Freitag, 21. Dezember 2018

Null Generäle bis zur Apokalypse

Nachdem Anfang November 2016 feststand wer als nächster Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, erwartete ich das Schlimmste.
Boy, wurde diese Prognose übererfüllt!
Während es in den ersten Wochen „nur“ ungeheuer peinlich und chaotisch lief, begann ich mir mehr und mehr ernste Sorgen zu machen.
Der Psychopath im Oval Office, von dem man vorher noch eine leichte Hoffnung haben konnte, er würde sich schnell langweilen, sich auf seine Golfplätze zurückziehen und jemand anders die eigentliche Arbeit machen lassen, erwies sich aber als hartnäckig karzinogen. Immer wieder verlässt er Mar A Lago und mischt sich in die Politik ein.
Und so mußte ausgerechnet ich, der linke Antimiltarist meine ganze Hoffnung auf drei erzkonservative Generäle setzen.

(….) Ob die Welt innerhalb der nächsten drei Jahre zu einer großen Apokalypse wird, hängt an den folgenden Militärs:

1.)

John Francis Kelly, 67, General des United States Marine Corps (USMC), Stabschef des Weißen Hauses.
[….][….]  befehligte ab 2009 bis 2011 die „Marine Forces Reserve“ und die „Marine Forces North“. 2011 wurde er Generalleutnant im Verteidigungsministerium. Obama übertrug ihm 2012 das Kommando des US Southern Command.

2.)

James Norman Mattis, ebenfalls 67, ebenfalls General des US Marine Corps (USMC) ist US-Verteidigungsminister und machte eine ähnliche Bilderbuchkarriere.
Seine Stationen: [….][….] kommandierender General des „Marine Corps Combat Development Command“ in Quantico. [….] 2010 Nachfolger von General David Petraeus als Oberbefehlshaber des US Central Command und 2007 bis 2010 Befehlshaber des US Joint Forces Command, [….]. Mattis gilt als „verrückt“ (Mad Dog), weil er immer wieder wüste Sprüche von sich gibt.

Aus einer Podiumsdiskussion in San Diego, Kalifornien, am 3. Februar 2005 wird Mattis mit den Worten zitiert: “Actually it's quite fun to fight them, you know. It's a hell of a hoot. It's fun to shoot some people. I'll be right up there with you. I like brawling. You go into Afghanistan, you got guys who slap women around for five years because they didn't wear a veil. You know, guys like that ain't got no manhood left anyway. So it's a hell of a lot of fun to shoot them.” (deutsch: „Also, ich muss sagen, das Kämpfen macht viel Spaß. Es macht eine ganze Menge Spaß ... Es macht Spaß, ein paar Leute zu erschießen. Du gehst nach Afghanistan und gerätst an Leute, die ihre Frauen fünf Jahre lang verprügeln, weil sie sich nicht verschleiert haben. Solche Leute sind ohnehin keine richtigen Männer mehr. Also macht es unheimlich viel Spaß, sie zu erschießen.“) [….]
(Wikipedia)

3.)

Herbert Raymond „H. R.“ McMaster, 55, Lieutenant General der United States Army, Nationaler Sicherheitsberater.
Stationen in Deutschland, Einsätze in Afghanistan und dem Irak. [….][….]

 Kelly, Mattis und McMaster sind als einsatzfreudige Militärs, die alle drei offensichtlich gern die Waffen sprechen lassen nicht meine natürlichen Verbündeten.
Aber die drei sind die letzte Verteidigungslinie vor dem irren Orang. Die Welt hängt am seidenen Faden.
Nur wenn es Kelly, Mattis und McMaster gelingt Trump rund um die Uhr zu bewachen, ihn zu beruhigen, einzuhegen, zu umschmeicheln und abzulenken, taumelt die Welt nicht in den Abgrund.
Trump beleidigte auch schon seine Generäle, demütigte sie und es ist immer möglich, daß er einen entlässt.
Man muss sich aber wünschen, daß die drei Generäle ihren Frust unterdrücken und ihnen nicht öffentlich ihre wahre Einschätzung des Oberbefehlshabers rausrutscht, so wie es Tillerson passierte.
Es geht nicht um ihre Jobs, es geht nicht um Trump. Es geht um nichts weniger als die Rettung der Welt.
Daher müssen sie durchhalten und nach einem genauen Zeitplan systematisch dafür sorgen, daß einer von ihnen stets anwesend ist, um Trump notfalls niederzuschlagen, wenn er komplett durchdreht.

Die US-Kommentatoren waren von ganz liberal bis stockkonservativ einig in ihrer Analyse:
Insbesondere mit Kelly würde endlich Ordnung und Organisation ins Weiße Hause einziehen.
Er könne #45 zur Raison bringen und würde uneitel, streng und effektiv die Regierungsmaschine zum Laufen bringen.

Das war wieder eine dieser kapitalen Fehleinschätzung wie es sie schon im Jahr 2016 so oft gab. Ja, Trump drehe im Wahlkampf sehr auf, aber der Regierungsalltag würde ihn schon disziplinieren.

Trump ist noch viel dümmer als man dachte. Außerdem ist er nicht nur extrem undiszipliniert und triebgesteuert, sondern auch borniert und intellektuell so minderbemittelt, daß man ihn nicht briefen kann. Er ist nicht zugänglich für Informationen.
Man kann Trump nicht zähmen. Er benimmt sich wie ein lobotomiertes renitentes Balg, das durch einen irren kosmischen Zufall zu Superkräften gelang.


Und die drei harten Kerle Kelly, Mattis und McMaster, die zuvor mit Taliban und IS fertig wurden?

    I.        McMaster schmiss Trump schon im März 2018 raus.
  II.        Kelly wurde am 08.12.2018 per Twitter von seinem Chef gefeuert.
III.        Mattis warf diese Woche empört hin.

Angesichts der völlig chaotischen Zustände um Trump herum ist das nicht verwunderlich. Viele Dutzend Trump-Minister und hochrangige Mitarbeiter wurden schon gefeuert oder verließen schreiend das sinkende Schiff.


Die drei genannten Generäle sind aber insofern besonders dramatische Abgänge, weil sie eher unpolitische Jobs hatten, bei denen es um Krieg und Frieden ging.

[….] Vor einem Jahr sagte der republikanische Senator Bob Corker, Amerika habe es vor allem vier Männern zu verdanken, dass die irrlichternde Präsidentschaft Donald Trumps die Welt bislang nicht vollends ins Chaos gestürzt hat: Außenminister Rex Tillerson, Sicherheitsberater H.R. McMaster, Stabschef John Kelly und Verteidigungsminister James Mattis.
Dem Quartett, oft als die „Achse der Erwachsenen“ im Weißen Haus bezeichnet, wurde die Fähigkeit zugeschrieben, den zu unberechenbaren Alleingängen tendierenden Präsidenten außenpolitisch einzuhegen. Die Dompteure Tillerson, McMaster, Kelly sind bereits am Ego Trumps zerschellt und geschasst worden. Mit Mattis hat nun der letzte „Mohikaner“ das sinkende Schiff verlassen. Aus Selbstrespekt. Und maßloser Enttäuschung über einen Commander-in-Chief, der am Ende des zweiten Amtsjahres zu einer veritablen Bedrohung für die Weltordnung geworden ist. [….]

Kelly, Mattis und McMaster stolperten nicht über Skandale oder persönliche Bereicherung wie so viele andere Trump-Minister,
Sie gingen auch nicht wegen einer liberaleren oder konservativeren Sicht der Tagespolitik.
Sie alle waren nicht sehr medienaffin und verglichen mit ihrem Boss völlig unprätentiös.
Sie sind weg, weil sie wissen, daß Trump ein gefährlicher Irrer ist, den man nicht kontrollieren kann.

Mattis geht, weil er damit sagen will: Fahrt diesem Wahnsinnigen endlich in den Arm. Tatsächlich gibt es kaum republikanische Außenpolitiker, die Trumps Politik des Lunte-Anlegens im Fall Syrien unterstützen.

 [….] Trump gibt Syrien auf
[….] Mit dem Abzug der US-Soldaten aus Syrien gefährdet US-Präsident Trump nicht nur den Kampf gegen den IS. Er stärkt auch das Assad-Regime und den türkischen Präsidenten Erdogan. Großer Verlierer: die Kurden.
"Es wäre fahrlässig, wenn wir sagen würden, das physische Kalifat wäre besiegt, sodass wir einfach abziehen können. Ich denke, jeder, der sich so einen Konflikt anschaut, würde dem zustimmen." So äußerte sich Brett McGurk, Sonderbeauftragter des US-Präsidenten für den Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), erst in der vergangenen Woche.
Am Mittwoch nun hat sein Chef Donald Trump entschieden, dass sich die US-Armee, die etwa 2000 Soldaten in Syrien stationiert hat, sehr wohl doch einfach aus dem Bürgerkriegsland zurückziehen könne. Auch die Luftangriffe gegen die Terrormiliz sollen beendet werden, heißt es aus dem Pentagon.
"Wir haben gegen den IS gewonnen", behauptet Trump. Das ist falsch. [….] Und der IS ist weiterhin identitätsstiftend für militante Islamisten in aller Welt. Das zeigt der Anschlag in Straßburg in der vergangenen Woche, den die Miliz für sich reklamierte. Das zeigt auch der Mord an zwei Skandinavierinnen in Marokko in dieser Woche. [….] Der schnelle Abzug der US-Truppen, die dort bis dato SDF-Einheiten ausgebildet und beraten haben, gibt Erdogan nun grünes Licht für seine Militäroperation.
[….] Nachdem die USA die Kurden im Stich lassen, werden diese sich aus Angst vor der Türkei notgedrungen noch enger an der Assad-Regime binden müssen. Damit droht der kurdischen Selbstverwaltung im Nordosten Syriens über kurz oder lang das Aus. [….] Mit dem Abzug gibt Trump, der sich so gern als König des Deals feiert, zugleich seinen wichtigsten Trumpf bei Verhandlungen über die Nachkriegsordnung in Syrien aus der Hand. Die Präsenz der US-Truppen sorgte dafür, dass derzeit ein knappes Drittel der Landfläche Syriens unter der Kontrolle der mit dem Westen verbündeten SDF steht. Das Grenzgebiet zur Türkei dürfte in den nächsten Monaten unter Ankaras Kontrolle geraten, der große Rest würde nach einem Abkommen zwischen Damaskus und den Kurden kampflos an Assad fallen. [….]

Offensichtlich gibt es selbst in der GOP Menschen, die nicht ausschließlich Trumps Wohlbefinden im Auge haben, sondern wissen wie bitter es sich noch für die USA rächen kann, wenn sie unter #45 so klar deutlich allen Partnern in den Rücken fallen, ihre eigene Glaubwürdigkeit begraben und amerikanische Interessen weltweit begraben.


[….] Trumps Volte sollte nicht nur den Kurden Angst machen  Mit dem Abzug der Truppen aus Syrien verrät der US-Präsident seine Bündnispartner auf der ganzen Welt. Was tun, wenn weder vernünftiges Zureden noch das Überwintern der Trump-Eiszeit helfen?
In den USA haben sich einige Medien und Organisationen der Aufgabe verschrieben, alle Lügen des Donald Trump zu dokumentieren. Ebenso nützlich könnte es sein, ein Verzeichnis all jener anzufertigen, die dem Ego, der Hybris, der Ignoranz und Skrupellosigkeit des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten zum Opfer gefallen sind. Vollständig wäre es freilich nie. Zu unüberschaubar ist die Zahl derer, die Trump als Baulöwe, TV-Entertainer und schließlich mächtigster Mann der Welt übers Ohr gehauen, im Stich gelassen oder verraten hat. Unzweifelhaft aber müsste der jüngste Eintrag auf so einer Liste den Kurden im Norden Syriens gelten. Trumps Befehl zum überstürzten Rückzug der US-Truppen bringt sie in größte Gefahr. Diese Volte, die den Kurden Furcht einflößt, sollte auch den Europäern Angst machen.
[….] Zusätzlich werden die Kurden durch türkische Truppen unter Druck geraten, weshalb sie ihr Heil in einem Bündnis ausgerechnet mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad suchen könnten. Russlands Präsident Wladimir Putin hat Trumps Zug deshalb schon als richtig gelobt. Zufrieden sein können auch die ebenfalls mit Assad verbündeten Iraner. Dem amerikanischen Präsidenten ist somit das Kunststück gelungen, mit einer einzigen Entscheidung islamistische Krieger, Russen und Iraner zugleich glücklich zu machen. Trump verrät so nicht nur loyale Waffenbrüder, sondern auch traditionelle Prinzipien amerikanischer Außenpolitik. [….]

Trump ist eben nicht nur „kein normaler Politiker“, sondern er ist gar kein Politiker. Er ist ein gefährlicher Soziopath, ein unterbelichteter Idiot, pathologischer Lügner und natürlich ein Mafiosi.

[….]  Der Fall Cohen, Aktenzeichen Nr. 18 Cr. 602 (WHP), wurde vom legendären Mafia-Ressort der New Yorker Staatsanwaltschaft betreut. Das sagt einem alles über Cohen, den sie Trumps Consigliere nannten. Und über seinen damaligen Chef, dessen "Schmutztaten" Cohen ausgeputzt haben will - den US-Präsidenten.
 Die US-Justiz behandelt Donald Trump und seinen Dunstkreis wie eine kriminelle Vereinigung, nur ohne die Morde. Geduldig graben sich die Fahnder in den Zirkel der Macht vor, von außen nach innen, überführen erst kleine, dann immer größere Gangster, machen sie zu Zeugen der Anklage, um am Ende, so der Plan, vielleicht den größten Gangster zu fangen.
Insgesamt 17 Ermittlungsverfahren kreisen inzwischen um Trump, es geht um Geldwäsche, Korruption, Betrug, Steuerhinterziehung - alles Straftatbestände, die auch Mafiosi schon oft zum Verhängnis wurden.
Immer mehr Amerikanern dämmert es, dass sie von einem Mann regiert werden, der sich, um es milde auszudrücken, jahrzehntelang mit Gaunern, Schurken und Halbweltgestalten umgab. Dass sie das irgendwie ahnten, wenn nicht wussten, doch darüber hinwegsahen. Dass sie alle Komplizen sind. [….]




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