Auffangstationen überall auf der Welt, die sich um die
Rettung verwaister oder kranker Tiere kümmern kennen das Dilemma.
Die Emotionen gehen mit einem durch, wenn diese felligen Kindchenschema-Wesen hilfsbedürftig daliegen. Man will sie hegen, streicheln, sie liebkosen und sich kümmern.
Die Emotionen gehen mit einem durch, wenn diese felligen Kindchenschema-Wesen hilfsbedürftig daliegen. Man will sie hegen, streicheln, sie liebkosen und sich kümmern.
In dem Fall würde man das Tier aber wie einen Menschen
behandeln und damit raubt man ihm womöglich jede Überlebenschance in der
freien Wildbahn.
Sie dürfen nicht ihre Instinkte verlieren oder
fälschlicherweise Menschen für harmlos halten. Natürlich sind die verschiedenen
Tierarten sehr unterschiedlich. So werden Geparden schnell sehr zutraulich, verhalten
sich wie Schmusekatzen. Bei Leoparden oder Wildhunden funktioniert das
überhaupt nicht. Die bleiben immer aggressiv (zu ihrem Glück!).
Außerdem gibt es innerhalb einer Tierart große individuelle
Unterschiede.
Wird ein verwaistes Reh oder ein aus dem Nest gefallenes
Krähenküken von einem Menschen liebevoll großgezogen, haut es möglicherweise
sofort auf Nimmerwiedersehen ab, sobald es kräftig dazu ist.
Oder aber sie sind so auf den Menschen fixiert, daß sie immer
bei ihm bleiben wollen.
Es ist auf jeden Fall falsch Tiere moralisch zu bewerten und
es ist erst recht falsch als Bewertungsmaßstab die vermeidliche Menschlichkeit
heran zu ziehen.
Viele Tiere können in Gefangenschaft menschliche
Verhaltensweisen nachahmen, aber psycho-soziales Mimikry kann dem Vieh in
seiner natürlichen Umgebung schwer schaden, auch wenn es den menschlichen
Halter in Verzückung versetzt.
Die Übertragung menschlicher Moral auf ganze Tiergattungen
ist nicht nur albern und absurd, sondern auch tödlich.
Es begann mit der Bibel, die Schlangen Niedertracht und
Kriechertum andichtete.
Die diebische Elster, der verschlagene Fuchs, der
Dreckspatz, der böse Wolf – all dieser Unsinn trägt dazu bei ganze Gattungen
ausrotten.
Das beste Beispiel sind Haie und Delfine, deren
charakterliche Zuordnung lediglich anhand ihrer Mundwinkel erfolgt:
Haie mit ihren heruntergezogenen Mundwinkeln gucken aus menschlicher Perspektive grimmig, gelten daher als zutiefst bösartige Fressmaschinen und werden mit Akribie weltweit ausgerottet.
Haie mit ihren heruntergezogenen Mundwinkeln gucken aus menschlicher Perspektive grimmig, gelten daher als zutiefst bösartige Fressmaschinen und werden mit Akribie weltweit ausgerottet.
Delfine hingegen wirken auf Homo Demens so, als ob sie immer
lächelten und daher als die Gut-Tiere schlechthin.
Dabei fressen Haie als Kaltblüter viel weniger als ihre
säugenden und lächelnden Wasser-Kollegen.
[….] Menschen sind nun einmal nicht konsequent in ihrer Tierliebe. Sie lieben
niedliche Tiere, die sie maximal vermenschlichen können.
Der Hund, der wie ein Familienmitglied behandelt wird und dessen
vermeidlich menschliche Eigenschaften gelobt werden. „Wie ein richtiger
Mensch!“ klatschen die öffentlichen Tierhalter Glööckler, Moshammer vor
Entzücken, wenn ihre Daisy am Tisch sitzt. Unter welchen Bedingungen die Tiere
geschlachtet werden, aus denen Daisys Hundefutter produziert wird, interessiert
nicht.
Man möchte Robbenbabies schützen, weil sie so flauschig sind und niedliche
Knopfaugen im Kindchenschema-Kopf haben. Deren Haut darf nicht zur Kleidung von
Menschen verwendet werden.
Schweinen und Kühen die Haut
abzuziehen ist uns aber völlig egal, weil wir halt gerne die coolen
Lederhandtaschen und Lederjacken tragen.
Voller Empörung werden bayerische Uralt-Bauern mit Strafandrohungen
überzogen, wenn die sich erdreisten sollten, ihren Hofhund zu kochen.
Wenn derselbe Bauer aber mal eben 20.000 Puten oder 500 Schweine „keulen“
muss, weil irgendeine Pharmakonzern Mist gebaut hat, schert es niemand.
Wir boykottieren jahrelang erfolgreich Thunfisch, weil die bösen bösen
Thunfischer als Beifang gelegentlich einen Delphin erwischen, der dann sterben
muss. Unmoralisch, denn wir lieben doch Flipper.
Die Thunfische selbst haben aber keinen Wert?
Was sind Menschen nur für erbärmliche Schwachköpfe.
Tiere haben keine unterschiedliche Moral, weil sie in unseren subjektiven
Augen „gut“ oder „schlecht“ sind.
Niedlichkeit ist kein ethisches Kriterium, um ein Leben weniger wertvoll zu
machen.
Hunde sind nicht grundsätzlich schützenswerter als Schweine. [….]
Der ganze Irrsinn der menschlichen Perspektive wird bei
selbsternannten Tierfreunden sichtbar, die ihre Tierliebe an ihrer Zuneigung zu
ihrem Hund oder ihrer Katze messen, während sie selbst aber täglich billiges
Fleisch fressen und damit direkt zu grauenvollem Tierleid beitragen.
Dabei ist Tierleid
ebenfalls ein menschlicher Begriff. Nichts rechtfertigt es einem anderen Wesen
Leid zuzufügen.
Aber darüber darf man nicht vergessen, daß Tiere außerhalb
des menschlichen Einflusses schon gar nicht leidfrei leben.
Tiere verhalten sich zu ihrer Umwelt oft parasitär, fressen
alles kahl, scheißen alles zu und stehen in einem tödlichen Gleichgewicht zu
anderen Tieren.
Zum Glück gibt es hervorragende Tierdokumentationen, die mit
modernster Kameratechnik enorm lehrreich über das Reich der Fauna berichten.
Wird aber eine erzählerische Perspektive eingenommen,
beginnt sofort die menschliche Absurdität der Parteinahme.
Wird über eine tapfere, fleißige Löwin berichtet, die sich
unter Entbehrungen und Qualen bemüht ihre dem Hungertod nahen süßen Löwenbabies
am Leben zu enthalten, freut man sich von ganzem Herzen, wenn es ihr endlich
gelingt ein Gnu zu reißen und ihre Familie damit zu retten.
Wird über eine wunderschöne, leichtfüßige Gazelle berichtet,
die todesmutig den Gefahren trotzend nach Wasser und Gras sucht, um ihr zauberhaftes
Kitz ernähren zu können, denkt man schon ganz anders darüber, wenn sie plötzlich
von einer Löwin gerissen, erwürgt und zerrissen wird.
Wir gehören selbst zur Gattung der Tiere, sind aber
bedauerlicherweise mit einem so degenerierten Hirn geschlagen, daß wir uns dem
Gleichgewicht der Natur entziehen und alle anderen Arten dauerhaft ausrotten.
Mit unseren Insektiziden und der Monokultur sorgt die
deutsche Landwirtschaft gerade dafür die gesamte Vogelwelt auszurotten. Und wenn
die armen Piepser nicht durch Nahrungsmangel oder Flächenversiegelung
ausgerottet werden, tut die menschliche Liebe zu den Katzen ihr Übriges.
Hauskatzen töten in den USA bis zu vier Milliarden kleine Vögel jedes Jahr.
In Deutschland killen die ohnehin gut gefütterten Biester 200 Millionen Vögel.
Es ist absurd zwischen verschiedenen Tierarten Partei zu
ergreifen, aber da die Katzen im Gegensatz zu Vögeln von den Menschen
eingeführt wurden, liegt meine Sympathie bei den Piepsis.
Wenn Menschen gut sein wollen und ihre Tiere mit sich führen,
wird es oft besonders übel. Von Menschen nach Haiwaii gebrachte Wildschweine
rotteten sämtliche bodenbrütenden Vögel aus.
Auf vielen Inseln sorgen von Menschen mitgebrachte Ratten, Hunde
oder Katzen für Tiergenozide, weil die
nicht endemischen Arten einen evolutionären Vorteil mitbringen, dem gegenüber die
Inselarten sich nicht anpassen konnten.
Australien, das auch so eine Art Insel ist, weiß sich nur
noch mit Massenmord an den eingeschleppten Viechern zu helfen – anderenfalls würde
Dingos, Esel, Kamele und eben Katzen den Rest der australischen Fauna töten.
Die australischen Katzen sollen sterben. Noch nicht mal Tierschützer wehren
sich gegen die Pläne der australischen Regierung die zwei bis sechs Millionen
verwilderten Katzen des Kontinents zu killen, die ihrerseits jeden Tag eine
Million Piepsis und zwei Millionen kleine Reptilien abmurxen.
[….] Süße Samtpfoten oder gefährliche Vierbeiner - unter australischen
Artenschützern fällt das Urteil über Katzen derzeit ziemlich eindeutig aus. Von
den zahlreichen Tieren wie Schweinen, Pferden, Hasen oder Füchsen, die
europäische Siedler auf ihren Schiffen im 18. Jahrhundert nach Australien
mitbrachten, waren es ausgerechnet Katzen, die den heimischen Arten den größten
Schaden zufügten.
Sie trugen nach Angaben des Umweltministeriums dazu bei, dass 27
Säugetierarten bereits ausgestorben und weitere 124 Spezies mittlerweile
bedroht sind. Nach Ankunft der ersten Siedler im Jahr 1788 gingen dem Kontinent
34 endemische Arten für immer verloren. Das sei die höchste Rate weltweit, sagt
die Wildtier-Ökologin Sarah Legge von der Australian National University in der
Hauptstadt Canberra. [….] Im Jahr
2015 zog die australische Regierung angesichts der dramatischen Ausmaße des
Übels schließlich Konsequenzen. Man erklärte wilde Katzen zu einer Plage und
stellte einen drastischen Plan auf. Bis 2020 sollen zwei Millionen wild
lebender Katzen getötet werden. So sollen mehr als 100 bereits gefährlich
dezimierte und nur in Australien vorkommende Tierarten vor dem Aussterben gerettet
werden, darunter Vögel, Frösche, Grashüpfer, Schildkröten, Käfer und
Krustentiere. Seither rücken den ungeliebten Vierbeinern in den Nationalparks
Wildhüter mit Giftködern und Fallen zu Leibe, während Jäger oder Farmer auf
ihrem eigenen Land zu Gewehren greifen.
"Wilde Katzen sind die Gefahr Nummer eins - und sie sind
überall", sagt Andrew Cox, Mitglied der staatlich geleiteten Arbeitsgruppe
National Feral Cats Taskforce, die die Maßnahmen gegen die wilden Katzen
leitet. "Wenn man die Katzen nicht kontrolliert, wird man alle kleinen und
mittelgroßen australischen Säugetiere verlieren." [….] Die Ökologin Legge schätzt die Zahl der von
Haus- und wild lebenden Katzen getöteten Reptilien, Vögel und Säuger auf
jährlich zwei Milliarden. [….]
Weg mit den Miezen.
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