Donnerstag, 23. Januar 2020

Damit konnte keiner rechnen!

Bei jeder Wahl in Deutschland sitze ich anschließend vor dem Fernseher und höre in den großen Abendrunden die Parteienvertreter einen Satz in immer neuen Variationen aufsagen:
„Wir sind sehr besorgt über das starke Abschneiden der rechtsextremen AfD, aber natürlich sind nicht deren Wähler rechtsextrem und daher werden wir unsere Anstrengungen vergrößern sie wieder zurück zu holen.“
Oder so ähnlich.
AfD ganz ganz böse, Wähler nett.

Die Differenzierung zwischen rechtsextremer Partei/rechtsextremen Abgeordneten einerseits und ihren lieben demokratischen Wählern andererseits, die nur verwirrt sind oder protestieren wollen, ist natürlich dem Opfer-Narrativ der AfD-Führer geschuldet.
Weidel, Kalbitz, Höcke, Gauland und Co lassen sich nämlich ganz gern beschimpfen. Denn dann können sie mit voller Emphase ihre Empörung darüber vorspielen. „Wir stehen für sechs Millionen Wähler! Die Altparteien sind so undemokratisch, weil sie so viele Bürger totschweigen!“ Etc pp


 CDU, CSU, FDP, SPD, Grüne und Linke kämpfen tatsächlich um die Millionen Wählerstimmen, die zu den Braunen übergelaufen sind. Das zeigt sich schon ganz klar durch das immer wieder geheuchelte Verständnis für die „besorgten Bürger“ und die partielle Übernahme von AfD-Positionen.
Besonders ungeniert kopieren Lindner, Wagenknecht, die CSU und die Sachsen/Sachsen-Anhaltinische CDU die AfD-Programmatik.
Darüber hinaus spielt aber auch übergroße Hoffnung, Naivität und Optimismus in den Parteien jenseits von Rechtsaußen eine große Rolle.
Wenn man den Wählern nur aufzeigt wie eindeutig rassistisch und völkisch AfD-Führer agieren, werden die als gute, grundgesetztreue Demokraten schon einsehen, daß sie nicht noch mal ihr Kreuz bei der AfD machen können.
In dieser Gedankenwelt sind wir alle tolerante Pluralisten, die höchstens mal versehentlich rechtsextrem wählen. Mit ein paar freundlichen Hinweisen sieht man den Irrtum aber ein und wendet sich wieder dem demokratischen Spektrum zu.

Ich wünschte, es wäre so. Leider ist diese Perspektive völlig falsch.
Auch wenn wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen der völkisch-rassistische und antidemokratische Kurs der AfD-Führer zweifelsfrei feststeht, bekommen sie sogar noch mehr Stimmen.
Es ist wie bei Trump und den ihn bejubelnden Rednecks bei seinen cult-leader-gatherings: Sie wählen Trump nicht trotz seines Rassismus‘, sondern gerade deswegen.


 Die AfD-Fans sind sogar so klar antidemokratisch und menschenhassend eingestellt, daß sie sich keineswegs davon irritieren lassen, wenn immer mehr Fälle von kriminellen AfD-Parlamentariern bekannt werden.
Sie lieben alle Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) so sehr, daß sie es gern akzeptieren, wenn die AfD mit Spendengeldern mauschelt, die dümmsten Abgeordneten stellt und auch noch fauler als alle anderen Parteien ist.

[…..] Anfragen von Abgeordneten, die für die AfD in die Parlamente gewählt worden sind, bieten des öfteren Grund zum Lachen oder Kopfschütteln. Sei es Anfragen zu einem Park, welchen es gar nicht gibt oder zu der Szene der “militanten Veganer” ließen schon des öfteren Zweifel daran aufkommen, ob es sich nicht doch um Satire gehandelt hatte.
Doch die Anfrage der inzwischen fraktionslosen Abgeordneten Sauermann sorgte für besonders viel Erheiterung im Netz. Sie wollte vom Landtag in Sachsen-Anhalt wissen: “Wo befinden sich [Seitan- und Tofu-Anbaugebiete] in Sachsen-Anhalt und wie viel wird pro Jahr produziert? Bitte angeben auch seit Jahren.” […..]

Arbeitsscheu, verblödet, kriminell – lügen wie gedruckt. Dafür steht das AfD-Personal; das ist zweifelsfrei erwiesen.

Völlig falsch ist aber der Schluss, den viele wohlmeinende Journalisten und Parteienvertreter daraus ziehen: Wenn der Wähler das erst mal erkannt hat, wählt er die AfD nicht mehr.
Im Gegenteil, durch dieses primitive Verhalten können sie sich sogar noch besser mit ihrer Lieblingspartei identifizieren.


Eine große Forsa-Umfrage aus dem November 2019 zeigt deutlich die rassistisch-völkische Einstellung der AfD-Wählerschaft.

[…..] Nur eine Minderheit von 21 Prozent der Wahlberechtigten, die keine Präferenzen für die AfD hegen, meint, dass rechtsradikale Gruppen in dem einen oder anderen Punkt mit ihrer Meinung durchaus recht hätten. Unter AfD-Anhängern ist die übergroße Mehrheit (75 Prozent) davon überzeugt. Das entspricht dem Anteil der Anhänger der NPD, DVU oder Republikaner, die auch vor fast 20 Jahren dieser Ansicht waren.
Nur eine Minderheit der AfD-Anhänger glaubt heute wie auch schon die Anhänger früherer rechtsradikaler Parteien, dass rechtsextreme Gewalttaten in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen hätten. Von den Wahlberechtigten ohne AfD-Präferenz aber glaubt das (wie auch schon 2000) die große Mehrheit (77 Prozent).
Dass rechtsextreme Tendenzen in Deutschland eine ernsthafte Gefahr für das demokratische System sind, glauben 63 Prozent der Wahlberechtigten ohne AfD-Präferenz, aber nur 20 Prozent der AfD-Anhänger.
Der Anteil der Wahlberechtigten ohne Präferenz für die AfD (bzw. früher für eine der anderen rechtsradikalen Gruppen), die die Zahl der Ausländer in Deutschland für zu hoch halten, ist seit 2000 trotz des großen Flüchtlingszustroms 2015 nur von 22 auf 25 Prozent angestiegen. Von den Anhängern der AfD aber glauben das heute mit 87 Prozent noch deutlich mehr als von den Anhängern der damaligen rechtsradikalen Parteien im Jahr 2000. [….]

Das sind keine schlecht informierten Wähler, die lediglich protestieren wollen, sondern richtige Nazis.
Es ist hohe Zeit endlich die Samthandschuhe auszuziehen. Nicht nur die AfD-Funktionäre und AfD-Parlamentarier sind erschreckende Rechtsextreme, sondern diese kriminell-gewalttätigen Hass-Überzeugungen werden auch von ihren Wählern geteilt.

[…..] Mit dem demokratischen System in Deutschland so wie es im Grundgesetz verankert ist, sind 30 Prozent der Wahlberechtigten ohne AfD-Präferenz nicht zufrieden. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen: Von den Ostdeutschen sind 38, von den Westdeutschen nur 25 Prozent nicht zufrieden. Von den AfD-Anhängern aber lehnen drei Viertel (75 Prozent) sowohl in Ost- wie in Westdeutschland das demokratische System an sich ab. [….]

Da gibt es keine berechtigten Sorgen, die es ernst zu nehmen gelte.
Das sind keine normalen Deutschen, die hoffentlich bald wieder eine andere Partei wählen und außer am Wahltag nicht beachtet werden müssen.

Nein, Deutschland hat ein massives Problem mit Rechtsextremismus.
Millionen Menschen haben den demokratischen Konsens verlassen und befinden sich auf brutal-extremistischen Abwegen.


 Wenn Weidel, Curio, von Storch und Gauland im Bundestag hetzen, sind sie eben nicht nur eine besonders peinliche Komikertruppe, sondern sie stehen tatsächlich für über sechs Millionen Wähler. Sechs Millionen Arschlöcher, die Gewalt befürworten und sich daran aufgeilen Schwächere zu quälen. Wer so redet wie AfD-Politiker und wer diese Leute wählt, hegt zumindest Sympathie für Mord und Hassverbrechen.

[….] Der Hauptverdächtige im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hatte offenbar engere Verbindungen zur AfD als bisher bekannt. Nach Informationen des NDR soll der Rechtsextremist Stephan E. die AfD im hessischen Landtagswahlkampf 2018 unterstützt haben.
So soll E. unter anderem Wahlplakate aufgehängt und mehrere Treffen der Partei in Nordhessen besucht haben. Das gaben AfD-Mitglieder gegenüber der Polizei an, wie NDR-Recherchen ergaben. Bisher waren lediglich eine Spende an die Partei sowie die Teilnahme an einer AfD-Demonstration in Chemnitz 2018 bekannt. [….]

Keine Überraschung nirgends.
So ticken AFD-Anhänger.


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