Freitag, 10. Januar 2020

A Primeira Tentação de Cristo

Wenn man Gott als ganz klein, schwach, hilfsbedürftig, diskriminiert betrachtet, ihn für eine zimperliche Heulsuse hält, die sich nicht allein wehren kann und daher mit einem speziellen Minderheitengesetz geschützt werden muss; wenn man Gott also als so eine Sissy ansieht, daß er es nötig hat unter den Schutzschirm eines nationalen menschlichen Gesetzes zu fliehen, begeht man Blasphemie.
Daher sind Gesetze zur Verhinderung von Blasphemie selbst blasphemisch.
Was haben die Gläubigen eigentlich für ein eigenartiges Gottesbild, wenn sie sich dazu aufschwingen ihren angeblich so allmächtigen Gott schützen zu müssen?


„In letzter Zeit war die Leistungsbilanz Gottes, was die Juden anbelangt nicht gerade überwältigend." Er könne nicht zugleich allmächtig und gerecht sein - denn wäre er es, hätte er Ausschwitz nicht zugelassen. Doch offensichtlich konnte er es nicht verhindern.
Und was ist wenn es einen Gott gibt, der Ausschwitz verhindern wollte, aber nicht konnte?

Auch dazu hat Bauer, *
6. April 1926, eine einfache Antwort: „Ein armer Kerl, der Unterstützung braucht, der sich seine Stärke von uns holen muß - einen solchen Gott brauche ich nicht!“

Interessanter als die große Theodizee-Frage an sich finde ich die Tatsache, daß professionelle Priester, Ordensleute und klerikaler Hochadel nach 2000 Jahren Kopfzerbrechen immer noch keine Alibi-Antwort gefunden haben.

Richter Benedicto Abicair in Rio de Janeiro musste dem armen Jesus nun wegen einer Netflix-Serie unter den Arm greifen.
Der liebe Gott guckt ja viel brasilianisches Fernsehen und da kann es schon mal passieren, daß er beim Zappen aus Versehen seine eigentlich bevorzugten Telenovelas verlässt und versehentlich bei "A Primeira Tentação de Cristo" (Die erste Versuchung Christi) landet.
Das ist eine Geschichte, in der Jesus, der nie heiratete und sich stattdessen nur mit 12 Männern umgab, die ihn küssten und ghosteten.
Nach dreitägigen sehr sehr bizarren Fessel- und SM-Spielen kommt Jesus in "A Primeira Tentação de Cristo" nach Hause und räumt das ein, was seine Eltern sich ohnehin wohl schon gedacht hatten: Er steht nicht auf Frauen.

[…..] Brasilien: Jesus muss weg
[…..] Die Aufregung um den homosexuellen Jesus aus Brasilien geht weiter. Seit Dezember tobt in dem südamerikanischen Land ein Streit um ein Satire-Filmchen, in dem angedeutet wird, dass Jesus eine Liebesbeziehung mit einem Mann habe. Ein Richter aus Rio de Janeiro entschied nun, dass der Streamingdienst Netflix das Video vorerst aus dem Netz nehmen muss: Die Sendung sorge in der "mehrheitlich christlichen Gesellschaft Brasiliens" für Unruhe.  Die einstweilige Verfügung ist ein Sieg für das konservativ-religiöse Lager, das in Brasilien traditionell stark ist. […..] Seit Jahren wächst in Brasilien die Polarisierung zwischen denen, die für mehr gesellschaftliche Öffnung eintreten und denjenigen, die sie ablehnen. Das Land ist einerseits fortschrittlich - bereits 2013 etwa führte Brasilien die gleichgeschlechtliche Ehe ein. In manchen Gegenden von Großstädten wie Rio oder Sao Paulo ist es zudem ganz alltäglich, homosexuelle Paare auf der Straße Zärtlichkeiten austauschen zu sehen. Andererseits gewinnen die Evangelikalen, die jegliche gesellschaftliche Liberalisierung ablehnen, immer mehr an Einfluss.
Mit den Stimmen der Religiösen schaffte es Jair Bolsonaro vor einem Jahr in den Präsidentenpalast, und er bediente seine Klientel, in dem er im Wahlkampf immer wieder gegen Homosexuelle hetzte. […..]

Mit der Schwulerei in der Kirche ist es schwierig. Einerseits ist der Vatikan der wichtigste schwule Hotspot der Welt, andererseits blüht gerade dort die Homophobie.
Obwohl Jesus alle Schwulen gemacht hat, mögen die Schwulen der RKK es gar nicht, wenn Jesus (von Netflix) schwul gemacht wird.
Mit maximaler Hysterie regen sie sich über Jesu TV-Schwulerei auf, so daß die zeternden Männer in ihren bunten Kleidern noch schwuler wirken beim Schwulen-Bashing. Das ist das Lehrbuchbeispiel des Streisand-Effekts.

[…..] Keine Meinung habe ich zu Keanu Reeves. Über den weiß ich einfach zu wenig, außer daß er spätestens mit den Matrix-Filmen offenbar zu einem der ganz großen Stars wurde. Nach meinem (flüchtigen) Eindruck spielt Reeves immer Reeves. Immer mit dem gleichen Gang und dem gleichen Gesichtsausdruck.

Aber einmal fiel er mir sehr positiv auf.
Es ging um den hysterischen Tom Cruise, der wieder einmal jemanden verklagte, der behauptete er sei in Wahrheit schwul.
Das mag der steinreiche Scientologe gar nicht und setzt sofort eine Armada von Anwälten in Gang.
1995 wurde auch Reeves als schwul „geoutet“, weil er sich offenbar regelmäßig mit dem (offen schwulen) Produzenten David Geffen zum Essen traf.
Auf die Frage wieso er nicht juristisch gegen solche Rufschädigungen vorgehe, antwortete er damals – und das ist immerhin 20 Jahre her – daß er nur Klage einreiche, wenn er beleidigt werde und „schwul“ sei für ihn keine Beleidigung.
Eine recht souveräne Antwort, wie ich finde. […..]

Ganz anders als Reeves, dem das Thema so gut wie nie mehr begegnete, haben die Homo-Hysterischen in Brasilien es geschafft nun weltweit ausgelacht zu werden, das Thema „schwuler Jesus“ in allen Kontinenten auf die Tagesordnung zu setzen, die entsprechende Netflixserie extrem populär zu machen und schließlich auch noch eine heftige Klatsche des obersten Gerichtes kassiert.

[……] Die Brasilianer dürfen weiter über einen schwulen Jesus und eine kiffende Gottesmutter lachen. Nach nur einem Tag hat der Oberste Gerichtshof des südamerikanischen Landes das Verbot einer umstrittenen Jesus-Parodie wieder aufgehoben. „Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Satire die Macht hat, die Werte des christlichen Glaubens zu untergraben, die mehr als 2000 Jahre alt und in der Überzeugung der Mehrheit der Brasilianer verwurzelt sind“, schrieb Gerichtspräsident José Antonio Dias Toffoli am Donnerstag in seiner Begründung. „Die Demokratie gedeiht nur in einem Umfeld, in dem unterschiedliche Überzeugungen geäußert und gegeneinander gestellt werden können.“ […..]

Ja, lieber Bischof Joseph Strickland, ich hoffe Netflix hat sich bei Ihnen für die enorme Schwulenwerbung finanziell erkenntlich gezeigt-

[…..] Der 46 Minuten lange Film hatte bereits seit seiner Veröffentlichung Anfang Dezember für Kontroversen gesorgt. Der texanische Bischof von Tyler, Joseph Strickland, hatte auf Twitter Kritik geäußert: „Habe gerade Netflix abbestellt. Hatte eh keine Zeit, es zu nutzen - aber Gotteslästerer verdienen nicht einen Penny Unterstützung.“
Zudem fand eine Online-Petition gegen den Film mehr als zwei Millionen Unterstützer.  Der von der brasilianischen Comedy-Truppe „Porta dos Fundos“ (Hintertür) produzierte Film wurde auch in Brasilien kritisiert. Am 24. Dezember wurde zudem ein Brandanschlag auf die Produktionsfirma in Rio de Janeiro verübt. [….]

Und tröstet Euch, liebe zwei Millionen Homo-Angsthasen in Brasilien; es hätte noch viel schlimmer kommen können.
In Deutschland wird Gott nicht nur als jemand dargestellt, der einen anderen liebt, sondern, weit, weit schlimmer, als jemand ganz ohne Penis!

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