Auf der
Suche nach ein paar Regentropfen starre ich ständig aus meinem Fenster auf die
Straße.
Da
stehen zwei Autos vor mir, die ihre Schwarzrotgoldenen Fähnchen durch
Regenbogenfahnen ersetzt haben.
Es ist CSD-Wochenende in Hamburg – mit 165.000 Teilnehmern - und seit die verklemmte CDU nicht mehr
regiert, wird an ganz vielen öffentlichen Gebäuden, aber auch beispielsweise am
Alsterhaus, der besten Lage, die es überhaupt in Hamburg gibt, schwul beflaggt.
Den
Besitzer des einen Autos kenne ich flüchtig. Da er mit einer Frau und einem
gemeinsamen kleinen Kind zusammenlebt, nehme ich mal an, daß er vermutlich
selbst nicht schwul ist.
Ist doch
ganz schön, daß es nicht mehr nur die „Betroffenen“ selbst sind, die sich für
Gleichberechtigung einsetzen.
Der
angenehm kirchenkritische Hozier-Song
„Take Me To Church“ kommt mit einem Video welches ein
schwules Paar zeigt, das von frommen Christen gelyncht werden soll.
Hozier setzt sich massiv für die LGBT-rights ein. Auch wenn man es in diesem
Zusammenhang gar nicht erwähnen sollte: Hozier selbst ist eine Hete.
Wozu
also noch all der CSD-Partywahn, der offenbar auch „die community“ zu nerven
beginnt?
Ich
traute meinen Augen nicht, als ich gestern Nachmittag einen schwulen Nachbarn
zwei Balkons weiter mit seinem Freund Kuchen essen sah.
Der ist
nämlich Anfang 20 und normalerweise so ein echtes „Feierbiest“. Aber sieh mal
einer an – während in Hörweite von hier der große Hamburger CSD-Umzug stattfindet,
hält er Kaffeekränzchen.
Hat die
Mopo tatsächlich Recht, wenn sie vom schwulen Verdruss über die „schrillen Parade“
berichtet?
Tatsächlich
gibt es natürlich eine Menge Homo-Diskriminierung in Osteuropa, Russland,
Afrika und natürlich erst recht in der Muslimischen Welt.
Ob die
religiös aufgeheizten Konservativen in der Duma oder dem Iranischen
Revolutionsrat anlässlich der CSD-Bilder umdenken und zu dem Schluß kommen, daß
LGBTs doch feine Menschen sind, die man gleichstellen sollte, wage ich zu
bezweifeln.
Es gibt
kaum etwas, das ich so dämlich finde, wie die Penisgrößen-anzeigenden Autofähnchen
zur Fußball-WM. Patriotismus ist großer Mist.
Aber aus
politischen Gründen will ich mal zähneknirschend die beiden Regebogenfahnen
akzeptieren.
Es gibt
tatsächlich noch zu tun in Deutschland.
Man darf
es nicht Ehe, sondern nur „eingetragene Partnerschaft“ nennen, darf nicht
gemeinsam adoptieren, muß sich bei der Steuererklärung zwangsouten, die Urteile
nach dem aus der Nazizeit stammenden § 175 sind nicht aufgehoben worden, man
darf kein Blut spenden.
Alle
Parteien bis auf die christliche Unionsschwestern würden das gern ändern, aber
da der deutsche Urnenpöbel so begeistert von CDU und CSU ist, bleibt es bei den
Diskriminierungen und daher bleibt es auch berechtig sich darüber mit „schrillen“
Paraden zu empören.
Man
erinnert sich in diesem Zusammenhang auch an Dirk Winter, den schwulen
Schützenkönig aus Münster, der nach dem Gewinn des Titels von seinem
Schützenverein auf Druck des Kölner Doms anschließend um seine Ehrung gebracht
wurde.
Angeregt von
Weihbischof Heiner Koch im Erzbistum Köln, ausgeführt vom Bund der Historischen
Deutschen Schützenbruderschaften, dem Koch vorsteht. Unter dem Betreff "
Stellungnahme des Präsidiums vom 2. Juli 2011 zu homosexuellen Königspaaren in
den Bruderschaften" steht dort zu lesen:
Dass zwar "nichts
gegen die Mitgliedschaft homosexueller Personen in unseren
Schützenbruderschaften" spräche, das Königspaar jedoch höchstes
Repräsentantenpaar einer Bruderschaft sei, und da "für uns als katholische
Gemeinschaft das Sakrament der Ehe eine wesentliche tiefere Bedeutung als jede
andere Lebenspartnerschaft" habe, das öffentliche Auftreten des
homosexuellen Paares gegen das Statut verstoße. Denn "gemäß Statut des
Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften 'verpflichten sich die
Mitglieder der Schützenbruderschaften zum Bekenntnis des Glaubens durch
Eintreten für die katholischen Glaubensgrundsätze und deren Verwirklichung. Im
Geiste der Ökumene haben die Mitglieder anderer christlicher Konfessionen in
den Mitgliedsbruderschaften die gleichen Rechte und Pflichten'. Unter dieser
Verpflichtung stehen in unserem Bund besonders seine Verantwortungs- und
Würdenträger, weshalb eine Krönung und Insignienübergabe, sowie ein gemeinsamen
Auftreten und Aufziehen nur im Rahmen dieser Vorgaben erfolgen kann."
"Der Kölner
Weihbischof will befehlen, dass der Lebenspartner eines Schützenkönigs beim
Festumzug nicht neben, sondern eine Reihe hinter ihm marschieren muss",
kritisierte Manfred Bruns, Sprecher von Deutschlands Lesben- und
Schwulenverband in Berlin. "Das ist ein Musterbeispiel von Scheinheiligkeit
und Realitätsverleugnung."
Immer wieder verlange
die katholische Kirche, dass Lesben und Schwule sich und ihre Familien
versteckten, betonte Bruns. "Es ist schlimm genug, dass die
Bischofskonferenz allen Angestellten in katholischen Einrichtungen mit
Kündigung droht, wenn sie eine Eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Mit
dem gegen den schwulen Schützenkönig gerichteten Verbot dringt sie in weitere
Kreise vor." Die Schützenbruderschaft dürfe sich nicht dem
"Diktat" unterwerfen.
Erst ein
Jahr später gab es den ersten schwulen deutschen Schützenkönig – allerdings im
weniger katholischen Niedersachsen.
In Sallahn (Kreis
Lüchow-Dannenberg) wurde am Sonntag Roger Habermann (49) ausgeschossen. Sein
Lebensgefährte Guido Leffrang (41), genannt „Guido der Fröhliche, ist
Königsbegleiter. […]
Für Christian Lippe
als Vorsitzendem des „Schützenvereins Sallahn von 1893 e.V.“ mit rund 100
Mitgliedern ist klar: „Für mich ist das kein Problem. Das soll zeigen, dass wir
ein junger und moderner Verein sind. Wir wollen hier alle zusammen unseren Spaß
haben, das ist die Hauptsache.“
Natürlich
werde ich nie verstehen wieso überhaupt jemand in einen SCHÜTZENVEREIN
eintritt, sich dort mit albernen Pseudouniformen kostümiert, schwachsinnig in
der Gegend rumballert und gelegentlich neue Amokläufer generiert. (Tim
Kretschmer aus Winnenden und Robert Steinhäuser aus Erfurt kamen aus
Schützenvereinen und wären sonst kaum an die Waffen gekommen)
Aber
offensichtlich werden auch in den Schützenvereinen eines Tages Schwule völlig
akzeptiert sein.
Die
Muslime werden dafür noch etwas länger brauchen.
Die will
man noch nicht im Verein haben.
Kaum wurde Mithat
Gedik Schützenkönig im westfälischen Sönnern, da soll der 33-Jährige schon
wieder abdanken - weil er kein Christ ist, wie es die Vereinsstatuten
erfordern.
[…] Der 33-jährige türkischstämmige Muslim ist
in Deutschland geboren und aufgewachsen, er belegte katholische Religion als
Abiturfach und leitet als Kaufmann die Niederlassung eines großen Unternehmens
in Mannheim. Mit seiner Frau und den vier Kindern lebt er im westfälischen
Sönnern, einem Stadtteil von Werl. Er ist in der freiwilligen Feuerwehr aktiv
und im Vorstand des örtlichen Schützenvereins. Und gerade mit diesem Engagement
und der Spitzenleistung, die ihn zum König machte, hat er eine Diskussion um
Brauchtum, Toleranz und Integration losgetreten.
Wie der
"Westfälische Anzeiger" berichtet, soll Gedik seinen Titel aus
Gründen der Religion wieder abgeben. Denn ein muslimischer Schützenkönig - das
geht dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BDHS) zu weit:
Beim Bezirksschützenfest darf der König aus Sönnern ihrer Ansicht nach nicht
antreten. […] "Wer lesen kann, ist klar im
Vorteil", sagt der Sprecher des BDHS, Rolf Nieborg. "Die haben ihre
eigene Satzung nicht gelesen." Gedik hätte demnach überhaupt nicht
Mitglied der Bruderschaft in Sönnern werden dürfen. In Paragraf 2 der Satzung
heiße es, dass die Bruderschaft "eine Vereinigung von christlichen
Menschen" sei.
[…] Gedik versteht die Forderungen nicht.
"Wir haben doch nicht provozieren wollen, sondern wollten nur ein schönes
Schützenfest feiern", sagt er. Beim Schützenfest am 18. Juli war die Welt
noch in Ordnung. Gedik brachte den Vogel zu Fall und wurde von seinen
Schützenbrüdern gefeiert. Beim Schützen-Gottesdienst sprach der Pastor noch von
christlichen Werten und Integration, die Lokalzeitung schrieb von dem
"hohen Ansehen", das Gedik und seine Familie im Ort genießen. Und
jetzt das. […]
Wie
sagte der fromme Guido einst?
Es ist Deutschland hier!
Es ist Deutschland hier!
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