Donnerstag, 28. August 2014

Naive Sozis


 I am sorry, aber da immer noch die Zeitungen voll sind mit minder oder noch minderen Stellungnahmen zum Thema „Sterbehilfe“, muß ich noch einmal darauf zurückkommen.
Es ist wirklich immer wieder erstaunlich welchen Unsinn Theologen in ihren Hirnen ausbrüten können und umso erstaunlicher, daß diese Typen ob ihres angeblichen moralischen Expertentums in Kommissionen für ethische Fragen berufen werden.
Aktuelles Beispiel ist der evangelische Theologe und Professor für Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Peter Dabrock (* 1964), der auch seit 2012 stellvertretender Vorsitzende des „Deutschen Ethikrats“ ist.
Er bekam am 25.08.2014 eine Drittel-Seite in der Süddeutschen Zeitung, vorn auf Seite 2 freigeräumt, um seine Expertenmeinung zum Suizid auszubreiten.
Würde der Gesetzgeber seinen Untertanen die juristische Möglichkeit einräumen, sich frei für einen assistierten Suizid zu entscheiden, läge dem ein „falsches Verständnis von Autonomie zugrunde“, erklärt der Herr Professor Theologe.
Wahre Autonomie erhielte der Mensch demnach nur, wenn man ihm die autonome Entscheidungsfreiheit nimmt.
Und nein, ich wundere mich keineswegs, daß solche Typen die maßgeblichen Ethikberater unserer Bundesregierung sind.
Ich erspare dem gequälten Blog-Leser weitere Zitate aus dem Dabrock-Aufsatz und gebe stattdessen zwei Leserbriefe wider, welche heute dankenswerterweise in der SZ veröffentlicht wurden.

Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem rhetorischen Aufwand ein einfacher Vorgang abgewehrt und für illegitim erklärt werden soll: Ein Mensch beschließt nach reiflicher Überlegung und aus Gründen, die nur ihn angehen, dass er sein Leben beenden will und braucht dafür die Hilfe von medizinisch Fachkundigen. Solcher rhetorischer Schwulst bestimmt auch den Beitrag von Peter Dabrock, dessen Titel bereits heuchlerisch und verlogen ist: Natürlich kann man den (eigenen) Tod kontrollieren, wenn man nur dürfte.
Das Wissen darum macht es so unerträglich, dass einflussreiche Moralapostel vom Schlage Dabrocks (seines Zeichens immerhin stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates – und nicht umsonst zugleich Theologieprofessor) sich Entwicklungen und Bestrebungen in den Weg stellen, die, wie die medizinisch assistierte Selbsttötung, die Autonomie des Individuums auch in der Selbstbestimmung über den eigenen Tod ermöglichen, obwohl solche Bestrebungen gesellschaftlich breit akzeptiert sind. Mit hohlem Pathos behauptet er, deren Verbot diene dem „Schutz der Schwächsten in der Gesellschaft“ und verkauft Autonomie als die Einsicht der Notwendigkeit der Fremdbestimmung, die Einbindung in „tragende Beziehungs- und Fürsorgestrukturen“. Anders gesagt: Wer „schwach“ ist, soll einsehen, dass seine Autonomie in der Preisgabe der Selbstbestimmung liegt – und auf jeden Fall weiterleben, egal, wie unerträglich ihm dieses Leben ist.
(Prof. Hartmut Stenzel, Gießen)

Die Äußerungen von Peter Dabrock in der „Außenansicht“ sollen zwar rational klingen, sind jedoch offensichtlich von seiner persönlichen Glaubensüberzeugung geprägt. Eben diese Überzeugung dürfte rational kaum zu erschüttern sein. Sie führt die Tradition des Ethikrates fort, der sich schon bei der Kodifizierung der Patientenverfügung – glücklicherweise vergeblich – zu großen Teilen abgeneigt zeigte, seine religiös-ethisch gewonnenen Grundsätze gegenüber der Selbstbestimmung des Menschen rational abzuwägen.
So bleibt Herr Dabrock bei der Überzeugung, er wisse besser, was dem Menschen dient, als dieser selbst. […]
Besonders merkwürdig ist in der Diskussion um Sterbehilfe meines Erachtens das gerade von kirchlichen Religionsdienern immer wieder zu hörende Argument, das Leben sei ein Geschenk, das der Mensch nicht zurückweisen dürfe – als müsse man auch ein aufgedrängtes Geschenk annehmen.
(Ekkehard Habel, Medebach)

Wir befinden uns in der klassischen Situation, die immer auftritt, wenn es um „civil rights movements“ geht. Sklaverei, gemischtrassige Ehen, Frauenwahlrecht, Kinderarbeit, Homoehe, Abtreibung usw, usf – es sind immer die Theologen, die sich Arm in Arm mit Reaktionären und Konservativen am meisten gegen solche Entwicklungen auflehnen.
Und die macht der Theo-Trottel ist groß genug um bis heute – wir schreiben das Jahr 2014 nach Christi Tod – den Menschen ihre Ansichten aufzuoktroyieren.
Bis heute dürfen Menschen nicht frei über ihr eigenes Leben entscheiden, weil vorzugsweise alte Männer in bunten Kleidern, die einem imaginären Freund verfallen sind, das nicht wünschen.

Die SZ läßt aber nicht locker und interviewt die Palliativmedizinerin Petra Anwar, die ernsthaft verkündet: „Sterben ist nicht schrecklich.“
Wie alle organisierten Palliativmediziner lehnt sie Sterbehilfe kategorisch ab und taugt daher nur sehr bedingt als Expertin, weil sie ja eben NICHT den freien Willen der Menschen gelten läßt, sondern ihre „Alternative“ propagiert.
Eine Absurdität, aus der sie sich versucht heraus zu ziehen, indem sie die oftmals suboptimalen Umstände des Sterbens beklagt.

Das Sterben ist nicht schrecklich, wenn ich Zugang zu Palliativmedizin habe, wenn ich also eingebettet bin in ein sicheres Netzwerk, das mir auch Nestwärme geben kann mit Ärzten und Seelsorgern als Ansprechpartnern. Leider ist das nicht überall so, und dann kann es schon schlimm werden. Dabei will ich jetzt auch nicht so tun, als wäre ich Mrs. Perfekt, und alle können bei mir superselig sterben. Aber wir können schon viel tun.
(Petra Anwar, 25.08.14, SZ)

Am Ende des Interviews gibt sie eine Antwort auf die Frage wann denn der richtige Moment sei, um zum Palliativmediziner zu gehen

Wenn man aus irgendwelchen Gründen mit der Situation nicht mehr zurechtkommt. Das kann psychisch, sozial oder körperlich sein.
(Petra Anwar, 25.08.14, SZ)

Klingt gut; ist aber rein theoretisches Brimborium.
Ich habe seit 2011 in Hamburg allein drei Mal für solche Situationen einen Palliativmediziner gesucht und bin immer gescheitert. Zuletzt hörte ich von einem solchen Arzt, er mache nur bei TUMPORPATIENTEN Hausbesuche. Alle anderen müssten in die Praxis kommen.
SEHR WITZIG - wenn der Betroffene das noch könnte, bräuchte ich keinen Palliativmediziner!

Ich traue mir zu dieses spezielle Thema recht gut beurteilen zu können, weil ich sehr viel Zeit auf Intensivstationen und Pflegeheimen verbracht habe.
Außerdem kenne ich privat Fälle, in denen sich ein Sterbender sehr gut in einem Hospiz versorgt fühlte.
Aber das sind keine Erfahrungen, die man verallgemeinern könnte.
Mal ganz abgesehen, von der Tatsache, daß Deutschland weit davon entfernt ist flächendeckend mit Hospizen und Palliativmedizinern versorgt zu sein, spielt die eigene Veranlagung eine große Rolle. Viele Menschen möchten eben keinesfalls ihre letzten Lebenswochen in einem Hospiz in Abhängigkeit verbringen.

Es gilt einige falsche Vorstellungen von Suizidwilligen auszuräumen.
Die meisten sind eben KEINE Krebspatienten, sondern solche, die um den Verlust ihrer Selbstständigkeit fürchten, oder diese lange verloren haben, weil sie beispielsweise querschnittsgelähmt sind.
Kürzlich hatte lernte ich über zwei Wochen einen Schlaganfallpatienten kennen, der seit sieben Jahren in einem winzigen Heim lebte und unfähig war sich zu artikulieren und zu bewegen.
Ich konnte nicht feststellen, ob er noch klar im Kopf ist oder nicht. Es wirkte fast so, weil er mich immer interessiert beobachtete, als ich am Nachbarbett arbeitete.
Schließlich besuchte ihn seine Frau und ich nutze die Gelegenheit zu fragen, ob ihr Mann noch mitbekomme, was um ihn herum passiere.
Es stellte sie raus, daß das genau die Frage war, welche seine Frau auch rumtrieb. Niemand konnte das mit Sicherheit sagen.
Mir liegt es fern für solche Situationen Ratschläge zu erteilen. Aber es steht fest, daß mir dieser Fall Angst macht.

Im US-Bundesstaat ist aktive Sterbehilfe möglich. Inzwischen gibt es Erkenntnisse darüber WER sie in Anspruch nimmt. Es wurde eine direkte Korrelation zum Bildungsstand festgestellt.
Es sind Hochgebildete, die in erster Linie Sterbehilfe wollen, weil ihnen der Verlust der Selbstständigkeit viel mehr zu schaffen macht, als Ungebildeten.
Anders als es Theologen wie Prof Dabrock behaupten, hängt die Entscheidung zum Suizid also weniger von der Art der Krankheit und den palliativmedizinischen Möglichkeiten zusammen, sondern ist von der Persönlichkeit des Kranken abhängig.
Kann und will er die Situation aushalten 100% pflegebedürftig zu sein?

Auch diesen Befund kann ich aus eigener Beobachtung bestätigen.
Für einige Bettlägerige wird es völlig normal gewaschen zu werden; sie verlieren die Scham immer wieder die Genitalien zu entblößen und von fremden Menschen beim Urinieren und Koten angefasst zu werden.
Bei anderen Patienten bleibt das aber bis zur letzten Minute extrem unangenehm; sie quälen sich auch noch bei der 100. Bettpfanne damit sich den Hintern abwischen lassen zu müssen, genau wie beim ersten mal.

Zeit auf den Blog-Titel zu sprechen zu kommen.

Ein der wirklich ärgerlich naiven Sozis, die sich ungeniert mit dem Thema vor die Kameras drängen ist die Bundestagsabgeordnete Griese.
Griese kennt Ihr nicht?
Macht nichts, erklär‘ Ich Euch:
Kerstin Griese, 47, ist Pfarrerstochter aus Münster und offenbar nicht gerade beliebt bei ihren Wählern. Die verlor einmal ihr Direktmandat und rückte später über die NRW-Landesliste nach, als Angelica Schwall-Düren zur Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien in die NRW-Landesregierung berufen wurde.
Wie alle Politiker, die sich gern zu ethischen Fragen verbreiten, ist sie schwere Religiotin.

Von 1979 bis 1989 war Griese in der Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Urdenbach und im Kirchenkreis Düsseldorf aktiv. Von 1987 bis 1989 war sie Jugenddelegierte zur Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Seit 2001 ist sie stellvertretendes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, seit 2003 Mitglied der EKD-Synode, der sie zuvor sechs Jahre lang als stellvertretendes Mitglied angehörte.
Von 2009 bis 2010 war sie als hauptamtliches Bundesvorstandsmitglied des Diakonischen Werks der EKD zuständig für den Arbeitsbereich Sozialpolitik.
Griese ist Landes-Vizepräsidentin des Arbeiter-Samariter-Bundes NRW (2006–09 und seit 2011)

Als Hardcore-Kirchistin erklärt sie den Menschen, wie die ihr Lebensende zu gestalten haben.
Dabei offenbart sie so heftige Wissenslücken und geradezu Käßmannsche Naivität, daß sich der langjährige Zeit-Feuilletonist Prof. Fritz Raddatz nur schütten kann.

Es ist schändlich, Tränen zu vergießen bei Michael Hanekes Film "L'Amour" oder Klaus Maria Brandauer in "Die Auslöschung" aufregend-genial zu finden; sich erschüttert zu zeigen darüber, dass der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf sich erschoss (Beihilfe durch Verkauf der Pistole?) oder dass Helmut Kohls Frau Hannelore sich umbrachte (Beihilfe durch Verkauf des Medikaments?) – und dann wie die Talkshow-Mamsell Kerstin Griese, sie nennt sich "Sozialpolitikerin", über "Rechtssicherheit und Freiheit für Abwägungen" zu perorieren. Den Quatsch, Dame, begehr ich nicht. Da reimt sich infam auf inhuman. Das ist genau jene Spezies Staatsbeamte, die uns mit ihrer menschenfremden Stumpfheit weit wegtreiben von der Politik; der wir nicht zu dienen haben.

Ich weiß nicht, ob der arme Herr Raddatz auch die SPD-Mitgliederzeitung „Vorwärts“ liest. Ich wünsche es ihm nicht, denn dann würde er wie ich diese Woche das Missvergnügen gehabt haben einen ganzen Griese-Aufsatz zum Thema lesen zu müssen.

Es gibt in Deutschland Vereine, deren Zweck der Tod ist. Sie bieten die Dienstleistung "Sterbehilfe" nicht nur unheilbar Kranken an, sondern auch Menschen, die den Mut zum Leben verloren haben, weil sie schwer depressiv oder einsam, behindert und alt sind. Bei einigen Vereinen bekommt man den Tod schneller, wenn man mehr zahlt. Ist das mit Menschenwürde und mit Humanität vereinbar? Ich meine Nein.
Was wir statt solcher "Sterbehilfevereine" brauchen, ist eine bessere Versorgung mit Palliativmedizin. Wir brauchen mehr Hospize, in denen Sterbende mit berührender Fürsorge begleitet werden. Wenn Jeder die spezialisierte ambulante Palliativversorgung kennen und in Anspruch nehmen könnte, wäre der Ruf nach dem angeblich so schönen Tod in der Schweiz überflüssig.

Um nicht wieder unflätig zu werden, kontere ich diesen Unsinn mit zwei Professoren.

1.) (noch einmal Stenzel, s.o.)

Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem rhetorischen Aufwand ein einfacher Vorgang abgewehrt und für illegitim erklärt werden soll: Ein Mensch beschließt nach reiflicher Überlegung und aus Gründen, die nur ihn angehen, dass er sein Leben beenden will und braucht dafür die Hilfe von medizinisch Fachkundigen
(Prof. Hartmut Stenzel, Gießen)

2.) (noch einmal Raddatz)

Das wirft neben den ethischen auch einige andere Fragen auf, die zu beantworten fast alle kommentierenden Journalisten zu faul waren. Die nämlich – leider auch das Ehepaar Schneider – tun so, als gebe es da einen mühelosen Sterbetourismus in die Schweiz, als könne man dorthin einfach den ICE nehmen und das berüchtigte "Glas" bestellen wie einen Drink an der Bar des Baur au Lac. Das stimmt schlichtweg so nicht. Wieder einmal hat die Publizistik (mit Ausnahme des "Welt"-Kollegen Matthias Kamann) geschluchzt, gedroht, geschimpft und von der Möglichkeit "der Reichen" gefaselt – aber nicht recherchiert.
Es gibt in der Schweiz überhaupt nur eine einzige Institution, die deutschen Staatsbürgern Hilfe beim Suizid anbietet. Im Gegensatz zu meinen fahrlässig insinuierenden Kollegen habe ich mich ausgiebig mit deren Leiter Ludwig Minelli und seinen Mitarbeitern unterhalten und kann Auskunft geben: geradezu bürokratische, jedenfalls ausgefeilt penible Prozeduren müssen absolviert, mehrere Gutachten deutscher, dann schweizerischer Ärzte müssen eingeholt werden, der "Preis" ist geringer als die Kosten für einen Flachbildfernseher. Minellis Organisation ist so seriös wie hochprofessionell.

Griese vollführt im Vorwärts dann aber noch einen regelrechten Parforce-Ritt durch sämtliche billigen Klischees der Religioten.
Die bösen Sterbehilfevereine wollten die gar nicht so Kranken einfach „wegspritzen“, obwohl diese doch eigentlich nur Zuwendung und Liebe ihrer Angehörigen brauchten. Außerdem wären die meisten Sterbewilligen einfach nur depressiv und das könne man ja schließlich gut behandeln.

Ja, Menschen wollen über ihr Lebensende selbst bestimmen. Wir alle wollen möglichst schmerzfrei sterben können. Unsere Verwandten und Liebsten wollen und sollten wissen, wie wir über unser Lebensende denken, wenn wir nicht mehr selbst entscheiden können. Das kann kein anonymer "Sterbehilfeverein" ersetzen. Deshalb plädiere ich dafür, die Tätigkeit dieser Vereine zu unterbinden.

Diese Religiotin lebt ich weiß nicht wo, jedenfalls NICHT in der realen Welt.
Abgesehen davon, daß es Frau Griese einen feuchten Kehricht angeht wie krank jemand ist und ob er überhaupt krank ist, wenn er sich selbst zum Suizid entscheidet, scheint diese Person offenbar nicht zu wissen, daß es Millionen Pflegebedürftige gibt, die in Alters- und Pflegeheime abgeschoben worden sind, weil sie eben nicht diese liebliche 50er Jahre Heile-Welt-Netzwerk haben.
Das ist noch nicht einmal unbedingt eine beklagenswerte Tatsache, denn der Verlust der früheren Großfamilienstruktur zeigt eben auch, daß es heute Wahlfreiheit gibt. Man DARF sich scheiden lassen, Frauen brauchen keine Erlaubnis mehr, um arbeiten zu gehen, Männer dürfen ihre Frauen nicht mehr in der Ehe vergewaltigen, Kinder dürfen nicht geschlagen werden.
In Hamburg sind deutlich über 50% der Haushalte Singlewohnungen – und das ist auch gut so.
Als Großstadtkind bin ich beispielsweise in einer Familie aufgewachsen, die aus lauter Single-Haushalten besteht.
Ich behaupte, daß wir uns dadurch sogar besonders nahe stehen, weil alle Zusammenkünfte freiwillig und gewollt sind. Aber jeder schätzt umso mehr seine Privatsphäre, die Konflikte verhindert.
Klar, wer eine schwere Grippe hat, muß sich dann lästigerweise dennoch allein versorgen, aber ich zum Beispiel bin längst so sozialisiert, daß ich in solchen Situationen auch hartnäckig angebotene Hilfe ausschlage.
Ich will niemanden um mich haben, wenn ich Fieber habe und Schleim aus meinen Körperöffnungen tritt.

Das muß Frau Griese nicht verstehen. Sie kann sehr gerne, wenn sie einmal so weit ist, in einem Hospiz liegen und sich für Wochen oder Monate rund um die Uhr pflegen, beatmen, medikamentieren, waschen und umbetten lassen.

ICH will das aber nicht und offenbar bin ich damit nicht allein.

Griese wäre aber keine richtige Religiotin, wenn nicht zum Schluß noch ein besonders wischiwaschi-waberiger Schwall käme:

Jeder Fall ist individuell und kann nur in Beziehung zum Betroffenen beurteilt werden. Es gibt in dieser ethischen Frage kein Schwarz und kein Weiß. Die Würde des Menschen gilt auch dann weiter, wenn er schwer krank und hilfsbedürftig ist. Und ein würdiger Tod gehört zum Leben.

Was ein „würdiger Tod“ ist, sehen wir offenbar völlig unterschiedlich.
Griese will mit dem von ihr angeregten totalen Verbot von Sterbehilfevereinen aber vielen Menschen die Würde nehmen sich selbst zu entscheiden. Insbesondere dann, wenn er in ihren Augen nicht schwer krank ist.

Was für eine inhumane Sicht auf den Menschen.
Typisch für Christen.
Christen, wie sie in der Politik nichts zu suchen haben.



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