Freitag, 22. August 2014

Haltet Euch da raus - Teil IV


Die Anmaßung der christlich-konservativen Sadisten in die denkbar intimsten Angelegenheiten des menschlichen Seins anderer Menschen hineinzuregieren, wird beim versuchten Zwang zum Leben und Leiden besonders deutlich.
Sich in Intimitäten einzumischen ist geradezu ein Alleinstellungsmerkmal der Konservativen.
Die Toleranz gegenüber der Liebe der anderen ist auf der linken Seite traditionell größer.
Sehr viele Minderheiten erfahren auch heute noch keine Toleranz.
Eine jüdisch-muslimische Partnerschaft wurde just in Israel von beiden „Seiten“ militant bekämpft.

Sie schrien "Möge dein Dorf niederbrennen": Rechte Demonstranten haben in Israel versucht, die Hochzeit zwischen einer Jüdin und einem Muslim zu stürmen. Polizisten schützten die Eheschließung mit einer Menschenkette.
Die israelische Polizei hat am Sonntag 200 rechte Demonstranten davon abgehalten, die Hochzeit zwischen einer Jüdin und einem Muslim zu stürmen. Die aufgebrachte Menge schrie "Tod den Arabern", berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
(Spon 18.08.14)

„Zurück im Mittelalter“ titeln neuerdings die Boulevardzeitungen ganz gern angesichts solcher Storys.

In Wahrheit liegen diese finsteren Zeiten lange nicht so weit zurück.
Barack Obama, geb 1961, kann eindrucksvoll davon erzählen in wie vielen US-Bundesstaaten die Ehe seiner Eltern noch aufgrund ihrer „gemischtrassigen Art“ illegal war.

Die Nürnberger Rassegesetze waren ebenfalls kein Mittelalter, sondern breit akzeptierter Konsens mitten im 20. Jahrhundert.

Bei rein christlichen, aber gemischtkonfessionellen Ehe wurde der katholische Partner bis weit in die 1960er Jahre exkommuniziert.
Und es dauerte sogar bis in die 1990er Jahre, bis aktive evangelische Gemeindemitglieder im Kirchenrat Mitglied sein durften, wenn sie einen katholischen Ehepartner hatten.

Noch heute bedarf es nach dem gültigen Kanonischen Recht einer besonderen Erlaubnis des Bischofs, wenn ein Katholik eine Protestantin heiraten will.

    "Can. 1124 — Die Eheschließung zwischen zwei Getauften, von denen der eine in der katholischen Kirche getauft oder nach der Taufe in sie aufgenommen worden ist, der andere Partner aber einer Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft zugezählt wird, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche steht, ist ohne ausdrückliche Erlaubnis der zuständigen Autorität verboten."

Die Ehe zwischen einem Katholiken und einem Atheisten ist bis heute sogar nach Kirchenrecht verboten.
    "Can. 1086 — § 1. Ungültig ist eine Ehe zwischen zwei Personen, von denen eine in der katholischen Kirche getauft oder in sie aufgenommen wurde, die andere aber ungetauft ist."

Nein, engagierte und organisierte Atheisten haben noch viel zu tun in diesem Staat.

Dabei geht es weniger um die kircheninternen Regeln; denn ein Katholik, der einen Atheisten oder Evangelischen heiraten möchte, kann ja immerhin aus seiner Kirche austreten.
Er schränkt sich ja nur rechtlich ein, indem er Vereinsmitglied bei der menschenrechtsantagonistischen RKK ist.

Wichtig ist aber für uns Atheisten das Wissen über das intolerante Wesen der Kirchisten zu verbreiten.
Wer solche diskriminierenden Regeln aufstellt, ist selbstverständlich ungeeignet in Ethikkommissionen zu sitzen, Rundfunkräten anzugehören.
Kirchen sollten daher keine sozialen Einrichtungen führen dürfen; jedenfalls nicht diejenigen, die der Staat finanziert (also de facto alle kirchlichen Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser).
Die Gröhes, Kauders und Merkels dieser Republik sollten als Volksvertreter keine Kirchenwünsche in der Art umsetzen dürfen, daß sie für das ganze Volk gelten.
Gestern war die Rede von der kirchlich-induzierten Brutalität am Lebensende.

Eine weitere, der vielen konservativ-kirchlichen Anmaßungen ist das Vorenthalten der sogenannten „Pille danach“.
Wir erinnern uns alle daran, wie letztes Jahr katholische geführte Kliniken in NRW einer vergewaltigten Frau die Tür vor der Nase zuschlugen, weil der Hassprediger Meisner verfügt hatte Menschen in Not nicht zu helfen.
Die Empörung über das Kölner Erzbistum war groß und es hagelte die verdienten Kirchenaustritte.
Der Drops ist aber lange noch nicht gelutscht.
Deutschland ist in dieser Angelegenheit weiter viel restriktiv-konservativer als die Nachbarländer. Erbärmlich.

Politiker und katholische Moralapostel verhindern rezeptfreie Notfallkontrazeption
In den meisten Ländern Europas wie Spanien oder Frankreich ist die Pille danach seit vielen Jahren rezeptfrei zu bekommen. [….]
Die Pille danach gilt als das Verhütungsmittel für den Notfall: Nicht nur, wenn das Kondom versagt hat, sondern auch, wenn eine Frau vergewaltigt wurde. Bisher ist das Medikament auf der Basis von Levonorgestrel in Deutschland verschreibungspflichtig. Das verhindert besonders an Wochenenden, Feiertagen und nachts den Zugang von Frauen zu dem Mittel - gerade dann, wenn kritische Situationen in Sachen Verhütung sich häufen. Um die Entlassung aus der Rezeptpflicht tobt seit mindestens 2003 eine Debatte, die bisher aber zu keiner Veränderung geführt hat, entgegen der begründeten und positiven Praxis in 28 anderen Ländern. Dort wird die freie Abgabe in Apotheken seit 15 Jahren ausgewertet - die Pille gilt demnach als sicher, wirksam und nebenwirkungsarm. Auch die Weltgesundheitsorganisation kam 2010 zu dem Schluss, dass das Präparat ohne ärztliche Beratung eingenommen werden kann - auch von Heranwachsenden.
[….] Den Bundesrat wollten Länderpolitiker aus der SPD und den Grünen im Frühjahr 2013 nutzen, um die Rezeptfreiheit der Pille danach endlich zu erreichen. Die Regierungen von Baden-Württemberg (Grüne/SPD) und Nordrhein-Westfalen (SPD/Grüne) bereiteten einen entsprechenden Antrag für die rezeptfreie und kostenlose Abgabe von Levonorgestrel vor. [….] Zuvor hatte das der CDU-Gesundheitsminister Gröhe erneut abgelehnt. [….] Ob das Mittel durch einen CDU-Minister rezeptfrei werden kann, erscheint aus jetziger Sicht eher unwahrscheinlich. Die Regierungspartei steht in dieser Frage für eine Allianz, die ein konservatives Familien- und Frauenbild vertritt, eine lebensferne katholische Sexualmoral hochhält und außerdem den bisher verschreibenden Ärzten eine Macht- und Einnahmequelle nicht nehmen will. [….]

Kein CDU-Mitglied, kein Katholik, kein Christ soll oder muß Levonorgestrel einnehmen.
Aber deswegen steht den Kirchisten noch lange nicht zu so ein sinnvolles Medikament für alle anderen Menschen auch zu verbieten!

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