gut verkauft,
wirdgewahlt, auch wenn er inhaltlich problematsch ist. Ich scheisse auf die
hetorik, ich schaue nur auf Taten.
(…..)
Tammox:
Ohne Rhetorik gewinnt man keine
Wähler hinzu und wenn nur ein ausgewählter kleiner Kreis unsere Leute gut
findet, kommen wir nie wieder an die Regierung.
(…..)
Julius F.:
Goebbels war ein begnadeter Rhetoriker
(SPD-Basis auf Facebook)
Andere schlagen vor eine Abspaltung zu vollziehen, um
zwischen SPD und Linken noch eine „Neo-SPD“ mit dezidiert linken Profil zu
etablieren.
Man glaubt es nicht; nach 70 Jahren sitzen wieder
Nazis im deutschen Reichstag und „wir Linken“ kommen auf die Idee uns weiter
aufzuspalten, um uns wie in der Weimarer Republik als KPD, USPD und SPD gegenseitig
zu bekämpfen bis schließlich Hitler an der Macht ist und uns alle ins KZ
steckt.
Trotz mehrfacher R2G-Mehrheit ist Merkel
seit 12 Jahren Kanzlerin.
Nur aus dem einen Grund, daß SPD, Linke und Grüne sich
gegenseitig anzicken.
Sich mit sich selbst zu streiten ist uns so wichtig,
daß wir dafür völlig inkompetente CSU-Minister in der Regierung vorziehen.
Es ist ein Elend mit den Linken.
Sie beklagen sich über den Ist-Zustand und verhalten
sich so, daß es nicht nur nicht besser wird, sondern begünstigen mit ihrer
Meckerei und Apathie diejenigen, die es noch schlimmer machen.
Man muss doch über die Blödheit des Homo Sapiens zum Misanthropen werden.
Ja, es gibt eine soziale Spaltung in der Gesellschaft.
Multimillionäre, Milliardäre, Verbände, also all die großen CDU- und FDP-Parteispender
werden rapide reicher, während das untere Drittel der Gesellschaft weiter
verarmt.
Das wird allgemein und zu Recht unter Linken beklagt,
aber bei der Bundestagswahl wird das letzte bißchen soziale Politik aus der
Regierung rausgewählt und dafür die Lobby-affine Partei der Besserverdienenden
und die stramm neoliberale AfD groß gemacht.
Es wird die Zweiklassenmedizin beklagt, die
dramatische Vorzugsbehandlung der Privatpatienten und statt die Partei zu
wählen, die das abschaffen und eine Bürgerversicherung einführen will, schickt
man die mit der DKV verbandelte FDP, also
die Lobbypartei der Privatversicherten in die Regierung.
Rechte können grundsätzlich ihre Interessen besser
formulieren und durchsetzen.
Rechte und Reiche, Privatpatienten und
Privatyacht-Besitzer gehen überproportional wählen, unterstützen ihre Parteien,
CDU und FDP viel besser als die indolenten Linken, die lieber zu Hause bleiben
und damit Schwarzgelb zur Macht verhelfen.
Arm wählt nicht.
In Stadtteilen mit hohem Durchschnittseinkommen wie Nienstedten, Blankenese
oder Wellingsbüttel lag die Wahlbeteiligung zwischen 81,1 und 89,6%, In Stadtteilen mit geringem
Einkommen wie Veddel, Billstedt oder Jenfeld gaben nur 50,5 bis 70,2% der
Wähler ihre Stimme ab.
(Mopo, s.9, 26.09.2017)
Verglichen mit anderen Bundesländern muss sich
Hamburg noch am wenigstens für das Wahlergebnis schämen, aber es hätte aus
linker Sicht viel besser sein können, wenn nicht die Reichen voll motiviert und
die Armen träge gewesen wären.
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