Nach der gestrigen Wahl scheint mir so eine Art Überbietungswettbewerb in der
Disziplin „Verständnis für AfD-Wähler“ ausgebrochen zu sein.
[…] Kramp-Karrenbauer sagte, die Erneuerung müsse mit den Schritten
Zuhören, Verstehen, Diskutieren und Entscheiden erfolgen. Mit Blick auf die
Rechtspopulisten von der AfD betonte sie, die CDU kämpfe um jeden Wähler, egal,
ob dieser der CDU seine Stimme gegeben habe oder nicht. […]
(FAZ, 02.09.19)
Auch der bayerische Ministerpräsident tut so, als gäbe es
einen nachvollziehbaren Zusammenhang aus schlechter Groko-Performance und 27,5%
AfD in Sachsen.
[….] Nach den Erfolgen der AfD bei den Wahlen in Brandenburg und Sachsen
fordert CSU-Chef Markus Söder eine bessere Zusammenarbeit der großen Koalition
im Bund. „Natürlich kann man jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen. Das
Ergebnis der AfD ist viel zu hoch“, sagte der bayerische Ministerpräsident am
Montag vor seinem Auftritt auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen
Abensberg der Deutschen Presse-Agentur. Es sei entscheidend, die
Regierungsarbeit in Berlin zu verbessern und Ergebnisse zu liefern. „Daher
ergeht der Appell an die SPD, trotz der innerparteilichen Klärungsprozesse
konstruktiv in der Klima- und Konjunkturpolitik an Ergebnissen zu arbeiten.“
[….]
(Welt, 02.09.2019)
Das ist Dummdreistheit und Chuzpe, wie sie nur ein CSU-Chef
aufbringt:
Die eindeutigen Aktivposten der Groko sind die SPD-Minister.
Alle Unionsminister sind Großversager und die größten
Totalausfälle sind eindeutig Söders Leute - Scheuer und Seehofer - aber er deutet
frech mit seinen schmutzigen Fingern auf die Sozis.
Nun gibt es viele Gründe mit der Groko unzufrieden zu sein.
Das Image ist eine Katastrophe und die CDUCSU-Minister sind allesamt
Fehlbesetzungen.
Aber es gibt keine bessere Alternative und insbesondere Dank
der SPD-Minister arbeitet die aktuelle Groko ehrlicher und fleißiger als alle
Bisherigen.
Dennoch bleibt es jedem unbenommen sich andere Regierungen
zu wünschen.
Ich tue das auch; wenngleich ich der altmodischen
Vorstellung anhänge, daß man auch die Realität und Wahlergebnisse akzeptieren
muss.
Wahlergebnisse, die mich verstören, erschrecken und auch wie
gestern in Brandenburg und Sachsen gewaltigen Brechreiz auslösen.
Es ist aber keine Option den Kopf in den Sand zu stecken,
mit den Beinen aufzustampfen und trotzig zu jammern „ich will lieber Grün-Rot
regiert werden“, wenn Grüne und Rote im Bundestag meilenweit von einer Mehrheit
entfernt sind.
Unzufriedenheit, Trotz, Wut und alle andere Gefühle sind keine Rechtfertigung dafür Nazis der ostdeutschen Flügel-AfD zu wählen.
"Die Ergebnisse der Landtagswahlen sind erschreckend. Dass eine so
offen rechtsradikal, antidemokratisch und oft genug auch antisemitisch
auftretende Partei wie die AfD derart stark abschneiden konnte, ist
schockierend."
- Charlotte knobloch, Präsidentin
Israelitische Kultusgemeinde München.
Ich will keine Entschuldigungen mehr hören, die inseminieren
irgendwelche Bundesminister, Berliner Koalitionen, Befindlichkeiten,
Partei-Personalentscheidungen oder persönliche Malaisen führten auf ominösen
Gleisen zwangsweise dazu Neonazis in Rekordstärke in die Parlamente zu
schicken.
Nichts rechtfertigt es die AfD zu wählen.
Es gibt keinen Automatismus, keinen nachvollziehbaren Groll,
der zu so einer Wahlentscheidung führt.
Man wählt die AfD nur aus zwei Gründen; entweder man ist so
unfassbar dumm, daß man nicht mitbekommt wie völkisch-rechtsradikal die
End-deutschen Flügelfiguren Höcke und Kalbitz sind, oder aber man ist selbst
ein Nazifreund.
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