Die
organisierten Kirchisten Deutschlands werden; wieder einmal; von einer Austrittswelle erfasst.
Gerade
hatte man sich an das Kinderficken und TVEs Prassorgien gewöhnt, schon melden
wieder evangelische Landeskirchen und Katholische Erzbistümer
Rekordaustrittszahlen.
Kirche in der Krise: […] Der Mitgliederschwund der großen Kirchen hat sich im Ruhrgebiet
dramatisch verschärft: Seit Jahresbeginn sind in vielen Städten und Kreisen
bereits so viele Menschen aus ihren christlichen Glaubensgemeinschaften
ausgetreten wie im gesamten Vorjahr. Dies, obwohl die Kirchenaustritte bereits
2013 Rekordzahlen erreicht hatten. [….] Die Austrittswelle trifft die evangelische
Kirche besonders. So zählt das Amtsgericht Duisburg, Stand gestern, für dieses
Jahr schon 549 Austritte – gut 100 mehr als im gesamten Vorjahr. Der
katholischen Kirche kehrten 610 Duisburger den Rücken (2013: 643). In Mülheim
verließen bereits 394 Protestanten ihre Kirche (2013: 362), in Gladbeck
verloren beide Konfessionen zusammen 269 Gläubige – auch hier mehr als im
verlustreichen 2013.
In Essen stieg die
Zahl der Austritte bei den Protestanten um 75 Prozent auf 604 und die der
Katholiken um 55 Prozent auf 718. In Oberhausen verlor die katholische Kirche
seit Jahresbeginn 345 Mitglieder – 82 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Ähnlich negativ ist der Trend auch in Bottrop, Witten und am Niederrhein.
Die
Bilder gleichen sich in der gesamten Bundesrepublik; überall gibt es so gute Nachrichten.
In der Hansestadt
[Hamburg] zeichnet sich in diesem Jahr ein neuer Negativ-Rekord bei den Kirchenaustritten
ab. Schon in den ersten sechs Monaten 2014 kehrten mehrere Tausend Christen
ihrer Kirche den Rücken. Die evangelische Nordkirche verlor fast 60 Prozent
mehr Mitglieder als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Nach Angaben eines
Kirchensprechers erklärten bis zum 30. Juni 5943 Protestanten in der Hansestadt
ihren Austritt. Zum Vergleich: 2013 waren es 3811. Auch andere Landeskirchen
verzeichnen derzeit eine massenhafte Kirchenflucht. […]
In der Nordkirche
setzt sich mit den sinkenden Mitgliederzahlen ein Trend des vergangenen Jahres
fort. 2013 waren insgesamt 23.970 Menschen ausgetreten. Den größten
Mitgliederverlust gab es mit 8506 Austritten in Hamburg, im Vergleich zu 2012
fast 30 Prozent mehr.
"Es ist ein
Ausdruck fehlender Bindung", sagt Michel-Hauptpastor Alexander Röder. Die
Kirche müsse sich angesichts der aktuellen Entwicklung immer wieder fragen, was
sie tun kann, damit die Menschen bleiben. "Wichtig ist, dass die Kirchen
für die Ausgetretenen offen bleiben." 2013 sind in Hamburg 996
Protestanten wieder in die Kirche eingetreten, im ersten Halbjahr 2014 56.
Tja, da
haben die Kirchenoberen, die sich ohnehin über Rekordkirchensteuereinnahmen im
Jahr 2013 freuen konnten, ob ihrer Raffgier offensichtlich mit Zitronen
gehandelt.
Sie
wollten effektiver Zinsgewinne abschöpfen und verkalkulierten sich sagenhaft.
Die
genauen finanziellen Hintergründe und Absichten der Kirchenbuchhalter, sowie
eine Abschätzung ihrer künftigen Mindereinnahmen legte schon vor einer Woche Skydaddy in seinem Blog vor,
so daß ich darauf verweisen kann.
Skydaddy
ergänzend möchte ich aber auf drei Punkte verweisen:
~ 1 ~
In ihrer grenzenlosen Borniertheit haben die
Kirchen offenbar gar nicht daran gedacht, daß es irgendjemand stören könnte,
wenn sie auch noch die Banken als Inkassounternehmen missbrauchen und nun
alle Kontoinhaber nach ihrer Religionszugehörigkeit abgefragt werden.
Damit
entlarven sich die Bischöfe einmal mehr als vom Volk entkoppelte geldgierige Sesselpuper.
Tatsächlich haben sich fast 400.000 Menschen dieser dreisten Befragung
entzogen. Dazu gehöre selbstverständlich auch ich. Obwohl ich ohnehin keine
Kirchenmitgliedsbeiträge bezahle, weigere ich mich diese neue Umdrehung der
Verquickung von Staat, Behörden, Banken und Kirchen mitzumachen. Also erwirkte
ich beim „Bundeszentralamt für Steuern“ einen kirchlichen Sperrvermerk. Die entsprechenden Formulare kann man hier herunterladen.
Mein Fall kann nun von der Bank nicht weiter im Sinne der Kirche bearbeitet
werden und wird zur Überprüfung meiner Kirchenzugehörigkeit an das örtliche
Finanzamt weitergeleitet.
Dort
wird dann ohnehin meine Befreiung von der Kirchensteuerpflicht festgestellt.
Ich halte es aber für wichtig, daß man als Bürger dieses Landes in dieses
Angelegenheiten auch ein formales Zeichen des Widerstands setzt.
Zu allem Ärger gibt
klappt der Informationsfluss nicht reibungslos. Zum einen funktionierte nach
Bankenangaben das elektronische Abrufverfahren nicht reibungslos. Zum anderen
hatten Steuerpflichtige bis Ende Juni das Recht, dem Datenaustausch zwischen
Bank und Finanzbehörden zu widersprechen. Das taten 375000 Menschen. Für die
nächsten Steuerjahre ist ein Widerspruch weiter möglich. In diesen Fällen muss
die Bank selbst bei den Kunden die Religionszugehörigkeit erfragen. Erfährt sie
diese nicht, muss der Fiskus darüber informiert werden. Die Finanzämter sehen
in den Einkommensteuer-Bescheiden nach, ob Kirchensteuer erhoben worden ist.
Eine Auskunftsverweigerung der Bürger bringt also nichts. Das Finanzamt
verlangt zur Not das Einreichen einer KAP-Anlage, um die KiSt nachzuerheben.
(Simone
Boehringer, SZ vom 14.08.2014)
~ 2 ~
Es ist
ungeheuer dreist, daß die Kirchen nicht nur den Staat, sondern nun auch die
Banken zu ihren niederen Epigonen degradieren. Schlimmer noch, daß sie diesen
erheblichen Arbeits- und Verwaltungsaufwand; es muß immerhin jeder einzelne
Kontoinhaber angeschrieben werden – kostenlos erwarten.
Der
vermehrte bürokratische Aufwand wird vermutlich nicht von den Gehältern Jains und
Fitschens bezahlt, sondern durch Gebühren beim (auch atheistischen) Bankkunden
wieder reingeholt. Vielen Dank!
Doch
damit nicht genug. Die Kirchenfinanzobermuftis sind nicht nur undankbar,
sondern erdreisten sich auch noch die nicht eingeplanten Konsequenzen ihres
Handelns den Banken in die Schuhe zu schieben. Diese hätten ihren Kunden
nahegelegt doch aus der Kirche auszutreten, behauptet der Finanzchef der
Evangelischen
Kirche im Rheinland Bernd Baucks.
Diese hätten in
Informationen über ein neues Verfahren zur Erhebung der Kirchensteuer auf
Kapitalerträge ihre Kunden dahingehend beraten, "dass sie der Steuer am
besten durch Austritt begegnen können", sagte Baucks auf Anfrage unserer
Redaktion.
Um welche Banken es
sich dabei handelt, wollte er nicht sagen. Nach seinen Angaben würden sich aber
zudem die Kirchenaustritte seit Jahresbeginn "eklatant häufen". Ein
Zusammenhang dieses Anstiegs mit den zumeist im Frühjahr verschickten
Informationen der Banken zum neuen Verfahren sei feststellbar, so Baucks. Auch,
"weil direkte Briefe an die Pfarrerinnen und Pfarrer geschrieben worden
sind".
(Jan
Drebes, RP, 06.08.14)
Ein
Vorwurf, den die Banken scharf zurück weisen. Baucks lügt also mutmaßlich.
Genauso wie
der für Finanzfragen zuständige EKD-Oberkirchenrat Thomas Begrich wahrscheinlich
nicht gerade ehrlich ist, wenn er behauptet „Wir machen das nicht wegen der
erwarteten Mehreinnahmen.“
Darüber
hinaus bestätigen die beiden frommen Männer unfreiwillig ein jämmerliches Bild
der Kirche. Nach ihrer Ansicht hat die Kirche also so wenig moralische,
theologische und soziale Bedeutung, daß ein schnöder Satz eines x-beliebigen
Schalterbeamten genügt, um sein Seelenheil hinzuwerfen.
Das ist
nichts weniger als der Totalbankrott für Pfarrer, Evangelium und Gott.
Was sie
über Jahrzehnte predigen und bewirken, ist offenbar so substanzlos, daß es eine
einzige Routinefrage der Bank zu Nichte machen kann. Ich begrüße es, wie klar
Baucks und Begrich die Irrelevanz ihres Vereins beschreiben.
~ 3 ~
Da das
Kind nun im Brunnen ist – die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird definitiv
ab dem 01.01.2015 von den Banken direkt abgewickelt, wäre es an der Zeit für
Krisenmanagement.
Stattdessen
bestätigen die Kirchen die Richtigkeit des Kirchenaustritts auch noch, indem
sie lügen.
„Und diesmal
können sie gar nichts dafür, daß die Menschen austreten!“ jammerte vorgestern
die Hamburger Morgenpost. Es sei ja gar keine neue Steuer, sondern nur eine
Änderung des Einzugsverfahrens.
„Wir
haben gar nichts damit zu tun“ schreien die Kirchenvertreter in jedes Mikrophon.
Wieder einmal versuchen sich die Kirchen als unschuldige Opfer zu verkaufen. Das
ist aber eine glatte Lüge. Nach dreijährigen Verhandlungen mit den Kirchen beharren
die Beamten des Bundesfinanzministeriums darauf, daß es die Kirchenvertreter
waren, die unbedingt dieses neue Einzugsverfahren haben wollten.
Noch bringt die
Kirchensteuer Rekordeinnahmen, 2013 mehr als zehn Milliarden Euro für beide
Kirchen zusammen. Langfristig aber wird die Zahl der Mitglieder zunehmen, die
als Rentner zwar keine Kirchensteuer auf die Lohn- und Einkommensteuer zahlen,
wohl aber auf die Kapitalertragsteuer.
Die Kirchen drangen
also darauf, dass die Beträge künftig bei den Banken direkt und automatisch
abgeführt werden – und setzten sich durch, zur geringen Freude der Banken. Die
müssen nun ihre Kunden unterrichten, dass sie dem Fiskus die
Religionszugehörigkeit weitergeben, es sei denn, die Kunden widersprechen und
füllen bei der Steuererklärung ein entsprechendes Formular aus. Ob diese
Unterrichtung und die entsprechenden Beratungsgespräche immer im
kirchenfreundlichen Duktus stattfanden, darüber streiten nun Banken und
Kirchen. Manche Banken hätten den Eindruck erweckt, hier würde eine neue Steuer
erhoben, klagt der Münchner Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Bernd
Baucks, Finanzchef der Evangelischen Kirche im Rheinland, sagte, Bankberater
hätten in einzelnen Fällen ihren Kunden zum Kirchenaustritt geraten. Die Banken
weisen das zurück: Sie müssten nun einmal ihre Kunden über die Neuerung
informieren, und die sei schließlich auf den Wunsch der Kirchen hin so
gekommen.
Wie immer die Briefe
formuliert und die Kundengespräche gelaufen sein mögen – die Banken sind nicht
der Grund für die erneute Austrittswelle. Vielmehr zeigt sich am Ärger über das
neue Einzugsverfahren bei der Kapitalertragsteuer, wie gering die Bindung
vieler Mitglieder an ihre Kirche mittlerweile ist und dass die enge Bindung an
die staatlichen Steuergesetze immer wieder Probleme mit sich bringt, egal, wie
viel Geld die staatliche Dienstleistung den Kirchen auch bringen mag.[….]
(Matthias
Drobinski, SZ vom 14.08.2014)
Falls
irgendjemand immer noch Mitglied der Kirche ist, sollte er jetzt aber wirklich die
Segel streichen.
Es ist
einfach zu dreist, wie man abkassiert wird.
Da
senken sogar konservative Kolumnisten der SPRINGER-Presse die Daumen.
Die Verflechtung von
Religion, Geld und Mitgliedschaft widerspricht der Moderne
[…]
Die
Institution Kirche – sie bedeutet den meisten Deutschen nicht mehr viel. […]
Fest
steht aber: Der gesellschaftliche Trend läuft seit Jahrzehnten gegen die
institutionalisierte Form von Religion. Moderne Christen leben ihren Glauben
lieber frei von kirchlicher Bindung. Wer diese Entwicklung bei den
Mitgliederzahlen zu Ende denkt, muss erkennen: Die Kirchensteuer in ihrer
jetzigen Form ist ein Auslaufmodell. Im Extremfall wird sie vom Prozess der
Säkularisierung in den nächsten 30 Jahren selbst überrollt. Wer finanziert dann
das Premium-Angebot der katholischen und evangelischen Kirche und ihren eher
behäbigen Behördenapparat?
[…]
Nicht
nur der demografische Wandel spricht gegen die künftige Effizienz der
Kirchensteuer. Es ist vor allem der gesellschaftliche Prozess der
Individualisierung und Pluralisierung, der die Kirchensteuer zum Auslaufmodell
werden lässt. Eine Generation wächst heran, die eine enge Bindung an Kirchen,
Parteien, Gewerkschaften und Vereine ablehnt. Digital Natives stecken ihr Geld
lieber in das neueste iPad als in den Topf der Kirchensteuer. […] Der
größte Fehler beim gegenwärtigen Modell bleibt der Zwang – die gesetzliche
Verflechtung von Religion, Geld und Mitgliedschaft. Das widerspricht dem Geist
der Moderne und fördert den Mitgliederfrust. Dabei hat doch Gott, wie der
Apostel Paulus schreibt, "einen fröhlichen Geber lieb".
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen