Nachdem ich gestern über das politische Versagen auf allen Ebenen den Kopf schüttelte,
sind heute noch ein paar Punkte hinzuzufügen.
Zunächst einmal erleben
wir gerade einen koalitionären „Klimasturz.“
Hatte man noch vor acht
Wochen befürchten müssen Zeuge einer Gruppensexorgie im Kabinett zu werden, weil
sich Union und SPD so demonstrativ lobten und liebten, sind wir nun über Nacht
wieder auf dem Gurkentruppen-Wildsäue-Level.
Der größte Unruheherd ist –
wieder einmal – der südliche Soziopath Crazy Horst, der jetzt schon mehrfach
angeschossen ist und dadurch extrem gefährlich wird.
Zunächst einmal mußte er
miterleben, wie ím Bayerischen Kommunalwahlkampf eine Pleite die nächste jagt.
Aber es knirscht derzeit gewaltig bei
der CSU, nicht nur wegen Friedrich: So sorgte Generalsekretär Andreas Scheuer
Anfang des Jahres für Unruhe, weil er erst nach kritischen Berichten auf das
Führen seines Doktortitels verzichtete - Scheuer hatte lediglich ein
sogenanntes "kleines Doktorat" in Tschechien erworben, nach
Plagiatsvorwürfen wird die Arbeit derzeit von der Prager Karls-Universität
geprüft.
Dazu kommt Seehofers Hickhack bei der
Energiewende und Ärger mit Schülern wegen des unbeliebten Turbo-Abiturs. Einen
Streit mit Lehrern konnte Seehofer jetzt erst entschärfen, indem er den von
seinem Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) verkündeten Stellenabbau stoppte.
Und dann ist da noch die Posse um den christsozialen Miesbacher Landrat Jakob
Kreidl, der sich eine Jubiläumsfeier zum 60. Geburtstag großzügig sponsern
ließ.
Aufmerksame Leser dieses
Blogs werden den krassen Kreidl erinnern – auch er ist einer der CSU’ler, die
sich einen Dr.-Titel zusammengefälscht haben und ihn dann peinlicherweise
entzogen bekamen. Kreidl spielte dabei eher auf
Guttenberg-Niveau, als in der Schavan-Liga: "27 Seiten mit 50-75 Prozent
Plagiatstext und 15 Seiten mit mehr als 75 Prozent Plagiatstext."
Aber Party machen, das
konnte Kreidl.
Rund 120.000 Euro hatte die Feier
gekostet. Wie praktisch für Kreidl, dass er dafür nicht allzu tief in die
Tasche greifen musste. Den größten Teil übernahmen nämlich die Kreissparkasse
Miesbach-Tegernsee und der Landkreis Miesbach. Auf Anfrage der
"Süddeutschen Zeitung" hatte die Bank zuletzt erklärt, 77.000 Euro
bezahlt zu haben.
[…] Der Landkreis übernahm der Zeitung zufolge
weitere 33.200 Euro. Kreidls Anteil fiel überschaubar aus: Er hatte zuletzt von
Kosten in Höhe von 7600 Euro gesprochen. […] Einige seiner ganz persönlichen Impulse haben ihn sogar über Miesbach
hinaus bekanntgemacht: So war Kreidl in die sogenannte Verwandtenaffäre
verstrickt, er hatte seine Frau jahrelang als Bürokraft auf Kosten des
Steuerzahlers beschäftigt. Im April vergangenen Jahres hatte er "eine Vielzahl
an Fehlern" in seiner Doktorarbeit eingeräumt und auf das Führen des
Doktorgrads verzichtet - im vergangenen Dezember entzog ihm die Universität der
Bundeswehr München den Doktorgrad.
Man darf gespannt sein, ob
die schmerzfreien Bayerischen Wähler am 16.03.14 Herrn Kreidl im Amt
bestätigen.
Schlimmer noch für den
Random-Meinungs-Ministerpräsiden ist die Demütigung durch Merkel, die seine
ohnehin schwache Ministertruppe weiter enteierte, indem sie das Kernressort „Innen“
gegen „Landwirtschaft“ austauschte. Und eben jenen Landwirtschaftsminister warf
sie auch noch anderthalb Monaten raus – obwohl er doch nach CSU-Lesart nur lieb
sein wollte.
Außerdem sinnt er auf
Rache, weil die Sozen mit ihren langen nackten Fingern auf seinen Friedrich
gezeigt hatten.
Dass angesichts dieser Umstände auch ein
SPD-Innenminister (der aus Kiel) den Rücktritt Friedrichs gefordert hat, kann
man nicht gerade als koalitionsfreundliches Verhalten einstufen. Das gilt auch
für die Tatsache, dass die vertrauliche Nachricht Friedrichs an Gabriel durch
Sozialdemokraten publik wurde.
Die CSU fragt sich jetzt zu Recht, was
man den Sozialdemokraten noch erzählen kann. Die Bayern sehen das Vertrauen,
das sie schaffen wollten, von der SPD brutal missbraucht. Die CSU hatte
vehement für eine Koalition mit den Sozialdemokraten geworben, weil sie diese -
anders als die FDP oder die Grünen - für Regierungsprofis hielt. Dieser Glaube
ist angesichts des desaströsen Krisenmanagements der SPD erst mal dahin.
Crazy Horst ist nicht
leicht zu beschwichtigen, wenn ihm jemand auf den Fuß getreten hat und er
verzeiht niemals.
Die sozialdemokratischen
K.O.alitionspartner dürfen sich schon auf die nächsten Störmanöver aus München
freuen.
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat
in der Affäre um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy dem
Koalitionspartner SPD schwere Vorwürfe gemacht und ein Ultimatum gestellt.
"Ich fordere die SPD auf, an diesem Wochenende ihr Verhalten, ihre
Widersprüche aufzuklären", sagte Seehofer beim Parteitag in Bamberg. Mit
den Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) werde er
über die "Art und Weise der Zusammenarbeit reden müssen". Zudem warf
Seehofer den Sozialdemokraten Vertrauensbruch und "Geschwätzigkeit"
vor.
[…….]
In
Bamberg sagte Seehofer nun unter großem Beifall der Delegierten: "Es
stellen sich eine ganze Menge Fragen an die SPD." Als "ungewöhnlichen
Vorgang" kritisierte Seehofer, dass Rücktrittsforderungen an Friedrich
ausgerechnet aus Reihen der SPD gekommen waren. […….] Seehofer stellte sich hinter
Friedrich. Er habe für die Koalition "Gutes beabsichtigt", das
Verhalten der SPD und ihre "Geschwätzigkeit" seien ihm
"unerklärlich".
[…….]
Friedrich
beklagte indes den fehlenden Rückhalt in der Koalition. "Ein Mangel an
Unterstützung war überall", sagte er am Rande des Parteitages. Oppermann
kritisierte er direkt. Der sei in der Affäre selbst schon "am
Schlafittchen" gewesen und habe ihm dann in letzter Sekunde den Ball
zugeschoben. "Das ist nicht ganz fein." Seine Verbitterung verbarg er
nicht. "Das Leben ist ungerecht", sagte Friedrich.
Neben diesen
koalitionsklimatischen Verwerfungen muß aber auch noch einmal kurz auf den
juristischen Aspekt der Edathy-Friedrich-Affäre verwiesen werden.
In Nordamerika gilt das
Zeigen nackter Kinder als Pornographie und ist strafbar. Daher also die
Hinweise an das BKA aus Kanada.
In Deutschland ist aber
die reine Abbildung von nackten Personen unter 18 Jahren eben NICHT strafbar.
Illegal wird es erst, wenn sie bei sexuellen Handlungen gezeigt werden.
Edathy hat also nach
heutigem Wissensstand tatsächlich gar nichts Illegales getan. Dennoch hat aber
die Staatsanwaltschaft seine bürgerliche Existenz zerstört, indem sie ihn mit
einem ungeheuerlichen Verdacht an die Öffentlichkeit zerrte und seine
Privaträume und Büros durchsuchen ließ.
Dabei gab es aber keinen
begründeten Tatverdacht, sondern lediglich „Vermutungen“ nach
BILD-Zeitungs-Niveau: Wer Bilder von 13-Jährigen Jungs kauft, guckt auch noch
viel härteres Zeug.
Das ist aber keine
juristische Dimension!
Man staunt wie in der
öffentlichen Diskussion alles durcheinander gewirbelt wird.
Strafrechtler sind
regelrecht entsetzt.
Im Interview kann sich die
Jura-Professorin Monika Frommel kaum noch zurück halten.
Meurer: Wird mit Herrn Edathy unfair umgegangen?
Frommel: Nicht nur unfair, sondern verfassungswidrig
und rechtswidrig. Es ist nicht nur legal, Fotos welcher Art auch immer von
unbekleideten Kindern zu bestellen oder zu haben, sondern es ist eine
Grundrechtsausübung. Es gehört in seine höchst persönliche Privatsphäre, und
die ist zu achten. Das ist der Kern jeder Grundrechtsausübung, dass meine
Intim- und Privatsphäre geachtet wird. Das ist in diesem Fall grob verletzt
worden. Außerdem besteht überhaupt kein dringender Tatverdacht, wenn eine
kanadische Behörde von Kinderpornografie spricht. [….]
Meurer: Es gab den Anfangsverdacht, dass er Fotos
hatte von nackten Jungen, …
Frommel: Das ist kein Anfangsverdacht!
Meurer: … und dann stellt die Staatsanwaltschaft
einen Antrag auf Hausdurchsuchung, um sich die Bilder anzuschauen.
Frommel: Das ist kein Anfangsverdacht. Bilder von
nackten Jungs darf jeder besitzen.
Meurer: Wie sollen die Ermittler herausfinden, ob
die Grenze überschritten wird, ab der diese Bilder nicht erlaubt sind?
Frommel: Sie braucht einen Anfangsverdacht, dass es
sich um pornografische Darstellungen handelt. Das hat offenbar die kanadische
Behörde gar nicht mitgeteilt, sondern lediglich mitgeteilt, dass es Nacktfotos
gibt. Dann muss sie dem nachgehen. Und erst wenn es Tatsachen gibt, dass es
sich um pornografisches Material handeln könnte, dann besteht ein Anfangsverdacht.
Was die Staatsanwaltschaft hier gemacht hat, das ist so was wie
Beweisermittlungsdurchsuchungen. Das ist wirklich grundrechtswidrig. [….]
Meurer: Die Ermittler sagen, Frau Frommel, wenn
jemand Posing-Bilder hat, lehrt die Erfahrung, dass da mehr dahinter ist.
Frommel: Das kann schon sein. Dann muss man ihn erst
mal anhören. Meinetwegen kann man ja erwägen, ob man ihm nahelegt, ein
Gutachten bei einem Sexualmediziner in Auftrag zu geben, ob hier vielleicht
eine pädophile Veranlagung vorliegt. Das ist alles denkbar. Was nicht denkbar
ist, dass ich eindringe in die Privatsphäre, in seinen Arbeitsbereich, dass ich
beschlagnahme, dass ich dabei sozusagen seine bürgerliche Existenz auch noch
vernichte.
Meurer: Wenn die Polizei oder die
Staatsanwaltschaft Herrn Edathy zu einer Stellungnahme aufgefordert hätte,
hätte sie ihm aber Zeit gegeben, Beweismaterial zu vernichten.
Frommel: Ja, so ist das nun mal. [….] So ist das nun mal in einem Rechtsstaat.
Das ist übrigens eine üble Spekulation, die Sie gerade zwischen den Zeilen
durchblinken lassen. So ist das nun mal in einem Rechtsstaat. Wenn ich keinen
dringenden Tatverdacht habe, sondern nur Vermutungen, dann kann ich nicht mit
dem scharfen Schwert des Strafrechts, des Strafverfahrensrechts und mit
Beschlagnahme und Durchsuchungen reagieren.
Meurer: Wieso ist das üble Spekulation? Das war
eben gerade im Beitrag von Frank Capellan, dass die Ermittler sagen, hier ist
Beweismaterial vernichtet worden.
Frommel: Das ist eine Spekulation! Sie wissen doch
überhaupt nicht. Sie spekulieren, sie sagen zu Ihrer Entschuldigung, würde ich
auch sagen, wenn ich mich derartig verfassungswidrig benommen hätte, nun ja, er
hat das Beweismaterial vernichtet. Das ist ja dann die nächste Unverschämtheit.
Hier steigern sich ja wirklich die bösartigsten Dinge.
Meurer: Okay. Das sind jetzt harte Vokabeln von Ihnen, Frau Frommel.
Frommel: Ja! Ich finde das auch unglaublich! [….] Das deutsche Recht ist enger definiert als
zum Beispiel das schwedische, kanadische, amerikanische. Im amerikanischen
Recht gilt ein Verbot des Sexting, also die Darstellung von nackten Körpern
unter 18-jähriger Personen. Das haben wir im deutschen Recht nicht. [….]
Last but not least: Ich
hatte ja erwartet, daß Edathy untertaucht oder einen Suizid erwägt.
Aber nein, er ist im
Kontakt mit Medien und gibt dem SPIEGEL ein Interview.
Sebastian Edathy gibt sich unschuldig:
Im SPIEGEL-Interview bestreitet der Ex-SPD-Abgeordnete, von Tippgebern einen
Hinweis auf die Ermittlungen gegen ihn bekommen zu haben. Auch Beweismaterial
habe er nicht vernichtet. Gegenüber der Staatsanwaltschaft verschärft Edathy
den Ton.
[…]
"Mitte November 2013 gab es in der
deutschen Medienlandschaft Berichte, wonach eine Firma in Kanada von dortigen
Behörden der Verbreitung illegalen Materials bezichtigt werde", sagte
Edathy. "Da mir erinnerlich war, bei einer kanadischen Firma, um die es
mutmaßlich ging, vor etlichen Jahren Material bezogen zu haben, das ich für
eindeutig legal halte, habe ich einen Anwalt um Beratung gebeten."
Der Anwalt habe "daraufhin
präventiv mit verschiedenen Behörden im Bundesgebiet Kontakt aufgenommen, um
für den Eventualfall vollständige Kooperationsbereitschaft anzubieten". [….]
Der Ex-Bundestagsabgeordnete bestritt
zudem Berichte über eine Vernichtung von Beweismaterial vor der Durchsuchung
seiner Privatwohnung. "Diese Behauptung weise ich zurück", sagte
Edathy. "Ich halte es für irritierend, aus der Tatsache, dass die Maßnahmen
der Staatsanwaltschaft offenkundig nicht dazu geführt haben, mich rechtlich zu
belasten, die Schlussfolgerung zu ziehen, ich hätte belastendes Material
vernichtet. So wird die Unschuldsvermutung ad absurdum geführt."
Edathy verschärfte den Ton gegenüber der
Staatsanwaltschaft Hannover. "Ich halte das Agieren der Staatsanwaltschaft
für ungeheuerlich", sagte Edathy.
[…] "Die Staatsanwaltschaft hat sich völlig
verrannt."
Ich glaube schon, daß in
dieser Affäre noch einige Politikerköpfe rollen werden und halte nach wie vor
viele Politiker für verblödet.
Aber mehr und mehr komme
ich zu dem Schluß, daß die echten Idioten dieses Landes die „Ermittlungsbehörden“
sind. Mit NSA und NSU haben Polizie, Staatsanwaltschaften und Geheimdienste
ohnehin schon ihr totales Versagen bewiesen. Der aktuelle Nackte-Kinderbilder-Fall
bestätigt das nur noch einmal.
Welcher Depp ist
eigentlich für Polizei und Co zuständig?
Ach ja, der Innenminister. Das war jahrelang Herr Friedrich aus der CSU…
Da schließt sich dann der Kreis wieder.
Ach ja, der Innenminister. Das war jahrelang Herr Friedrich aus der CSU…
Da schließt sich dann der Kreis wieder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen