Mittwoch, 20. November 2019

Das Anthropozän.

Nach menschlichem Empfinden wechseln geochronologischen Epochen nicht allzu häufig, dabei sind sie schon die zweitkleinste Einheit in der Erdgeschichte.

    Äon  („Ewigkeit“)
        Ära  („Zeitalter“)
            Periode („sich wiederholender Abschnitt“)
                Epoche ( „Haltepunkt“)
                    Alter

Für Laien ist das verdammt kompliziert nach zu vollziehen; daher hier eine einfache Übersichtsgraphik; es gilt 4,6 Milliarden Jahre sinnvoll zu gliedern.


Derzeit befinden wir uns in der Ära des Känozoikums, der Periode des Neogens und am Ende der Epoche des Holozäns.
Es begann mit dem Ende der Eiszeit vor knapp 12.000 Jahren.
Davor setzte etwa 115.000 Jahre vor unserer Zeit das Jungpleistozän der letzten Warmzeit ein Ende und kühlte für 100.000 Jahre alles ab.


Noch nie wurde eine geochronologischen Epoche durch menschlichen Einfluss eingeläutet. Dies ist jetzt aber offensichtlich der Fall.
Seit etwa zwei Jahrhunderten betreibt der Mensch die Produktion von Treibhausgasen, verändert viel mehr als frühere Sedimentationsprozesse die Landschaft, übersäuert die Ozeane, vernichtet rasend schnell die natürliche Vegetation und erreicht durch Lebensraumvernichtung und Monokulturen ein drastisches Artensterben.

Das radikal destruktive Anthropozän hat das Holozän abgelöst und schreitet auf seinem Weg der generellen Vernichtung allen Lebens immer schneller voran.

[…..]  Der Ausdruck Anthropozän (zu altgriechisch νθρωπος ánthropos, deutsch ‚Mensch‘ und καινός ‚neu‘) ist ein Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene Stoermer ins Spiel gebracht: Die beiden Wissenschaftler wollen damit ausdrücken, dass die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden sei. 2002 präzisierte Crutzen in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“. […..]  2008 fand die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Argumente für die These, dass das als Holozän bezeichnete zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für den „in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“. […..] 

In einem 200 Jahre währenden Kampf gegen die Umwelt, gegen Fauna und Flora, aber auch gegen sich selbst, scheint es Homo Sapiens endlich geschafft zu haben: Die Ausrottung der Zivilisation ist kaum noch aufzuhalten.
Insbesondere die Chemiker spielten eine unrühmliche Rolle.
Nach der Schaffung von chemischen Giftgasen als Waffen im ersten Weltkrieg, Plutonium für das Manhattan-Projekt, Zyklon B im zweiten Weltkrieg, Agent Orange im Vietnamkrieg, foltgen Kunststoffe, Pestizide, Herbizide, Fungizide und immer mehr Toxine für den Planeten.

[…..] Nachdem er seinen Wissenschaftsgeist mobilisiert hat, um seine Feinde zu töten, hat der Mensch gelernt jegliches Leben zu töten. […..]

Die Erdzerstörung schreitet immer schneller voran.
Deutschland feiert gerade einen neuen Rekord im Plastikverbrauch pro Kopf, Donald Trump bekämpft alle Klimaschutzmaßnahmen, fördert Fracking, läßt Wälder abholzen, hebt Naturschutzrichtlinien auf setzt ganz auf Carbon-
intensive Industrien. 62 Millionen Amerikanern gefällt das.

Sein brasilianischer Klon Bolsonaro leistet ebenfalls ganze Arbeit. Innerhalb von gerade mal 12 Monaten ließ er Regenwald in der Größe Zyperns roden.
Dabei handelt es sich um den artenreichten Lebensraum der Welt, der auch noch als „Lunge der Erde“ wichtiger denn je für den Kampf gegen Kohlendioxid ist.

[…..] Forscher veröffentlichen erschreckende Zahlen: Seit Beginn des Industriezeitalters wurden über 1.400 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gepumpt. Die biologische Vielfalt ging rapide zurück, und Prognosen sprechen von 250 Millionen bis eine Milliarde Klimaflüchtlingen - hochgerechnet bis ins Jahr 2050. Bis 2100 werden auf knapp 40 Prozent der Erdoberfläche Bedingungen herrschen, mit denen kein lebender Organismus des blauen Planeten je konfrontiert wurde. [….]

Um die Depression und Verzweiflung zu vervollständigen sehe man sich bitte die hervorragende ARTE-Produktion „DIE ERDZERSTÖRER“ an.
Anschließend ist man garantiert Misanthrop und Antinatalist.

[….] Ich halte diese 99 Minuten dieser Dokumentation für die beste recherchierte inhaltliche Form der für jeden leicht verständlichen Bildungsinitiative für alle Europäer durch Aufklärung, die jemals gezeigt wurde. […..]  99 Minuten die weder ein Feindbild des Kapitalismus kreiert, noch in irgend einer Weise populistische, religiöse, weltanschauliche oder politische Dogmen vertritt.
Sie zeigt uns von einem neutralen Standpunkt, wie wir zum Beispiel auch in den Mitgliedsländern der Europäischen Union wurden und auf welchen Grundlagen wir uns zu den Staaten entwickelt haben die wir heute im Jahr 2019 geworden sind. […..] 

Faszinierenderweise geht die Menschheit dabei nicht einfach nur einen geraden Weg der Zerstörung, sondern schlägt gelegentlich auch sinnvolle, umweltschonende Richtungen ein. Nur um sich möglichst schnell angewidert abzuwenden und weiter kaputt zu machen.

So wurde vor etwa 100 Jahren weltweit der Individualverkehr bekämpft und verdammt. Die gesamte städtische Bevölkerung fuhr Omnibus. Es war ein Zeitalter des ÖPNV.
Dann aber rottete sich ein Syndikat um Ford und Rockefeller zusammen, das in den USA mit kriminellen Methoden systematisch kommunale Omnibusbetreiber aufkaufte und vernichtete. Der einzige Grund war Profitgier – sie wollten mehr Autos und Benzin verkaufen.

Während des zweiten Weltkriegs wurde so viel Treibstoff nach Europa geschickt, daß sich amerikanische Forscher notgedrungen Energieeinsparungen überlegten. Es wurden Solarpanele erfunden. Bis in die 1960er Jahren waren solarbetriebene Wasserkocher und Heizungen in den USA populär.
Bis sich abermals aus Gründen der Raffgier Energiekonzerne zusammenfanden, um diesen für sie gefährlichen Trend zu stoppen. Wer seine Geräte mit Solarzellen betrieb, verbrauchte nämlich keinen Strom.
Es wurde ein voller Erfolg – solarbetriebene Geräte wurden aus amerikanischen Haushalten verbannt, man stieg auf Stromfresser um.


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