Nun seid mal nicht so negativ.
Zu Weihnachten kann man es mehr denn je genießen als
gottloser Heide zu leben.
In den letzten paar Wochen wird es draußen etwas fies, weil
die Religioniban und Konsumiban so laut und aufdringlich
sind.
Aber heute beginnt schon das erfreuliche Fünf-Tage-Out, da der
24.12. auf einen Montag fällt.
Was kann einem Besseres passieren als fünf Tage lang in Ruhe
gelassen zu werden? Telefon abstellen, Tür verbarrikadieren und
Hardcore-Relaxing. So fühlt sich für mich das Paradies an. Insbesondere, da
ich in einem Nachkriegsmietshaus mit sehr dünnen Wänden und kleinen Wohnungen
lebe, in dem die Nachbarn fast immer nerven. Aber zu Weihnachten fliegen sie
natürlich alle aus zu ihren Familien und bekommen eher nicht selbst Besuch,
weil die Buden um mich herum nicht den Platz für üppige Feiern bieten.
Also kann ich ganz entspannt meine eigene Musik hören und
genüsslich nachlesen, was all die frommen Christen Kirchenredaktionen von sich
geben.
Für sie war 2018 wieder einmal ein Annus Horribilis.
Eine kleine aktuelle Auswahl; zurücklehnen und genießen:
[…..] Gottes kleine Rolle
Nur noch eine Minderheit der jungen Erwachsenen ist gläubig, die großen
Kirchen schrumpfen stetig. […..] Nur
noch jeder Vierte sagt, er glaube an Gott. Minderheiten zwischen 13 und 16 Prozent
geben an, zu ihrem Glauben zu stehen, mit Freunden über Glaubensfragen zu
sprechen, dass ihnen dieser Glaube in schwierigen Lagen hilft. Den Satz:
"In meinem Alltag spielt Glaube eine große Rolle" bejahen lediglich
sieben Prozent; den Satz "ich kann mit dem Glauben an Gott nichts anfangen
33 Prozent. Im Mittelpunkt des Lebens steht das eigene Ich.
Mancher Synodale tröstete sich an jenem Montagmorgen in Würzburg damit,
dass die kircheneigenen Soziologen sich auf die kirchenfernste Gruppe
konzentriert hatten. Mit 28 Jahren ist die Kirchenaustrittsquote am höchsten.
Könnte es nicht sein, dass mancher wiederkommt, wenn die Hochzeit ansteht,
Kinder da sind oder schließlich der Tod am Horizont auftaucht? Ja, da könnten
manche zurückkommen. Viel größer aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass die
Studie Ausblicke auf den Wandel der religiösen Landschaft in den kommenden
Jahrzehnten bietet. […..] Die Kirchen
sind also auf dem Weg in die Minderheit, und doch ist diese Säkularisierung
widersprüchlich und paradox. Der Glaube verschwindet nicht einfach, wie
Soziologen noch in den 1970er-Jahren vorhersagten. So stellte die
Sinus-Milieustudie 2013 ein überdurchschnittliches Interesse an Religion in
konservativ-wohlhabenden, aber auch in alternativ-postmaterialistischen Milieus
fest. [….]
Ob das was mit der sagenhaften Heuchelei der
Kirchenvertreter zu tun haben könnte???
[….] Francesco Mangiacapra [….]
ist Callboy. Er hatte Sex mit katholischen Priestern. […]
Nachdem der US-Bundesstaat Pennsylvania im August 2018
Schlagzeilen machte, daß 300 katholische Priester kleine Jungs vergewaltigten,
ist es nun Illinois, das mit ähnlichen Zahlen an die Öffentlichkeit gelangt.
Fast 700 katholische Priester haben dort Kinder sexuell misshandelt.
[….] Illinois
Attorney General Lisa Madigan on Wednesday issued a blistering report about
clergy sexual abuse, saying that Catholic dioceses in Illinois has not released
the names of at least 500 clergy accused of sexually abusing children.
The preliminary report
found that the church's six archdioceses have done a woefully inadequate job of
investigating allegations and in some cases did not investigate them at all or
notify the state's child welfare agency. Madigan's office said that while the
dioceses have disclosed 45 more names of those credibly accused, the total
number of names disclosed is only 185 and raises questions about the church's
response to the crisis.
"By choosing not
to thoroughly investigate allegations, the Catholic Church has failed in its
moral obligation to provide survivors, parishioners and the public a complete
and accurate accounting of all sexually inappropriate behavior involving
priests in Illinois," Madigan said in a statement. [….]
Franziskus’ Nr 3, George Kardinal Pell, mächtiger Finanzchef
des Vatikans und Papst-Berater, wurde vor einer Woche in Australien wegen des
sexuellen Missbrauchs an zwei Jungs verurteilt. Berichtet wird darüber nur in
den Print-Medien, da das Gericht einen weitreichenden Maulkorb verhängt hat.
Weltweit dürfen elektronische Medien nicht darüber berichten.
Wieder einmal erweisen sich meine PRINT-Abos als
segensreich, weil beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung ausführlich
darüber berichtet wurde und ebenfalls erklärt wurde, wieso diese Geschichte
nicht online bei sueddeutsche.de erscheinen kann.
Ironischerweise setzt sich ausgerechnet katholisch.de über
das Verbot hinweg. Wer die Fakten nachlesen will, kann auch „Catholic News
Agency“ und „Reports of Pell guilty verdict emerge, despite gag order” googlen.
Der Vatikan gab inzwischen offiziell ohne Angabe genauerer
Gründe bekannt, Pell habe alle seine Posten in der Kurie verloren.
Viele Medien sind empört über das weltweite Schweigeverdikt,
natürlich auch Atheistische, wie der HPD.
Ich halte den richterlichen Maulkorb allerdings gar nicht
für so abwegig, wenn man das australische Geschworenen-System berücksichtigt.
Wie soll man unvoreingenommene Menschen finden, wenn dieser superprominente
Australier auf allen Titelseiten prangt?
Es braucht aber weitere Geschworene, da in einigen Monaten
noch das Strafmaß festgelegt werden muss und der pädophile Lustgreis mutmaßlich
nicht nur die beiden Jungs vergewaltigte (einer beging anschließend
Selbstmord); es wird weitere Kindersexprozesse gegen Pell geben.
Diese Geschichte ist an sich nicht sehr überraschend. In diesem Blog wird seit über zehn
Jahren der Name Pell im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch genannt.
Es beeindruckt aber wie hartnäckig gleich drei Päpste
trotzdem zu Pell hielten. Insbesondere Jorge Bergoglio war begeistert von dem
Australier, den er mehrfach beförderte.
Päpste, die demonstrativ Kinderficker fördern, bekommen
schlechte Presse und das passiert gerade.
[….] Es war
ein Jahr, in dem wieder recht wenig voranging, in der Zentrale der katholischen
Kirche. Die neue Kurienverfassung? Wird immer noch erwartet. Das engste
Beratergremium des Papstes, der neunköpfige Kardinalsrat, zu dem auch der
Vorsitzende der Deutschen Bischöfe, Kardinal Reinhard Marx, gehört, ist
deutlich geschwächt. Zwei Mitglieder hat Franziskus gerade abberufen, weil
gegen sie im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen ermittelt wird.
Nein, man kann nicht behaupten, dass das ein gutes Jahr war für Papst
Franziskus. Das lag vor allem am Thema Missbrauch. Die Katastrophenmeldungen
kamen aus den USA und Australien, sie verfolgten den Papst auf seinen Reisen -
und nicht immer ging er geschickt damit um. […..] In seinem engeren Umfeld ist man weiterhin stets dann beunruhigt, wenn
der Papst improvisiert. Dann kann es passieren, dass er Menschen vor den Kopf
stößt. [….]
Sogar der unerschütterlich fromme Katholik Matthias
Drobinski von der Süddeutschen Zeitung ist ein wenig genervt von seinem Verein.
[….] Das Böse in den eigenen Reihen
[…..] Der Missbrauchsskandal hat die
Kirchen mit voller Wucht getroffen. Sie mussten erkennen, dass Pfarrer,
Priester, Kirchenmitarbeiter Minderjährigen sexualisierte Gewalt angetan haben,
viel häufiger als bislang angenommen. Und es hat sich gezeigt, dass die
Ursachen dafür im System liegen, im Selbstbild der Kirche. Es ist eine Krise,
die an die Existenz geht.
Zu Weihnachten ist normalerweise für ein paar Tage die Welt der Kirchen
in Ordnung, allen Säkularisierungstendenzen zum Trotz. Immerhin 18 Millionen
Deutsche strömen abends am 24. Dezember in die Gotteshäuser - Tendenz seit
einigen Jahren wieder steigend. […..][…..] Der Weihnachtsfrieden fällt dieses Jahr aus, vor allem für die
katholische Kirche. Am 12. Dezember richteten Hunderttausende Frauen aus der
Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland Taschenlampen auf Kirchentüren; mit
der Aktion "Macht Licht an" forderten sie von ihren Bischöfen, endlich
konsequent gegen die Gewalt und ihre Vertuschung vorzugehen. Das Zentralkomitee
der deutschen Katholiken, die Vertretung der katholischen Laien, plädierte im
November für die Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester. Der
Skandal ist ganz oben angekommen: Robert Zollitsch, einst Erzbischof von
Freiburg und Bischofskonferenzvorsitzender, hat zugegeben, in einem
Missbrauchsfall dramatisch falsch gehandelt zu haben - ebenso Osnabrücks
Bischof Franz-Josef Bode. Heiner Wilmer, der neue Bischof von Hildesheim, hat
das Fehlverhalten seines Vorgängers offengelegt und bestätigt, was bislang
strittig war: Sein Vorvorgänger Heinrich Maria Janssen wurde übergriffig. Es
dürften nicht die letzten Fälle sein, bei denen offenbar wird, dass hochrangige
Würdenträger im Umgang mit dem Thema versagten - oder gar selber sexualisierte
Gewalt ausübten. […..][…..]
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